Ayleens Versuche mit dem Stück versetzen sie zwar nicht mehr in die traumhafte Stimmung wie beim ersten Mal, doch es wird ihr schnell eine angenehme Gewohnheit, verschiedene Passagen bei jeder guten Gelegenheit zu spielen. Immer wieder hat sie das eigenartige, aber faszinierende Gefühl, als spiele sich diese Musik von ganz allein. Es ist reine Entspannung – oder wäre es zumindest, würde sie nicht immer wieder von Mitschülern gestört, die langsam aber sicher neugierig zu werden beginnen. Und sie merkt nach und nach, dass es auf dem Gelände des Internats kaum einen Ort gibt, an dem man wirklich ungestört sein kann.
Ein durchdringender Blick (Ayleen) (Anzeigen)Da sie sich um Tiffany bemüht, fällt ihr schließlich auch auf, dass es noch jemanden gibt, der sich scheinbar sehr oft in der Nähe der schüchternen Schülerin aufhält: Eddy. Der Mädchenschwarm taucht wiederholt auf und behält das Mädchen im Blick, obwohl er ihr nur selten direkt nahe kommt, insbesondere dann nicht, wenn sie in Begleitung von Mitschülerinnen ist. Aus irgendeinem Grund kommen Ayleen seine Blicke jedoch reichlich finster und gereizt vor...
Ricky versucht sich auf den Film zu besinnen, doch er hat nur noch die vage Erinnerung an einen alten romantischen Schinken – genau die Art von Film, in den die Mädchen des Internats gern in ganzen Gruppen gehen, um Mengen an Konfekt und Taschentüchern zu verbrauchen, die für jemanden mit einem geringen Taschengeld ganz beachtliche Ausgaben darstellen. Doch wenn er sich recht erinnert, hat er es sonst nie erlebt, dass eine der Schnulzen auf die Schülerinnen einen derartigen Eindruck gemacht hat. Meist verlassen sie das Kino angeregt durcheinander schnatternd und fröhlich, trotz aller drinnen vergossenen Tränen. Debby wirkte irgendwie... anders. Ernster.
Er sinniert noch über das Kino und den Betreiber, einen alten, spindeldürren Mann, der manchmal ein wenig unheimlich wirkt, als er im Bus zurück ins Internat sitzt. Der Umschlag auf seinem Schoss enthält tatsächlich diverse Zeitungsausschnitte und einen Brief seiner Mutter mit den üblichen Mahnungen, ja recht fleißig zu sein und sie stolz zu machen, zudem mit dem Hinweis, er möge doch sorgfältig mit den Ausschnitten umgehen, die ihr teure Erinnerungen seien.
Seltsame Begebenheiten (Ricky) (Anzeigen)Als er später auf seiner Bude die alten, nach Druckerschwärze riechenden Seiten durchblättert, findet er alles, wie es in seiner Erinnerung war. Halls Verschwinden mitsamt einer Sopranistin und zwei weiteren Musikern vor dem Publikum der Uraufführung erklären die Blätter allesamt zu einem Bühnentrick, der von den einen als geschickter Schachzug, von den anderen als billiger Budenzauber gewertet wird.
In einer späteren Ausgabe findet er eigentlich mehr per Zufall einen weiteren Artikel, denn die Überschrift lässt kaum die Verbindung zum Fall Hall erahnen. Es wird der Fall eines Mannes erwähnt, der sich als Albert F. Hall, der Monate zuvor verschwundene Musiker, ausgab. Man vermutete einen Geistesgestörten, denn Hall war als vermisst erklärt worden, und der Unbekannte, obwohl mit einer gewissen Ähnlichkeit im Aussehen, redete derart wirr, dass man ihn zu einer näheren Untersuchung in ein Sanatorium verbrachte. In die Zeitung kam seine Geschichte, als er tags darauf wieder verschwunden war, ohne eine Spur zu hinterlassen...