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Autor Thema: Casus Belli  (Gelesen 84847 mal)

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Menthir

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Casus Belli
« Antwort #165 am: 20.11.2011, 22:36:03 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:36 Uhr - Frau Borggrefes Haus, Unter Arrest

Es war sicherlich ein ungewöhnlicher Nikolausmorgen, der äußerst geschäftig war und an dem sogar die Soldaten den Kontakt mit ihren Familien unterlassen musste, um am Vorabend Gestorbene zu bergen. Und jetzt würde man ihnen auch noch sagen, dass sie ihr Leben in der kalten Ostsee hätten verlieren können. Nicht nur wegen der Kälte, den unvorhersehbaren Strömungen und den sonstigen Gefahren des Tauchens, sondern auch noch durch die Behauptung, welche der Chemiker aufgebaut hatte. Alfred hatte dick aufgetragen und es war zu hoffen, dass keine fähigen Hobbywissenschaftler unter den Soldaten waren, welche den Gedankengang Alfreds überprüften, oder wenn sie es taten, war zu hoffen, dass sie es nicht darauf ankommen ließen und erst sicherten und dann hinterfragten.

Der Obergefreite Rix hatte nichts mehr dazu gesagt, hatte das Schriftstück an sich genommen und war wirklich flinken Fußes unterwegs gewesen. Er schien die Bedrohung wirklich ernstzunehmen. Alfreds Angebot Wasserproben zu entnehmen, lehnte er mit einem Kopfschütteln ab. Er würde Alfred kaum vom Hausarrest befreien können, um Wasserproben zu nehmen. Und so wurde Alfred auf seine Wohnung geschickt. Doch auch von dort aus, konnte er mit etwas Mühe und Verrenkung auf die Förde schauen. Bis ins Mark ging ihn das auf einmal an- und abschwellende Heulen einer ihm aus dem St. Petersburger Stadtteil Kronstadt[1] mehr als bekannten Erfindung[2]. Mehrere Sirenen schallten über die Förde und ließen mit ihrem durchdringenden Ton das Blut in den Adern gefrieren. Alfreds Plan war aufgegangen, tatsächlich wurde eine Gefahrenmeldung rausgegeben. Oder war es doch ein Hausbrand, der gemeldet wurde? Alfred rannte auf den Flur und schaute aus einem Fenster, aus dem er besser sehen konnte. Ein Militärschiff drehte tatsächlich bei und hielt auf den eigenen Hafen zu, über die nicht sehr breite Förde sah er die laufenden Soldaten, welche Passanten bedrängten und das Hafengebiet absperrten. Aufgrund der Gefahr liefen auch Männer über eine Pontonbrücke am schmalsten Arm der Förde und kamen rüber nach Gaarden. Auch hier sperrten sie den direkten Küstenstreifen ab. Die Verantwortlichen wählten den sicheren Weg.

"...fred...hö..ch? lfred...hör...ich?", der Ring um Alfreds Finger wurde wieder sehr warm und er hörte eine Stimme in seinem Kopf, wenn auch undeutlich, noch immer war sie am Rand der Übertragungsfähigkeit des magischen Ringes. "Alfred, hören sie mich?" Die Stimme war völlig außer Atem, aber jetzt klang sie so, als wäre die Person stehen geblieben und schnappte stehend nach Luft. "Ich weiß nicht, wie Sie es gemacht haben, Herr Nobel, aber Sie haben mir meinen venezianer Arsch gerettet."
Alfred konnte sogar das schwere Atmen hören, der Ringträger schien sich sehr auf das Atmen zu konzentrieren. Stück für Stück wurde die Atmung ruhiger und der junge Mann konnte wieder sprechen. "Haben Sie gehört, Herr Nobel? Sie haben einen venezianer Hintern gerettet! Ha! Sie Teufelskerl. Hören Sie?"
 1. Kronstadt
 2. Sirene
« Letzte Änderung: 20.11.2011, 22:37:58 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #166 am: 21.11.2011, 20:01:46 »
Mit einem schweren Seufzen lässt sich Alfred wieder auf den Ohrensessel fallen und massiert sich mit den Fingern der Linken seine Schläfe. Die Gefühle des Wissenschaftlers waren gemischt, auf der einen Seite war er froh darum, dass dem Jungen offenbar geholfen war, auf der anderen musste er sich ins Gedächtnis rufen, dass er gar nichts über die Ursachen der Bitte gewusst hatte. Absolut blind und uninformiert zu handeln war eigentlich nicht die Art des Chemikers.

"Es ist schön zu hören, dass Sie wohlauf sind, Herr Nocerino. Aber Sie werden verzeihen, wenn ich über die Maße hinaus neugierig darüber bin, wie die Evakuierung des Hafens zu Ihrer Unversehrtheit beigetragen hat. Ich denke, eine Erklärung wäre inzwischen durchaus angemessen."
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Menthir

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Casus Belli
« Antwort #167 am: 21.11.2011, 22:08:42 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:37 Uhr - Frau Borggrefes Haus, Unter Arrest

"Ich bin Ihnen Erklärungen schuldig? Wir wollen es mit unserer Nähe doch nicht gleich übertreiben, Herr Nobel. Die Nordmänner sind doch sonst eher für ein reserviertes, distanziertes Verhalten bekannt und wenn Sie erlauben, Herr Nobel, will ich dies für den Moment auch weiterhin so halten.", erklärte die Stimme nun deutlich erholter, auch wenn noch immer Anstrengung in der Stimme lag. "So, wie ich für Sie ein unbeschriebenes Blatt bin, sind Sie es für mich. Wir beide müssen die Grenzen unserer Freundschaft früh ausloten, wenn wir uns verstehen wollen. Aber ich beruhige Sie, Alfred, Sie haben den ersten Schritt dazu getan, in dem sie mich aus einer kniffligen Situation befreit haben."

Es folgte einen Moment der Stille, Nocerino erwägte seine Worte jetzt wohl ganz genau. "Die Holsteiner dulden meine Anwesenheit nicht wirklich, vor allem nicht jene, welche dem Herzog nahestehen. Sie sehen, Herr Nobel, ich war in der Vergangenheit, sagen wir, etwas naiv. Ich habe Dinge getan, welche mich beim Herzog nicht sonderlich beliebt machen, aber das soll nicht Ihre Sorge sein. Dieses delikate Verhältnis sorgt dafür, dass ich eine Informationen trage, die Ihnen dienlich sind." Der augenscheinlich junge Mann gab schnell das kryptische Sprechen auf.
"Hören Sie, Herr Nobel, ich weiß, dass Sie unschuldig sind und ich kann es beweisen. Das wird Ihnen allein wenig nützen, aber ich kann auch Ihren Bruder entlasten. Ich weiß nicht, wieviel er Ihnen erzählt hat. Das Ganze hat nur einen Haken, ich darf nicht den Leibgarden des Herzogs über den Weg laufen und ich kann nirgends vorsprechen. Allerdings kann ich Ihnen deswegen auch nicht einfach die Beweise zustecken, wir werden uns also etwas überlegen müssen. Ist Emil bei Ihnen? Ich habe schreckliches über seinen Zustand gehört. Es ist essentiell, dass er überlebt, so wie es essentiell ist, dass sein Kontaktmann lebt. Marius Pedersen heißt der Junge. Wissen Sie etwas über ihn?"
Dann begann Nocerino zu schweigen. Scheinbar erwartete er nun eine Antwort.
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Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #168 am: 22.11.2011, 17:12:40 »
Sehr verdutzt saß Alfred nun aufrecht auf dem Sessel und zog die Augenbrauen verwundert in die Höhe. Die forsche Art des jungen Mann überrumpelte den Schweden, sodass es einige Momente dauerte bis der Schwede seine Sprache wieder fand. Zudem hätte Alfred damit gerechnet, dass der junge Italiener eine Erklärung für seine Forderung gegenüber dem Wissenschaftler nicht verweigern würde. Schließlich hatte er ihn um einen nicht unbedeutenden Gefallen gebeten, über dessen Ursachen und Zusammenhänge Alfred noch immer im Dunkeln war.

