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Autor Thema: Die Nacht des Blutes  (Gelesen 30506 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Rhamedes

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #135 am: 19.09.2013, 02:14:14 »
Rhamedes war dieser Gruppe gefolgt, verduzt und nichtssagend gefolgt, einfach aus Reflex oder Verwirrung, wohl sicher auch aus Überlebensinstinkt. Ja, wäre er alleine gewesen, der Todlose hätte ihn ebenso überrascht, überfallen und bei lebendigen Leib verschlungen, wie sie es hier überall taten. Warum taten sie dies? Und warum waren es so schnell so viele? "Rhamedes, du hast doch wahrscheinlich keine drei oder vier Stunden geruht." Einfache Magie war zu dieser Gräueltat doch nicht fähig, oder doch? Im Vorbeilaufen schaute Rhamedes auf den Kältebrandfleck auf der Haut des nun hoffentlich ruhenden Soldaten. "Ja, du hast selbst Magie gewirkt. Du kannst zaubern. Seit wann kannst du zaubern, alter Mann?"
Unwillkürlich fiel Rhamedes Blick auf den mit der Axt malträtierten Kopf des Soldaten. Mühsam schluckte der alte Mann seine Magensäure wieder runter und wandte den Blick ab, den anderen schnell nach draußen folgend.

Doch bevor sie, auf der Straße angekommen, weiter konnten, hielt er den Soldaten, der höchstwahrscheinlich gerade seinen untoten Waffenbruder erschlagen hatte, an, in dem er ihm am Wappenrock zupfte. Vorsichtig erhaschte er einen Blick in das Antlitz des jungen Mannes. "So ein junges Gesicht und so ein verhärmtes Verhalten...", urteilte der alte Mann in Gedanken über die...situationsbedingte Gleichgültigkeit, die der junge Soldat zumindest an den Tag zu legen versuchte. Rhamedes war sich nicht sicher, ob er für die anderen Menschen um ihn nur stark wirken wollte, oder stark war. Zweifelsohne war sein Waffenarm stark. Rhamedes wollte überleben. Diese Stärke würde Rhamedes vorerst reichen müssen, wenn er das hier überleben wollte.
"Habt Dank für die Rettung. Ich weiß es zu schätzen.", flüsterte Rhamedes etwas lispelnd aufgrund vieler ob des Alters und seiner Armut fehlender Zähne, gerade so laut, dass alle ihn Umgebenden ihn hören konnten. "Ich seh nicht mehr danach aus", versuchte sich der alte Mann an einem Scherz, "aber ich bin ein Arzt. Wenn wir einen sicheren Ort haben, will ich nach euren Wunden sehen. Dass ist wohl alles, wie ich im Moment helfen kann." "Abgesehen davon, dass du auf einmal Magie wirkst, alter Narr..." , donnerte wieder diese fremde Stimme in seinem Kopf. "Bist du meine Stimme?" Stille.

Rhamedes blickte sich um, und obwohl zu erkennen war, dass er sich zusammenzureißen versuchte, zitterte der alte Mann. Die Angst war ihm beinahe unerträglich, aber er versuchte die Anwesenden zu mustern[1] und freundlich, zuversichtlich zuzulächeln, vor allem dem Mädchen, dass sich bleich zeigte. Sie versuchte auch tapfer zu sein. Dann wollte Rhamedes es auch tun, obwohl er wusste, dass er keinen Grund gab, tapfer zu sein. Eigentlich hätten sie lieber schreiend um ihr Leben laufen sollen. Aber jetzt hatten sie Rhamedes gerettet, und so fühlte er sich verpflichtet, auch tapfer sein zu wollen. Dennoch blickte er sich um[2], wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und versuchte trotz des Feuers sowas wie frische Luft aufzunehmen. Er versuchte zu erkennen, ob er ein nicht brennendes, steinernes Gebäude ausmachen konnte oder zumindest etwas, was sehr in Wassernähe liegen mochte. "Wir müssen einen sicheren Ort finden. Aber...die Todlosen sind überall. Überall. Seht ihr da drüben. Die haben sie direkt unter meinem Fenster angefressen. Vor meiner Zimmertür haben sie auch eine angefressen. Im Nebenzimmer. Überall. Wir müssen einen sicheren, steinernen Ort finden. Wir schaffen es bei der Feuersbrunst sonst nicht schnell genug aus der Stadt!"
Rhamedes vergaß schlichtweg seinen Namen zu nennen. Er vergaß für einen Moment auch die ungewöhnliche Stimme, oder dass sein geweihtes Thwab nun vom Blute eines unschuldigen Kindes besudelt war. Er hatte einfach Angst und wollte an einen sicheren Ort.
 1. Heilkunde 25
 2. Wahrnehmung 19

