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Autor Thema: Das liederliche Spiel  (Gelesen 88600 mal)

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Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #60 am: 07.11.2010, 21:11:37 »
Einen Moment blickt Hong verdutzt auf die Gebrüder Gang. Er hatte damit gerechnet ihren Schlägen ausweichen zu müssen, doch nun standen sie wie einfältige Idioten da und lauschten der Musik. "Wiedernatürliche Zauberei! Es gibt also einen guten Grund Mako einzusperren." Furcht vor der unbekannten Macht breitete sich in Hong aus und liess seine Körperhaare aufstellen. Mit finsterer Miene starrte er auf Makao und fletschte wie ein Tier die Zähne. Sein Körper ging in die Hocke, die Muskeln spannten sich sprungbereit. Nur dass er sich mit seiner rechten Faust auf dem Boden abstützte, verriet, dass er nicht gleich dem Barden an die Kehle springen wollte.

Danshi beobachtet währenddessen nur interessiert die Gaan und seine Mitgefangenen. Er sieht nicht so aus, als wollte er an der Wette partizipieren. Er scheint eher die Teilnehmer abzuschätzen.

Man sah Mako an, dass er vollends zufrieden mit der Wirkung seiner Musik war. Leicht amüsiert betrachtete er auch Hong.
"Ruhig", flüsterte er ihm zu, um die beiden Gan möglichst wenig von seinem Yueqinspiel abzulenken. "Du hast dicke Muskeln, ich spiel schöne Lieder. Nichts Ungewöhnliches oder? Außerdem habe ich wirklich kein Interesse an einer Wunscherfüllung. Jemand von euch sollte zur Tür gehen, die Beiden werden euch nichts tun, wenn ihr ihnen nichts tut."

Und so lauschen die beiden Gan bedächtig, während scheinbar auch jeder andere von dem außergewöhnlichen Spiel des Mako Jinsei gefangen scheint. Die beiden Gan lächeln sich vergnügt zu und schwanken leicht zu der Musik und versuchen inzwischen gar bestimmte Passagen mitzusummen, obgleich es ihnen nicht wirklich gelingen mag. Ihre Füße stehen jedoch noch immer fest auf dem kalten Marmorboden und noch immer kann die feucht-drückende Luft des Kellergewölbes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Denunzianten sich immer noch auf in einem Gefängnis befinden.

Derweil ertönt auch ein dumpfer Aufprall, welcher die Musik Makos fast zu zu verschlucken scheint. Die Betrachter erkennen, dass Zhào Làn einfach umgefallen ist und nun in unbequemer Pose auf dem Teppich liegt, leblos.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #61 am: 07.11.2010, 21:12:54 »
Milde erstaunt dreht Danshi den Kopf, als die Halbelbin zu Boden sinkt. Er hat sich in der Vergangenheit darin trainiert, zuerst zu beobachten, ohne zu beurteilen, um nicht voreilige Schlüße zu ziehen. Gerade jetzt würden sich Interpretationen aufdrängen: ein Bluff oder war vielleicht Gift im Becher?.

Sehr genau betrachtet er Zhào Làn. Sind ihre Augen zu erkennen? Bewegt sie sich? Hebt und senkt sich der Brustkorb?

Doch nichts dergleich! Danshi hat noch nicht erlebt, dass sich jemand bewusst so leblos geben kann. Die Halbelbin versucht keineswegs die Gaan zu täuschen. Mühsam erhebt sich der alte Mann, um nach der Halbelbin zu sehen.

Erstaunt schaute Lu Chieng zu der bisher so ruhigen Halbelfen.

"Was zum Henker ist denn hier los?" fragt er sich bevor er ein paar Schritte in Richtung von Sūn Ai macht, sollten sich die beiden Brüder von Zhào Làn ablenken lassen würde es aus diesem Winkel einfacher sein zur Tür vorzudringen.

Hong's Kopf schnellte herum als er den Aufprall hörte. Verstört weiten sich seine Augen beim Anblick der leblos daliegenden. "Hat mich der Barde angegriffen, doch statt mir das Mädchen getroffen?" Mit einem Ruck brachte er seinen Kopf und so seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Hier stimmte vieles nicht. So wie er die Bewegung von Lu Chiueng in seinem Rücken spürte, sprang er auf, gedräng vom Wunsch in Sicherheit zu kommen. Wie ein Hase sprang er im Zick Zack um die beiden Brüder herum zur Tür, die Hand nach dem Griff ausgestreckt. Doch kurz bevor er den Griff berührte zögerte er. "Ist auch dies eine Falle?" Hong warf einen letzten Blick über die Schulter zu seinen Mitgefangenen, ob ihm von diesen eine Gefahr drohte, unentschlossen ob er sich in die Ungewissheit retten muss oder mit dem Kopf voran in eine Falle tappen würde.

