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Autor Thema: Verdammnisfahrt  (Gelesen 32227 mal)

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geraldim

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Verdammnisfahrt
« Antwort #180 am: 17.07.2008, 22:38:00 »
Ein weiteres Jauchzen und Klatschen geht durch die Reihen der Passagiere, als Joanne mit der Preisung der Götter geendet hat.
"In unserer dunkelsten Stunde gaben sie uns Hoffnung."
"Doch was wären Götter ohne Helden, welche durch ihre Kraft geleitet Wunder vollbringen?"
Sind nur einige der von Glück besonnenen Ausrufe, die auf Joannes Worte folgen.

Auf Talen´s Worte hin lacht Kapitän d'Lyrandar laut, sympathisierend auf und klopft dem jungen Mann aus Cyre wie einem alten Freund auf die Schulter.  Er sieht ihm jedoch kaum in die Augen. Lässig lehnt er sich gegen das kunstvoll verzierte Steuerrad.

"Verzeiht, wenn mich meine überstrapazierten Nerven dazu verleitet haben, euch unangemessen gegenüber zu treten..."
Die Gesten des Kapitän´s sind überschwenglich, dramatisch und äußerst Publikumswirksam. Er beginnt eine kleine Rede, in der er die drei Retter der Lyrian als Helden und Freunde Lyrandars anpreist, woraufhin die Zuschauer erneut klatschen. Ebenso lässt er andeuten, dass er die Helden für ihren Dienst eine Entlohnung zu erwarten haben. Es bleibt nicht verborgen, dass einige dem Kapitän böse Blicke zuwerfen, doch keiner lässt seinen Mißgefühlen freien Lauf. Der Großteil der Anwesenden sympathisiert mit den Worten und der Art des Lyrandars.

Schließlich endet die Ansprache. Im Hintergrund sind die Seemänner sichtbar, welche die verstorbenen Abberationen über Bord werfen und die umgekommenen Passagiere in Tücher wickeln.
Unter den Aufräumern sind jedoch auch zwei spitzfindige Kaufleute, welche den verstorbenen König mit seinem erschlafften Tentakel in eine sterile Kiste frachten. Sein majestätischer Dreizack verschwindet ebenso in ihrem Gewahrsam.

Die Passagiere gönnen den Rettern nun ihre Ruhe. Auf dem Schiff herrscht eine sehr gemischte Stimmung. Viele freuen sich über ihr längst verloren geglaubtes Leben, während einige an den Verlusten, der Todesangst und den schrecklichen Bildern innerlich zerbrochen scheinen.

Joanne erhält als Geschenk den Musikstein von dem Kaufmann aus Aundair, dessen Leben sie rettete. Die Schöpfung des Hauses Cannith wurde aus dem Sicherheitsraum geborgen.

Eine kleine Vereinigung von Alchemisten bietet den Helden als Dank für ihre Rettung kostenlos Tränke aus ihrem Sortiment an.

An mehreren Stellen können die Helden Informationen über den Zustand der Lyrian erlangen. Die Besatzung hat sich erheblich reduziert. Zwanzig von dreißig Seeleuten sind umgekommen und von den achtzig Passagieren sind mehr als die Hälfte umgekommen oder haben die Flucht über die Rettungsboote versucht.

Die Nacht vergeht und es beginnt ein neuer Tag. Es weht immer noch ein kalter Wind und der Himmel ist wolkenverhangen. Hier und da blitzt jedoch das Licht der Sonne zwischen den Wolken hervor. Als die Helden auf Deck eintreffen, erinnern nur noch gesplitterte Balken und Kerben in den Planken an die Schlacht der letzten Nacht. Die verbliebenen Seemänner, von denen einige völlig übermüdet scheinen, gehen stillschweigend ihrer Arbeit nach.
Eine Reihe von Holzkisten, welche offenbar als vorübergehende Särge dienen, sind auf dem Deck aufgereiht. Alle sind mit Namen versehen. Zwei dieser Namen lauten “Aerin” und “Bollwerk”. Eine Ehrung weist darauf hin, dass beide ihr Leben gaben um die Lyrian zu retten.
In der Luft erhoben, thronen nach wie vor die beiden Elementargeister in ihrer natürlichen Form. Offenbar hat sie der Kapitän noch etwas nachjustiert und in eine optimale Position gebracht. Sie wirken nun völlig mechanisiert. Jemand der die letzte Nacht nicht mitbekommen hätte, würde nicht erkennen, dass es sich hierbei um Lebewesen handelt.

