Derek war überrascht, wie schnell die Situation schon wieder eskalierte, gerade in einer Situation, in der sie kurz Luft holen konnten. Irgendwie musste er versuchen, die Gruppe wieder zusammenzubringen; immerhin hatte er Erfahrung mit schwierigen Charakteren und wie man sie zur Zusammenarbeit bewegen konnte. Zunächst aber musste er Barret zustimmen:
"Barret hat Recht. In deinen Augen bin ich Mitschuld am Tode vieler, weil ich Rechnungen für den Todesstern geprüft hatte. Aus meiner Sicht habe ich nur einen Bürojob ausgeführt, für den ich ausgebildet wurde.
Aus Sicht des Imperiums bist du ein Verbrecher, der Anschläge auf unschuldige Bürger ausführt. Aus deiner Sicht ein Freiheitskämpfer, der für die gerechte Sache eintritt. Und aus Sicht eines Mandalorianers hat unser Gefangener nur getan, was in seiner Kultur das Richtige ist.
Wir alle sind geprägt durch unsere Herkunft und versuchen, die Rolle, in die wir hineingeboren werden, so gut es geht zu füllen. Nur wenige brechen durch irgendwelche, meist lebensverändernde Umstände, aus diesem Gefängnis aus. So war es bei mir, und wohl auch bei dir.
Aber versteht mich nicht falsch: Ich bin nicht dafür, jeden unserer Gegner einfach laufen zu lassen, weil er tat, was er für richtig hielt. Ich sage nur, jeder hat seine Gründe, die einen mögen ehrenhaft sein, die anderen niederträchtig. Aber auch jemand, der mich in ehrenhafter Weise angreift, ist mein Feind.
Wir müssen aber, wenn wir hier draußen überleben wollen, eine Gemeinschaft werden. Wir müssen eine eigene Sicht entwickeln, und dürfen uns nicht entzweien lassen. Wir sind nicht das Imperium, wir sind nicht die Rebellion, und wir sind keine Mandalorianer. Wir sind ein zusammengewürfelter Haufen auf der Flucht, und aus irgendwelchen Gründen haben wir Feinde. Und wenn einer dieser Feinde mich angreift, dann sollte er bestraft werden.
Auf der anderen Seite wollen wir doch alle gut sein. Aber was heißt das? Für mich heißt das, mich so zu verhalten, dass ich abends in den Spiegel schauen kann und zu mir sagen: Ich habe ein reines Gewissen und bin ein guter Mensch. Glaubt mir, ich habe niemals jemand etwas zuleide getan, ich war hilfsbereit, und denke von mir, dass ich ein netter Kerl bin. Und doch habe ich möglicherweise Schuld auf mich geladen, weil ich nicht über meinen Horizont hinausgeblickt habe.
Ich bin der Meinung, der Mandalorianer sollte bestraft werden. Aber wie? Ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, ihn einfach zu töten. Wir haben kein Gefängnis; wir könnten ihn zwar weiter in eine Kabine sperren und mit uns mitnehmen, aber was würden wir gewinnen? Ich glaube, eine Strafe ist bereits, dass er ein Ausgestoßener aus seiner Kultur ist. Ich weiß, was es heißt, wenn man aus seinem gewohnten Leben gerissen wird. Wir werden ihm sicherlich nichts lassen außer seinem Leben und den Kleidern am Leib, auch das ist eine Strafe. Und jetzt können wir ihn auf einen unbewohnten Felsbrocken aussetzen, wo sein Hass auf uns und sich selbst immer weiter steigen wird, oder auf irgendeinen bewohnten Planeten, wo er von vorne beginnen kann. Natürlich kann es sein, dass er zum Verbrecher wird, aber ebenso kann er ein nützliches Mitglied einer Gesellschaft werden.
Ich plädiere dafür, ihn auf einem Planeten auszusetzen, auf dem die Chance auf letzteres so groß wie möglich ist; vielleicht ein ländlicher Planet, wo es viel Arbeit auf Farmen gibt - und besser kein Huttenplanet, wo fast die einzig mögliche Lebensweise die eines Verbrechers ist."
Nach diesem langen Monolog blickte er den anderen in die Augen, um herauszufinden, ob seine Worte irgendeinen Anklang gefunden hatten.
"Aber eines muss ich sagen: Wenn wir irgendwann diese Inquisitorin in die Finger bekommen, dann werde ich sie eigenhändig erledigen, wenn ich die Chance dazu bekomme. Und ich werde es guten Gewissens tun. Sie ist ein Monster!"