Sūn Ai machte sich gerade bereit in Aktion zu treten und gemütlich zur Tür zulaufen, da die Gaan wohl abgelenkt waren, durch Mako, da brach Zhào Làn zusammen. Die Fertigkeit von Mako störte sie nicht sonderlich, immerhin war sie selbst in der Lage, Taten zu vollbringen, vor denen das gemeine Volk Angst hatte. Ihr Beime bewegte sich gerade zur Linken von Mako, als die Halbelbin plötzlich auf den Boden viel und sofort machte Ai eine Drehung auf der Stelle und änderte ihre Richtung zu der zweiten Frau im Raum. "Was ist wohl geschehen?" Dachte sie sich kurz bevor sie sich zu Zhào Làn hockte und sie betrachtete.

Während Zhào Làn noch ein leichtes Röcheln und unerwartetes Röcheln von sich gab, fiel Sūn Ai der fiebrige Glanz auf der Haut der Halbelbin auf.
Unterdessen zuckten die Ganbrüder kurz mit ihren Schlaginstrumenten, ein Zeichen der Versuchs sich gegen den Einfluss der Musik zu wehren, doch dann war Hong Gil-dong bereits vorbei. Scheinbar gelöst tänzelten die beiden dicklichen Gestalten mit den hohen Stimmen hin und her und wechselten dabei die Position mit einem vergnügten Grunzen "Komm Bruder, lass uns tanzen. Und auch ihr!", befahl der rote Gan säuselnd, "schwingt das Bein, als gäbe es kein Morgen." So reagierten sie auch nicht darauf, dass Lu Chieng sich in aussichtsreiche Position brachte.
Xū Dǎnshí musste derweil feststellen, dass es kein Trick der Halbelbin war, zusätzlich die Gan abzulenken, auch er erkannte den fiebrigen Glanz auf ihrer Haut.
War es wirklich Gift?

Nach Odas Ansprache geschah sovieles das er nicht richtig einordnen konnte. Alles passierte so schnell. Nutz die Gelegenheit. Na los. RENN!Oda schüttelte den Kopf. Irgendetwas stimmte hier nicht. Erst das schnelle Angebot dann das eine Person plötzlich umkippte, aber dennoch setzte er sich in Bewegung. Wir werden ja nun sehen was passiert wenn wir vorher ankommen. Das seltsame gebaren der Gebrüder interessierte ihn dabei nur mäßig.

Während er zu Zhào Làn geht, zieht er eine kleine Phiole aus einer Tasche seines Gewandes. Er kniet sich neben die Halbelbin. Seine Gelenke knacken vernehmlich, doch er lässt sich nichts anmerken. Er öffnet ihr den Kiefer und flöst ihr die unangenehm riechende Flüssigkeit ein. "Das war ein Gegengift. Wenn Ihr etwas von Giften versteht, dann steht mir bei. Ansonsten nutzt die Gelegenheit und bewegt Euch zur Tür., flüstert er seinen Gefährten zu. Keine Notwendigkeit seinen eigenen Trick zu vergeuden, wenn es Makos ebenfalls tut.

Leider musste der alte Beamte feststellen, dass Gegengift und eine solche Voraussicht nicht immer reichten, denn das Gegengift wollte nicht helfen. Das lag vor allem daran, dass er bei der Halbelbin keinen Schluckreflex auslösen konnte. So lief eine gewisse Menge des Gegengiftes wieder aus dem Mundwinkeln der Halbelbe. Vielleicht konnte ein wenig heilkundiger Sachverstand sie jetzt noch retten?
Xū Dǎnshí musste sie berühren und es fiel ihm auf, dass sie sehr kühl, wahrlich unterkühlt war und auch auf ihrer Hand war der leichte, nasskalte Schweißfilm zu spüren. Körperliche Regungen konnte Xū Dǎnshí so nicht heraufbeschwören. Die Halbelbin lag nun wie ein nasser Sack in seinen Armen.
Oda Zektau konnte derweil die Ablenkung der Gan ausnutzen und sich der Tür nähern.
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Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #62 am: 07.11.2010, 21:14:06 »
Hong's Hand reckte nach dem Türgriff. Ein Schulterblick sagte ihm, dass Oda und Lu Chieng vermutlich mitziehen, wenn er in den Gang tritt. Sūn Ai und und Xū Dǎnshí würden vermutlich hierbleiben, Zhào Làn sowieso. Nur bei Mako Jinsei mit seiner Hexerei war er unschlüssig. Doch es bot sich die Gelegenheit zu einem Blick auf den Gang, eventuell auch zur Flucht. Ravia mochte ihn verfluchen, wenn er es nicht wenigstens für einen Moment versuchte. Einen Augenblick zögerte er noch mit dem Herunterdrücken der Türfalle, damit er sich sicher sein konnte, dass zumindest einer von ihnen ihm folgen würde.