"Ja," antwortete Alfred daher bedacht, sparsam an Worten, "Ich weiß etwas über Marius Pedersen," und rief sich das Erzählte des Oberstwachtmeisters in Erinnerung. Der Mann namens Pedersen wurde ebenfalls in der Anklageschrift erwähnt und beschuldigt, im selben Zuge wie Emil und Alfred. Der Oberst sprach davon, dass der Mann nach einem unbekannten Angriff im Altenstift liege und nur knapp dem Tode entgangen sei. Ein Schaudern überkam den Schweden - diese Information hatte er letzte Nacht gar nicht realisiert. Wenn der Mitangeklagte tatsächlich einem Attentat ausgesetzt war, so lag es nicht fern, dass wer auch immer Pedersen tot sehen wollte, vielleicht auch ein Interesse an dem Ableben der Nobels haben konnte. Voller Unmut zog Alfred seine Uhr hervor. Wo blieb denn Emil nur?

"Sprechen Sie nur weiter, Herr Nocerino."
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Menthir

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Casus Belli
« Antwort #169 am: 28.11.2011, 16:09:17 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:39 Uhr - Frau Borggrefes Haus, Unter Arrest

"Ich sehe, Sie nehmen das mit dem Misstrauen genauso ernst, wie ich das nehme, Herr Nobel.", erwiderte der junge Italiener mit näselndem Unterton. "Kann ich Ihnen nicht verdenken, wenn das alles so stimmt, was man so erfährt. Da ist man gestern noch ein hehrer Geschäftsmann und Chemiker, unbescholten, und am nächsten Morgen ist man bereits des indirekten Hochverrats angeklagt und wird behandelt, als hätte man sich die Pest oder die Cholera eingefangen. Das würde mich auch vorsichtig werden lassen."
Nocerino schwieg einen langen Moment, er konzentrierte sich weiter auf seine Atmung, sodass Alfred diese deutlich hören konnte. Der junge Italiener ließ sich zur Ruhe kommen, als fürchtete er für einen Moment keine Gefahr mehr, so er sie vorher zu empfinden hatte. Dass er zur Ruhe kommen musste, war ein deutliches Zeichen, dass er tatsächlich geflohen war, wovor auch immer. Die Sirene legte nahe, dass es vielleicht holsteinische Beamten sein konnten.

"Sie müssen das Vertrauen einer der ihnen zugeteilten Wachen erringen.", eröffnete Daniele plötzlich wieder das Gespräch. "Wenn Sie das schaffen, dann ist es Ihnen vielleicht möglich, dass man den Herrn Himly zu Ihnen lässt oder gar einer der Wachmänner ein betreffendes Paket bei der Post[1] ab und bringt es Ihnen. In diesem Paket sind Teile der Beweise. Sie sind derartig brisant, dass ich nicht wagte, diese Beweise in ein Paket zusammenzufassen. Des Weiteren fürchte ich, dass Sie zum Erhalt eines jeden Paketes einen anderen Weg einschlagen müssen, sodass man kein System hinter ihren Bemühungen befürchtet. Melden Sie sich, sobald Sie das erste Paket in Ihren Besitz gebracht haben. Gegen Abend müsste Himly Ihnen zur Verfügung stellen. Wenn Sie es nicht abwarten können, müssen Sie einen Wachmann überzeugen, auch wenn das mehr Gefahren birgt. Wie Sie mögen, Herr Nobel."
Dann schwieg der Italiener wieder und nur sein leises Atmen kündigte an, dass er das Gespräch noch nicht beendet hatte. Aber er wartete erstmal ab.
 1. Deutsch-Österreichischer Postverein
« Letzte Änderung: 28.11.2011, 16:09:52 von Menthir »
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Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #170 am: 28.11.2011, 21:18:58 »
Kopfschütteln zog Alfred scharf die mittlerweile warme Luft der Wohnkabine ein. Dass der fremde Italiener eine gewisse Selbstgefälligkeit ausstrahlte und seine Position als Ratgeber und vermeintliche Lösung für Alfreds Probleme ganz offenkundig genoss war zwar ein unsympathischer Umstand, doch nicht die eigentliche Quelle für den Ärger des gefangenen Wissenschaftlers. Vielmehr missfiel es dem Schweden häppchenweise seine Unabhängigkeit in die Hände anderer legen zu müssen, deren Motive und Absichten noch nicht mal abschätzbar waren. Alfred machte sich keine Illusionen, er rechnete nicht damit, dass seine Gegenüber ihre Interessen offen mit ihm austauschten. Doch eingesperrt in der Kieler Wohnung wäre der Chemiker sogar mit einem billigen Vorwand glücklich gewesen, warum der Italiener ihm helfen wollte, statt weiterhin im Dunkeln zu tappen.

"Hören Sie, junger Mann," begann Alfred daher in einem reservierten Ton, den er sich nur zu gut von seinen ehemaligen Lehrern abgeschaut hatte, "Sie sprechen zwar von unbeschriebenen Blättern, aber sind dennoch in der Lage Geschichten aus meinem Leben zu erzählen, als wäre ich ein offenes Buch für Sie. Vielleicht möchten Sie gewahr werden, dass unsere gegenseitige Kenntnis noch immer im Unverhältnis steht. Ich glaubte, dass eine solche Form des Umgangs für einen Mann aus Venedig als Beleidigung gelten möge, doch scheinbar irre ich mich, machen Sie schließlich keine Anstalten, sich zu behaupten. Oder aber, es ist tatsächlich eine Beleidigung, und ich ein ignoranter Trottel."

Ein wenig war Alfred selbst über die Härte in seinen Worten erschrocken. Angesichts der Ereignisse des letzten Tages fühlte der Schwede sich als hätte er ein Ventil gefunden, über welches er einen Teil seines Ärgers und des Frustes ablassen könne. Schnell kam jedoch Alfred die Frage in den Sinn, ob es denn so intelligent war, es sich mit dem jungen Italiener zu verscherzen.

"Ich werde Mittel finden, an die Päckchen zu gelangen," wurde Alfred schnell wieder sachlich, aber fügte in einem ebenso geschäftigen Ton hinzu, "sofern der Professor für Sie bürgt, ist Misstrauen fehl am Platze. Ich erwarte jedoch sehnlich, mich heute Abend persönlich mit ihm unterhalten zu können. Gibt es noch etwas, dass Sie los werden möchten, Herr Nocerino? Darf ich für Sie noch den Bahnhof am Ziegelteich evakuieren?"
« Letzte Änderung: 28.11.2011, 21:23:34 von Alfred Nobel »
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Menthir

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Casus Belli
« Antwort #171 am: 28.11.2011, 21:47:49 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:41 Uhr - Frau Borggrefes Haus, Unter Arrest

"Tztz. Herr Nobel. Sie wissen genauso gut, wie ich, dass ich mir kein Urteil über Sie selbst genehmige. Dass, was ich über Sie weiß, ist das, was ich mir von Ihren Feinden zusammengesammelt habe innerhalb der letzten Tage. Wenn Sie also einen Grund brauchen, ungebührlich über mich zu urteilen, dass urteilen sie anhand dessen, dass ich dieses Unglück nicht von Ihnen abwenden konnte. Dass war nämlich mein primärer Auftrag.", erklärte der junge Italiener jetzt bereitwillig. Scheinbar hatten der Widerstand Alfreds und strengen Worte etwas bewegt bei dem jungen Mann, der begleitend seufzte. "Der Professor bürgt für mich, dessen können Sie sich sicher sein. Mir gefällt die Situation auch nicht. Ich habe nicht vorgehabt, in solches hineingezogen zu werden. Sie haben inzwischen sicher bemerkt, dass das, was Sie indirekt verbrochen haben sollen, durchaus ein cassus belli ist. Besonders, wenn Ihre Widersacher sowieso auf Krawall gebürstet sind. Aber beruhigen Sie sich erstmal. Wenn Sie genügend für Herrn Himly getan haben, werde ich Ihnen auch mehr von mir erzählen. Sehen Sie erstmal zu, dass sie das Paket in Ihre Finger bekommen. Bis dann."

