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Es war eine kalte und stürmische Nacht im Süden des Storvalplateaus. Der Regen machte es den Reitern nicht einfach, die Gipfel der Chelvon Peaks zu überqueren. Sie hatten ein finsteres Ziel vor sich, und keinem war bei der Sache recht geheuer. Zu dritt waren sie unterwegs, um im Auftrag ihres Stammes etwas zu erledigen, etwas, das zugleich schrecklich, aber notwendig war. Der scheinbar leblose Körper der jungen Frau, den Mael, einer der Reiter, mit sich auf seinem Pferd transportierte, machte die ganze Sache nicht gerade einfacher. Die schmalen Pfade, die sie entlang des schnellen Flusses beritten, schienen immer enger und rutschiger zu werden. Der Regen hatte seine Spuren hinterlassen.
„Mael?“, rief Yekare, einer der anderen Reiter.
„Was ist?“
„Halt an“, versuchte er gegen den Wind anzukommen. „Halt an, bitte!“
Sie sammelten sich, so gut es ging, an einer Weggabelung, um zu hören, was Yekare wollte.
„Seid ihr sicher, dass wir das richtige tun?“, fragte er mit zitternder Stimme. „Ich habe den ganzen Ritt darüber nachgedacht. Ist das wirklich notwendig?“
Der dritte Reiter, Nemes, schnaufte und stöhnte laut. „Yekare…Es ist nun eh zu spät. Und ja, es ist notwendig! Der Älteste will es so, und es ist nicht an uns, seine Entscheidung anzuzweifeln. Los, weiter! Der Sturm scheint schlimmer zu werden!“
„Ich kann dich gut verstehen, schließlich hast…hattest du eine andere Beziehung zu ihr als wir. Aber denk daran, welches Teufelswerk in ihr lauert! Sie ist…nicht normal!“, redete Mael ihm zu.
„Aber es ist doch nicht gesagt, dass…“, versuchte Yekare dagegenzuhalten.
„Schluss jetzt!“, schrie Nemes. „Es ist besiegelt. Sie muss sterben. Ihre Art, ihre Fähigkeiten…sind eine Schande für unseren ganzen Stamm! Sie wird sterben!“
Nemes drehte sich um und ritt weiter den Pfad hinauf, während Mael Yekare, der mit Abstand der Jüngste der drei war, einen mitleidigen Blick und ein Schulterzucken zukommen ließ.
In der Tat hatte Yekare eine etwas andere Beziehung zu ihr, sie waren Geliebte. Und dennoch musste er seiner Pflicht dem Stamm gegenüber nachkommen. Die junge Frau schien eine besonders starke Affinität zur arkanen Magie zu haben, und dies war der Grund, weshalb sie dem Ältesten ein Dorn im Auge war. Sie sollte beseitigt werden, und die drei waren auf dem Weg hinauf in die Berge, um die Sache zu erledigen. Mit Yekares Hilfe war es möglich gewesen, sie nachts zu entführen, ohne dass ihre Familie etwas merkte. Sie war noch sehr jung, fast noch ein Kind.
Yekare konnte es nicht tun…er konnte es nicht zulassen. Er war jünger und stärker als Nemes und Mael, und beschloss, alles zu riskieren. Blitzschnell zog er sein riesiges Schwert, und warf mit der anderen Hand ein Wurfbeil, das mit voller Wucht das Hinterbein von Nemes’ Pferd traf. Mael fuhr erschrocken herum. „Yekare, was zur Hölle ist in dich gefahren!?“
„Ihr werdet sie nicht töten! Ich werde es nicht zulassen!“, schrie er und sprang von seinem Pferd. Mael hingegen zog nun auch seine Waffe, während Nemes alle Mühe hatte, sein Pferd unter Kontrolle zu halten, das sich gerade wie wild um sich selbst drehte.