Die zwei hatten wohl nicht gedacht, dass wir ihre Aufgabe so leicht lösen, dachte Mako, während sich die anderen mehr oder weniger vorsichtig der Tür näherten. Die Gan wurden etwas aufmerksamer, aber darauf war der Barde vorbereitet. Er spielte eine besonders geniale Akkordabfolge, die die Gan sofort wieder in den Bann zog.
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Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #63 am: 07.11.2010, 21:34:50 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Mako Jinsei traf die richtigen Töne, denn die Gan weinten weiter vor Freunde und schaukelten jetzt wie wild zu der Melodie, als wollten sie ihren Ausspruch, dass es kein Morgen mehr gäbe, unterstreichen. Sie würden bis zum Tode tanzen, wenn Mako das von ihnen wollte. Seine Musik hatte sie dermaßen gefügig gemacht, dass sie ihm im Moment wohl blind in den Tod folgen würden oder noch in schlimmere Schicksale. Der Barde beherrschte die Magie der Musik in den Augen der beiden Brüder so sehr, dass es keinen Zweifel an der erhabenen Gestalt Makos geben konnte. Je herrlicher die Musik wurde, desto gefügsamer wurden sie und als die Musik ihren Höhepunkt erreichte, ließen sie nicht etwa einfach nach. Nein, voller Ehrerbietung ließen sie sich auf die Knie fallen und schwiegen mit feuchten Augen voller Erstaunen, Verwunderung. Sie fühlten sich so in Extase, als hätten sie die Erleuchtung erfahren.

Diesen Moment wusste Hong zu nutzen und so leitete er die gleichzeitige Berührung der Tür ein. Und es gelang, Oda Zektau, Lu Chieng und Hong Gil-dong berührten die Tür annähernd im selben Moment und Mako ließ die Musik verklingen. Doch die Wirkung schien nicht von den beiden Brüdern zu weichen, stattdessen vollführten sie vor Mako den Kotau und blieben in kniender Haltung. Der rote Gan säuselte fast ärgerlich, doch ehrfürchtig, in seiner bekannt hohen Stimmlage. "Ihr habt uns tatsächlich überlistet. Ihr müsst ein Dämon oder ein niederträchtiger Teufel sein."
Der blaue Gan fügte fast singend mit seiner ähnlichen Stimme an. "Oder ihr seid ein Engel, ein Wesen des Himmels. So schön eure Musik war, könnt ihr kein Dämon oder kein Teufel sein."
"Und keine becircende Frau.", sagte der rote Gan.

"Drei von euch haben die Tür erreicht. Drei Wünsche zu den bekannten Konditionen stehen euch damit frei." Die beiden Gan erhoben sich wieder und steckten ihre Schlaginstrumente weg. Sie hielten den Blick vor Mako gesenkt. Ihr Selbstbewusstsein war im Sturm der Musik weggeweht worden und sie waren jetzt klein und zerbrechlich. Sie wirkten jetzt, wie übergroße und etwas dickliche Kinder. Es war mehr ihr Wesen, denn das des Furcht erregenden Kriegers. Die Musik hatte ihre wahre Gestalt enthüllt.
"Wir werden jetzt gleich gehen. Doch seid euch bewusst, dass wir um eure kranke Gefährtin trauern. Äußert eure Wünsche und wir werden gehen." Alle Worte waren vom blauen Gan gesprochen worden, sein Zwillingsbruder fügte noch an.
"Äußert sie schnell, und eurer Gefährtin wird vielleicht noch geholfen werden können. Wir schicken den Heiler."

Und so war es geschafft, man hatte die beiden Gan ausgetrickst und die Herausforderung der List bewältigt. Doch Zhào Làn lag noch immer am Boden und es stand nicht gut um sie. Was würden die Denunzianten jetzt tun? Was und wen würden sie fordern? Kam jetzt doch endlich Bewegung in ihre merkwürdige Situation?
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Lu Chieng

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Das liederliche Spiel
« Antwort #64 am: 08.11.2010, 20:53:12 »
"Nun denn wenn es nach mir geht, wünsche ich Zázhǒng zu sprechen. Auf ein weiches Kissen kann ich vorerst verzichten."

