Sami ist zwar sichtlich enttäuscht, als Naadhira nichts für ihn tun kann, doch als sie es ihm sagt, lächelt er so breit und so lieb wie nur möglich. "Nicht schlimm. Vielleicht kann ich sie trotzdem gebrauchen und vielleicht finden wir dann heraus, was mit ihnen ist. Und ansonsten sehen sie einfach nur toll aus." Der Junge lacht und seine vorherige Beschwernis durch das Angebot der Haremsdame fällt anscheinend ein wenig von ihm ab, so sehr, dass er kurzzeitig seinen Gefährten um den Hals fallen könnte, was auf sie wahrscheinlich einen merkwürdigen Eindruck machen würde - wissen sie doch nicht, dass sie es sind, wegen denen er sich gegen den Flaschengeist entschieden hat. Schließlich begibt er sich zurück auf seinen Platz neben Zahur, strahlt diesen noch einmal an und versinkt alsbald in einen tiefen, aber leider nicht besonders wohltuenden Schlaf.
Während Sami schläft (Anzeigen)Seine Gedanken sind so träge wie seine Bewegung, so vernebelt wie die ganze Umgebung. Der junge Wüstenläufer versucht sich auf irgendetwas zu konzentrieren, zu verstehen, was hier vor sich geht, aber es gelingt ihm nicht. Er sieht allein die Ödnis vor ihm, hört nur die Stille, die ganz und gar ungewöhnlich ist. Er hat es schon oft erlebt, dass ein Ort still, absolut still sein kann, doch immer ist da ein gewisses Hintergrundgeräusch in seinen Ohren, ein leises Dröhnen, niemals ist es bisher völlig still gewesen. Doch nun ist es, als wäre er taub und da wäre nichts mehr. Zumindest bis zu dem Moment, als er die Katze entdeckt. Eine vage Erinnerung, ein Wort, gesprochen von einer Stimme, die er kennt, die er aber jetzt nicht zuordnen kann. Ein kurzer Gedanke an... eine Schildkröte. Und dann schleicht sich ein Gefühl in seine getrübte Wahrnehmung. Ist es Freude? Ist es Angst? Ist es Neugierde? Er sieht den Kater an, direkt in seine Augen. Faszination? Als er in den Nebel hinauf springt, kann Sami ihn nicht mit den Augen verfolgen. Er kann nicht und das Gefühl, das er dabei empfindet, ist Panik, aber nicht so wie sie sich normal äußern würde, er spürt seinen erregten Herzschlag, aber er kann nicht fortrennen, kann sich kaum bewegen, kann nicht reagieren, nicht sehen und nicht hören. Und dann der Kater hinter ihm. Sein Schnurren, die Panik ebbt ab, wieder Freude? Auf jeden Fall beruhigt sich sein Herzschlag, ein wenig, zumindest. Als der Kater in Reimen zu ihm spricht, braucht Sami schon lange, um die Worte überhaupt zu erfassen, doch bevor er sie vollends begreifen kann...
Als Sami erwacht, spürt er immer noch den heftigen Herzschlag, der sich nur langsam beruhigt hatte. Er bemerkt, dass er schwitzt und dass sein Mund wie ausgedörrt ist, und das wo sie doch auf dem Meer unterwegs sind. Er sieht auf den Horizont, immer noch benommen, obwohl die Stille nicht mehr vollkommen ist und es keinen Nebel mehr gibt und spricht vor sich hin die gereimten Worte:
"Nicht vom selben Sprosse Blatt,
Wahrlich reich ist, wer mich hat,
Rettend Halm und Trost in Not,
Sitzen wir im selben Boot..."
Nachdem er die Worte gesprochen hat, ist es, als würde Sami nun endlich vollkommen aus seinem Traum erwachen. "Ist das der Horizont?" Er erwähnt die Worte nicht, lässt sie einfach ungesagt im weiten Raum dieser Ebene stehen und starrt voller kindlicher Faszination auf den Horizont, auf die untergehende Sonne, auf ihr Ende?