“Lyran und Selavash. Ich habe euch erwartet.”
Kapitän d'Lyrandar breitet die Arme in einladender Geste vor Talen, Joanne und Sarelo aus. Doch es ist die Geste eines distanzierten Kaufmannes, welcher vor einer Verhandlung steht.
In theatralischen Worten bedauert er den Tod Aerin´s und Bollwerk´s und beschwört, dass er am liebsten diesen Vorfall verhindert hätte. Zur zweiten Morgenglocke plant er eine Andacht, um der Toten zu gedenken und das er erfreut wäre, wenn Joanne sich daran beteiligen oder diese gar einleiten würde. In einem Nebensatz erwähnt er die noch ausstehende Belohnung, doch dann wird seine Miene wieder ernster.
“Vein Eril´s Geistwächter. Dieses Exemplar hätte ich gern zurück.”
Das Gesicht Deniel d'Lyrandars verhärtet sich und scheint plötzlich völlig kompromißlos.

Joanne Montreveaux

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Verdammnisfahrt
« Antwort #181 am: 18.07.2008, 03:21:39 »
Joanne verbringt noch einige Minuten in Tales Umarmung auf dem windigen Deck; dann löst sie sich vorsichtig vom jungen Mann und bedenkt die Worte des Kapitäns mit einem höflichen, aber trockenen Nicken. Von der heuchlerischen Darbietung des Halbelfen hält sie nicht viel, hält es aber auch für äußerst töricht, die Lage aufzuheizen, nachdem eine tödliche Gefahr nur knapp überstanden wurde.
Die Edelfrau ergreift eine Hand ihres Liebsten und schaut ihm in die Augen, eine stumme Bitte, mitzukommen. Als erstes geht es zum einsam an der Reling lehnenden Sarelo. "Herr Professor?," spricht die Studentin den Elfen an, "vielen Dank. Ohne Euch hätten wir es nicht geschafft, die Lyrian zu retten. Ohne Euren Rat hätten wir sicherlich früher oder später einen fatalen Fehler gemacht," dankt  sie, im Gegensatz zu Deniel, völlig ehrlich. Als sie den Gelehrten genauer ansieht, bemerkt sie eine Träne in seinem Augenwinkel glänzen. "Alles in Ordnung mit Euch, Herr Professor? Ich möchte Euch nicht zu nahe treten, verzeiht. Ich bin auch lediglich eine Studentin, die frühestens nächstes Jahr mit ihrem Abschluss rechnen darf, aber... bitte fühlt Euch frei, mich zu fragen, wenn ich Euch irgendwie helfen kann. Wenn Ihr uns nun entschuldigen würdet," verabschiedet sich die Adlige und geht zusammen mit Talen herunter aufs Hauptdeck, wo die beiden bereits von der Schar der erreteten Passagiere erwartet werden.
"Dankt nicht uns, dankt der gnädigen und gestrengen Heerschar, die uns geleitet hat," möchte sie bescheiden klingen. Die Gaben, die den Helden des Tages angeboten werden, schlägt sie allerdings nicht aus, sondern nimmt sie dankend und mit manierlicher Verneigung an. Den Musikstein betrachtet die Theologin eine Weile lang nachdenklich; sie hat das Gefühl, dass dieses kleine Ding ihr zu einem teuren Erinnerungsstück werden wird. Mit einem Blick zum schönen Cyrer an ihrer Seite, malt sie sich auf einmal aus, wie die beiden einige Jahre später einander in den Armen liegen und sich an diese schicksalhafte Nacht erinnern würden.