Besorgt drehte er sich um und betrachtet, dass durcheinander um die zusammengebrochene Halbelbin.

"Was wird hier gespielt?" dachte Lu Chieng bei sich. Alle hatten vom gleichen Tee getrunken, Gift schien also nicht wirklich in Frage zu kommen. Außer vielleicht es war in der geringen Körpergröße der Halbelbin und dem geringen Gewicht verschuldet, dass es bei ihr am schnellsten wirkte. Besorgt schaute er gen Wand um zu testend ob das Bild schon vor seinen Augen verschwamm.
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Hong Gil-dong

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Das liederliche Spiel
« Antwort #65 am: 08.11.2010, 21:31:19 »
Eigentlich wollte Hong auf einem angenehmeren Schlafplatz bestehen. Doch ein Blick auf die Halbelbin eröffnete ihm eine andere Perspektive. Es war zwar schade um die zierliche Person, doch wenn sie hier war, hatte sie vielleicht etwas ausgefressen. Und sie war eine Priesterin. An deren Händen klebt immer Blut. Die Erinnerung an vergangene Schmerzen wuschen das Mitleid mit ihr aus Hong's Gefühlswelt und er konzentrierte sich auf seine eigene Situation.
"Die Gesellschaft von Eunuchen scheint ganz angenehm," meinte Hong mit einem hämischen Grinsen, "Ich möchte nur zu gerne das Gesicht von Boss sehen und seinem Zähneknirschen horchen, wenn er erklärt, wie jemand in den Palast eingedrungen sein sollte. Ja, ich glaube ein Besuch von Boss wird mir den Tag versüssen."

Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Sūn Ai

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Das liederliche Spiel
« Antwort #66 am: 08.11.2010, 23:40:52 »
Sūn Ai hockte immernoch wie angewurzelt bei der jungen Halbelbin. Sie hatte mitbekommen wie Xū Dǎnshí ihr das Gegengift einflößte und genauso merkte sie, wie es keine Wirkung zeigte. Ai war keine Heilerin, sie hatte keinerlei Verständnis der Medizin. In ihrem Kopf phantasierte sie von unzähligen Möglichkeiten, helfen tat ihr das aber nicht. Ihr Blick wanderte immerwieder zur Tür und sie überlegte, ob es nicht doch schlauer war, erst dieses Problem in Angriff zunehmen. Ihr Wunsche konnte ja vielleicht sogar mit dem zweiten Problem helfen. Als sie sich jedoch endlich entschlossen hatte, war es bereits zu spät. Daher verharrte sie weiterhin still, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, ertappt zu werden, zu langsam gehandelt zu haben. Ihr Blick wandert nocheinmal auf Zhào Làn, ob sich ihre Situation verändert hatte. Ai's Stimmung lockerte sich erst auf, als die Gan Brüder selbst den Besuch des Heilers vorschlugen, daher bannten sich ihre Blicke gespannt auf die 3 anscheinenden Sieger der Herausforderung. Die junge Dame hoffte für die verbleibende andere Dame, dass die 3 sich schnell für eine Belohnung entscheiden würden. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt Zhào Làn. Der Fakt dass sie eine Gelegenheit , eine leichte Gelegenheit, verpasst hatte, sich einen Vorteil zu verschaffen, kümmerte sie im Moment kein Stück.

Mako Jinsei

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Das liederliche Spiel
« Antwort #67 am: 09.11.2010, 15:41:28 »
Mako ließ seine Melodie angenehm ausklingen.
"Das war nichts weiter als schöne Musik", antwortete er den überlisteten Brüdern. "Jeder der ein Instrument meisterhaft beherrscht könnte seine Zuhörer "verzaubern". Ich bin weder Engel noch Teufel, aber danke für das Lob. Und in Zukunft solltet ihr mutmaßliche Mörder nicht unterschätzen.", fügte er mit einem Zwinkern hinzu.

