Damit verabschiedeten sich Arjen und Will von Luca. Er ließ die beiden mit dem selbst gebauten Aufzug nach unten. Dort angekommen, warnte er sie noch einmal eindringlich davor, in der näheren Umgebung auf sich aufmerksam zu machen. Die Bande, die sich hier eingenistet hatte, war aus seiner Sicht eine größere Gefahr als die Untoten.
Und so gingen die beiden Gefährten den von Luca vorgezeichneten Weg in Richtung der Festung. Schon nach wenigen Minuten mussten sie sich in einem Hauseingang verstecken, um einer kleineren Gruppe wandelnder Toter - etwa zehn an der Zahl - aus dem Weg zu gehen. Doch die zwar gefährlichen, aber auch stupiden Kreaturen liefen an ihnen vorbei, ohne ihre Anwesenheit mitzubekommen.
So zog es sich eine Zeit fort: Sie liefen eine kurze Strecke, umgingen den einen oder anderen Toten, oder mussten auch einmal einen Umweg nehmen, weil eingestürzte Häuser und andere Hindernisse den Weg versperrten. Nach einer Weile, sie waren sicherlich schon eine halbe Stunde unterwegs, hörten sie in der Nähe einige Stimmen.
Will und Arjen versteckten sich hinter der Ruine einer kleinen Kapelle. Das Gebäude war ideal: Es gab Fenster auf Augenhöhe in allen vier Richtungen, die man durch die geringe Größe des Gebäudes - kaum mehr als zwei Schritt an jeder Seite - hervorragend im Blick behalten konnte. Welchem Glauben die Kapelle einst zugeordnet gewesen war, konnte man nicht mehr erkennen. Ein schmaler und schlichter Altar in der Mitte war von Ruß überzogen, religiöse Gegenstände waren keine mehr zu finden.
Durch das Fenster zur Nordseite hatten sie einen direkten Blick auf die Ruine, aus der die Stimmen kamen: Eine ehemalige Gaststätte, das eiserne Schild noch an einem Teil der Außenwand befestigt, der nicht zusammengebrochen war, auch wenn die Zeichnungen darauf nicht mehr zu erkennen waren. Über die hüfthohen Mauerreste konnten sie in den früheren Schankraum sehen, der voller Schutt lag. Das Gebäude hatte vermutlich früher zwei Stockwerke gehabt, doch das obere war vollständig eingebrochen und füllte nun den Schankraum aus. Der Schutt lag so hoch, dass der Boden so hoch war wie die ihn umgebenden Mauerreste.
Auf dem Schutt saßen zwei Männer, die sich ein kleines Lagerfeuer eingerichtet hatten. Um sich herum hatten sie angespitzte Pfähle angebracht. Deren Zweck zeigte sich durch einen einzelnen der wandelnden Toten, der es bis dorthin geschafft hatte: Der Pfahl hatte seinen Körper durchbohrt, und doch versuchte die Kreatur, sich immer weiter nach vorne zu schieben. Das Ganze war eine Zombie-Falle, und so lange die beiden Männer es nur mit wenigen der Kreaturen zu tun hatten, waren sie hier tatsächlich in Sicherheit.
Einer der Männer, kaum älter als zwanzig Jahre, stand auf und nahm einen schweren Hammer vom Boden auf. Er stellte sich vor den Toten, schüttelte den Kopf, und schlug dann mit aller Kraft zu. Der Hammer zertrümmerte den Schädel des Toten, der leblos in sich zusammensackte, nur noch gehalten durch den Pfahl, auf den er sich selbst aufgespießt hatte.
Der Mann hatte kurze, schlecht geschnittene braune Haare, und trug eine Hose und eine Weste aus braunem Wildleder. Sein Begleiter war vermutlich doppelt so alt wie er, hatte einen kahlrasierten Schädel, auf den eine Art Ornament tätowiert worden war, und trug eine schwarze Lederrüstung. An seiner Seite hatte er eine gefährlich blitzende Streitaxt.
"Schau nach, ob er was dabei hatte", befahl der glatzköpfige Mann. "Vergiss Geld und solche Sachen, uns interessiert alles, was nützlich ist: Nahrung, Werkzeug, Waffen und so."
Die beiden sprachen laut genug, dass Will und Arjen sie trotz gut fünfzehn Metern Entfernung verstehen konnten. Fast schien es, als wollten sie, dass man auf sie aufmerksam wurde.