Gemeinsam waren die Gefährten schließlich die Felsspalte hinabgestiegen, hatten den schmalen Sims hinab zum rauschenden Ozean hinter sich gelassen. Sie waren auf einem großen Felsen angekommen, der beinahe gänzlich von Wasser umspült wurde, lediglich ein schmaler Steinsteg natürlicher Art führte auf eine der weiteren kleinen Inseln. Die Wogen und die Gischt waren ausreichend hoch hier unten, und bei Ebbe lag bestimmt ein größerer Teil der Schlucht frei. Aber so oder so würden sie hier aufpassen müssen, wohin sie ihre Füße setzten: Der Glanz von Seeigeln in allen Farben, hellgrüne Anemonen, zuckende Tangkrabben und der blanke Fels lagen nahe am Wasser ab und an frei. Es schien Unregemäßigkeiten im Seegang zu geben - Unterwasserströmungen, der Wasserfall, etwas Gefährliches?!...
Eigentlich war diese Gegend hier Unten erstaunlich unberührt und schön, andersartig gar: Dennoch, Tolkwy hatte die Spuren die eindeutig auf frischen Besuch hindeuteten verloren, sie führten direkt ins Wasser und verliefen sich - Nichts war mehr zu erkennen. Nach einigen Gesprächen und dem weiteren Weg über die Felsbänke unterhalb des roten Berges, vorbei an dem kleinen Wasserfall, gute fünf Schritt breit und aus einem Loch in der Steilküste knappe zwanzig Schritt über ihnen fallend, tosend in die Tiefe hinabstürzend, der sie doch leicht nass machte, hinüber zu dem entdeckten Schiffswrack, erreichten sie schließlich den letzten Felsgrat hinüber zu dem halb-versunkenen Schiff. Hinter ihnen lag ein großes Wasserbecken, welches in tiefem Blau vor sich hin schimmerte und beinahe völlig abgetrennt war von dem natürlichen Wellengang des Meeres - fast wie ein Badeweiher, als ob es sich hier jemand häuslich einrichten würde: Ein lächerlicher Gedanke beim Anblick der sich ihnen bot...
Die vorderen zwei Drittel des Schiffswracks lagen dort auf dem Felsen auf. Der Bug lag zum größten Teil unter Wasser, doch der zerstörte Mittelteil war auf einem Grat aus schleimigen Felsen aufgebockt. Die Seiten des Wracks waren mit Seegras und Ranken überwuchert und auf dem Deck selbst konnten sie viele Dutzend kleiner Krabben ausmachen, die munter dort herumstaksten. Es war keine Menschenseele zu erblicken...
Nach kurzer Zeit und dem Versuch einer Umrundung des Wracks, die sie aber abbrachen, weil es zu gefährlich erschien - des wogenden Meeres wegen - war es Oblivio der schließlich eine kleine, offene Luke in der Seite des Mittelschiffs entdeckte - dort könnten sie sicherlich hineinschlüpfen, doch einige aus der Gruppe standen bereits abseits und diskutierten aufgeregt!...
Sie hatten noch etwas Anderes entdeckt - etwas Seltsames und mutmaßlich äußerst Wichtiges zugleich, so sonderbar erschien es den Gefährten! Beim rückwärts gewandten Blick gen rotem Berg war ihnen ein Detail aufgefallen, welches sie so bisher noch nicht direkt wahrgenommen hatten. Am Fuße des Berges, dort wo sich seine rötlichen Ausläufer ins Meer erstreckten gab es eine Art Vertiefung im Fels, und auf einer erhöhten Stufe konnten sie, halb im Wasser versunken, zwei steinerne Torflügel erspähen. Sie schienen ebenso überwuchert mit Seegras: Dick und grünlich schimmernd, schwarze Lamellen werfend schien es eine Art steinernes Relief zu verdecken, doch von hier aus konnten sie es nicht erkennen...
Die steinernen Monolithen, das Schiffswrack und jetzt diese Steintüren - so viel gab es hier zu entdecken am roten Berg, und das obwohl ihnen die Zeit im Nacken saß: Womöglich Aerys Lebenszeit!