Da er sich während seines Spiels ganz auf seine Mondzither und die beiden Gan konzentriert hatte, bemerkte er die bewusstlose (oder tote?) Zhào Làn am Boden liegen. Ihm wurde sehr unwohl bei dem Anblick, dachte er doch, hier in einem verschlossenem Gefängnis sei er sicher. Entweder wurde sie vergiftet, dann wären die Anderen auch in Gefahr, oder sie war bereits krank, als sie hier ankam, dann hätten die Anderen sich anstecken können.
Mako versuchte aber sich nichts von seiner Beunruhigung anmerken zu lassen[1] und sagte schlicht:
"Oh!" Was in anbetracht der Situation sicher nicht der intelligenteste Kommentar war.
 1. Bluffen: 28
"An einem edlen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter." -Konfuzius

Oda Zektau

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Das liederliche Spiel
« Antwort #68 am: 10.11.2010, 13:19:29 »
Schließtlich berührte Oda die Tür und konnte sich in diesem Moment ein Grinsen nicht verkneifen. Diese Herausforderung war ja viel zu einfach, viel einfacher als er zunächst gedacht hatte. Er betrachtete Mako mit einem misstrauischen Blick. War das Magie? Oder ist er wirklich ein Dämon?
Oda selbst war wild entschlossen seine Kräfte nicht zu offenbaren, das Risiko war ihm einfach zu groß.
Nur was sollte er sich wünschen? Eigentlich war es nicht so schwer, nach der Hektik krempelte er seine Ärmel zurück und das Grinsen verschwand so schnell es gekommen war und wich einem gemäßigten Gesichtsausdruck.
"Mein Wunsch ist es meine Arbeit fortsetzen zu können. Dafür würde ich meine Werkbank und mein Werkzeug benötigen. Dies ist aktuell mein einziges Begehr."

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #69 am: 10.11.2010, 14:01:07 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Die beiden Gebrüder nickten bedächtig, aber wollten sich mit Makos beschwichtigenden Worten nicht zufrieden geben. Unisono erklärten sie, nochmals angestachelt von der Inbrunst und vielleicht etwas Sehnsucht, die Musik eines Tages wieder zu hören. "Nein, Dämon! Nein, Engel! Das ist nichts Gewöhnliches. Der Gan Ohren haben vielerlei gehört, doch dieses ist nicht erreicht und wird wohl auch nicht." Beide verneigten sich noch einmal tief vor der Person, die sich nicht einschätzen konnten und die sie doch so offenkundig bewunderten. Der Rote sagte schließlich. "Ich weiß, was ihr seid. Das ihr nur sein könnt. Halb Engel, halb Dämon oder Teufel, mögen sich noch andere Dinge in euch mischen, sie sind nur gering. Eure Worte sind bescheiden, wie die eines Engels, aber euer Spiel so Furcht einflößend wie ein Teufel. Ihr müsst ein Konkordant[1] sein! Ja, das seid ihr. Wir beneiden und bewundern euch gleichermaßen, Mako Xiansheng."

Eine weitere Verbegung folgte, dann drängten sich die beiden dicklichen Soldaten des Generals des Nordens sich an den Denunzianten vorbei zur Tür. "Wir werden eure Wünsche vermitteln und das Wunder eures Erfolges über unseren Scharfsinn anpreisen. Der Hofweise und der General werden höchst erfreut sein."
Sie öffneten die Tür und während sie sich schloß, durchdrangen letzte Worte die Tür. "Der Heiler wird gleich bei euch sein." Dann waren die beiden dicken Männer verschwunden und Stille kehrte wieder ein.

Nur einige Minuten später kam ein völlig verschwitzter Mann in schwarzen Gewändern in den Raum gestürmt. Seine Haare waren schon einige Zeit gewichen und seine Haut lag scheinbar ein gefalteten Schichten übereinander. Die kleine, gebeugte Gestalt war übersäht mit Altersflecken, doch kleine, grüne Knopfaugen zeigten einen aufmerksamen Geist. Obgleich er Ähnlichkeit zu den Männern aus Chuang aufwies, unterschied sich seine Augenpartie deutlich. Etwas Fremdartiges lag in seinen Zügen, jedoch schwer zu greifen. "Ich bin Ushida. Ich bin Heiler."
Noch während er seine kurze Begrüßungsformel mit einer wenig huldvollen und stocksteifen Verbeugungsandeutung vollendete, kamen zwei dieser namenlosen, geradezu gleichgesichten Wachmänner in den Raum und bewachten die Tür.

