Meine lieben Spieler,
da sich unsere schöne Runde langsam, aber sicher dem Ende nähert, haben bei mir bereits die Planungen für eine neue Runde begonnen. Wie einige wissen, leite ich nur noch Szenarien und keine vollständigen Kampagnen mehr, versuche durch die limitierten und an anderen Stellen besseren Möglichkeiten des Play-by-Post-Rollenspielens eine immer noch freie Runde zu leiten, die jedoch nur eine begrenzte Sandbox-Möglichkeit bietet. Die Charakter sind frei in ihrem Handeln mit möglichst wenig Railroading. Um dies zu schaffen und trotzdem die Runden nie im Sande verlaufen zu lassen, spanne ich im relativ enge Rahmen um die Charaktere, in dem sie sich frei entfalten können.
Diese Runde war eine solche Runde und innerhalb ihrer Grenzen war sie ein weiteres (das Zweite nach meiner Runde mit Chinaanleihen), erfolgreiches Szenarienexperiment. Diese Aussage wage ich, obwohl die Runde noch gar nicht beendet ist. Der Grund dafür liegt aber sicher nur sehr bedingt in meinem theoretischen Rahmen, den ich um die Runde gezogen habe, sondern vor allem an eurer Bereitschaft sich mit der Materie zu beschäftigen, sich mit meinen manchmal sehr langen Beiträgen voller Metaphern zu beschäftigen, die im Vergleich zu anderen Runden sehr reichhaltigen Fußnoten zu beachten und dann neben der Entwicklung großartiger Charaktertiefe auch noch eigene Initiativen innerhalb der Runde zu finden und voranzutreiben, eigene Ideen in die Runde einzubauen und auch als Spieler in der Spielentwicklung mutig zu sein.
Diese Mühe und Bereitschaft will ich euch danken! Neben Worten gibt es jedoch nur wenig, was ich als Dank bereitstellen kann. Aber vielleicht wisst ihr es zu schätzen, wenn ich an dieser Stelle ankündigen möchte, dass ihr die Wahl über mein nächstes Szenario haben dürft und ein absolutes Vorwahlrecht habt. Das bedeutet, dass ich mir eure Worte sehr zu Herzen nehmen werde, wie sie auch ausfallen mögen, und dass ihr, wenn ihr Zeit und Lust für ein weiteres Szenario mit mir findet, auf jeden Fall reservierte Plätze besitzt.
Im Gegensatz zum
Call of History-Aufruf im Januar 2011 werde ich keine so breite Liste an möglichen Szenarien vorstellen, obwohl sehr viele Szenarien in meinem Kopf herumspuken. An dieser Stelle möchte ich stattdessen für eine Auswahl nochmals die
alte Liste präsentieren, falls ihr euch für eines der solchen Szenarien noch interessiert. Der Deutsch-Dänische Krieg ist weitestgehend für mich szenarisch abgehandelt, die Runde um die vergessene Könige schlummert derweil im Archiv, da ich diese Runde wegen meines Wegganges beenden musste. Neben dieser Möglichkeit habe ich nach ersten Rundenbeendigung hier im Gate angekündigt, dass noch eine römische Runde unter meinen Fingernägeln brennt, deren genaues Szenario noch nicht umrissen ist. Erlaubt mir also, die damals kurz gefassten
Gedankengang zu verlinken, da ich noch immer auf diesem Stand bin.
Aber mein eigentlicher Wunsch steht bereits in der Überschrift formuliert in meinem sehr gebrochenen Französisch. Was bedeutet dieses Ringen um Brüderlichkeit und Gleichheit? Der Name ist an Kampf für Glorie und Vaterland angelehnt und in diese Richtung soll es auch gehen. Lasst mich kurz die Ausgangssituation schildern.
