Sharon schien in keinster Weise enttäuscht, sondern lächelte immer noch.
"Siehst du? Auch deshalb will ich dich an Bord haben. Ich will solche Sachen mit dir und Lindsa zusammen ausdiskutieren." Sie warf einen kurzen Blick auf eine an der Wand hängende Uhr - im Grund eine Kristallspirale mit zwei Zweigern, ohne erkennbare Ziffern -, dann sah sie wieder zu Richard.
"Es gibt gute Gründe für die Klongeschichte, aber noch können wir alles umstellen. Der Hauptgrund war, ehrlich gesagt, die Möglichkeit zu bieten, unterschiedlichste Charaktere zu spielen - und ein vielfach bewährtes Konzept zu nutzen. Als 'totgeritten' hatte ich es nicht wahrgenommen. Aber wie gesagt, darüber können wir reden."Sie sah zu Lindsay.
"Schwesterchen hier hat gleich noch einen Termin, ein Arzt, der zu uns kommt. Keine Angst, nichts ernstes. Aber ich möchte dir noch etwas zeigen."Sharon lief zu der Wand, die der Eingangstör gegenüber lag, und stellte sie vor einen Gegenstand, der noch unter einem weißen Laken verborgen war. Richard hatte ihn beim Reinkommen kaum bemerkt, und ihn für ein Regal, eine Standuhr oder ähnliches gehalten.
"Wir nennen es die 'Basis-Bedrohung'. The Walking Dead lebt davon, das immer, überall, zu jeder Zeit menschenfressende Zombies auftauchen können. Die Massen der Zombies stellen eigentlich gar keinen Teil der Geschichte mehr dar, sie sind eher Rahmenbedingungen der Welt, so wie Kälte und Schnee in der Arktis. Eine Gefahr, die im Normalfall leicht zu überwinden ist, die aber trotzdem konstant vorhanden ist." Sie griff nach dem Laken, zog aber noch nicht daran.
"Ich präsentiere: Die Cyber-Polizei der Zukunft, eine künstliche Intelligenz in einem gut bewaffneten Roboterkörper."Nun zog sie an dem Laken. Das Konstrukt darunter war eine etwas mehr als menschengroße Figur, zwei Arme, zwei Beine, Rumpf und Kopf. Aber damit schwanden die Ähnlichkeiten zu echten Menschen auch schon. Der linke Arm endete in einer Maschinenpistole, oberhalb davon war ein Mini-Raketenwerfer angebracht. Der rechte Arm wies eine lange, breite Klinge am Unterarm auf, die Hand war ein gefährlich wirkender Greifer.
Der Körper war keinesfalls ein geschlossenes System: Die Arme, Beine und der Brustkorb zeigten Schläuche und knochenähnliche Strukturen. Die Figur sah aus wie eine Mischung aus Zombie und industrieller Tötungsmaschine. Die dunkelrote Farbe der Figur machte sie nicht gerade vertrauenswürdiger.
In dem Moment klingelte es. Sharon drehte sich zur Tür, dann wieder zu Richard. Während sie das Laken wieder über die Figur zog, sagte sie zu Richard:
"Wir unterhalten uns gleich weiter. Auch die hier sind noch offen zur Diskussion, es ist nur ein erster Entwurf."Lindsay war sofort aufgestanden und zur Tür gegangen, als diese geklingelt hatte. Sie öffnete sie, und dahinter standen zwei Männer: Ein älterer Mann mit einem Koffer, und ein jüngerer asiatischer Herkunft. Der ältere war hochgewachsen, hatte schütteres, leicht gewelltes graues Haar, ein leicht hager wirkendes, markantes Gesicht, und trug einen dunkelgrauen, etwas älter wirkenden Anzug. Der Asiate sah fast eher wie ein Seemann aus: Blaue Fischermütze, abgetragene Jeans und ein alter brauner Parka.
Vor Tián stand ein wunderschönes junges Mädchen: Langes, glattes dunkles Haar, ein leicht exotisch wirkendes Gesicht
[1], große, dunkelbraune Augen, und das alles mit perfektem Styling im Girlie-Look: Ein knapp über den Knien endendes Blümchenkleid, ein rosa Shirt, das unten abgerundet war und den Blick auf ihren Bauchnabel frei gab, und offene Sandaletten, perfektes Make-Up und Schminke, die ihre großen Augen und ihre Wangenknochen unterstrichen.
Der Professor begrüßte sie lächelnd.
"Professor Timothy Layne, dies ist mein Assistent Tián Haas. Ich glaube, ihr Management hatte uns zu Ihnen geschickt?" Lindsay sah die beiden lächelnd an und streckte gleich ihre Hand aus.
"Lindsay Joans. Kommen Sie rein. Das dort ist meine Schwester Sharon, und dort Rich... Rock Power, Sie kennen ihn ja sicherlich aus seinen Filmen." Mit einem kurzen Grinsen sah sie zu Richard, dann wieder zu dem Professor und Tián. Sharon eilte ebenfalls zu den neuen Gästen und begrüßte sie.