Myriil Haladar erblickt am Himmel das Bild, das sie in der Nacht zuvor in ihren Träumen gesehen hatte. Sie blickte durch einen Schleier aus Blut, der sich vor ihre Augen gelegt hatte. Aulmpiters Angriff war brutal und effizient gewesen. Er hatte die meisten ihrer Soldaten zu Fall gebracht und sie selbst hatte eine üble Wunde auf der Stirn davongetragen, die ihr die Besinnung geraubt hatte. Als sie Vagor uns seine Gefährten den Feldherrenhügel hatte verlassen sehen, war ihr klar gewesen, dass ihrer Moment kommen würde und dennoch war sie nicht bereit dafür. Es brach ihr das Herz die Königin fallen zu sehen, aber irgendetwas gab ihr Worte ein, als sie den Sturz sah. Worte, die sie bereits einmal gehört hatte: [b]"Wir alle glaubten diesen Traum verloren, aber er ist es nicht. Dieser Traum ist Wirklichkeit. Hier. Jetzt. Für immer."[/b] Auch wenn die machtlose Magierin weiß, dass die Königin fort ist, hört sie ihre Stimme so als stünde sie direkt neben ihr. Und diese Stimme ist es, die Myriil Haladar geschunden und blutend wieder auf die Beine bringt. Das celestische Einhorn, das sie bis vor kurzem noch getragen hatte, ist in seiner Heimat zurückgekehrt, die Statue zerbrochen.
Myriil bleibt nichts außer dem Schwert in ihrer Hand. Sie blickt sich um, sieht eine Kuppel aus Licht erscheinen und wenig später wieder verschwinden. Sie sieht, wie Aulmpiter sich gen Boden stürzt, vermutlich um Vagor und seine Gefährten anzugreifen. Und sie sieht Hoffnungslosigkeit um sich herum, niedergeschlagene Gesichter, zerbrochene Träume. Dasselbe spürt sie auch in ihrem Inneren. Aber sie fühlt auch Ilseveles Präsenz neben sich, erinnert sich an die Worte, die die Königin vor der Schlacht gesprochen hat. Und das allein genügt ihr. Sie greift sich ein Schwert, das neben ihr am Boden liegt und läuft langsam aber bestimmt in die Richtung der feindlichen Reihen. Die Elfen um sie herum folgen ihr nur mit ihren Blicken, keiner schließt sich ihr an. Eine beinahe gespenstische Stille liegt über der Flanke ganz so als wären die Kämpfe für diesen Augenblick zum Erliegen gekommen: Myriil blickt zurück zu den Soldaten und erkennt den Zweifel in ihren Herzen: [b]"Eure Königin hat es euch gesagt, die Tage des Rückzuges sind vorbei. Wir sind jetzt hier. Wir sind Cormanthyri. Wir haben vieles verloren. Ein jeder von uns. Seht euch um, seht was ihr verloren habt. Aber seht auch zu den Cormanthyri, die neben euch stehen und bedenkt, was sie verloren haben. Diese Verluste machen uns aus, sie machen uns zu dem wer wir sind. Und am Ende ist es egal, was wir alles verlieren. Eines bleibt wahr: wir sind Cormanthyri und das kann uns niemand nehmen. Niemals werden wir das verlieren, egal was wir alles einmal waren, wir sind für immer Cormanthyri. Und deshalb ist es an uns zu entscheiden, was wir dafür aufzugeben bereit sind. Ich habe viel verloren. Ich habe meine Magie verloren. Ich habe eine Freundin verloren. Ich habe eine Königin verloren. Aber das ändert nichts an einer einfachen Wahrheit: Ich bin eine Cormanthyri und das werde ich nicht verlieren. Solange ich atme werde ich Cormanthyri sein. Und wenn ich meinen Atem für Cormanthor verlieren soll, dann soll es so sein."[/b] Myriil erwartet keine Jubelrufe, sie erwartet nicht einmal, dass ihr einer dieser Soldaten folgt. Sie marschiert einfach auf den Feind zu, der sich auf einen erneuten Angriff vorbereitet.
Die Frau, die die meisten Elfen als herrische Magierin erlebt haben, hat all ihre Überheblichkeit verloren. Sie ist eine einfache Soldatin geworden und für die anderen ist das genug. Ein Soldat nach dem anderen schließt sich der Sonnenelfe an, um für das zu kämpfen was sie verloren haben und für das, was sie noch zu geben hatten.