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #136 am: 19.09.2013, 08:33:19 »
Radjesha, die beim Anblick, der sich ihnen bot, noch bleicher geworden war, hob den Arm und deutete in eine Richtung. "Das Sanatorium. Es ist... wer ein schlimmes Verbrechen begangen hat, aber vom Richter als besessen oder irrsinnig eingestuft wurde, den hat man dort reingesteckt - in der Regel für immer. Es besteht ganz aus Stein, sogar die Türen sind schwere Steinblöcke, die sich nur durch spezielle Mechanismen bewegen lassen. Die Wachen dort haben Waffen, und das ganze Gebäude ist darauf ausgelegt, dass niemand herauskommt. Wenn aber niemand rauskommt..."

Es war Radjesha anzusehen, dass ihr der Vorschlag selbst nicht gefiel - aber auch, dass er ihrer Ansicht nach die beste Chance war, die sie hatten.
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Areo

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #137 am: 20.09.2013, 10:45:05 »
Chaos. Wahn. Überall um Areo herum. Egal in welche Richtung er seine Augen blicken lies, es schien als würde eine Dunkelheit über die Welt hereingebrochen sein. Ein grausames Bewusstsein, dass Menschen, Elfen und alles Leben in abscheuliche, geifernde und mordende Monster verwandelte und sie lüstern nach Blut gegen die Wehrlosen schickte. Für den Fall, dass die Stadt sich zu wehren wusste, hatte man scheinbar ebenso Sorge getragen. Lichterloh brannte es überall um die kleine Gruppe herum, derer sich der Druide angeschlossen hatte, um so lange wie möglich am Leben zu bleiben. Er musste es tun. Eine Bürde, eine Verantwortung lag auf seinen Schultern. Verzweifelt kniete er in dem Moment, als die Gruppe auf die Straße gelangte und kurz inne hielt, nieder und drückte sich an seinen treuen Freund Ain. Er spürte ebenso die Angst im Herzen des Hundes. Hatte er seinen Gefährten in den Tod geschickt, als er, durch seinen Egoismus angetrieben damals entschied, nach Aradan zu ziehen? Er fühlte, wie die Last auf ihm immer schwerer wog. Schuldgefühle erklangen tief in seinem Herzen.

Doch als hätte Ain ihn instinktiv verstanden, wandte er kurz seinen Kopf um und schleckte hastig an Areos Kinn, nur um sich in der gleichen Bewegung wieder dem Umfeld zu widmen. Dem Druiden wurde bewusst, dass es einerlei war. Ain würde ihm niemals die Schuld daran geben. Für ihn war es selbstverständlich, seinem Freund beizustehen. Tiere empfanden, alle auf ihre eigene Art, die reinste Form von bedingungsloser Liebe, zu der denkende Wesen jemals fähig waren.

Von diesem Eingeständnis angespornt erhob er sich, hielt den Stecken mit beiden Händen fest umklammert und wandte sich der Gruppe zu, willens, alles zu geben was er konnte. Er bemerkte, wie der Alte etwas flüsterte, gleichsam antwortete die schöne Frau. Er würde sie nicht damit aufhalten, sich vor ihm erklären zu müssen. Keinesfalls sollten sie sich in diesem Augenblick trennen, denn je mehr von ihnen am Leben waren und zusammen hielten, umso höher waren ihre Chancen diese Nacht lebend zu überstehen. So entschloss er, obgleich er nicht wusste in welche Richtung sie ihn führen würden, ihnen zu folgen.

Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #138 am: 20.09.2013, 17:28:19 »
Jetzt hatte sich doch das bewahrheitet, was beim hineinstürmen in die Taverne nur aus den Augenwinkeln bemerkt hatte. Zweifelnd blickte Gelirion sich um.[1] Die noch vom Rauch brennenden Augen machten ihm aber immer noch zu schaffen. So konnte er nicht wirklich weit sehen. Noch dazu wusste er gerade nicht wohin. In einer fremden Stadt in dieser Sittu8ation, etwas Schlimmeres konnte er sich nicht vorstellen.

Als der alte Mann an seinem Wappenrock zuppelte drehte er sich um. Er lächelte seiner Schwester aufmunternd zu und nahm sie bei dieser Gelegenheit vorsichtig in den Arm. Schließlich wollte er sie nicht mit der Axt verletzten. Dann hörte er dem Mann zu. Bei der Erwähnung der angefressenen Person unter dem Fenster des Alten, wanderte Gelirions Blick zu dieser Stelle. Innerlich fluchte er und fragte sich ob er nicht dort beim reinstürmen jemanden kämpfen gesehen hatte. Er biss sich in die Unterlippe um seine Gedanken wieder zu fangen. Jetzt war einfach nicht der Moment um darüber nachzudenken. Der alte hatte recht sie mussten weck.

Im Anschluss zum alten Mann meldete sich Radjesha zu Wort, auch ihr hörte Gelirion zu. Er beendete sogar ihren letzten Satz. „kommt auch niemand so leicht hinein.“ Auch ihr schenkte er ein aufmunterndes Lächeln. Es war eine gefährliche aber gute Idee. „Mir wäre zwar ein Tempel der Ceriva lieber aber das hört sich gut an. Wenn ihr, werter Heiler nichts dagegen habt,…“ er blickte kurz zum Stummen Halbelfen, welcher gerade seinen Hund drückt. versuchen wir es. Ich und meine Schwester sind hier fremd und wüssten nicht wohin.“ erklärte er kurz und drückte Ina an sich. „Gegebenenfall könntet ihr euch dann auch Ina anschauen. Ihr ist gerade schwindelig.“ Wieder lächelte er sie an, denn er wusste genau, dass sicher gerade nicht gut heißen würde, dass er jemanden auf ihr Unwohlsein hingewiesen hatte. Aber schließlich war er ihr Bruder und wer sonst durfte sich jetzt um sie Sorgen machen. Dann ließ er sie wieder los.

Als er den Arm löste konnte Rhamedes erkennen, dass der junge Mann wohl ziemlich am Arm verletzt wurde. Der Wappenrock und das Hemd hatten deutliche Risse und der Stoff war Blutdurchtränkt. Das sollte wohl irgendwann verbunden werden aber er schien momentan nicht bleicher als in dieser Situation zu erwarten war.

„Radjesha, wenn wirklich kein besserer Vorschlag kommt, sollten wir los. Ich würde mich dann eurer Leitung anvertrauen von vorgehen.“ Gelirion ahnte, dass sie nicht sehr lange an einem Ort verweilen durften. Schon gar nicht von brennenden Häusern umgeben. Sie mussten schnell in Sicherheit gelangen und tatsächlich bot wohl ein steinerner Ort den besten Schutz. Auch wenn es das Problem gab hinein zu kommen.
 1. Wahrnehmung: 10

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #139 am: 21.09.2013, 10:36:22 »
Und so entschloss sich die kleine Gruppe Überlebender, zum Sanatorium aufzubrechen. Radjesha führte sie durch die Straßen, wobei sie immer wieder Umwege nehmen mussten, da einzelne Straßen von ganzen Horden der Todlosen besetzt waren. Wer sich zuvor noch nicht sicher gewesen war, wusste spätestens jetzt, dass die ganze Stadt überrannt worden war.