Einander in den Armen liegen - danach sehnt sich Joanne allerdings auch in diesem Augenblick. Eine schreckliche Gefahr hat die beiden Liebenden aus der langersehnten Zweisamkeit gerissen, sie um Wohl und Leben des jeweils anderen bangen lassen. Nun, da sie die Bedrohung mit vereinten Kräften, mithilfe mutiger und aufopferungsvoller Gefährten und vor allem mit göttlicher Unterstützung beseitigt haben, verlangt es die Morgrave-Gelehrte nach Trost, Sanftheit und Nähe ihres Liebsten.
"Du hast doch nichts dagegen, wenn wir diesmal lieber meine bescheidene Kajüte aufsuchen?," fragt die junge Frau mit einem charmanten Lächeln und drückt Talens Hand etwas fester. Gemeinsam steigen die beiden unter Deck und durchschreiten den Kabinentrakt der lädierten Galeone. Die Spuren des vergangenen Schreckens sind noch allgegenwärtig, und die Miene der Götterdienerin verfinstert sich etwas, bis die Verliebten schließlich ihr Quartier erreichen.
Darinnen erwartet Talen ein sauber aufgeräumter Schreibtisch, mit ordentlich gestapelten Büchern auf der linken Seite und wegen der Erschütterungen umgekipptem, aber zum Glück verschlossenem Tintenfass auf der rechten. Das Bett sieht ebenso ordentlich aus, und der Reiserucksack der Studentin ist nicht zu sehen - den hat sie nämlich im Schrank verstaut.
Mit unbewußter Geste richtet die Aundairerin das Tintenfass und widmet sich daraufhin voll und ganz der Liebe ihres Lebens. In einem leidenschaftlichen Kuss presst sie die Lippen an die seinen und schmiegt sich fest an seinen Körper - zuckt dann aber vor Schmerz zusammen. "Verzeih. Die Verletzung, ist wohl noch nicht verheilt," begegnet sie Talens besorgtem Blick, "aber es ist nichts Gefährliches. Hilf mir bitte, die Wunden zu behandeln," klingt Joanne auf einmal geheimnisvoll und kokett.
Die Adelstochter knöpft, mit immer röter werdenden Wangen, die Sutane auf, streift sie ab und wirft sie über die Lehne des Stuhls vor dem Schreibtisch. Mithilfe ihres Geliebten entledigt sie sich auch des miederartigen Lederpanzers und des Hemdes, und als seine Hände ihr vorsichtig und liebkosend aus dem Unterhemd helfen, verspürt die junge Lady kaum noch Schmerz, dafür immer mehr wallende Lust.
Dennoch kann sie die Blutergüsse, die ihre glatte Haut verunstalten und von mehreren nur kurz zurückliegenden Rippenbrüchen künden, nicht leugnen. "Bitte, sei vorsichtig," ermahnt die Theologin Talen. "Aber nicht zu vorsichtig," wirft sie sinnlich den Kopf in den Nacken und lässt sich willig in Richtung Bett lenken. Mit zärtlichen Bewegungen und Handgriffen hilft sie dem innig geliebten Mann, die Kleidung loszuwerden und zieht auch die eigenen Stiefel und Beinkleider aus.
Haut an Haut, Mund an Mund, liegen Talen und Joanne eng beieinander, spüren sich gegenseitig. Die Wärme, die ihre Herzen rasen lässt und ihr Blut zum Kochen bringt. Die Erleichterung und den Dank, allen höheren Mächten, dafür, dass sie einander in dieser grausamen Nacht nicht verloren haben. Die Lust, die ihre Geister berauscht und vernebelt. Die Liebe, die niemals enden soll.
So geschwächt und verausgabt die Gelehrte nach den Kämpfen und Strapazen schien, umso mehr verwundert die unbändige Leidenschaft, die sie Talen entgegenbringt, die unerschöpfliche Kraft, die sie ihrerseits in das phantastische Liebesspiel legt. Trotz der Verletzungen vermag die junge Frau jede Faser ihres schlanken Körpers anzuspannen, für jedes Quäntchen Lust und Extase ihrem Liebsten mit Wendigkeit und Liebkosungen zu danken. Die Zungen der beiden Verliebten verflechten sich immer wieder im wilden, schamlosen Tanz, gleiten hie und da über ihre vor Schweiß glänzenden Leiber.
"Talen, ich liebe dich so sehr! Nur dich!," entfährt es der ein wenig heiser gewordenen Kehle Joannes, als die höchste Welle der Lust sie in Talens Armen den Syberis spüren lässt. Mit umeinander geschlungenen Armen kommen die ausgetobten Liebenden nach langen Glasen zur Ruhe und lassen ihre liebestrunkenen Seelen langsam nach Dal Quor gleiten.