Der kleine Ushida kniete sich nieder zu der Halbelbin und holte ein kleines Täschen aus seinen weit geschnittenen, schwarzen und äußerst schmucklosen Gewändern hervor. Vorsichtig betastete er das Handgelenk der Halbelbin, strich sanft über ihre Stirn mit dem Handrücken seiner rechten Hand, legte ein Ohr an ihre Lippen und an ihre Brust, hielt ihr für einen sehr kurzen Moment die Nase zu und gab ihr ein, zwei leichte Schläge mit der flachen Hand auf die Wangen. "Mhm." Der kleine Mann war augenscheinlich kann man vieler Worte und begleitete seine eigenen Taten nicht mit erläuternden Worten, wie viele andere Heiler es sich zur Angewohnheit machten. "Mhm."
Sanft strich er ihr über die Lippen, drückte dann in die Wangen und unter die Kiefer und öffnete den Mund, sah, dass die Zunge angeschwollen war und der Halbelbin die Luft abgedrückt hatte. Der Heiler mahnte sich nicht zur Eile und fühlte stattdessen nach ihrem Hals, nochmals mit dem Handrücken über die Stirn und schloss der Halbelbin dann das halb offene Augenlid des linken Auges.
Mit wenigen, augenscheinlich geschulten, Handgriffen verschloss er wieder sein Mäppchen und ließ es wieder in seiner Kleidung verschwinden. Er stand auf und deuteten den Wachmännern an, sich die Halbelbin zu packen.
"Es ist gut für euch." Ushida, der eigentlich ein wenig kauzig aussah und trotz seiner faltigen Haut und der Alterflecken alles andere als von strenger Natur auf den ersten Blick zu sein schien, zeigte nun eine ungewöhnliche Strenge in seinen Handbewegungen und eine beißende Kälte in seinen Worten. "Sie hat sich mit Gift selbst gerichtet. Das wird euren Fall erleichtern. Vielleicht war sie die Mörderin."
Die beiden Wachen hoben die Tote an und trugen sie aus dem Raum. "Wenn ihr mir nicht glaubt, könnt ihr sie auch nochmal selbst untersuchen. Sie hat sich ein Nervengift verabreicht, oder es wurde ihr verabreicht. Das wird zu untersuchen sein. Noch Fragen?"
Der kleine Ushida blickte die Denunzianten ungeduldig an und winkte dann ab. "Oder es ist auch schlecht für euch. Wenn sie die Mörderin war, kann sie es jetzt wohl nicht mehr zugeben, was?"
 1. Wissen (Die Ebenen) oder Wissen (Religion)
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Xū Dǎnshí

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« Antwort #70 am: 12.11.2010, 13:03:58 »
Danshi lässt den Blick nicht von der Sun Ai und hört kaum auf die Gebrüder Gaan. Doch andererseits fässt er sie auch nicht an. Er sieht sie nur mit mitleidiger Miene an. Der Arzt kommt und rückt etwas zur Seite. Während er sie untersucht, hält er sie, öffnet ihr den Mund und die Augen. Als der Arzt den Tod der halbelbin verkündet, schließt er kurz die Augen und atmet betont aus. "Welche Tragödie, dass ein so junges Leben vergeudet wurde.", sagt er. Eine einzelne Träne rinnt ihm über die Wange, doch seine Stimme bleibt kräftig.

"Ihr habt zuerst gesagt, dass sie sich selbst gerichtet hat. Wie kamt Ihr darauf, dass sie es sich selbst verabreicht hat?", fragt der alte Mann. Er beschreibt die Symptome eines giftes schlüßig. Andererseits ging mir die Untersuchung zu routiniert und zu schnell und er wirkt glatt, wie ein Aal. Ich habe kein gutes Gefühl, was den Arzt anbelangt.

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #71 am: 15.11.2010, 08:30:01 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Der Heilkundige blickte Xū Dǎnshí prüfend, abwägend an und rümpfte kurz die Nase. "Nun, werter Xū, es ist wie folgt." Er holte mit vielleicht etwas übertrieben großer Geste aus und fuhr dann fort. "Ihr alle lebt noch, das schließt beinahe aus, dass ihr alle vergiftet worden seid, zumindest klagt ihr nicht über Unwohlsein. Und ihr könntet mir auch gar nichts vor machen, denn mein geschultes Auge erkennt eine Vergiftung, wenn sie stattgefunden hat." Sein Blick nahm fast etwas Pikiertes an, als würde er in Dǎnshís Worten Zweifel an seinen Fähigkeiten erkannt haben, zumindest scheint er sich diese Zweifel einzubilden.
"Dementsprechend bliebe nur über, dass jemand von euch oder sie sich selbst vergiftet hat. Ich könnte weder das eine, noch das andere im Moment, ohne einen Zweifel zu hinterlassen, beweisen. Das ist soweit richtig, aber ich traue euch allen einfach zu, nicht so dumm zu sein, und eine Mitgefangene umzubringen und damit die Chancen auf eure Freilassung zu verringern oder gar zu vernichten. Nein. Ihr seid sicherlich alle nicht die Erleuchteten persönlich gewesen, sodass ihr hier gelandet seid, jedoch so dumm seid ihr wahrlich nicht."

