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« am: 13.10.2006, 16:37:54 »
VALERIA
" Ich teile Eure Ansicht, dass einige höhere Wesenheiten an uns interessiert sind - bei Tabor ist ganz deutlich,
dass er in Menkokes Gunst steht.
Und seit ich hier bin, habe ich immer im richtigen Moment Hilfe gefunden, noch vor ein paar Stunden hat mir irgendjemand beigestanden, als ich den Riss zwischen den Dimensionen notdürftig geflickt habe - ich hatte vorher über derartige Phänomene gelesen, ich hatte jedoch nie passende Zauber studiert, abgesehen davon, dass das über meinen Horizont geht. Kurz, ich hätte an dieser Aufgabe scheitern müssen. Auch ist es mir erstaunlich leicht gefallen, Leute kennen zu lernen, die uns weiterhelfen konnten. Erst im Haus der Comtesse blieb mir die Hilfe versagt.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das alles zu einem langfristig angelegten Plan gehört hat, um mir den Weg zur Comtesse freizuräumen."
Es war so bitter. Sie hatte befürchtet, dass Hacathra sich dazu hinreißen lassen würde, die Gräfin des Luvaltals gewaltsam am Öffnen der Truhe zu hindern. Und dann hatte sie, Valeria, selbst diesen Mord begangen, sie würde sterben. Und Hacathra war frei, wahrscheinlich irrte sie immer noch planlos in der Stadt herum, die Wünsche Seluvias hatten sich auf das beste erfüllt. Vielleicht hätte sie nicht erzählen sollen, wie äußerst unsympathisch ihr diese egozentrische Elfengöttin war.
Aber Seluvia konnte schließlich kaum vom Pfeil gewusst haben, ihre Hand geführt haben...
Nachdenklich betrachtet sie den Pfeil, es war kein Blut mehr daran zu sehen.
Der Pfeil ganz aus Holz -
Die Schutzzauber in der Villa, deren Sinn sie nicht begriffen hatte -
Die Anwesenheit der Prinzessin bei der Gräfin - warum war die Gräfin nicht in den Palast zur Prinzessin gekommen?
" Um noch einmal auf das Interesse mächtiger Wesen zurückzukommen - bei uns glauben die Menschen auch an das Schicksal, aber sie gestalten ihr Leben frei, und die einzelnen Lebensfäden, Taten, Unterlassungen oder Heldentaten kreuzen sich und ergeben schließlich ein Muster, dass den Stoff für Geschichten bietet. Und ab und zu gewährt die Göttin des Glücks, Erfolge oder vereitelt je nach Laune sorgfältig geschmiedete Pläne.
In einer anderen Welt gibt es eine Schicksalsgöttin, die zwei Töchter hat - Pech und Glück. Dort gibt es keinen roten Faden, der die Geschichte der Welt erklärt. Maßgeblich ist nur, dass alles irgendwann wieder einen Ausgleich findet.
Hier ist es ganz anders, Ihr habt es selbst gesagt, die Geschichte dieser Welt liegt in groben Zügen fest. Der Wandteppich ist fertig, es fehlen nur noch ein paar Stickereien. Und das Schicksal, eine alte Gottheit, an die niemand mehr denkt, und zu der niemand mehr betet, weil es sowieso nichts nützt, wartet ab, wie an dem Bild weitergearbeitet wird. Leider entstehen Laufmaschen im Gewebe, als Wesen aus anderen Welten hierherkommen und ihre Götter mitbringen, Götter wie den Lavadrachen, Rundare, Rhylthan...
Und diese Löcher müssen irgendwie gestopft werden.
Wenn man sich jetzt fragt, welchen mächtigen oder einst mächtigen Priesterkollegien ihr Gründer von Rangoon auf die Zehen getreten seid, indem Ihr ihnen die Existenzberechtigung nehmt, dann engt das den Kreis von Leuten schon mal etwas ein, die ein Interesse und die Möglichkeiten haben, jemanden wie uns hierherzuholen.
In meinem Zauberbuch sind Briefe und ein paar Notizen; leider ist es nicht allzuviel, was ich bisher in Erfahrung gebracht habe."
Die Comtesse wiederzuerwecken, würde aus mehreren Gründen problematisch sein? Hieß das, man würde es trotzdem versuchen? Seluvia hatte noch nicht gewonnen!
"Graf Tylaar, als ich zum letzten Mal etwas von Lady Hacathra hörte, war sie zusammen mit Lizk im Norden der Stadt. Ich kann leider nicht sagen, was Seluvia in ihrer Vision von Hacathra verlangt hat. Zu uns hat Hacathra nur gesagt, dass das Öffnen dieser nicht existenten Truhe verhindert werden müsse. Der Körper der Comtesse wird doch gut bewacht ?"