Einige Male konnten sie auch einen Kampf nicht verhindern, aber gemeinsam besiegten sie die vereinzelten Untoten schnell. Die große Gefahr ging von größeren Gruppen und von Überraschungsangriffen der Kreaturen aus, doch sie schafften es weitgehend, solche Gefahren von vornherein zu vermeiden. Nur einmal griff einer der Todlosen, der irgendwie unter eine Haustreppe geraten war, nach Radjeshas Bein und fügte der Diplomatin eine schwere Wunde am Unterschenkel zu. Von da ab mussten sie langsamer laufen, doch zum Glück war das Sanatorium bereits in Sicht.

Zwei oder drei Straßenzüge weiter lag es, eine steinerne Festung, zwanzig Meter hoch, jede Mauernseite geschätzte hundert Meter lang. In der tiefen Dunkelheit dieser Nacht wäre es trotz seiner Größe kaum zu sehen gewesen, denn es war aus schwarzem Stein erbaut worden. Doch das sich immer weiter ausbreitende Feuer, das selbst der nachlassende Regen nicht aufhalten konnte, erhellte diese Festung der Wahnsinnigen, die - so schien es zumindest - als einziges dem Wahnsinn vor seinen Toren standhalten konnte.

Und so liefen sie weiter, die beiden Frauen stützten sich gegenseitig, und jeder von ihnen hielt Ausschau nach möglichen Gefahren. Und tatsächlich erwartete sie eine solche, als sie an der nächsten großen Straße ankamen. Sie hatten sich durch eine Seitenstraße geschlichen, und standen an die Ecke eines Hauses gedrückt, während sie vor ihnen eine skurille Szene beobachteten. Gute siebzig oder achtzig der todlosen Kreaturen standen dort, aber nicht wie üblich schwankend, schlurfend oder fressend. Wie gebannt hatten sie sich vor einem weißen Turm gesammelt, und sahen hinauf, hoch zu einem Balkon, der in gut fünfzehn Metern Höhe über der Straße hing. Eine einzelne Gestalt stand dort, schmal und nicht besonders groß, viel mehr war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Sie stand dort, sah eine Weile hinab, bis sie sich umdrehte und im Zimmer hinter ihr verschwand. Im gleichen Moment löste sich die Gruppe der Untoten auf. Nun liefen sie wieder ungelenk über die Straße, bis auf einige, die sich auf dem Boden liegenden Leichen zuwandten, um aus ihnen ihr schreckliches Mahl zu machen...
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Esulilde Ziberadi

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #140 am: 22.09.2013, 16:16:31 »
Stumm blickte Esulilde auf die wandelnden Toten, innerlich betend, dass diese sie nicht erreichen mögen. Sie Blickte ihnen - und somit auch ihrem eigenen Tod in die Augen - auch wenn es sich bei den Zombies meist nur um schwarze Löcher, so schwarz wie die Dunkelheit Aguas, in die sie sich stets zur Meditation versenkte, handelte.
Auch ihr Blick huschte zu der Explosion, als das ohrenbetäubende Geräusch erklang, doch hoffte sie gleichzeitig, dass sie nicht im nächsten Augenblick für den Fehler bezahlen musste, den Blick von den wandelnden Toten abzuwenden. Auch meine Brüder und Schwestern haben nicht gesehen, dass sie angegriffen wurden, da sie ihren Blick und ihren Geist komplett auf das Ritual ausgerichtet hatten. Aguas, schütze mich...und Meister Undeon.