Der Italiener beendete das Gespräch abrupt und der Ring an Alfreds Hand erkaltete. Aus den Augenwinkeln sah er, dass der Schneefall deutlich zugenommen hatte. Es würden kalte und weiße Tage werden. Doch es war auch ein Zeichen der Hoffnung. Aber wenn diese komische Geschichte um den merkwürdigen Vertrag ein casus belli sein könnte, dann bedeutete dies, dass jemand dies direkt in Erwägung zog. Konnte man dies verhindern, in dem man den Vertrag an die Dänen oder die Preußen oder aber auch an den Herzog von Schleswig-Holstein gab? Würde man dann nicht vielleicht einen anderen Grund finden, wenn man ihn finden wollte? Dazu bräuchte man sicherlich mehr Informationen, mehr Meinungen, doch wie einholen? Andererseits, vielleicht war es auch schon zu spät und es war etwas ins Rollen gebracht worden, was kaum noch zu verhindern war? Doch die Hoffnung blieb vielleicht ein paar Tage, denn Hoffnung lag ausrechnet in dem russischen Wetter, welches bis an die Förde kam. Der einbrechende Winter würde definitiv eine Mobilisierung, so sie jetzt losbrechen sollte, auf Eis legen. Es gab Alfred Zeit, wertvolle Zeit vielleicht mehr zu lernen. Blieb nur zu hoffen, dass Himly mehr wusste als dieser Nocerino preisgeben wollte...
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Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #172 am: 29.11.2011, 18:47:18 »
Ein casus belli, Grund zum Kriege also. Alfred war der etwas bereitwilligere Tonfall des Italieners aufgefallen, sein Ärger daher wenigstens etwas verflogen. Dennoch bewegte sich der Venezianer in einem undurchsichtigen Schleier aus Andeutungen und Unklarheiten. Was hatte es zu bedeuten, dass es sein Auftrag gewesen sei, das Unglück von ihm abzuwenden? Bisher hatte Alfred geglaubt, ein zufälliges Objekt in dieser politisch verstrickten Sache zu sein, dessen Ursache der blauäugigen Abenteuerlust und dem Idealismus seines Bruders zu verdanken war. Doch steckte da mehr dahinter, wenn der fremde Italiener sich eine solche Bemerkung erlaubte?

Etwas widerwillig erhob sich der Chemiker aus dem Ohrensessel und trat an das Fenster, während seine Gedanken weiter kreisten. Ihm war bewusst, dass der Verzichtsvertrag, den mittlerweile der Alte Fritz hütete, ein schwerwiegendes Material war, das seine Bedeutung jedoch erst in den Händen der richtigen Interessenten erlangen konnte. Und nun war ein unabhängiger Schwede im Besitz dieser Schrift, den nicht der patriotische Idealismus sondern ein viel mehr moralisches Bestreben dazu trieb, die Wirkung der Urkunde entfalten zu lassen. Still fragte Alfred sich, ob es denn möglich sei, die Provokation eines Krieges zu verhindern. Natürlich war ihm bewusst, dass wenn es der Druck durch die Urkunde nicht werden würde, schnell ein anderer Grund gefunden werden könnte, wollte ein Konflikt denn angezettelt werden. Dennoch konnte Alfred sich nicht helfen, mit dem Gedanken zu spielen, die politische Spannung entschärfen zu wollen - schließlich hatte er Röschmann nicht umsonst um eine lokale Zeitung gebeten. Das Dokument war in den Händen ihres Besitzers wertvoll, Alfred fragte sich jedoch, was eine schnurgerade Veröffentlichung der Umstände zur Folge haben könnte.[1]

Bedächtig rieb sich Alfred die Schläfe, als er versuchte sich wieder auf die greifbareren Probleme zu konzentrieren. Emil war noch immer nicht angekommen, doch Alfred weigerte sich, an einen schlimmen Umstand zu denken. Sicher waren es die Bedenken des Arztes und des Obersts, die die Sache aufhielten. Und dann war da noch dieses ominöse Päckchen, von dem Nocerino sprach.

Dass Alfred das Vertrauen der Soldaten gewinnen musste war zwar forsch gesagt, aber ein Gedanke, der auch dem Schweden schon gekommen war. Es konnte nicht schaden, sich gut mit seinen Wächtern zu stellen, und scheinbar hatte er mittlerweile sogar schon einen direkten Grund dazu. Vielleicht konnte er einen der beiden Soldaten dazu bringen, das Paket für ihn von der Post zu holen, nur wie? Viel wusste Alfred nicht über die Soldaten, wie er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen. Rix roch streng nach Zigaretten und Alkohol, trug ein Zeichen der Einigkeit Schleswigs und Holsteins auf dem Arm, vermutlich also ein überzeugter Mann. Was war mit Röschmann? Alfred erinnerte sich, dass Rix freigegeben hatte, dass der Corporal zum Schnaps kaufen losgezogen war.

Schmerzhaft verzog der Wissenschaftler das Gesicht, als er vom Fenster trat und einige Schritte in dem kleinen Zimmer ging. Den Männern ein politisches Motiv vorzugaukeln war nicht denkbar, dass er als Schwede die Interessen der Kieler Soldaten vertreten konnte, war schlicht zu unglaubwürdig. Doch eine der Fähigkeiten, die er in seiner Zeit in Sankt Petersburg erworben hatte, würde ihm vielleicht helfen, zu den Soldaten durchzudringen. Schon jetzt wurde ihm bei dem Gedanken daran unwohl, doch es half nichts, eine andere Idee kam ihm nicht, und diese schien ihm vergleichsweise recht harmlos.

Alfred seufzte und trat schließlich an den Sekretär. Sorgfältig räumte er den Inhalt seiner Reisetasche aus, bis Gläser, Pipetten, Trichter und Gasbrenner auf dem Tisch standen, genug, um ein kleines Labor aufzubauen. Während der Chemiker mit wachem Ohr darauf achtete, wann die Soldaten wieder das Haus betreten würden, begann er mit der Synthese eines alten Rezeptes, das sein alter Lehrer Zinin[2] immer liebevoll als die dobrota chimika, die Güte des Chemikers bezeichnet hatte.[3]
 1. Daran hat sein Spieler tatsächlich schon gedacht: Was würde passieren, wenn die Urkunde in der Zeitung gedruckt werden würde? Ich will versuchen, mich mit dem Gedanken zu beschäftigen, und eventuell bei Zeiten eine Antwort für mich (und Alfred) formulieren.
 2. Nikolai Nikolajewitsch Zinin
 3. Craft (Alchemie): Alfred stellt eine Portion Alchemist's Kindness her. Dauer: 10 Minuten
« Letzte Änderung: 29.11.2011, 18:54:07 von Alfred Nobel »
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 - A Riddle, 1851

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #173 am: 29.11.2011, 23:56:20 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:05:00 Uhr - Gut Emkendorf