Der Arzt nickte entschlossen und überprüfte akribisch den Sitz seiner Amtskleidung. Einer der Wachmänner, ein Mann mit schelmischen Blick und kleiner verknorpelter Nase wagte es, sich in das Gespräch einzumischen, nachdem er wieder in den Raum gekommen war. "Durchsucht sie. Wenn sie sich selbst vergiftet hat, wird sie eine Phiole oder dergleichen bei sich haben. Natürlich könnte sie giftige Lebensmittel gegessen haben oder ein giftiges Pflanzenteil, aber das werden dann spätestens die Männer bei der Nekropsie[1] erkennen." Der Wachmann stand jetzt bei der Tür und wartete darauf, dass der Arzt das rot marmorierte Gefängnis verließ. Dieser wartete jedoch, mit etwas trotzigem Gesichtsausdruck, darauf, dass noch Reaktionen von den Denunzianten kamen.
 1. Ist quasi derselbe Begriff wie Obduktion oder Autopsie, wird jedoch normalerweise bei Tieren verwendet.
« Letzte Änderung: 15.11.2010, 10:22:24 von Menthir »
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Xū Dǎnshí

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« Antwort #72 am: 15.11.2010, 10:37:18 »
"Dann durchsuche ich sie, wie Ihr sagt, und hoffe, dass Ihr Recht habt. Wenn es eine Phiole gibt, dann möchte ich davon ausgehen, dass sie sich selbst vergiftet hat", mühsam steigt der alte Mann auf und bewegt sich langsam auf die Halbelbin zu. Gerade, als die Halbelbin zusammensackte, zeigte sich noch, wie schnell und behände Danshi noch war, nun schien er um Jahre gealtert. Sehr gründlich durchfahren seine Händen die Gewänder der Halbelbin[1].

"Es bleibt noch immer die Möglichkeit dass das Gift im Becher war. Doch es macht wenig Sinn, denn der Attentäter hatte kaum ahnen können, wer den vergifteten Becher erwischt. Niemand hätte etwas davon, wahllos einen Gefangenen zu vergiften - außer vielleicht dem Sadisten.", dachte er sich während der Suche. Er runzelte die Stirn, als er seine Gedanken weiter spinnen ließ.

"Warum hat die Halbelbin das Gift in jenem Moment geschluckt? Mir kommt kein anderer Gedanke, als dass sie dem Besuch entkommen wollte. Vielleicht wollte sie nur von der Aufgabe ablenken und hat sich versehentlich tödlich vergiftet? Vielleicht hatte sie auch Angst, die Mitgefangenen würden jemanden verlangen, der sie belastet? Diese Gedanken sind natürlich nur gültig, wenn das Gift augenblicklich wirkt. Sie kann es auch schon früher genommen haben, als es noch gar nicht klar war, dass die Gebrüder Gaan kommen und die Aufgabe stellen werden. Sicher ist, dass Ihr Tod mysteriös ist und sicherlich nicht durch eine einfache Erklärung zufriedenstellend gelöst werden kann.".

"Hm... werter Ushida, wenn ich aus Eurem zweifellos reichhaltigen Wissen schöpfen dürfte. Was glaubt Ihr, wie schnell das Gift gewirkt haben muss, nachdem es eingenommen wurde?". Natürlich war es Danshi bewusst, dass er der Antwort nich unbedingt trauen dürfte.
 1. Search Take 20
« Letzte Änderung: 15.11.2010, 10:39:06 von Xū Dǎnshí »

Menthir

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« Antwort #73 am: 15.11.2010, 11:09:30 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Der Wachmann hörte den Worten Xū Dǎnshís zu und nickte dann, woraufhin er den Raum verließ und nur wenige Sekunden später mit dem Leichnam, getragen von ihm und von dem zweiten Wächter, wieder in den Raum kam. Sie legten sie auf dem Teppich nieder, damit der alte Beamte mit der Untersuchung der Leiche beginnen konnte. Während er sich der langwierigen, weil sorgfältigen, Suche hingab, nutzte der fremdländische Arzt die Zeit, eine Antwort zu geben. Seine Miene hatte sich dabei wieder aufgehellt, nachdem Xū Dǎnshí zumindest durch sein Wort dessen Fähigkeiten anerkannte. Balsam auf des eitlen Arztes Wunden, welche in seinen Stolz getrieben worden waren. Wohl nicht nur durch Xū.
"Das ist meiner Meinung nach ein äußerst wirkungsvolles Schlangengift. Vielleicht das einer Grubenotter, vielleicht das einer Wū-Viper[1], obschon das sehr ungewöhnlich wäre, beißt diese Schlange doch nie Menschen und hält sich meist von ihnen fern, aber wenn man ihr Gift dennoch unter Absicht gewonnen hat möglich."

