01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher NachmittagDie beiden Gebrüder nickten bedächtig, aber wollten sich mit Makos beschwichtigenden Worten nicht zufrieden geben. Unisono erklärten sie, nochmals angestachelt von der Inbrunst und vielleicht etwas Sehnsucht, die Musik eines Tages wieder zu hören.
"Nein, Dämon! Nein, Engel! Das ist nichts Gewöhnliches. Der Gan Ohren haben vielerlei gehört, doch dieses ist nicht erreicht und wird wohl auch nicht." Beide verneigten sich noch einmal tief vor der Person, die sich nicht einschätzen konnten und die sie doch so offenkundig bewunderten. Der Rote sagte schließlich. "
Ich weiß, was ihr seid. Das ihr nur sein könnt. Halb Engel, halb Dämon oder Teufel, mögen sich noch andere Dinge in euch mischen, sie sind nur gering. Eure Worte sind bescheiden, wie die eines Engels, aber euer Spiel so Furcht einflößend wie ein Teufel. Ihr müsst ein Konkordant[1] sein! Ja, das seid ihr. Wir beneiden und bewundern euch gleichermaßen, Mako Xiansheng."Eine weitere Verbegung folgte, dann drängten sich die beiden dicklichen Soldaten des Generals des Nordens sich an den Denunzianten vorbei zur Tür.
"Wir werden eure Wünsche vermitteln und das Wunder eures Erfolges über unseren Scharfsinn anpreisen. Der Hofweise und der General werden höchst erfreut sein."Sie öffneten die Tür und während sie sich schloß, durchdrangen letzte Worte die Tür.
"Der Heiler wird gleich bei euch sein." Dann waren die beiden dicken Männer verschwunden und Stille kehrte wieder ein.
Nur einige Minuten später kam ein völlig verschwitzter Mann in schwarzen Gewändern in den Raum gestürmt. Seine Haare waren schon einige Zeit gewichen und seine Haut lag scheinbar ein gefalteten Schichten übereinander. Die kleine, gebeugte Gestalt war übersäht mit Altersflecken, doch kleine, grüne Knopfaugen zeigten einen aufmerksamen Geist. Obgleich er Ähnlichkeit zu den Männern aus Chuang aufwies, unterschied sich seine Augenpartie deutlich. Etwas Fremdartiges lag in seinen Zügen, jedoch schwer zu greifen.
"Ich bin Ushida. Ich bin Heiler."Noch während er seine kurze Begrüßungsformel mit einer wenig huldvollen und stocksteifen Verbeugungsandeutung vollendete, kamen zwei dieser namenlosen, geradezu gleichgesichten Wachmänner in den Raum und bewachten die Tür.
Der kleine Ushida kniete sich nieder zu der Halbelbin und holte ein kleines Täschen aus seinen weit geschnittenen, schwarzen und äußerst schmucklosen Gewändern hervor. Vorsichtig betastete er das Handgelenk der Halbelbin, strich sanft über ihre Stirn mit dem Handrücken seiner rechten Hand, legte ein Ohr an ihre Lippen und an ihre Brust, hielt ihr für einen sehr kurzen Moment die Nase zu und gab ihr ein, zwei leichte Schläge mit der flachen Hand auf die Wangen.
"Mhm." Der kleine Mann war augenscheinlich kann man vieler Worte und begleitete seine eigenen Taten nicht mit erläuternden Worten, wie viele andere Heiler es sich zur Angewohnheit machten.
"Mhm."Sanft strich er ihr über die Lippen, drückte dann in die Wangen und unter die Kiefer und öffnete den Mund, sah, dass die Zunge angeschwollen war und der Halbelbin die Luft abgedrückt hatte. Der Heiler mahnte sich nicht zur Eile und fühlte stattdessen nach ihrem Hals, nochmals mit dem Handrücken über die Stirn und schloss der Halbelbin dann das halb offene Augenlid des linken Auges.
Mit wenigen, augenscheinlich geschulten, Handgriffen verschloss er wieder sein Mäppchen und ließ es wieder in seiner Kleidung verschwinden. Er stand auf und deuteten den Wachmännern an, sich die Halbelbin zu packen.
"Es ist gut für euch." Ushida, der eigentlich ein wenig kauzig aussah und trotz seiner faltigen Haut und der Alterflecken alles andere als von strenger Natur auf den ersten Blick zu sein schien, zeigte nun eine ungewöhnliche Strenge in seinen Handbewegungen und eine beißende Kälte in seinen Worten.
"Sie hat sich mit Gift selbst gerichtet. Das wird euren Fall erleichtern. Vielleicht war sie die Mörderin."Die beiden Wachen hoben die Tote an und trugen sie aus dem Raum.
"Wenn ihr mir nicht glaubt, könnt ihr sie auch nochmal selbst untersuchen. Sie hat sich ein Nervengift verabreicht, oder es wurde ihr verabreicht. Das wird zu untersuchen sein. Noch Fragen?"Der kleine Ushida blickte die Denunzianten ungeduldig an und winkte dann ab.
"Oder es ist auch schlecht für euch. Wenn sie die Mörderin war, kann sie es jetzt wohl nicht mehr zugeben, was?"