[...]..."Wie fange ich am Besten an?`Sie haben von der unsäglichen Novemberverfassung gehört, nehme ich an? Nun, es ist wie..."
Scheiben barsten, im selben Moment war erst der Schall des abgegebenen Schuss zu hören. Urplötzlich fiel Licht in den Raum, als der vom Schuss durchschlagene Vorhang zur Seite weht und einen Blick auf den Hof freigab. Mitten auf dem Hof, in mehr als einhundert Metern Entfernung stand eine übergroße Person im Hof. Einzelheiten fern ab ihre Größe war kaum zu erkennen, ihre Kleidung war an die Umgebung angepasst. Nur eins fiel auf. Der Kolben des Gewehrs war schneeweiß und stach deutlich vor der Brust des menschenähnlichen Wesens hervor. Sie war ansonsten von oben bis unten vermummt, sodass wirklich nichts außer der Körpergestalt auf die Art des Wesens schließen ließ.
Der Herzog warf sich zu Boden und ebenso tat es der Schwarze Braunschweiger, beide waren nicht getroffen worden. Erst jetzt fielen die gurgelnden Geräusche auf, welche Karl Schreiber von sich gab. "Verdammte Attentäter, verdammte Kultur des feigen Angriffes!", polterte der Herzog, während er durch die Scherben seines Fensters kroch, um nicht im Sichtfenster des Attentäters zu sein, der sein eigentliches Ziel nur um Zentimeter verfehlt hatte. Karl röchelte, Blut quoll zwischen seinen Händen hervor, die er auf seinen Hals gepresst hatte. Kraftlos und mit Furcht in den Augen ging er zu Boden, hilflos schaute er zu Conrad und griff mit einer Hand an dem Ärmel des Mannes, doch sein Griff war zu schwach. Nur Blut unterließ er an der Seite Conrads, ehe er vornüber kippte. Der merkwürdige Mann legte derweil wieder seine Waffe an und zielte auf die Gäste des Herzogs. Von den Männern des Braunschweigers gab es keine Spur.

Die Frage nach der Loyalität stellte sich genau in diesem Moment, aber auf eine andere Weise, als der Herzog erwartet hatte. Wie würden die Gäste reagieren? Würden sie den Herzog schützen oder waren sie heimliche Sympathisanten mit Marius Pedersens Ideen? Zumindest schien der Braunschweiger diesen Gedanken zu haben. Er hielt eine Pistole in der Hand und achtete sowohl auf die Gäste als auf den Angreifer.

Carl hatte sich so sehr bemüht die Fassung zu bewahren und tapfer den gehässigen Braunschweiger ertragen und so gut er konnte Konter für Konter nachgereicht, doch das Lachen des Herzog hatte ihn rot werden lassen. Wegen eines dummen Versprechers. Es war schon so lange her, dass man Carl nach seinem Alter gefragt hatte... ausgerechnet vor dem Herzog... und dem Major. Carl verspürte wie seine Fassade für einen viel zu langen Moment von ihm geglitten war, er konnte fast hören wie sie zersplitterte.

Doch es waren in der Tat die Fensterscheiben die da zersplitterten und sein Kommilitone ging beinahe Augenblicklich zu Boden. Jahre des Drills sorgten dafür das Carl seinen gerade noch empfundenen Scham augenblicklich abstreifte und seinen Revolver zog, den lauernden Braunschweiger gar nicht beachtend. Der junge Offizier zielte gar nicht erst auf den Schützen - auf dieser Entfernung war dies ein fruchtloses Unterfangen, aber die Feuerwaffe verliehg in dieser Situation dennoch mehr Sicherheit als der Säbel.

"Im Namen der Krone, Sie sind verhaftet! Legen Sie die Waffen nieder!" Carl war stehen geblieben und näher an die Fenster getreten, achtete aber auf die Bewegungen des Fremden um sich hinzuwerfen falls er zu noch einem Schuss ansetzen sollte.

Conrad ist bestürtzt über den plötzlichen Tod von Karl. Aber für größere Trauer blieb in dieser Situation wenig Zeit, denn immerhin könnte ja auch Conrad selbst ein gefährlicher Querschläger treffen und ihm könnte es so wie Karl ergehen. Conrad geht also einen Schritt zur Tür hin und macht sie auf. Danach lässt er sich zu Boden fallen und wird versuchen jedem Schuss so gut es geht auszuweichen. Zu Carl sagte Conrad bloß: "Was machst du da, Carl? Man muss nicht immer den Helden spielen, denk nur daran wie es dem anderen Karl ergangen ist."

Hermene hielt für einen Moment den Atem an, drehte ihren Kopf lautlos, und starrte kontrolliert auf das Geschehen: Der Schuss, Karl, der leblos in sich zusammensackte, und der Hühne im Hof. Hermene wusste, um wen es sich handelte, es konnte keine andere Möglichkeit geben!

Schlimmer noch: Wenn es ihr wohl bekannter Gegner war, würde auch der schreckliche Strahl möglicherweise zum Einsatz kommen. Sie waren alle in größter Gefahr. Auch Hermene wollte dieses Mal nicht auf ihren, obgleich zweifelsfreien, göttlichen Schutz vertrauen, sondern tat es den anderen gleich und warf sich auf den Boden. "Ein Hühne im Hof!", sagte sie, und schaute in Richtung des Braunschweigers.

Dann erst bemerkte sie, dass der übermütige von Lütjenburg ans Fenster getreten war. Sie konnte ihn sicherlich unterstützen, ja. Doch so, wie der Junge da stand, war er der teuflischen Kunst des Hühnen nahezu ausgeliefert. "In Deckung, geht in Deckung, von Lütjenburg!", schrie sie ihm zu. Danach analysierte sie ihre Möglichkeiten. Sie versuchte, darauf zu achten, ob es draußen wenigstens windstill war, so dass sie ihnen die Flucht erleichtern konnte.

Erschrocken vom plötzlichen Schuss übernahm die Erfahrung des Söldners sein Handeln, blitzschnell warf er sich auf den Boden und suchte sich eine sichere Position hinter dem Schreibtuisch. Wer wusste schon, was der unbekannte Angreifer noch so in der Hinterhand hatte. Er nutzte die Deckung, um seinen ordentlichen Blick zu riskieren, ob in der Umgebung nicht doch noch weitere Attentäter standen. Denn warum stand der Attentäter jetzt noch seelenruhig da, wenn vor dem gebäude angeblich des Braunschweigers Reiter stehen? Eigentlich müsste er doch die Flucht suchen...
Um sich das Gefühl der Sicherheit zu geben, zog Donald die Armbrust.
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Casus Belli
« Antwort #174 am: 29.11.2011, 23:57:36 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:05:06 Uhr - Gut Emkendorf

Die Überraschung war allgegenwärtig, viel ging durch die Gegend, Bücher flogen durch die Gegend, leere wie volle Tintenfässchen aus Porzellan und Glas zerbrachen und zerbarsten, weil sie umgestoßen wurden und ihr kostbarer Inhalt wurde vom Teppich und umliegenden Schriftstücken aufgezogen. Doch es gab keine Atempause, um auf solche Nichtigkeiten in Anbetracht der eigenen Lebenserhaltung zu achten. Nur Carl blieb übermutig oder vielleicht übermütigt stehen und verkündete die Gefangennahme des Hünen mit dem Gewehr. Zwar war er darauf gefasst, sich zu Boden stürzen, sobald der Mann anlegte. Doch die Bewegung und das Zielen des Mannes war dermaßen fließend, dass Carl zu spät reagierte.
Ein zweiter Schuss ertönte und während Carl sich zu Boden warf, spürte er brennenden Schmerz in sich aufglühen. Ein weiterer Halstreffer! Kurz blieb dem Wahlpreußen die Luft weg, Blut spritzte auf und landete auf Schriftstücken, an den Wänden, auf dem Teppich und jenen Personen, welche in dem Raum verzweifelt nach Deckung suchten. Carl wurde schwummrig vor Augen, die Wunde blutete stark und irgendwas stimmte nicht. Er spürte, wie seine Gliedmaßen taub wurden. Ein schwerer Treffer, der ihn zeichnete[1].
Ein bedrohliche, weibliche Stimme erschien im Raum, obwohl niemand zu sehen war. "Il faut être enclume ou marteau.[2]", verkündete sie süffisant lachend und wurde schlagartig wieder still.
Immerhin war die Tür aus dem Raum wieder offen, weil Conrad sie geistesgegenwärtig geöffnet hatte. Es war draußen noch immer ruhig, keine Stimme war zu hören. Bewegten sich die Reiter des Braunschweigers etwa nicht? Auf einmal hörte Conrad es. Schritte von Stiefeln auf dem Flur.
Der Braunschweiger lud seine Waffe durch und kniete sich vor den Herzog, um ihn vor möglichen Schüssen zu schützen. "Was zur Hölle ist hier los? Was zur Hölle!"
Der Herzog schien mit der Situation völlig überfordert, er zitterte wie Espenlaub. Währenddessen meldete Donald, dass der Attentäter seine Waffe nachlud.