Gelirion

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #141 am: 22.09.2013, 17:08:13 »
„Was hat das zu bedeuten?“ fragte Gelirion mehr zu sich selbst sprechend. Das Verhalten der Untoten verwunderte ihn doch sehr. Er fragte sich ob die Untoten die Person fressen wollten oder vielleicht gar auf sie hörten. Als die Person verschwunden war, blickte er zurück zu seinen Begleitern. Lange würden sie wohl nicht mehr kämpfen können. Ihm selbst stieg die Müdigkeit in die Glieder. Noch dazu schmerzte seine rechte Schulter und die Wunde am Unterarm war beim der letzten Verteidigungsaktion wieder aufgegangen. Über diese Situation ganz und gar nicht zufrieden biss er sich wieder in die Unterlippe. Er merkte wohl gar nicht, dass er dies tat. Somit war es höchst wahrscheinlich eine Geste die zeigte, wie es wirklich in ihm aussah.
„Ich denke nicht, dass wir so viele besiegen können.“ sagte er zu den Anderen und blickte sich wieder um. Auch wenn alle bis jetzt tapfer gekämpft hatten, so war es wohl unmöglich, gegen so eine große Gruppe vor zu gehen. Sie bräuchten dafür wohl oder übel mehr Männer aber vielleicht gab es auch eine andere Lösung. Genau nach dieser Lösung suchte er, als er wieder um die Ecke blickte.[1]  Vielleicht gab einen anderen Weg, eine andere Seitenstraße beispielsweise oder es gab irgendwo Deckung, mit welcher ein Vorbeischleichen möglich war oder es gab irgendetwas was noch eine neue Möglichkeit aufwarf.
 1. Wahrnehmung 10
« Letzte Änderung: 22.09.2013, 17:09:15 von Gelirion »

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #142 am: 22.09.2013, 19:46:25 »
Nur für einen Moment hatten sich die untoten Kreaturen umgedreht, nun wandten sie sich wieder den Aguas-Priestern zu. Sollten sie sich nicht eigentlich den Dienern des dunklen Gottes unterwerfen? Es sah jedenfalls nicht danach aus...

Langsam fixierten sie wieder die drei Lebenden, und die Gier in ihren Augen war offensichtlich. Die ersten von ihnen standen direkt vor Udeon. Sie griffen nach ihm... und hielten dann plötzlich inne. Nicht nur die Kreaturen direkt vor dem alten Priester, sondern alle, die in den Tempel eingedrungen war. Langsam drehte sich Udeon zu Esulilde und dem Adepten um.

Sein Gesicht hatte sich verändert. Die Augen waren weiß, ohne Pupillen, nur von dicken roten Adern durchzogen. Die Haut des Priesters war aschfahl geworden, sein Gesicht eingefallen. Ein bösartiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Es offenbarte ein Gebiss, das aus gefährlich scharfen Reißzähnen bestand.

"Kleines dummes Mädchen", sprach Udeon sie an. Seine Stimme war dunkel, heiser, grausam. "Du glaubst, Aguas würde dich beschützen? Warum sollte er das tun? Kennst du seine Verzweiflung, seine tiefe, innere Zerrissenheit, seinen alles zerfressenden Schmerz?"

Er ging einen Schritt auf die Evangelistin zu. Streckte seine Hand nach ihr aus, deren Fingernägel nun zu scharfen, schwarzen Klauen geworden waren. "Oh, du kennst die Dunkelheit, ja... aber kennst du ihre wahre Tiefe? Hast du je erlebt, wirklich erlebt, wie es ist, den Tod vor Augen zu sehen? Diesen schrecklichen Moment der Angst, in dem du weißt, dass alles vorbei sein kann, alles, was du bist, aufhört zu existieren? Und nicht einfach so... nein, du wirst in schrecklichem Schmerz vergehen. Schmerz, der dich übermannt, vollkommen ausfüllt, bis du aus nichts anderem mehr bestehst, und du nur noch darauf hoffst, dass du selbst aufhörst, zu existieren, damit es endlich endet..."

Neben ihr atmete Arameas immer heftiger, und als Udeon seine Hand ausstreckte, stieß er einen Schrei aus - und lief davon. Der alte Priester beachtete ihn nicht einmal. Seine weißen Augen waren nur auf Esulilde gerichtet. "Lauf, kleine Priesterin. Ich gebe dir fünf Sekunden, danach werden sie dich jagen, um dir dein Fleisch bei lebendigem Leib vom Körper zu reißen..."
« Letzte Änderung: 22.09.2013, 19:47:43 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Esulilde Ziberadi