Yekare stürmte auf Mael zu, und wie im Reflex riss dieser die Zügel dermaßen hart an, dass sein Pferd sich auf die Hinterbeine stellte. Yekare rammte sein Schwert mit aller Kraft in den Torso des Pferdes, obwohl er diese Pferde eigentlich liebte, aber, wie ihm klar geworden war, nicht so sehr wie die junge Frau. Mael war zu geschockt um zu handeln und rutschte mitsamt dem Körper des Mädchens seitlich vom Pferd, welches zu straucheln begann. Mit einem riesigen Satz sprang Yekare an dem Pferd vorbei und verpasste Mael einen entsetzlichen Hieb, der ihn vor Schmerzen aufschreien ließ. Im gleichen Moment trafen Yekare zwei Pfeile im Rücken, und er fuhr wütend herum. Er rannte in die Richtung von Nemes und versuchte, ihm mit einem Schwertstreich sein Bein zu durchtrennen. In diesem schicksalhaften Moment, in dem Yekare die Zukunft seiner Geliebten, aber auch seine eigene, für immer veränderte, unterlief ihm jedoch ein folgenschwerer Fehler. Er traf abermals das Nemes’ Pferd, diesmal an der Seite, und fügte ihm eine schwere Wunde zu. Es raste blind vor Schmerzen los, direkt auf das Pferd von Mael zu, das im Todeskampf umherstrauchelte. Die beiden prallten aufeinander, verharkten ihre Beide und stolperten in Richtung des Abgrundes. In jenen Sekunden stand Yekare wie gelähmt da, und das Geschehnis schien in Zeitlupen vor ihm abzulaufen. Mael und das Mädchen hingen immer noch an der Seite des immer näher am Abgrund schlingernden Pferdes, während Nemes’ Pferd ihnen hinterher stolperte. „Es ist vorbei“, dachte Yekare. Er konnte nichts mehr tun, als dabei zuzusehen, wie sie allesamt hinabstürzen in die reißenden Fluten des Bergflusses.
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Tabanek Cirik war mit seiner Frau Jallanda bereits einige Zeit unterwegs in den östlichen Regionen von Varisia. Eigentlich wohnten sie in Galduria, aber momentan bereisten sie das ganze Land, um ihre Waren zu verkaufen und ihr Handelsnetzwerk weiter auszubauen. Ihre Rückkehr nach Galduria stand unmittelbar bevor, jedoch erkundeten sie noch die Wälder und Seen unterhalb Ghelvon Peaks, bevor sie die Heimreise antreten würden.
Gerade erst hatten sie sich an den Rand des Wassers gesetzt und begannen, ein Mahl einzunehmen, bevor sie ihre Wanderung fortsetzen würden. Tabanek war gerade dabei, ein Feuer zu machen, als Jallanda, die etwas näher an das Wasser gegangen war, einen entsetzlichen Schrei losließ. Ihr Mann eilte sofort herbei und sah direkt den Grund für ihr Entsetzen: Eine Leiche, scheinbar von einer Frau, war an das Ufer angespült worden: Sie sah ziemlich mitgenommen aus, die Kleidung hing nur noch in Fetzen von dem leblosen Körper. Tabanek eilte zu ihr, um wenigstens zu kontrollieren, ob sie noch lebte, was eigentlich ausgeschlossen war.
„Jallanda, schnell!“, rief er fassungslos. „Sie lebt!“
Seine Frau kniete sich sofort nieder und legte ihre Hände auf den Körper des Mädchens. Sie war eine ganz passable Heilerin und sprach einen Heilzauber aus, Richtung Himmel blickend und leise flüsternd. Das Mädchen kam langsam zu Bewusstsein und hustete sofort einen Schwall Wasser aus. Tabanek blickte seine Frau fassungslos an. „Jallanda…wir müssen sie mitnehmen!“
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Neun Jahre waren seit dem Tag am See vergangen, als Tabanek und Jallanda ihre spätere Ziehtochter gefunden hatten. Das Mädchen war zunächst völlig verstört und es dauerte lange, bevor sie überhaupt sprechen konnte. Sie nahmen sie mit nach Galduria, wo sie sie in ihr Heim aufnahmen und sich um sie kümmerten. Tabanek und Jallanda waren sehr gute Menschen, und sie zeigten unglaublich viel Geduld mit dem Mädchen, was auch nötig war. Was auch immer ihr geschehen war, es musste fürchterlich gewesen sein und hinterließ deutliche Spuren. Das Mädchen wusste weder, wie sein Name war, wo sie herkam oder was überhaupt geschehen war. Sie nannten sie Yekare, denn das war das erste Wort, was sie nach etlichen Monaten gesprochen hatte, auch wenn keiner ihre Bedeutung wusste.
Nach etlicher Zeit war Yekare wieder regeneriert und bei klarem Verstand, und Tabanek, der sich für Magie und den Handel mit magischen Gegenständen begeisterte, war immer erstaunter über die überragende Intelligenz seiner Ziehtochter, die sie im Laufe der Zeit an den Tag legte. Als sie wieder völlig gesund war, empfahl er ihr, sich näher mit dem Gedanken zu beschäftigen, ein Studium der arkanen Künste zu beginnen. Die Familie war wohlhabend und konnte sich ein solches Studium durchaus leisten. Er ließ ihr genügend Zeit, sich das Ganze zu überlegen, und schließlich, als sie sich dazu bereit fühlte, begann sie in Galduria ihre Ausbildung. Es fiel auch ihren Meistern auf, dass nicht nur ihre Intelligenz überragend war, sondern dass sie von Natur aus eine starke Begabung für die Magie mitbrachte.