Es berührt Conrad durchaus, dass Carl so schwer getroffen worden ist. Er macht sich richtig Sorgen um ihn. Schon der andere Karl ist einen sinnlosen Tod gestorben und dieser Carl sollte nicht auch noch sterben durch sein leichtfertiges Handeln. Carl war immer ein Vorbild für Conrad, doch sein momentanes Verhalten war einfach aus Conrads Sicht unklug. "Verdammt! Auf diese Entfernung haben wir gegen den Scharfschützen wenig Chancen, das musst auch du doch einsehen, Carl! Können Sie seine Wunden heilen, Schwester?" Bei seiner letzten Frage blickt Conrad natürlich zu Schwester Hermene, die vielleicht tatsächlich die Kraft hat seine Wunden schnell wieder zu heilen.

Conrad merkt, dass die französisch-sprechende Frau- offensichtlich unsichtbar- ganz in seiner Nähe ist, deswegen bereitet er sich darauf vor, vor möglichen Angriffen von ihr so gut es geht auszuweichen, während Conrad dabei ist vom Boden wieder aufzustehen.

Donald musste eingestehen, dass Conrad Recht hatte. Auf diese Entfernung konnten sie nicht an den Scharfschützen herankommen, aber er musste etwas zu ihrem Schutz unternehmen. Der gefallene Mann, Donald meinte sich zu erinnern, dass er Carl hieß, wurde schon von der Nonne umsorgt. Also konnte er sich um den Schutz seines Lebens und das der anderen kümmern. Gleichzeitig würde er den Angreifer zwingen, aus seinem Versteck zu kommen. Er murmelte Worte in der alten Sprache und im Hof zog vor dem Fenster ein dichter Nebel auf. Zwar ging draußen ein leichter Wind, aber für ein wenig Schutz würde es schon ausreichen. Conrad behielt das Fenster im Auge.

Hermene blickte zu Conrad, und ihr Gesicht mochte möglicherweise bereits einen großen Pessimismus ausstrahlen, denn sie wusste um die kritische Lage von Marius, der ebenfalls Opfer des Schützen wurde, und sie wusste um die Gangrene, unter der er litt. Es bastanden kaum die Chancen, dass sie würde helfen können. Dennoch - der Vollständigkeit halber und um ein gutes Bild als ehrwürdige Gottesfrau abzugeben - kroch sie herüber zu den Korpus des Getroffenen .

Dabei blickte sie immer wieder auf ihre Leidensgenossen, die so wie sie hier unverhofft in diese fürchterliche Lage gekommen waren. Die unsichtbare Stimme, die sie plagte, konnte nur eines bedeuten. Eine Unsichtbare war mit ihnen im Raum, und dies war ein Umstand, den Hermene keinesfalls dulden konnte. Sie hob ihr Kruzifix und beschwor die Macht ihres Herren, ihr, seiner Dienerin, Beistand zu leisten. „Erscheine, Weib!“, schrie sie, und schickte eine Welle aus auflösender Kraft in die Richtung, aus der die Stimme kam.

Souverän bleiben und Preußens Gloria verteidigen, diese beiden Gedanken gehen dem Wahlpreußen durch den Kopf, als er sich auf dem vollgebluteten Teppich der Tatsachen wiederfindet. Blut hat ihn noch nie geschreckt, dennoch muss er erstmal die Blutung stoppen. Mühsam bringt er sich wieder auf die Beine, während das Blut warm an seinem Hals und seiner Brust runterfließt. Eine tiefe Wunde, wahrscheinlich wird er sie operieren lassen müssen. Aber Blut und Schmerzen haben Carl noch nicht in der Situation des Kampfes gestört, es war ein Teil des Handwerkes, so wie ein Schmied sich die Hände verbrannte und ein Gleisbauer an Rückenschmerzen litt. Carl drückt sich ein Tuch auf die Wunde. Er spürt, wie das Gift noch immer in im wirkt und ihn innerlich angreift, ihn zerfrisst und ihm das Atmen schwer macht. "Erst die Wunde stoppen, dann das Gift.", murmelte er wie in Trance, während er vom Nebel geschützt, die Wunde verband.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #175 am: 29.11.2011, 23:58:55 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:05:12 Uhr - Gut Emkendorf

Donald beschwor einen undurchdringlichen Nebel, welcher den Verteidigern zumindest ein paar Momente Ruhe vor den donnernden Kugel verpassen dürfte, es sei denn, der Scharfschütze war irrsinnig genug, in das Schwarze zu feuern. Währenddessen robbte die Schwester näher an den verwundeten Carl heran, hielt jedoch in ihrer Bewegung inne, als sie ein Flackern der Luft in der südöstlichen Ecke des Raumes ausmachte. Der himmlische Beistand war ihr sicher, dann auf ihren Verdacht intonierte sie einen Zauber, welcher sofort die magische Unsichtbarkeit einer jungen, rothaarigen Frau auflöste, die gerade im Begriff war, ein Wurfmesser auf den Herzog zu werfen. Erschrocken über die Wirkung des Zaubers, zögerte sie einen Moment zu lang und der Braunschweiger zog Friedrich gerade noch aus der Wurfbahn. Mit einem stumpfen Geräuscht blieb die grünlich schimmernde Klinge in einem Buch stecken. Erschrocken fuhr sie zusammen und verlor augenblicklich ihr lachendes Gesicht. Ihre himmelblauen Augen funkelten die Schwester eisig an. Sie griff zum nächsten Wurfdolch.
Derweil hatte sich Carl wieder aufgerichtet, er spuckte aus und stöhnte kurz vor Schmerzen auf, als er die Kugel mit bloßem Finger aus der Wunde beförderte und sich mit Hilfe eines umliegenden Schals und einer Keksdose einen Druckverband um den Hals wickelte, um so selbst kurz die Blutung zu stillen. Sein Hemd war über und über mit Blut, aber er war wieder bei Sinnen, die Schmerzen durch das Gift ließen abrupt nach. Er hatte den Angriff des Schützen überlebt.
Aber noch immer war Gefahr im Verzug, der Braunschweiger verhielt sich passiv, versuchte seinen Herzog vor jedem Angriff zu schützen. Vor dem Nebel konnte der Schütze im Moment nicht beobachtet werden, und auf dem Flur hörte man noch immer Schritte. In wenigen Momenten würde die mysteriöse Frau Verstärkung bekommen. Eine eisige Aura ging von ihr, eine natürlich Kälte, welche sich in ihren Augen spiegelte. Sie war nicht sehr professionell gekleidet, trug für die Jahreszeit viel zu leichten Seidenstoff, der mehr zeigte, als er verbarg. Ihr rotes Haar fiel ihr glatt auf die Schultern. Doch sie sagte nichts, griff nur nach ihrem nächsten Messer, jeder Muskel gespannt. Immerhin blieb der Schuss des Scharfschützen aus, vorerst.