Wir haben zuerst den Auftakt zu den "deutschen Einigungskriegen" gespielt, für das zweite Szenario würde ich in die Zeit unmittelbar nach Beendigung der Einigungskriege gehen. Das heißt, mein Ziel ist es nicht, die alltägliche Kriegserlebnisse zu spielen, sondern das Thema ungewohnt zu bearbeiten, wie wir es jetzt mit einer fiktiven Geschichte ebenfalls getan haben. Die Situation ist die, dass nach der
Emser Depesche und den Streitigkeiten um die Nachfolge des spanischen Königs, Frankreich am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg erklärt
[1], das
Schutz- und Trutzbündnis in Kraft tritt und die norddeutsche Union und die süddeutschen Länder erstmals Seite an Seite durch den Verteidigungsfall kämpfen. Frankreich galt damals zwar offiziell noch als best-ausgerüsteste Armee, aber es wird schnell deutlich, dass die preußische Armee - gerade durch die Einführung von Eisenbahnen zur Truppenverlegung bspw. - einen deutlichen logistischen Vorteil hat und auch von zwei gewonnenen Kriegen gegen Dänemark und Österreich beschwingt ist. Bis zum September schafft es Preußen sogar
Napoleon III. zur Abdankung zu zwingen (nach der
Schlacht von Sedan), aber das französische Volk kämpft weiter und bildet eigene Armeen (wie die
Loirearmee). Preußen empfand es daher als wichtigstes strategisches Ziel, den Willen der Franzosen zu brechen, indem sie ihnen ihre geliebte Hauptstadt nehmen, welche zu diesem Zwecke belagert wurde (vom 19. September 1870 bis zum 28. Januar 1871
[2]). Höhepunkt dieser Provokation der Franzosen ist sicher nicht nur die Tatsache, dass Preußen hohe Reparationen nach dem Krieg fordert, sondern dass der preußische
König Wilhelm am 18. Januar 1871 im
Spiegelsaal von Versailles (bekanntlich nahe Paris) zum deutschen Kaiser wird (Gründung des zweiten Reiches). Paris wird noch wenige Tage länger belagert und dann kapituliert auch die Stadt, nachdem sie lange Zeit bombardiert wurde.
Im Zuge der innenpolitischen und außenpolitischen Entwicklung fühlen sich viele Pariser vom eigenen Staat verlassen, es kommt nach einem Vorgeplänkel am 18. März zu einem spontan gebildeten Stadtrat, der eine städtische Revolution veranlasst und versucht die Stadt nach sozialistischem Vorbild zu verwalten. Es entsteht die
Pariser Kommune. Das erste Mal gibt es potentiell die berühmte
Diktatur des Proletariats. Historisch waren die Kommunarden nur etwas mehr als zwei Monate an der Macht, aber es sind sehr spannende, aber auch sehr brutale zwei Monate. In diesen Ausgangspunkt würde ich das neue Szenario setzen.
Der eigentliche Coup dabei ist, dass ich gerne die Charaktere, die ihr jetzt spielt, mit in das Jahr 1871 nehmen würde! Sie alle haben sich aus diversen Gründen in Paris eingefunden und verfolgen dort, wie jetzt in unserem Setting auch, ihre oder eine Agenda. Hier ein paar Beispiele, warum sich eure Charaktere dort aufhalten könnten:
- Alfred Nobel hat 1850 bereits studierend in Paris zugebracht als junger Mann und hatte immer eine Schwäche für Paris. Von 1873 bis 1891 wird er in Paris eine Wohnung besitzen. Zudem war er immer an Geschäft und den Entwicklungen in der Welt interessiert, auch am Krieg selbst. Hier ließen sich die Gründe finden, warum Alfred Nobel nach Paris reist. Diese könnten noch erweitert werden.
- Conrad Rosenstock könnte entweder die Fabrik seines Vaters übernommen haben (Synergieeffekte in der Zusammenarbeit mit Alfred Nobel?), er könnte auch Historiker geworden sein (evtl. mit dem Segen von Theodor Mommsen sogar schnell in höhere Positionen gekommen sein), oder gemäß seiner Neigung könnte Conrad auch ein Politiker geworden sein, der inzwischen im preußischen Landtag saß und in die Fortschrittspartei, der auch Karsten und andere Kieler Dozenten angehörten, beigetreten sein. Er könnte mit einem Auftrag (Überwachung der Reparationszahlungen) oder auch aus polit. Interesse („Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“) nach Paris gereist sein, oder gar als Waffenfabrikant neue Märkte erschließen.