Xū Dǎnshí wurde in der Tat fündig und fand in einer Falte ihres Gewandes, in welchem eine versteckte Tasche eingenäht war, ein beinahe leere Phiole mit einer gelblich-transparenten Flüssigkeit, welche zumindest dickflüssiger als Wasser war. Zudem lag in dieser Tasche eine Spritze, eine Gerätschaft, welche Xū Dǎnshí bereits in seiner Provinz gesehen hatte. Ärzte, welche sich nicht an klassische Heilkunde orientierten und neue Wege beschritten, schworen auf dieses Werkzeug und allerlei Heilmittel, die sie direkt damit verabreichen konnten. Vor allem ein Segen bei Patienten, die durch das Anschwellen des Rachenraumes nicht mehr schlucken konnten. Scheinbar konnte man dieses Werkzeug natürlich auch für das Gegenteil missbrauchen.
"Ich denke, je nachdem wie groß die Dosierung war, wird dies ein paar schmerzvolle Minuten gedauert haben. Sie muss qualvolle Schmerzen erlitten haben und sich tapfer gegen die Schmerzen gewehrt haben."
Der alte Beamte aus Cui Bao betastete die Tasche weiter, und sah dabei, dass die Spritze abgebrochen war. Beinahe stach er sich an dem abgebrochenen Stück, welches kaum sichtbar durch die Tasche gedrückt war. Xū Dǎnshí spürte, dass es direkt darunter geschwollen war und als er leicht die Schwellung drückte, Blut in die Tasche lief. Ein Gewebe zerstörendes Gift. In der Spritze, das konnte der alte Mann zweifelsohne sehen, befand sich noch die halbe Füllung des Giftes.
"Und?" Ushidas Stimme klang beinahe etwas neugierig. "Was habt ihr gefunden?" Er fragte, als er sah, dass Xū Dǎnshí an einer Stelle mit seiner Suche verharrte.

Im Hintergrund stand der Wachmann mit der knorpeligen Nase und seinem schelmischen Gesichtsausdruck und beobachtete die Szenerie und schaute dann forschend zu den anderen Denunzianten.
 1. entspricht der Fea-Viper
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Xū Dǎnshí

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Das liederliche Spiel
« Antwort #74 am: 15.11.2010, 23:18:29 »
Wie gut, dass Danshi so bedächtig und aufmerksam zu Werk ging. Es wäre ihm übel ergangen, hätte er sich versehentlich an der Kanüle gestochen. Was er entdeckte, warf eine ganz anderes Licht auf die Sache.

Danshi zog die Spritze aus dem Gewand der Halbelbin und zeigte sie dem Arzt. "Ich habe diese Spritze in ihrer Tasche gefunden. Seht Ihr, sie ist etwa zur Hälfte mit einer zähen Flüssigkeit gefüllt, der Kolben ist halb heruntergedrückt. Die Kanüle ist abgebrochen. Das andere Stück steckt in ihrem Fleisch. Für mich bleibt kaum eine andere Erklärung übrig, als dass sie sich versehentlich selbst vergiftete, als sie sich setzte. Sie muss sich die Spritze ins eigene Fleisch gedrückt haben und die Kanüle ist abgebrochen, als die Spritze vom Körper weggedrückt wurde...", sagte er. ...fraglich bleibt nur, wie sie die Spritze ins Gefängnis einschmuggeln konnte. Und natürlich auch, wofür sie sie verwenden wollte. Eine Spritze mit Gift ist eine fast perfekte Mordwaffe. Tödlich und unauffällig - hinterlässt nur einen Einstich, kaum größer als ein Mückenstich., fügt er in Gedanken hinzu.

Der Fund ließ Danshi verwundert und verwirrt zurück. Er hatte nicht vermutet, dass die Halbelbin mit Gift hantieren könnte. Natürlich würde dies sehr eindeutig für verschiedene Interpretationen sprechen. Andererseits hielt er es noch immer zu früh, sich ein abschließendes Urteil über die Halbelbin zu bilden. Da sie kaum noch mit ihm sprechen würde, würde er es vielleicht nie können. Man sollte nicht übel über die Verstorbenen reden. Für seine Sache war es ohnehin unerheblich.
« Letzte Änderung: 15.11.2010, 23:24:29 von Xū Dǎnshí »

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