So begann also die lange Reise der Gefährten. Sie folgten der so genannten Goldstraße, so wie Selamin es vorher ausgearbeitet hatte und ließen Weißfels schnell hinter sich.
Ohne Zwischenfälle kamen sie ihrem Ziel immer näher, doch kamen sie nicht umhin zu bemerken dass der Verkehr auf der Straße erstaunlich gering war und auch in den Dörfern die sie durchquerten schien nicht sonderlich viel los zu sein.
Während der nächsten Tage kümmerte sich Selamin wie immer um das Mädchen und deren Wunden. Welche zwar nicht mehr bluteten, aber auch nicht richtig heilen wollten. Zu aller erstaunen schien sich auch ihr geistiger Zustand etwas zu bessern. Zwar sprach sie noch immer kein Wort, reagierte dafür aber auf äußere Reize und beantwortete sogar einfach Fragen mit einem Kopfnicken oder schütteln.
Die Nächte verbrachten die Gefährten meistens im freien, denn nur einmal hatten sie das Glück eine billige Herberge nutzen zu können.
[1] Was zur folge hatte das an einen erholsamen Schlaf kaum zu denken war. Und dazu kamen dann noch die Träume. Dieselben Träume die die Gefährten schon in Ruicks Haus hatten. Auch Galian blieb davon nicht verschont und so fand er sich jede Nacht am selben Ort wieder und sah immer die gleiche Szene.
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Galian war in einer Art Arbeitszimmer und saß in einem bequemen Sessel hinter einem großen, mit einem edlen Relief verzierten, Schreibtisch. Die Wände waren voll von wertvollen Gemälden und auch der Rest der Einrichtung ließ ihn vermuten dass sich der Besitzer um Geld keine Sorgen machen musste.
“Ist alles nach Plan verlaufen?“ Hörte er sich selbst sprechen und Galian wusste dass diese Frage dem alten, hageren Mann mit der Hackennase galt. Welcher auf der anderen Seite des Schreibtisches saß und nur darauf zu warten schien dass ihm diese Frage gestellt wurde.
Dieser lehnte sich, anscheinend zufrieden mit sich selbst, in seinen Sessel zurück und entgegnete betont lässig.
“Natürlich. Das Gör wird sich nicht noch einmal in unsere Geschäfte einmischen.“ Mit einer wegwerfenden Geste fuhr er fort.
“Aber ich bin immer noch der Meinung wir hätten sie ganz beseitigen sollen. Ich versteh einfach nicht warum du sie am Leben lassen willst.“Bei diesen Worten spürte Galian wie sich sein Mund zu einen hämischen grinsen verzog. Er beugte sich etwas zu seinem Gesprächpartner vor und stützte sich mit seinen Ellenbögen auf dem Tisch ab.
“Nein mein Freund. Auch wenn sie noch ein Kind ist, so besitzt sie doch großen Rückhalt in der Bevölkerung. Sie einfach umzubringen könnte zu Unruhen führen. … Aber jetzt da auch Sephiran fort ist, können wir sie zu unserer Marionette machen.Beide Männer brachen in schallendes Gelächter aus und mit diesem Lachen wachte Galian jedes mal aus seinen Traum auf.
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Inzwischen waren die Gefährten schon sechs Tage unterwegs gewesen und sie vermuteten dass sie den Saphirhain am frühen Nachmittag erreichen würden.
Wie an jeden Morgen ihrer Reise, führte jeder sein morgendliches Ritual durch. Sei es das einfache Frühstücken, das Beten zu Aeron oder aber etwas ganz anderes. Doch etwas war anders als sonst. Das Mädchen, das bisher so gut wie keinen Schlaf zu brauchen schien, lag noch immer in ihrem Nachtlager und machte nicht den geringsten Anschein in nächster Zeit aufzustehen.