Donald warüberrascht über das Auftauchen der rothaarigen Frau, jedoch erkannte er sie sofort als Gefahr und begann schnell zu handeln. Er bewegte sich auf Schwester Hermine zu, immer die Frau im Blick haltend, zog dabei einen Fellball aus einem Beutel an seiner Seite und warf diesen der Frau vor die Füße. Dort schlug er auf und verwandelte sich in einen Leoparden. "Kämpfe für mich, mein Freund", sagte Donald zu dem Tier. Der Leopard fauchte die Frau wild an. Dann biß und schlug er nach ihr.

Conrad ist ganz froh, dass Carl nicht noch mehr beschossen werden kann durch den Nebel. Seine Blutungen scheinen vorerst auch gestoppt zu sein, auch wenn Carl immer noch ziemlich übel und hart getroffen aussieht. Conrad fackelt nicht lange und geht ein paar Schritte nach Osten, zieht dabei seinen Degen und greift die rothaarige Frau an. Er will sie so vor einem weiteren Angriff auf den Herzog ablenken. Im Eifer des Gefechts geht allerdings sein Degen-Angriff daneben.

Carl biss die Zähne zusammen. Zum einen um nicht lauthals zu fluchen und zum anderen weil es ihn tatsächlich schmerzte. Doch er hatte sein Ziel mehr oder weniger erreicht. Der Schütze hatte nicht auf seine Begleiter und nciht auf den Herzog gefeuert, sondern nur auf Carl. Allerdings hatte der Leutnant nicht darauf spekuliert wirklich verwundet zu werden und vor allem nicht so schwer, aber es war nunmal das Risiko das er hatte akzeptieren müssen.
Nun wo die Wunde vorerst versorgt war und auch der Schmerz langsam abflaute konnte er sich auf den Kampf konzentrieren. Freilich war dies kein Gefecht nach seinem Geschmack, aber begrüßte er es doch beinahe als willkommene Abwechslung zu den politischen Hütchenspielen denen er zuvor noch ausgesetzt war. Und aus ihm nicht bekannten Gründen gab es nun auch einen Feind in seiner Reichweite. Carl stakste durch das Durcheinander von umgestoßenen Büchern an die Seite Donalds und hob seinen Revolver an. Er zielte auf die rothaarige Messerwerferin, versuchte nicht daran zu denken, dass er auf eine Frau schoss und drückte ab.
Treffer. Noch fünf. Carl hatte es sich angewöhnt immer mitzuzählen, wieviele Kugeln ihm noch verbleiben würden. Da er nicht mit einem Kampf gerechnet hatte blieben ihm in dieser Situation nur noch die fünf Kugeln in der Trommel und sein treuer Säbel. Er würde Munition sparen müssen...
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Menthir

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Casus Belli
« Antwort #176 am: 30.11.2011, 00:00:58 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:05:18 Uhr - Gut Emkendorf

Der Leopard schlug wie wild auf die rothaarige Frau ein und tatsächlich gelang es ihm, der Frau eine Wunde mit den Krallen in das Bein zu schlagen, obgleich er nach dem Hals der Frau zielte und sie zu Boden zerren wollte. Sie wich mit behänden Bewegungen aus, so wie auch Conrads Degen ausgewichen war. Aber Carls Schuss traf ihr bereits lädiertes Bein und Blut floss, sie blieb jedoch beherrscht, verzog nur das Gesicht und biss auf die Lippen vor Schmerz. Und die Sorgen wurden nicht weniger, zwei immense, turmhohe Männer stürmten in den Raum, fast nackend, nur mit einem Kilt gekleidet und schwere Stiefel tragend, mit typischen Zweihandschwertern bewaffnet. Metallene Totenkopfmasken verdeckten den Großteil ihres Gesichtes und sofort begannen sie nach den Verteidigern des Herzogs zu hacken. Wenn Donald sich nicht irrte, waren es Schotten, so wie er, allerdings von Clan Haldane[1]. Einer hackte nach Conrad und schmetterte ihm das Schwert gegen den Rücken, traf jedoch nicht so, dass er eine blutige Wunde hinterließ, trotzdem wurde ihm die Luft aus der Lunge gedrückt[2]. Diese Chance ließ sich die rothaarige Attentäterin nicht entgehen, obgleich sie unbewaffnet schien, zauberte sie aus ihrer leichten Bekleidung einen Dolch und rammte ihn Conrad in die Bauchgegend, doch Conrad wich geschickt aus und konnte dem unverzierten Dolch ausweichen, an dem eine bräunliche Substanz haftete.
Der zweite Maskierte sah noch die Reste des Heilzaubers, den die Schwester nutzte und so schlug er sofort nach ihr, obgleich er eigentlich den preußischen Offizier anvisiert hatte. Hermene wurde an der Seite getroffen, aber durch den improvisierten Schlag ihres Gegenübers, brachte dieser nicht alle Kraft, die in seinem hünenhaften Körper steckte, auf. Schmerzhaft war es allemal[3]. Draußen ertönten keine Schritte mehr, aber jetzt waren es schon drei Feinde, der Herzog und der Braunschweiger blieben noch immer passiv und irgendwo war auch noch der mysteriöse Schütze unterwegs. Es würde kein leichter Kampf werden.

Carl wechselte den Revolver in die Linke und zog nun blanken Stahl, als die beiden leicht gerüsteten Schotten in den Raum stießen und mit ihren antiquiert anmutenden aber dennoch gefährlichen Waffen umherschwangen. Carl Heinrich sah dass sein Kommilitone zwischen einem der beiden Männer und der Frau in Bedrängnis geraten könnte, wollte aber dennoch nicht Schwester Hermene im Stich lassen. Von Conrad wusste er immerhin dass jener ein passabler Fechter war, bei der Nonne war Carl sich allerdings nicht so sicher ob er sie mit dem Schwertkämpfer allein lassen konnte. Also entschied er sich so schnell wie möglich den Mann vor ihm den Gar aus zu machen und ließ seinen Säbel hervorschnellen.

Conrad sieht den Schotten mit dem Zweihänder als die größere Gefahr an. Damit die Gegner ihn nicht mehr flankieren können, geht Conrad einen Schritt nach Norden. Danach täuscht Conrad mit seinem Degen einen Angriff auf die rechte Seite des Schotten einen Angriff an, wechselt aber im letzten Augenblick auf die linke nun ungeschützte Seite, um ihn einen verheerenden Angriff zu verpassen.

Wieder bedrängte der Leopard die rothaarige Frau mit seinem Biß und seinen Pranken. Er hatte das Blut gerochen und dieser Geruch versetzte ihn in Jagdlust.

Donald hingegen stand vorsichtig auf. Währenddessen rief er in seinem Kopf nützliche Fakten aus der Geschichte und den aktuellen Verwicklungen des Clans Haldane[1] auf. Vielleicht fand er ja einen Ansatzpunkt, die er gegen seine Landsleute einsetzen konnte. Oder waren sie etwas verbündet? Als er stand, schlug er mit der rechten Hand nach dem Schotten vor ihm. Das Bild seiner Hand war dabei merkwürdig unscharf, es zeigte scharfe Krallen, wo sonst seine Finger waren, auch schien sein Mund mit scharfen Reißzähnen ausgestattet zu sein und ein Schwanz schien um ihn zu peitschen.

