Journalistenarroganz, eine typische Form des alltäglichen Schauspiels. Informationen waren Geld und gute Informationen waren viel Geld und die Kunst daraus interessante oder reißerische Artikel zu stricken, sie war fast unbezahlbar. Informationen waren eine gute Währung, aber sie ließen sich leichter manipulieren oder fälschen als Dollarscheine. James hatte das akzeptiert und rechnete selten damit, dass jemand freiwillig sein Wissen mehr als notwendig preisgab, wahrscheinlich war es bei Roy nicht anders
[1]. Vielleicht mochte Roy James auch einfach nur, weil er auch für soziale Berichterstattung bekannt war. Und so hörte James Roy zu und rauchte dabei seine Zigarette in Ruhe zuende, bis Ian auf die glorreiche Idee mit Signalhorn und Blaulicht kam, und so das Gespräch unterbrach. James brachte sich mit zwei schnellen Schritten in Sicherheit und warf den glimmenden Stengel auf die Windschutzscheibe des Polizeidienstwagens.
"Und da wundern sie sich, dass sie einen Ruf wie Hodenkrebs haben.", bemerkte Doherty bissig gegenüber Roy und setzte ein kaltes Grinsen auf. James ging in seiner Rolle als Journalist gerne auf. Emotional hielt ihn nicht viel bei der Polizei, lediglich seine Dienstmarke tat das und der regelmäßige Gehaltsbonus auf das Journalistengehalt.
Doherty versuchte trotzdem sich weiter mit Roy zu unterhalten. Eigentlich kam ihm der Lärm ganz gut zupass, da nicht jeder in der Umgebung seine Meinung hören konnte. Er näherte sich Roys Ohr.
"Weißt doch, ich habe immer viele Fragen. Wer nicht fragt, bleibt dumm.", begann er mit einer einfachen Platitüde. Doherty mochte Roys Stil nicht, nicht nur wegen der Ente, er hatte den Alltagsjournalismus zu sehr geatmet und genossen. Der Esprit der Berichterstattung war Roy wahrscheinlich vergangen, außer er war persönlich in einem Fall involviert. Aber selbst dann war er ja bekanntlich befangen. Er war eben ein Mensch, James war nicht anders.
"Habe ich auch drüber nachgedacht, also über einen bezahlten Anschlag. Aber warten wir erstmal ab, ob der Kohler überhaupt gefunden wird. Wenn er nicht gefunden würde, dann hätte hier auf jeden Fall jemand ein Schwefelfass aufgemacht, so würde die Sache stinken.", bestätigte der getarnte Polizist die Befürchtung des unglaublichen Roys.
"Ich mein, für das hübsche Sümmchen? Es gab in Detroit Penner, die haben für eine Flasche Jim[2] einen anderen Penner zu Tode geprügelt. Es gibt hier Zuhälter, die haben einen prellenden Freier wegen 50$ aufgeknüpft. Was für ein Eindruck müssen dann zehn Millionen auf diesem sinkenden Kahn machen."James hielt Roys Ansatz für möglich, da er ihn gedanklich auch schon gefasst hatte diesen Morgen. James erinnerte sich an das Frühstücksgespräch mit Brown und Marshall. Ja, Dohertys Vermutungen waren genau in die Richtung gegangen, die Roy andeutete. Andererseits war es auch eine naheliegende Spekulation und keine intellektuelle Wunderleistung, auf diesen Gedanken zu kommen.
Doherty blickte auf Ians Dienstwagen und schüttelte nochmal den Kopf. In diesem Gespräch wäre Doherty kaum eine Hilfe, er würde weiter unter den Journalisten bleiben müssen, um nicht über Gebühr aufzufallen. Er hoffte nur, dass Brown bei Marshall zustieg, damit es moderate Stimme in der Unterredung geben würde, wenn sie zustande käme. Er würde sich währenddessen weiter mit den Journalisten unterhalten.
"Habe gehört, dass auch irgend'ne hellhaarige Frau mit langem Mantel dort gewesen sein soll. Schon interessant, oder? Ich mein, wer zieht sich zu Devil's Night so an, wenn er zu den Kohler's will und die ganze Bude abfackelt? Wirkt irgendwie unpassend auf mich.", gab James im Austausch freigiebig eine Information an den unglaublichen Roy weiter, vermutend, dass er vielleicht eine hohe Frau oder vielleicht Frau Kohler darin sehen würde. James hielt danach inne, um Roys Reaktion zu beobachten.