"Laaangsam ... etwas zu mir, Gisbert. Und halt!" Jekyl fixierte den Balken, den Gisbert und Boron auf ihre Schultern gewuchtet hatten, mit einem Bolzen und betrachtete zufrieden den Fortschritt, den das Bauprojekt machte. Als er vor anderthalb Jahren in die Siedlung gekommen war, wollte er zunächst nur kurz Ruhe finden, um dann nach Süden weiterzuziehen, möglichst weit weg von Grombur und der Mine. Doch dann sah er, in welchem Zustand die Hütten und Unterkünfte der Menschen hier waren, und plötzlich hatte er eine Aufgabe vor Augen: Es mochte ja sein, dass es unter den Menschen Baumeister gab, die prachtvolle Schlösser und Tempel bauen konnten, doch hier gab es offenbar keinen von ihnen - es fehlte ganz einfach ein Zwerg, der etwas von Steinen und Mauern verstand.
In windschiefen Holzhütten hatten die meisten der Bewohner gehaust, als Jekyl Kator Vil aufgesucht hatte, der die Führung der kleinen Kolonie übernommen hatte. "Wenn ihr hier dauerhaft sesshaft werden wollt", so hatte der Zwerg begonnen, "dann braucht ihr auch richtige Häuser. Häuser aus Stein, die dem Wetter trotzen, und die man mit einem festen Kamin beheizen kann."
Die Schmiede war das erste Gebäude gewesen, das Jekyl mit Hilfe der Dorfbewohner geplant und gebaut hatte, und seitdem war er Tag um Tag damit beschäftigt, alte Häuser zu erneuern und aufzuwerten und neue zu errichten. Natürlich waren nicht alle Häuser aus Stein, doch viele hatten zumindest ein gemauertes Fundament, und auch die Statik der anderen Häuser hatte von Jekyls Wissen profitiert. Und seit letztem Sommer hatte er mit Gisbert sogar einen Lehrling, der wie ein Schwamm alles Wissen aufsaugte, das der Zwerg in über einem Jahrhundert in diesem Beruf angesammelt hatte. Immer wieder musste er sich die Augen reiben, wie schnell die Menschen, die doch eine so kurze Lebensspanne hatten, lernten. Und Gisbert war selbst für einen Menschen aufgeweckt und besaß eine erstaunliche Auffassungsgabe.
Plötzlich bemerkte der Baumeister, dass sich am Tor in der Palisade eine kleine Menschentraube gebildet hatte - irgendetwas musste dort vor sich gehen. Und da der Balken nun erst einmal sicher fixiert war, gab er seiner Neugierde nach und signalisierte seinen beiden Helfern, eine Pause einzulegen. "Kommt, das sehen wir uns einmal an." forderte er sie auf, ihm zu folgen, und setzte sich in Bewegung.
Als er sich dem Tor näherte, bemerkte er außer den Wachen auch noch Niyall und Sé Faoláin, die sich scheinbar über einen Körper beugte. Sofort beschleunigte er seine Schritte und sah schließlich ein junges Mädchen, dass wohl auf der Torschwelle zusammengebrochen sein musste. Da die Druidin sich bereits um sie kümmerte und eine der Wachen bereits auf dem Weg war, weitere Hilfe zu holen, wies er Gisbert an, Sé Faoláin nach besten Kräften zu unterstützen und folgte selbst Nyall.
"Was ist passiert? Wo ist sie hergekommen?"