Hermene wich einen Schritt zurück, vor Schreck, denn mit gleich mehreren Widersachern hatte sie nicht gerechnet. Kurz blickte sie sich um und beschloss dann, was zu tun war. Mit ihrem rechten Zeigefinger zeigte sie auf die Rothaarige und schrie in einem schrillen Ton: "Unheilige Hure! Die Strafe Gottes wird dich einholen!". Sofort erschien über ihr ein Flegel aus gleißendem Licht, der auf sie niederraste.
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Casus Belli
« Antwort #177 am: 30.11.2011, 00:02:06 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:05:24 Uhr - Gut Emkendorf

Die Angriff der Herzogsverteidiger zeigten Wirkung. Donald schaffte es, dem nur leidlich gerüsteten Schotten die Krallen über den Oberkörper zu ziehen, auch wenn er spürte, dass eine schwache Magie diesen schützte. Deshalb drangen die Krallen nicht so weit in das Fleisch, wie sie bei solch einem direkten Treffen hätten müssen. Dennoch bildeten sich blutige Striemen auf der Haut des Schotten, gleichzeitig hatte der Maskierte versucht, Donalds Aufstehen zu nutzen, um ihn mit einem harten Schlag sofort wieder gen Boden zu schicken, doch Donald konnte dem Hieb ausweichen, der knapp neben ihn auf verstreute Bücher ging und diese schwer beschädigte. Carl nutzte diesen Treffer, um seinerseits die kurz bröckelnde Verteidigung des Feindes zu nutzen. Ein zweiter Striemen erschien auf der Brust des fast nackten Mannes.
Der Leopard schlug wie wild nach der rothaarigen Attentäterin, diese konnte sich doch mit einer Menge Glück und ihren Verteidigungskünsten gerade so des Tieres erwehren. Gleichzeitig gelang es ihr auch, sich der spirituellen Waffe zu erwehren, welche die Schwester gegen sie einsetzte. Conrad jedoch setzte einen äußerst wirkungsvollen Treffer gegen den anderen Schotten und trieb ihn die Waffe tief in die Hüfte, sofort trat Blut aus und der Maskierte schrie vor Schmerzen auf, kämpfte aber verbissen weiter und schlug seinerseits nach Conrad. Der Zweihänder sauste hernieder und traf Conrad empfindlich an der Schulter, kurzzeitig verließ jedes Gefühl den Arm Conrads und fast verlor er seine Waffe[1], doch er schaffte es dem zweiten Schlag, der seitswärts geführt wurde, mit einem Ausfallschritt zu begegnen, mit dem er auch dem heransausenden Dolch der Attentäter ein zweites Mal entwischen konnte. Carl hat mit den ungenauen und unter Schmerzen ausführten Schlägen des zweiten Kriegers deutlich weniger Probleme, zwar musste der Wahlpreuße viel Kraft aufwenden, damit die abwehrten Schläge ihn nicht stolpern ließen, aber er wehrte beide Schläge bravourös ab.
Die Überraschung war verflogen, alle kämpften hochkonzentriert, sahen jedoch auch, wie der unwirkliche Nebel vor dem Fenster sich langsam wieder auflöste...

Langsam hatte Conrad schon ein paar Verletzungen, die doch etwas schmerzten. Etwas wütend und unter Schmerzen sagt Conrad dann in Richtung Braunschweiger: "Ihr könntet auch mal etwas in diesem Kampf tun, Braunschweiger. Um so schneller wir die Angreifer erledigt haben, um so besser." Danach wirbelte Conrad wild mit seinem Degen in der Luft herum. Es war unberechenbar für den Schotten, wo der nächste Stich des Degens hingehen würde. Eine Parade würde sich also als ziemlich schwierig herausstellen und das war auch von Conrad bei seinem nächsten Angriff mit dem Degen so geplant.

Der Leopard fand langsam Freude am Kampf und er hatte Blut geleckt. Wieder stürzte er sich mit Klauen und Biss auf die rothaarige Frau.
Donald wunderte sich noch immer über das Erscheinen der Schotten, jedoch hatte seine Kampfinstikte die Führung übernommen. Vielleicht sollte er diesen hier am Leben lassen, damit er ihn befragen konnte. Trotzdem versetzte er ihm mit allem, was sein Gefährte ihm zur Verfügung stellte Schläge und Bisse.

Hermene ließ den heiligen Flegel erneut auf die Feindin niederrasen, und diesmal mit mehr Erfolg. Gleichzeitig war sie der Ansicht, dass die Schergen kurzfristig aus dem Weg geräumt werden mussten. Mit erhobenem Finger zeigte sie auf ihren Gegenüber und schrie ihn an: "Ihr, auf den Boden! Ich spreche im Namen unseres allmächtigen Vaters!"

Carl fühlte sich allmählich in den Rhytmus des Kampfes hinein und begann seinerseits die Schlagzahl zu erhöhen. Immer wieder stach und hieb er nach dem Schotten, während er gleichzeitig dessen Gegenwehr geschickt auswich. Der Stil des Leutnants gleich seinem Wesen: Schnörkellos und ohne Umwege durchdrang er die gegnerische Verteidigung und ließ seine Klinge ihre Arbeit tun.
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Menthir

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Casus Belli
« Antwort #178 am: 30.11.2011, 00:03:18 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:05:30 Uhr - Gut Emkendorf

Conrads Schlag zeigte eine entsprechende Wirkung, nahe der letzten Wunde, platziert Conrad ein zweiten Streich und der Haldanekrieger brüllt auf. Verzweifelt hatte er versucht, seinen Zweihände dazwischen zu bringen, doch der schwergewichtige Schotte ist deutlich zu langsam für den schnellen Vorstoß. Gleichzeitig traktierten Donald und Carl den anderen Schotten, der sich nur schwerlich den Angriffen der beiden erwehren konnte. Nur die schwache Magie, die ihn wie ein Panzer umgab, sorgte noch dafür, dass er nicht bereits verblutend oder erschlagen am Boden lag. Die rothaarige, leicht bekleidete Frau wurde abermals vom Leoparden angegangen, sie konzentrierte sich allerdings auf die Abwehr die Krallen, die vorher gefährlicher gewesen waren, doch der Leopard schaffte es seine Zähne in die Oberschenkel der Frau zu schlagen und ebenso traf die spirituelle Waffe der Nonne. Wütend zog sie sich ein Stück zurück und schlug dabei nach Conrad, um sich den Weg zu verschaffen. Und tatsächlich! Irgendwie durchbrach sie mit diesem unerwarteten, seitlich geführten Angriff die Deckung Conrads und verwundete ihm an linken Unterarm. Nur ein leichter Treffer, aber der Schotte, der mit Conrad kämpfte, nutzte sofort die Überraschung des Mannes und ließ den Zweihänder zweimal niedersausen. Conrad kam nicht zeitig in seine Verteidigungsposition. Die Waffe traf ihn einmal an der Schulter und verfehlte nur knapp seinen Hals. Der zweite Schlag, seitlich geführt, hätte ihm beinahe den Brustkorb zerschmettert, aber er konnte den Schlag gerade noch ablenken, wurde jedoch noch immer schmerzhaft an der Schulter getroffen. Der Schlaghagel der Feinde endete, doch Conrad spürte, wie seine Finger taub wurden, er Mühe hatte, seine Waffe zu umfassen. Die braune Substanz am Dolch der Frau war ein starkes Gift, und es war für den Herzog gedacht gewesen. Jetzt hatte sie mit mehr Glück denn kämpferische Finesse Conrad getroffen[1].
Hermene versuchte den Schotten mit einem Befehl in die Knie zu zwingen, doch der sture Schotte ließ die Wirkung abprallen mit einem grimmigen Grunzen, kurz schaut es so aus, als würde er doch noch in die Knie gehen, doch er blieb stehen und starrte wieder auf seine Feinde.

Die Angriffe des anderen Schotten verpufften wirkungslos an der Macht des Eidolons, welcher Donald schützte. Ohne diese Macht hätten die wild, aber unsauberen Hiebe schwere Verletzungen zur Folge haben können, aber so konnte Donald ohne Weiteres ausweichen.