- Carl von Lütjenburg könnte inzwischen ein junger Stabsoffizier geworden sein, der im Deutsch-Französischen Krieg eingesetzt worden war. Als Pionier war er vor allem in der Belagerung von Paris eingesetzt. Er könnte dabei weiter unter Stiehle dienen, die beiden werden sich wahrscheinlich angefreundet haben. Stiehle setzt Carl auch nach dem Krieg weiter in Paris ein, um die Lage dort zu überwachen (Paris wollte schließlich noch Krieg führen, als Frankreich schon kriegsmüde war). Gleichzeitig kann auch Carl den Auftrag der Reparationsüberwachung haben oder auch noch mit dem Schleifen der städtischen Forts beschäftigt sein.
- Samuel Weißdorns Vorlesungen haben sich weiter rumgesprochen und auch wenn es in Frankreich keine ganz klassischen Universitäten mehr hat und das System dort zerrüttet ist, hat Samuel 1868 oder 1869 die Universität Kiel verlassen, weil er einen Ruf der berühmten, alten Sorbonne bekam, um dort unter besserer Bezahlung und Gleichgesinnten seine Karriere als Dozent in neue Höhen zu katapultieren, vielleicht gerade an seiner Habilitation arbeitend. (So wäre es möglich, dass Samuel eines Tages der Dozent der Nobelpreisträger Pierre und Marie Curie werden könnte. )
Der Startpunkt wäre dann irgendwann zu Beginn der Pariser Kommune. Welche individuellen Ziele die Charaktere haben, und welche Aufgaben euch dort exakt erwarten, würden wir dann mit Beginn des zweiten Szenarios sehen. Spannend wäre hier, wie die Charaktere sich in der Zwischenzeit entwickelt haben und dies dann mit in die Runde einzubeziehen. Von der Länge würde es wieder so gestaffelt sein, wie es auch in dieser Runde war. Wir würden Ausschnitte und eine eigene Geschichte innerhalb der realen Geschichte spielen. Ich würde es absichtlich ans Ende des Krieges stellen, um auch noch ein wenig darüber handeln zu können, ohne den Krieg peu a peu spielen zu müssen.
Als Regelwerk würde ich persönlich die FATE-Variante von Malmsturm (
Regelwerk ist frei erhältlich) vorsehen, wenn sich aber niemand umgewöhnen möchte (die Umgewöhnung geht rasend schnell), könnten wir auch bei Pathfinder bleiben. Die Charaktere würden auf der 10. Stufe starten in diesem Fall. Im Malmsturmfalle würde ich auch eine Kurzzusammenfassung der Regeln bereitstellen, da die Runde sowieso eine eigene Fertigkeitenliste hätte.
Ob weitere Charaktere am Spiel teilnehmen sollen oder können, das würde ich von euch abhängig machen. Ich würde gerne bis zu zwei zusätzliche Spieler integrieren, wenn sie an so einer Runde interessiert wären. Aber wenn ihr nur in der Besetzung spielen wolltet, wäre es mir auch recht.
Das Szenario würde wieder in einer Alternative Reality spielen, es gibt also wieder am Rande magische bis paranormale Phänomene, sie spielen aber wie auch diese Runde eher eine untergeordnete Rolle. Malmsturm würde also auch Magie abbilden. Die Runde würde wieder politische Probleme abbilden, aber weniger einen Fokus auf Geheimdiplomatie haben, sondern mehr auf soziale Fragen eingehen.
Das ganze Idee ist aber erstmal nur eine Idee. Es wäre nett, wenn ihr euch dazu äußern würdet, wie ihr das seht, ob ihr noch eine Runde mit mir verbringen wollt, oder ob wir gemeinsam zu neuen Ufern sollen. Die Umfrage wird sieben Tage offen sein.
In diesem Sinne,
euer euch ergebener Spielleiter!