Sie hatte noch eine ältere Schwester sowie einen jüngeren Bruder, mit denen sie sich gut verstand. Ihre Schwester hieß May und war, wie ihre Mutter, eine Heilerin, während ihr Bruder, Mael der Jüngere, ein begnadeter Waffenschmied wurde und außerdem Schüler in den Künsten des Kampfes.
Das einzige, was Tabanek an Yekare als besorgniserregend empfand, war ihre Entwicklung als Magierin. Sie hatte sich auf Hervorrufungen spezialisiert, was in Tabaneks Augen eine sehr gefährliche Schule war, die unglaubliche Zerstörung anrichten konnte. Sie vernachlässigte andere Teilgebiete der Magie dermaßen, dass sie sie nur halbherzig erlernte und irgendwann wieder verlernte, so dass sie Zauber aus dem Gebiet der Nekromantie überhaupt nicht wirken konnte. Yekare hatte ein Zauberrepartoire, mit dem sie in kurzen Momenten brachiale Gewalt entfesseln konnte. Sie schien eine kriegerische Natur zu sein, weshalb Tabanek auf ihre Vernunft vertraute und sich nicht in ihre Entscheidungen einmischte.
Yekare fühlte sich sehr wohl bei ihrer neuen Familie, obgleich sie auch oft wehmütig über ihre Vergangenheit nachdachte. Sie wusste jedoch nicht, ob sie überhaupt herausfinden wollte, wo sie herkam. Irgendeine Intuition verriet ihr, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste, aber da war noch ein anderes Gefühl…etwas, nach dem sie sich sehnte, jedoch konnte sie es nicht zuordnen. Sie bat ihre Eltern nie darum, ihre Beziehungen spielen zu lassen, um vielleicht etwas über Yekares Herkunft herauszubekommen, auch, wenn sie es ihr oft anboten. Sie war mit ihrem Leben sehr zufrieden, also warum sollte sie den Dämonen ihrer Vergangenheit nachjagen?
Yekare interessierte sich neben der Magie auch noch für fremde Länder und Kulturen, und obwohl sie kaum mehr etwas von der Welt wusste, als sie von Tabanek und Jallanda gefunden wurde, hatte sie im Laufe der Jahre unglaubliche Fortschritte gemacht. Sie kannte sich sehr gut aus in der Welt und sprach mehrere Sprachen, was sie beides ihrer Intelligenz zu verdanken hatte. Sie arbeitete in dem Geschäft ihres Ziehvaters und wurde oft eingesetzt, um in fernen Regionen nach neuen Waren Ausschau zu halten oder einfach die Handelsbeziehungen zu Pflegen. Vor einem Monat ist sie aufgebrochen, um in den hohen Norden zu reisen, gar nördlich des Steam Rivers. Dort sollte sie neue Kontakte knüpfen und exotische Waren finden, von denen sie glaubte, dass sie in ihrer Heimat Absatz finden würden.
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Spellcasting Prodigy: Yekares Schicksal gründet sich auf dieses Talent. Ihre außergewöhnliche magische Begabung war es, wesahlb sie aus ihrem Stamm ausgestoßen wurde und sogar getötet werden sollte. Da solche Affinität zur Magie im Stamm nicht vorhanden war, wurde von Ältesten angenommen, dass Yekare Unglück brachte, ihr Vater nicht zum Stamm gehörte oder gar Dämonen am Werk waren.
Zauber verstärken: Yekare ist eine Magierin, die es gerne krachen lässt. Ihre Angriffszauber überspannt sie gerne mit magischer Energie, um noch mehr Schaden anzurichten...was ihr sichtlich Freude bereitet...
Eiserner Wille: Yekare ist eine Kämpfernatur. Was sie überlebt hat, erfordert einen starken Willen, den sie schon seit jeher besitzt. Im Laufe der Zeit hat sich dieser starke Wille demaßen verstärkt, dass sie mittlerweile merklich willensstärker ist als andere Charaktere.
Zauberfokus Evocation/Metamagic School Focus: Seit Anbeginn ihrer Ausbildung widmete sich Yekare der Schule der Hervorrufung. Inzwischen sind ihre Hervorrufungszauber dermaßen stark, dass ihre Gegner spürbare Mühe haben, sich diesen zu entziehen.