Auf Meleandas Zauber hin, gab Tauster wieder ein gezwungenes Lächeln von sich.
"Ja, sehr hübsch.
Ich kann euch gerne etwas über Jelenneth erzählen. Tee findet ihr dort." Der alte Zauberer deutete auf eine der zwei weiteren Türen, die aus dem Raum hinausführten.
Meleanda konnte bei einem kurzen Blick erkennen, daß eine davon in eine kleine Schlafstube führte. Auch dort gab es auf die Schnelle nichts wertvolles zu sehen. Die gewiesene Tür führte in einen Raum, der kaum größer als ein großer Kleiderschrank war. Er enthielt eine einfache Kochstelle mit entsprechenden Gerätschaften und einige wenige, haltbare Vorräte. In einem der Regale, die an den Wänden angebracht waren, fand sie neben einigen Gewürzen auch eine ansehnliche Anzahl von getrockneten Kräutern und auch einige Teemischungen.
Insgesamt machte Tausters Behausung nicht den Eindruck als würde hier ein wohlhabender Mann leben, wenn man von den vielen Büchern im Wohnzimmer absah. Dennoch wirkte alles relativ gepflegt und gemütlich, ganz so als hätte es sich hier jemand mit einfachen Mittel sehr behaglich gemacht, um seine verbleibende Zeit genießen zu können.
Nachdem Meleanda den Tee aufgesetzt und sich wieder zu den anderen gesellt hatte, die schon neugierig auf Tausters Erzählung warteten, fing dieser dann auch an. Erst ein wenig stockend und hier und da von einem Schluchzen oder Schnäuzen unterbrochen, wurde seine Stimme mit der Zeit immer fester. Und bei den Erinnerungen, die seine Worte heraufbeschworen, ging auch das eine oder andere Lächeln über seine Lippen. Aber nicht nur seine Stimme ließ Bilder in den Köpfen der Zuhörer entstehen, sondern auch ein gewirkter Zauber, der dem Meleandas glich, zeigte alsbald, was Tauster berichtete.
Er began damit, wie Jelenneth ihn vor einigen Jahren bat, seine Schülerin werden zu dürfen, was er rundheraus ablehnte. Schließlich hatte er sich extra hierher zurückgezogen, um sich in Ruhe und Frieden der Magie widmen zu können. Über mehrere Monate hinweg kam die junge Dame immer wieder zu ihm. Und immer wieder lehnte er ab. Dann blieb sie auf einmal für mehrere Wochen weg. Ein schlauer Schachzug, wie Tauster zugab. Denn er hatte sich so an ihre nervigen Auftritt gewöhnt, daß er sich jetzt etwas sorgte, als sie nicht wie jede Woche zuvor auftauchte. Auf der anderen Seite kannte er sie nicht wirklich, so daß er sich auch nicht viel um ihren Verbleib scherte.
Dann auf einmal geschahen Dinge um ihn herum, die er sich am Anfang nicht erklären konnte. Sein Garten war zum Beispiel auf einmal gejätet, als er vom Besuch in die umgebenden Wälder wieder nach Hause kam. Oder seine zum trocknen aufgehängten Sachen waren, als er sie abnehmen wollte, genäht und geflickt worden. Oder es stand auf einmal ein Korb mit frischen Früchten oder ein wunderbar duftender, frisch gebackener Kuchen vor seiner Tür.
Natürlich wurde ihm aber schnell klar, woher dieses Heinzelmännchenwerk kam. Und da es ihm nicht schadete, ließ er Jelenneth gewähren. Mit der Zeit bemerkte Jelenneth dies und hielt sich und ihre Aktivitäten nicht mehr vor ihm geheim.
Und so arbeiteten sie mal gemeinsam im Garten oder gingen gemeinsam in die Wälder, um Paraphernalia zu sammeln. Erst nach einigen weiteren Monaten wurde ihm das ganze Ausmaß von Jelenneth teuflischem Plan, wie Tauster schmunzelnd anmerkte, bewußt. Nämlich in dem Moment wo sie sich für einige Wochen zu einem Besuch bei ihren Eltern verabschiedete.
Als sie nicht mehr da war, mußte der alte Mann all die Dinge, die die junge Dörflerin ihm abgenommen hatte, wieder selbst verrichten. Und was ihm früher zwar lästig aber nötig gewesen war, betrachtete er jetzt als störend und anstrengend. Außerdem fehlten ihm bei diesen Arbeiten die Gespräche mit Jelenneth und überhaupt ein wenig Gesellschaft.
Als Jelenneth dann wieder bei ihm auf der Türschwelle auftauchte, ernannte er sie offiziell zu dem, was sie ja die letzten Monate eh schon gewesen war, seiner Schülerin.
Und so lehrte er sie jetzt seit etwa einem Jahr die Grundlagen der Magie, während sie ihm im Haushalt half und Aufträge für ihn erledigte, wie zum Beispiel seltene Kräuter in den umliegenden Hügeln und Wäldern zu sammeln.
Hier endete Tausters Erzählung und auch der Illusionszauber, auf den er sich konzentriert hatte. Der Tee war kalt geworden und alle die gelauscht hatten, bemerkten, daß wohl schon eine wenn nicht gar zwei Stunden vergangen waren.
Müde schaute der Zauberer seine Gäste an.