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #143 am: 22.09.2013, 20:36:53 »
Esulildes Gesicht wurde kreidebleich vor Schreck. Sie schnappte nach Luft und versuchte gleichzeitig dieses bleiche Gesicht mit dem Mann in Einklang zu bringen, der für sie ebenfalls immer wie ein Glaubensbruder gewesen war. Sie dachte nicht einmal daran, einen Zauber auf ihn zu wirken, um ihn zur Flucht zu bewegen, er war stets viel mächtiger als sie gewesen und das würde sich auch jetzt nicht geändert haben - eher glaubte sie, dass dieser Mann nun nur noch mehr Macht gewonnen hätte. Sie wusste nicht, was sie ihm entgegnen konnte, aber vermutlich sollte sie auch einfach schweigen. Ihr Herz pochte immer schneller während ihr Atem durch die in ihr aufsteigende Panik und den schrecklichen Anblick des Priesters immer schneller und flacher ging. Lauf, Mädchen, Lauf! rief eine Stimme in ihrem Kopf, doch die Evangelistin konnte sich immer noch nicht rühren. "Ich gebe dir fünf Sekunden" erklang die Stimme des Mannes, um wen auch immer es sich nun handeln mochte, in ihren Ohren. Und allein der Widerhall dieser Stimme in ihrem Kopf brachte Esulilde dazu, die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen. Sie wusste nicht wohin, aber sie wusste genau, dass sie Distanz zwischen sich und den ihr von einer Sekunde auf die andere fremdgewordenen Mann bringen musste, wenn sie überleben wollte. Ihr Atem wurde mit der Zeit zu einem Keuchen, immer schwerer und schwerer, doch sie achtete nicht darauf. Er darf mich nicht kriegen erklang erneut die Stimme in ihrem Kopf. Und diese Stimme war so fremdartig, ganz anders als ihr sonst so strenger und eisig ruhiger Tonfall, den sie sonst immer verwendete. Drückte diese Stimme die eigene Angst Esulildes aus? Sie verwarf diesen Gedanken und rannte, als ob eine Horde schrecklicher Kreaturen her wäre...was ironischerweise auch zu einem gewissen Teil stimmte.

Sternenblut

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« Antwort #144 am: 23.09.2013, 00:52:53 »
Radjesha schüttelte nur den Kopf, auch sie konnte diese Beobachtung nicht weiter einschätzen. "Ich vermute, ein Nekromant. Selbst wenn er mit dieser Sache nichts zu tun hat, könnte es ja sein, dass er sie mit seinen Kräften dazu bringt, ihn in Ruhe zu lassen. Das wäre die... positivste Interpretation, die mir einfällt."

Während Gelirion sich umsah, fiel sein Blick auf eine Häuserbrücke. Eine Seitenstraße weiter stand ein hohes steinernes Gebäude, von dessen oberstem Stockwerk ein hölzerner, in sich abgeschlossener Gang zu einem ähnlichen Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite führte. Wenn sie zurückgingen, von dort aus in die nächste Seitenstraße kamen, und dann in das Gebäude hineingingen, konnten sie über den Gang auf die andere Straßenseite kommen. Von dort aus wäre das Sanatorium in greifbarer Nähe.
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Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #145 am: 23.09.2013, 01:06:41 »
Eins. Esulilde drehte sich um, und begann zu laufen. Zwei. Sie erreichte den Hinterhof, den blutüberströmten Hinterhof, auf dem eine Leiche neben der anderen lag. Drei. Das Tor, durch das, wenn auch selten, Lieferanten Waren und Nahrungsmittel für den Tempel anlieferten. Sie stieß es auf, und rannte auf die Straße. Vier. Ein Blick zurück. Der Tempel war umringt von diesen Kreaturen. Es mussten hunderte sein. Fünf. Sie lief, lief, so schnell sie nur konnte, geradeaus, egal wohin, nur weg von dem Ort, der seit so langer Zeit ihre Heimstatt gewesen war.

Ein Laut ertönte hinter ihr, eine Mischung aus einem Brüllen und einem bestialischen Heulen. Ein vielfaches Stöhnen und Raunen folgte.