Conrad war stark angeschlagen, dies konnte für die drei Angreifer eine Wende sein. Zumindest schienen sie die Positionen so verschoben zu haben, dass die rothaarige im Notfall fliehen konnte. Der Braunschweiger ließ sich nicht zum Handeln ermutigen. "Und wer schützt den Herzog? Ihr braucht man Schwert nicht. Achtet lieber auf das Fenster, der Nebel verschwindet!", sagte der Braunschweiger verschnupft. Seine Haltung verriet, dass er sich notfalls einem Angriff gegen den Herzog entgegen werfen wollte, welcher noch immer überrascht von der Situation still verharrte. Aber tatsächlich drangen langsam die ersten Sonnenstrahlen wieder durch den Nebel. Der Schütze würde in wenigen Sekunden wieder eine große Gefahr sein...

Mit schmerzverzerrtem Gesicht zieht sich Conrad zurück, nachdem er so schwer verletzt ist. Sterben will er nicht in diesem Kampf, denn er merkt schon wie die Verletzungen langsam ihren Tribut zollen. Auch wenn es Conrad nicht nach außen hin zeigt, so hat er doch wenig Verständnis für das bisherige Verhalten des Braunschweigers.

Der Leopard stürzt sich wieder auf die rothaarige Attentäterin, versucht einen Biß und Prankenhiebe anzubringen. Auch Donald ist wild im Kampf und deckt seinen Gegner mit Hieben und Bissen zu.

Carl bemerkte, dass der Ausgang des Kampfes noch immer ungewiss war. Allerdings gewannen die Attentäter allmählich ein gewisses Übergewicht besonders wenn der magische Nebel keine Deckung mehr vor dem Schützen geben würde. Langsam müssten sie sich den ein oder anderen Gegner vom Halse schaffen.
Mit Mut und Entschlossheit begann Carl einen erneuten Ausfall und lies Serien von Hieben auf seinen Gegner niederprasseln, bemüht dem finalen Stoß näher zu kommen.

Der Nonne entging nicht, dass Conrad der erfolgreichste, aber auch der gebeutelste Verteidiger des Herzogs war. Schnell beschloss sie, dass es das Beste sei, wenn sie Conrad zurück in den Kampf brachte. Sie sah, dass die Situation so kritisch wurde, dass sie einen Teil ihrer Macht offenbaren musste. Sie hoffte, dass ihre wolkenförmigen, durchsichten Flügel im abziehenden Nebel nicht auffiel, und so erhob sie sich wenige Zentimeter über den Boden, sonst würde sie Conrad nicht zeitig erreichen. So konnte sie auch schnell am Fenster vorbei, ehe sich der Nebel lichtete. Schnell eilte Hermene herüber, und legte ihre Hände auf Conrads Wunden, während ihre spirituelle Waffe weiter auf die Attentäterin einschlug.
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Casus Belli
« Antwort #179 am: 30.11.2011, 00:04:52 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:05:36 Uhr - Gut Emkendorf

Während Conrad sich hinter den Herzog und den Braunschweiger zurückziehen konnte, nahm der Leopard blitzschnell die Position des Kriegers ein, auch um besser an die rothaarige Attentäterin kommen zu können. Sofort ging er wieder zum Angriff über und ein zweites Mal versuchte die Attentäterin die Krallenhiebe abzuwehren und abermals fiel sie einem Biss des Leoparden zu Opfer. Sie schrie kurz auf, als die Zähne des Leoparden sich in ihre Wade verbiss. Donald versuchte seinem Leoparden nachzueifern, doch auch mit der Macht des Eidolons schaffte er es nicht, durch die magische Rüstung des Schotten zu brechen, der nur seine vergilbten Zähne bleckte und sich zum Leoparden umwandte, ohne Donald aus den Augen zu verlieren. Carls Säbel hingeben traf schmatzend auf Fleisch und schnitt hindurch, der Barbar brüllte auf. Unversehens hatte er eine Lücke in der magischen Rüstung seines Feindes gefunden und traf die blanke Nierengegend. Sofort spuckte der Schotte Blut. Der Attentäterin gelang es derweil, dem spirituellen Hammer auszuweichen. Wütend brüllte sie beißend einen Befehl. "DEFEND ME, YOU MORONS!" Der eine Mann hörte darauf, und griff sofort den Leoparden an, um die Attentäterin zu decken. Zwei schwere Treffer trennten dem Leoparden den Leib auf und sofort verschwand das beschworene Wesen wieder[1]. Der Barbar spuckte auf die sich auflösenden Bestandteile des beschworenen Wesens.
Der andere Mann dagegen griff Carl blind und vor Schmerzen brüllend an, und seine Wut war überragend. Zweimal gelang es dem Preußen nicht, die Angriffe des Mannes zu parieren. Der Zweihänder traf erst die Seite von Carls Kopf, glücklicherweise mit der blanken Seite, doch mit genügend Kraft, um dem Offizier eine schwere Platzwunde zuzufügen, der zweite Schlag gegen den linken Oberschenkel ließ kurzzeitig das Bein des Wahlpreußen taub werden[2]. Und aus dem Nebel aus Schmerz und Blut wurde Carl klar, dass er jetzt in der Schusslinie des Schützen stand, das Tageslicht brach wieder voll in den Raum und machte deutlich, dass das fließende Blut und die fehlgegangenen Angriffe viele schriftliche Arbeitsstunden des Herzoges vernichtet hatten. Darüber dachte Carl nicht nach, er hörte den Knall der feindlichen Muskete. Aber er spürte, dass er noch lebte. Neben ihn flogen Späne hoch. Die Kugel hatte sich in den Schreibtisch gefräßt und Carl vor einem weiteren, schweren Treffer bewahrt.
Die rothaarige Frau wollte die Situation nutzen, um sich abzusetzen. Ein Schuss ertönte und der Braunschweiger hatte eine Pistole aus dem Beinhalfter des Herzogs gezogen und die Pistole abgefeuert. Der Schuss drang in den Rücken der rothaarigen Frau ein, doch diese rannte weiter nach draußen und ließ die beiden Schotten zurück, die noch zu sehr mit dem Kampf beschäftigt schienen, um der Flucht gewahr zu werden.

Auch wenn Conrad immer noch einige Schmerzen hat und noch ein paar sichtbare Verwundungen hatte, die noch nicht geheilt werden konnten, sagt er trotzdem zu Schwester Hermene: "Danke für die Heilung!"

Dann ging Conrad wieder in das Kampfgetümmel. Er trat zu dem Schotten, den er zuvor schon angriff, wieder heran und versuchte ihm einen Stich mit seinen Säbel zu verpassen. Immer noch würde Conrad versuchen einen Gegenangriff des Schotten, so gut es ging auszuweichen.

Carl verbiss sich die furchtbaren Schmerzen. Er war sich so gut wie sicher, dass noch ein Treffer diesen Kalibers sein Ende bedeuten würde. Allerdings blieb ihm kaum eine Wahl als zu kämpfen. Der Weg war versperrt und dieser verdammte Schütze hatte ihn nun wieder aufs Korn genommen.
Kurz schüttelte er den Kopf um den Schmerz aus seinen Sinnen zu scheuchen und versuchte es erneut mit einem Ausfall . Er bedrängte den Schotten mit einer raschen Folge von Hieben und Stichen, so dass dieser seinerseits nicht die Möglichkeit hatte Carl zu attackieren.

Donald bemerkt weder, dass der Leopard gestorben ist, noch dass sich der Nebel aufgelöst hat. Wieder schlägt er auf den Schotten ein.

Da war wieder, dieser elendige Schütze. Und er war, trotz der Wunden, die sie davontrugen, aufgrund seiner vernichtenden Treffer die größte Gefahr. Er hatten diesen einen einfältigen Burschen erschossen und dem anderen auch fast das Leben gekostet. Während der Hammer sich auf den Barbaren stürzte, der Carl angriff, nutzte sie die neu gewonnene Zeit, um zu verhindern, dass Carl, Conrad oder Donald beschossen wurden. Sie wirkte einfach einen neuen Nebel, das würde den Schützen wieder ein paar Sekunden aufhalten...
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