Navanolan gab Nam-Ray ein kurzes Kopfnicken. Ja, es ging ihm gut. Immerhin waren sie seit vielen Tagen auf dem Weg in den Norden. Navanolan kam damit einem persönlichen Ziel näher: vielleicht sahen sie bald schon Berge mit Eis umwehten Spitzen. Und Schneefelder, so weit das Auge reicht! Auch wenn es für viele eine trostlose Vorstellung ist, Navanolan konnte sich sehr dafür begeistern, Lebensformen zu entdecken, die bei Kälte und Sturm überleben, als seinen es Fische in lauen Gewässern.
Als Navanolan am Abend wieder sein kleines Nachtlager aufschlug dachte er an Nam-Rays Worte. Was wäre passiert?
Der Ritter wäre ersoffen, und vielleicht auch der tapfere Nam-Ray. Für ihn wäre ich doch wieder ins Wasser gesprungen. Nur der hochmütige Sklaventreiber, der hätte noch ein paar glucksende Laute von sich gegeben, dann wären wir ihn los. Trotzdem ist es mir lieber, dass sein Leben gerettet wurde. Alles wäre ja doch nur auf uns zurück gefallen. Ich bin hier um die Schwachen zu beschützen, nicht die Selbstgerechten noch zu erheben.
Navanolan setzte sich zu den Anderen. Er versuchte das erste Mal seit ihrem Aufbrechen den Arbeitern zuzuhören. Offensichtlich hatten sie heute ein rechtes Abenteuer erlebt, der Ritter im Fluss war das Gesprächsthema in der Runde. Und nun lockerten sich ihre sonst so ernsten Zungen und sprachen von anderen Erlebnissen. Navanolan war in der Welt schon etwas rum gekommen, aber er war nicht allein und hatte so manchen Luxus genossen. Das merkte er im Gespräch mit den Arbeitern recht schnell. Seine Freiheit, erkämpft mit einem einfachen Leben, war ihm teuer, das wusste er nun umso mehr. Trotzdem hoffte er eine Zeit gemeinsam mit Gleichgesinnten zu verbringen, Dinge zu entdecken!
An Nam-Ray wandte er sich in einer ruhigen Minute:
Siehst du Bryndis? Sie ist etwas abseits, sagt nichts und ist abwesend. Was ist das nur für ein Mensch? Wenn es zu kämpfen gibt, dann springt sie wie wild drauf los, aber anderer Kontakt scheint ihr nicht zu liegen. Was muss geschehen, wenn man mit Inbrunst Leben nehmen will, aber anderes Leben nicht von belange zu sein scheint?
Er dachte kurz nach. Dann fuhr er weiter fort:
Weisst du, was mir am Fluss passiert ist? Ich habe eine fremde Stimme gehört, sie war echt und ganz nah! Aber als ich mich umsah habe ich niemanden sehen können. Es hat mich verschreckt, denn ich habe ganz allein auf euch gewartet. Es scheint auf der Gegend etwas zu liegen, was ich nicht wahrnehmen kann. Fühlt es sich für dich auch manchmal komisch an?