"Ah, so ist das also!" entgegnete die Frau, und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
"Also doch nicht so brav, wie es aussieht, das Mädchen. Oder hat der Kerl sich einfach genommen, was er wollte, und sich um die Folgen nicht gekümmert?" fragte sie, schien an einer Antwort jedoch nicht wirklich interessiert zu sein.
Als sie jedoch das Klimpern von Münzen vernahm, änderte sich die Einstellung der Frau wahrnehmbar.
"Du bist nicht dumm." sagte sie, während das Geld seinen Besitzer wechselte.
"Ich kann dir da schon weiterhelfen. Meine Mädchen schicke ich immer zu Sieglinde, die versteht ihr Handwerk. Ihre Praxis, wenn man das so nennen will, hat sie gleich hier um die Ecke, ich erklär's dir."Nachdem Jelena ihre Wegbeschreibung erhalten hatte, wartete die Frau ab, ob dies nun alles war oder das Halbblut noch weitere Fragen hatte.
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Auch Erich suchte gemeinsam mit Louis eine Praxis auf, wenn auch eine etwas anderer Art. Nachdem der Arzt Erichs Zeichen erkannt hatte, wurden die beiden in einen Behandlungsraum geführt, der auf den ersten Blick erkennen ließ, dass es sich hier nicht nur um einen Quacksalber handelte, sondern um jemanden, der sein Handwerk verstand. An der Wand hing eine Urkunde, die offenbar in den Schriftzeichen des Halbmondreiches geschrieben war - das allein bedeutete zwar noch nichts, doch dass es dort hervorragende Heiler gab, war in Theah durchaus gängiges Wissen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Arzt zunächst Erich und dann Louis behandelt hatte, wobei letzterer deutlich intensivere Maßnahmen nötig hatte. Bei Erich reichte es aus, die Wunden auszuwaschen und mit einer beim Auftragen schmerzhaft brennenden Salbe zu behandeln, bevor saubere Verbände frisch angelegt wurden. Bei Louis dagegen diagnostizierte er etliche Prellungen, Verstauchungen und mehrere Rippenbrüche, die der Arzt zunächst vorsichtig behandelte, bevor er dem Montaigner Verbände so fest anlegte, dass dieser gerade noch so atmen konnte.
"Das muss so sein, sonst besteht die Gefahr, dass sie schief zusammenwachsen." entgegnete der Medicus auf das leise Stöhnen Louis'.
"Ihr seid aber auch übel zugerichtet. Was hat Euch denn in die Mangel genommen?"~~~
Mit dem, was er sah, konnte Friedrich zunächst nichts anfangen.
"Das ist ein Stück Gewebe aus dem Gehirn des Biestes." klärte Walter ihn auf, und Friedrich blickte ihn fassungslos an. Er spähte an dem Rohr vorbei an dem dünnen Streifen, der sich unter der Linse befand, und stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
"Ich habe die Struktur mit der eines 'normalen' Werwolfs verglichen, und sehe in der Tat ein paar Unterschiede. Mein Ziel ist es festzustellen, wodurch diese hervorgerufen worden sind. Einfach wird das nicht, und ich spüre, dass eine Reise nach Inismore auf mich zukommt, doch vorher muss ich noch weitere Nachforschungen anstellen. Und dabei kommst du ins Spiel!
Es gibt eine Pflanze, von der ich gerne testen möchte, wie das Hirngewebe auf sie reagiert. Frag mich nicht, wie ich darauf komme - letztlich ist es Intuition. Sie ist zwar nicht ungeheuer selten, wächst aber hier in der unmittelbaren Gegend nicht, und ich habe auch keine Proben mehr. Denkst du, du kannst mir dabei helfen, meine Vorräte aufzufüllen? Du müsstest ein wenig reisen; die Beschreibung und einige Zeichnungen gebe ich dir mit."