Im Laufen bemerkte sie, dass viele der Gebäude um sie herum brannten. Die Stadt stand in Flammen. Und die untoten Kreaturen - sie waren überall. Meist nur vereinzelt, aber immer wieder stieß sie auch auf größere Gruppen, denen sie ausweichen musste, neue Wege finden musste. Nur wenige Male traf sie auf andere Lebende, und jedes Mal konnte sie nur noch mit ansehen, wie die untoten Kreaturen über sie her fielen.

Bis...

Sie blieb stehen. Sie war in eine Seitenstraße geraten, gute hundert Meter lang, und dort, am Ende der Straße, sah sie eine kleine Gruppe. Sie war noch gute achtzig Meter entfernt, alles, was sie erkennen konnte, war, dass die Leute irgendetwas zu beobachten schienen, was sich auf der größeren, angrenzenden Straße abspielte. Wer auch immer das dort war, diese Leute waren zumindest keine geistlosen wandelnden Toten.
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Areo

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« Antwort #146 am: 23.09.2013, 17:35:28 »
Als die Verbündeten aus der Seitengasse kamen und die Horde Untoter erblickten, ließ sich Areo so schnell er konnte auf die Knie sinken. Dabei packte er Ain fest in den Griff, welcher im ersten Moment gänzlich verwundert natürlich versuchte, sich dessen zu erwehren. Als er schliesslich bemerkte, dass es sich dabei um den Druiden handelte, lies der Hund ihn gewähren und begann zu verstehen. Sanft legte Areo seinem Freund die Hand auf die Schnauze, um ihn am Bellen zu hindern. Ein leises, protestierendes Winseln entfuhr der feuchten Nase Ains, welches wohl nur von Areo hätte gehört werden können, würde er die Fähigkeit dazu besitzen es zu vernehmen. So kauerten die beiden ineinander umschlungen, fest gegen die Wand gedrückt im Schatten, gemeinsam mit den anderen Flüchtlingen, welchen sie sich angeschlossen hatten. Als Areo die Gestalt hoch oben auf dem Turm erblickte, fuhr ein eiskalter Schauer über seinen Rücken. Hastig versuchte er sein geschultes Auge zu verwenden, um sich das Aussehen der Person näher einzuprägen.[1] Es schien, als würden diese Wesen nicht willkürlich handeln. Ihm war, als würden sie bewusst gesteuert werden. Doch was waren das überhaupt für Monstren. Nie zuvor hatte der Druide jemals von Ähnlichem gelesen, oder wäre ihm gar über den Weg gelaufen. Zweifellos handelte es sich hierbei um Bewohner Aradans, welche auf groteske Art und Weise verändert wurden, soviel hatte er in dieser blutgetränkten Nacht sich selbst zusammenreimen können. Doch wodurch wurde es hervorgerufen? Hatte die Person dort oben in diesem Turm etwas damit zu schaffen? Wie sonst hätte sie die gesamte Aufmerksamkeit der Horde auf sich lenken können, wenn nicht mit einem Befehl? Fragen, für deren Antwort bei Leibe wohl in diesem Augenblick keine Zeit zu finden war, zu gefährlich war die Nacht, zu nahe befand sich die Gruppe an den Leblosen. Doch eine Ungewissheit würde ihm wohl bald offenbart werden. Zumindest konnte er ahnen, in welche Richtung es seine Gefährten verschlagen hatte. Sie versuchten dieses dunkle, furchterregende Gebäude zu erreichen. Auch wenn es beim Anblick der Architektur Areo sauren Geschmack in die Mundwinkel trieb, so hatten sie wohl kaum eine andere Wahl. Darin würden sie sich auf jeden Fall die Nacht über verschanzen können, bis der Morgen anbricht und die Sonne über das getrocknete Blut in den Straßen der schillernden Stadt scheinen würde.

Doch was würde der Morgen ändern? zweifelte der Druide still, an seinen Freund gekauert. Eine Bewegung in seinem linken Augenwinkel lies ihn mit dem Kopf herumfahren. War es eine Frau, welche er dort sah? Vor allem schien sie noch bei Besinnung zu sein, oder straften seine ausgeprägten Augen ihn lügen?

