Während Nicolas zu seinem Zimmer geführt wurde - welches er mit Theodric teilen musste - staunte er nicht schlecht, denn von aussen hatte das Herrenhaus lange nicht so edel und gepflegt ausgesehen, wie es von innen aussah. Wohin man auch schaute, sah man Schmuck, teure Möbel und Verzierungen. Die Diener gefielen ihm ebenfalls und sie passten zu diesem Haus, denn sie arbeiteten leise und effizient, ohne den Alchemisten zu stören. Sie überschlugen sich förmlich um so schnell wie möglich alles herzurichten und nicht aufzufallen.
Das Bad war unglaublich erfrischend und mit dem Schmutz, wurden auch die Sorgen und Strapazen der letzten Tage einfach davon gewaschen. Er betrachtete die Kleidung, die von den Dienern bereitgelegt wurde und war überrascht, das diese seinen Geschmack genau traf und auch wie angegossen passte. Er zog alles nach und nach an und warf am Ende noch die Robe über um sich anschließend im Spiegel zu betrachten:
Die schwarze Kapuzenrobe war am Saum der Robe selbst und der Kapuze mit feinen silbernen Fäden durchzogen, die kunstvoll Flammen darstellten. Die Robe verdeckte seine festen dunkelbraunen Lederstiefel fast vollständig, schleifte aber nicht über den Boden. Seine schwarzen Haare waren jetzt glatt und gingen Nicolas bis zur Schulter. Er lächelte kurz, zog die Kapuze tief ins Gesicht und machte sich auf in den Speisesaal.
Kaum war er aus dem Zimmer gegangen, als auch schon ein Diener wie aus dem Nichts auftauchte und ihn zum Speisesaal begleitete. Ihm blieb wenig Zeit das Haus weiter zu bewundern, denn als er im Speisesaal angekommen war und das Essen auf dem Tisch sah, wurde ihm wieder bewusst das er seit seiner Gefangennahme nichts gegessen hatte. Trotz des Hungers stürzte er sich nicht auf das Essen, auch wenn er es kaum erwarten konnte aber er verspürte den Drang sich in diesem Haus zu benehmen und auf Manieren zu achten.
Er nahm sich vor allem Brot, Schinken und Wein, erst als er fürchtete zu platzen hörte er mit dem essen auf. Das Essen war ausgezeichnet und der Wein ließ auch den letzten Rest der Schmerzen vergehen, worüber Nicolas besonders froh war, denn seine Kopfschmerzen waren nun auch Vergangenheit.
Er wartete geduldig, bis die Mägde das Geschirr und das übrig gebliebene Essen weggeräumt hatten und folgte Tiadora, die wiedergekommen war und die Gruppe nun endlich zum Meister bringen wollte. Voller Erwartung folgte Nicolas der attraktiven Frau und auf dem Weg zum Zimmer des Meisters, gingen ihm nochmals alle Fragen durch den Kopf die er ihm stellen wollte. Er würde seine Antworten schon bekommen, egal wer dieser Mann war.
In dem Zimmer angekommen, war das erste was ihm auffiel, weder die Einrichtung des Zimmers, noch das ungewöhnlich aussehende Kind, welches vor dem Schreibtisch mit einer Hasenpuppe redete.
Nicolas beachtete nur den Mann, der auf einem großen Stuhl saß, wie ein König auf einem Thron und dabei lächelte und ihn mit seinen durchdringenden Augen fixierte. Ein Schauder lief über Nicolas Rücken und er hatte das Gefühl, als ob das Blut in seinen Adern gefror, trotzdem konnte er sich von dem Mann nicht abwenden. Diesen Mann umgab eine Aura unglaublicher Macht und Charismas, wie es Nicolas noch bei keinem anderen Menschen bemerkt hatte, er war vollkommen überwältigt.
Jede einzelne Frage, die sich während und auch noch nach der Flucht aus dem Gefängnis in seinem Kopf gebildet hatte, verpuffte einfach bei der folgenden Rede.
Gebannt folgte er jedem einzelnen Wort der Hassrede des Mannes und erkannte schnell das dieser Mann, Adrastus Dorn, der Hohepriester Asmodeus Iomedae noch mehr hassen musste als Nicolas. Im Gegensatz zu dem Höllenfeuer das dieser Mann war, war Nicolas nur ein jämmerlicher Funken. Das was der Hohepriester sagte war unglaublich, die Pläne waren unfassbar und wahnwitzig. Trotzdem traf Nicolas jeder Satz härter als der vorherige. Ein Wort allerdings traf ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht: Rache.
Das war es was er sich in seinen Träumen ausgemalt hatte. Talingard würde mit der Hilfe dieses Mannes brennen und alle Anhänger der falschen Göttin würden brennen und sich vor Schmerzen in seinem alchemistischen Feuer winden. Er würde seine Rache mit Hilfe des Hohepriesters und seines Gottes bekommen, dessen war sich Nicolas jetzt sicher.
Deshalb viel es ihm auch leicht einen Schritt nach vorne zu gehen und sich so tief er konnte zu verbeugen, bevor er sagte:
"Hiermit schwöre ich Euch und Eurem Herren Asmodeus die Treue, bis in den Tod und darüber hinaus. Auf dieses Land wird Feuer niederregnen, seine Bewohner werden sich vor Schmerzen winden und um Gnade betteln aber Ich werde sie im Namen Asmodeus weiterquälen. Aus der Asche dieses Landes wird ein neues Reich entstehen, das Asmodeus als seinen neuen Herrscher anerkennen wird. Für dieses Ziel werde ich ab dem jetzigen Zeitpunkt mein Leben geben."
Während er seinen Schwur leistete nahmen die Gedanken in seinem Kopf Gestalt an und er musste ein Lachen unterdrücken, denn er fürchtete das dieses Lachen niemals wieder aufhören würde.