Instinktiv schlich Fischer den schwatzhaften Wachen noch bis zur Ecke nach, doch dann sah er ein, dass eine unauffällige Verfolgung nicht möglich war, da sich einerseits noch zu viel Volk umtrieb, andererseits die vor ihm liegende Gasse kaum an der Stadtmauer entlangführte, weshalb sie kaum Schlupfwinkel bot. Und dann war da noch Kleiner, der leider noch nicht so ganz begriff, was 'schleichen' bedeutete. Es wurde Zeit, dass Fischer dies mit ihm übte—aber lieber nicht gleich in einer Situation, die bei Misslingen mit seiner Verhaftung oder Schlimmeren enden würde. Überhaupt hatte der letzte Satz der Wache recht abschließend geklungen. Wahrscheinlich sprachen sie längst über ein anderes Thema.
Also lenkte Fischer seine Schritte wieder in Richtung der Taverne. Dabei ging er das Belauschte noch einmal in Gedanken durch. Er hatte kein gutes Gefühl.
Ich will nicht, nicht mit 'nem Riesen, hatte der Kerl gesagt. Das klang ja so, als hätte man sich hier in der Feste mit den Riesen verbündet! Und was sollte das heißen mit den Flüchtlingen und wenn die hier ankämen, bräuchte man jeden Mann auf der Mauer, um zu beschützen... – die Flüchtlinge abwehren, oder wie? Und die Hobgoblins... waren die nun Täter oder Opfer? Welche Patrouille hatte sie aufgebracht, eine von hier? Welchen Ort meinte der Mann mit 'auch da'?
Am liebsten hätte Fischer die Feste gleich verlassen und in der Wildnis übernachten. Zu viel deutete daraufhin, dass man hier womöglich nicht unter Verbündeten wäre, sondern vielmehr in Gefahr, wenn der Befehlshaber von ihrem Auftrag erführe. Die anderen mussten gewarnt werden. Zu dumm, dass Fiona am Tor verkündet hatte, man sei im Auftrag der Fürstenallianz unterwegs! Immerhin hatte Gaston einen wunderbaren Tölpel gemimt (zumindest hoffte Fischer, dass es nur gemimt war), sodass man morgen beim Herrn der Feste vielleicht irgendeinen erfundenen Auftrag vortäuschen könnte...
Und dann die Mörder-Barbaren. Könnten das welche vom Tigerstamm sein, die hier auf Riesenjagd gingen? Die Beschreibung war jedenfalls sehr passend. Hm. Vielleicht sollte man sich auf sie ausfindig machen. Sollten es sich nämlich tatsächlich Tiger-Barbaren handeln, dann wären sie die einzigen hier, von denen man sich halbwegs sicher sein durfte, was sie im Schilde führten oder vielmehr welche Motivation sie antrieb, und dass sie jedenfalls
nicht auf Seiten der Riesen standen. Ob sie, hier in der Fremde, etwas vorsichtiger unterwegs wären und sich womöglich gar ansprechen ließen? Ob sie einem lange genug zuhören würden, wenn man ihnen andeutete, ebenfalls hinter den Riesen her zu sein?
Längst war Fischer beim
Fallenden Ork angelangt, doch er lungerte noch eine geraume Weile im Freien herum (wobei er so tat, als warte er auf Kleiner, welcher aufgeregt überall herumschnüffelte und hier und da das Bein hob). Tatsächlich aber äugte er zum Stadttor hinüber. Wem immer die Hobgoblins aufgelauert hatten, womöglich war dieser ja nicht weit hinter Fischers Gruppe unterwegs gewesen und hatte vielleicht gar das gleiche Ziel? Allerdings konnte er auch nicht die ganze Nacht hier darauf warten, dass jemand zum Tor herein kam. Sobald ihm sein Ausharren vor dem
Ork als auffällig vorkam, schnappte er sich den Wolf und betrat die Taverne.
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Im Schankraum schritt Fischer schnurstracks auf den Tisch seiner Gefährten zu und setzte sich zu ihnen. Schneller als er war allerdings Kleiner. Sobald dieser nämlich den Halbling erblickte (dazu noch beim Essen!), jagte er auf ihn zu und hockte vor ihm hin und machte große Augen.
Fischer dagegen hatte keinen Appetit. Er wollte nur so schnell wie möglich die Gruppe an einem ungestörten Ort versammeln, um ihnen berichten zu können, solange er die Rede der Wache noch klar im Kopf hatte. Doch wie sein Begehr unauffällig in Worte fassen?
"Mein Kleiner fühlt sich hier im Ort gar nicht so wohl wie in Mirabar", verkündete Fischer daher.
"Wir sind ein bisschen durch die Gassen gestreift... gar nicht zufrieden war er. Ich glaube, er hätte lieber draußen in der Wildnis übernachtet. Hier drinnen scheint ihm doch so manches gar nicht zu behagen, oder seien wir ehrlich: Angst einzujagen. Was hätte er euch alles zu berichten, wenn er nur könnte!"Bei den Schlussworten nickte Fischer in Richtung des vollen Schankraumes (und der vielen lauschenden Ohren) und ließ dann seinen Blick zum Hausflur hinübergleiten, in der Hoffnung, seine Gefähren verstünden den Wink so besser, dass er ihnen dringend etwas zu berichten hatte, aber nicht hier.