 1. Wahrnehmung 18.
« Letzte Änderung: 23.09.2013, 17:37:36 von Areo »

Gelirion

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« Antwort #147 am: 24.09.2013, 20:56:20 »
Als Gelirion den möglichen Weg erblickte, drehte er sich wieder um. Dabei verdeckten die beiden Frauen den Blick des Paladin zurück in die Gasse, so dass er nicht mitbekam, was sich dort am Ende abspielte. „Es scheint eine Übergang eine Seitengasse weiter zu geben. Wir müssten dafür aber wieder in ein Haus und ganz nach oben. Wenn wir das geschafft haben und auf der anderen Seite sind, ist das Sanatorium in greifbarer Nähe.“ Bevor er losging, zurück durch die Gasse die sie gekommen waren, wartete er einen Moment ob nicht einem der Anderen doch ein besserer Weg ins Auge gefallen war.

Omrah

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« Antwort #148 am: 25.09.2013, 20:58:16 »
Nach einer eher knapp gehaltenen Begrüßung den drei Mädchen gegenüber, richtete Omrah seine Aufmerksamkeit auf den Plan des Mannes. Die Idee war gut aber was dem Jungen daran nicht gefiel, war die Verantwortung, die er dabei trug. Es war schon schwer genug auf Ryffa und sich selbst aufzupassen aber wenn er jetzt einen Fehler machen sollte und einen der Untoten übersah, konnte das nicht nur schwerwiegende Folgen für Ryffa und sich selbst haben, sondern nun auch für all die anderen Personen. Omrah schluckte schwer, nickte aber dann entschlossen. Die Zweifel und die Angst, die sich während der Flucht in ihm ausgebreitet hatten, wurden langsam von aufkeimender Hoffnung vertrieben. Er wurde sich bewusst, das er eben doch nicht alleine war, sondern das es immer noch einige Überlebende neben Ryffa und sich gab. Es gab noch Hoffnung. Und wenn er diese letzte Hürde übersprungen hatte, würden sie alle endlich ein bisschen Sicherheit und Geborgenheit im Kloster genießen können. Noch einmal nickte der Junge zur Bestätigung und antwortete dem Mann mit fester Stimme.

"Das schaffe ich. Lass mich ein paar Schritte vorgehen, ich kenne mich in der Stadt und den Gassen aus und werde mich vor den Untoten verstecken können. Wir müssen so leise wie möglich sein. Ich winke euch weiter, wenn alles sicher ist."

So verschwand der Junge auch schon in der Dunkelheit und bewegte sich im Schatten der Häuser, Kisten und allen anderen, das ihm dabei Hilfe bot, in Richtung der Seitengasse, wobei schon nach wenigen Sekunden nichts mehr von ihm zu sehen war.[1] Er betrat die Seitengasse und schlich zwischen Gerümpel umher, wobei ihm seine kleine Gestalt einen erheblichen Vorteil dabei verschaffte, sich zu verstecken. Immer wieder blickte er um sich[2], um anschließend aus den Schatten aufzutauchen und die kleine Gruppe weiterzuwinken. Gefahren konnte er keine entdecken, bis er plötzlich eine Frau in einigen Metern Entfernung erblickte. Wie vom Blitz getroffen, blieb er stehen und studierte die Bewegungen und das Aussehen der Frau. War sie eine Untote oder eine weitere Überlebende?
 1. Stealth 28
 2. Wahrnehmung 5

Sternenblut

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Die Nacht des Blutes
« Antwort #149 am: 26.09.2013, 00:52:08 »
Aber keiner der Begleiter Gelirions hatte einen besseren Vorschlag. Und so wandten sie sich um, bemüht, schnell aus dem Sichtfeld der großen Straße hinter ihnen zu gelangen. Doch sie hatten nur wenige Schritte gemacht, als Areo sie auf eine Gestalt hinwies - sie war am anderen Ende der Straße, also genau auf ihrem Weg zurück. Und sie machte nicht den Eindruck eines Untoten!
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