Das Bullauge flutet die kleine Kajute bereits mit grellem Morgenlicht, als die Aundairerin die Augen aufschlägt. Die Erinnerungen an gestern - das unerwartete Wiedersehen mit Talen, seine flammende Leidenschaft, dann, der Angriff der grotesken Monstren, der Kampf auf dem Deck, der Wahnsinn des Elementars, Aerins und Bollwerks Opfer, Talens mutiger Einsatz am Steuerrad, die Rettung... die himmlische Nacht daraufhin - prasseln in ihren erwachenden Verstand ein und lassen sie zunächst verwirrt, dann verzückt dreinschauen.
Liebevoll streicht sie dem hübschen, tapferen Mann an ihrer Seite über die Wange, den Nacken, den Rücken und beugt sich vor, um seine Wange mit den Lippen zu berühren. Schließlich schlüpft sie vorsichtig, um Talen nicht zu wecken, aus dem Bett, zieht von unter dem Bett einen leeren Badezuber. Bevor Wasser hinein kommt, wickelt die Frau ein Handtuch um den noch immer schmerzenden Leib, kniet sich dem Licht entgegen hin, faltet die Hände und beginnt zu beten. Sie dankt der Heerschar, die furchtbare Nacht zusammen mit ihrem Geliebten überlebt zu haben, auch dafür, dass viele, wenn auch bei weitem nicht alle, der Vassalen auf dem Schiff vor einem grausamen Ende bewahrt wurden. Sie bittet die Götter, auch am neuen Tag ihre Gunst auf sie und Talen herabscheinen zu lassen, und fleht bescheiden um spirituelle Inspiration, um den Tag mit göttlicher Hilfe bestreiten zu dürfen, Wunder in ihrem Namen zu wirken.
Als dies getätigt ist, blättert Joanne in einem der Bücher, die sie auf dem Tisch liegen hat. Kurz darauf beugt sie sich über dem leeren Zuber, hält die Handflächen darüber und raunt: "Arawai, Mutter der Fruchtbarkeit, Spenderin des Regens, schenke deiner Dienerin frisches Wasser, rein wie das Herz einer Liebenden." Tropfen für Tropfen fällt wirklich ein kleiner 'Regen' von den Händen der Betenden, gewinnt an Stärke und füllt anschließend das Behältnis. Zufrieden dankt die Aundairerin der Göttin und steigt hinein, um sich mit Seife zu waschen, dann abtrocknen und anzukleiden.
Auch um die Genesung ihrer inneren Blutungen bittet sie die Heiligen Neun, und als Talen ebenfalls aufwacht, erblickt er eine glücklich und unbeschwert lächelnde Joanne. Das Ankleiden verläuft nicht ohne einige 'Zwischenfälle', die der gelehrsamen Götterdienerin wohlige Schauer über den Rücken und durch den Körper rasen lassen.

Sobald auch der junge Mann ausgehfertig ist, begibt sich das Liebespaar an Deck - die Aundairerin trägt diesmal ihren mit der Feder eines seltenen Q'Barra-Vogels geschmückten Hut, wo es bereits erwartet wird. Das glückliche Lächeln verschwindet von den Wangen der Edelfrau, als sie die klobigen, tristen Holzsärge erblickt. Den Kopf geneigt, wartet sie die aufgesetzt wirkende Ansprache des Kapitäns ab und geht dann selbst die Kistenreihen ab, leise für die Toten betend.
Die Andacht zu halten, stimmt sie ohne Bedenken zu - dem arroganten Laien von einem Lyrandar diese heilige Aufgabe zu überlassen, befindet sie für Blasphemie. "Selbstverständlich, Sir, es wäre mir eine Ehre, diese traurige und bitter notwendige Pflicht erfüllen zu dürfen. Für den Dank des Hauses Lyrandar," greiftt die junge Lady das Thema 'Belohnung' auf, "wären wir Euch unsererseits zutiefst dankbar." Dass sie sich nicht minder um eine ehrliche Reuebekundung des Kapitäns freuen würde, erwähnt die Gelehrte der Höflichkeit halber nicht.
As is the world, so are the Gods. As are the Gods, so is the world.

Prof. Sarelo Darlan

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Verdammnisfahrt
« Antwort #182 am: 18.07.2008, 10:01:14 »
„Danke, Fräulein Joanne“, sagt Sarelo mit ebenso ernst gemeinter Wertschätzung. „Ich wünsche Euch beiden eine angenehme Nachtruhe...ohne weitere Zwischenfälle. Und auch Euch nochmals danke für den mutigen Einsatz“, fügt er hinzu, wobei er sich beim letzten Satz an Talen wendet. Danach geht er, ohne dem Kapitän einen weiteren Blick zu würdigen, ebenfalls hinab in seine Kabine.

In jener Nacht kann der Professor jedoch keinen Schlaf finden. Erst spät hatte er sich zu Bett begeben, nachdem er an dem kleinen Schreibtisch noch einiges an Arbeit erledigt und in seinem Zauberbuch geforscht hatte. Dabei ging er auch sämtliche Geschehnisse des heutigen Tages nochmals durch, den Tod von Aerin und Bollwerk, das unprofessionelle Verhalten des Kapitäns und den bemerkenswerten und mutigen Einsatz des verliebten Paares.
Irgendetwas am Verhalten des Kriegsgeschmiedeten war äußerst merkwürdig. Er war keinesfalls ein normaler Kriegsgeschmiedeter und Sarelo als Forschergeist bedauert es zutiefst, dass er diesem Umstand nicht weiter auf den Grund gehen konnte. Tragischer ist jedoch selbstverständlich das Ableben der beiden an sich.
Was Talen und Joanne angeht, so hofft er inständig, mit diesen bemerkenswerten jungen Leuten in Zukunft an der Universität zusammenarbeiten zu können. Von Talen weiß er zwar nicht, ob er überhaupt ein Student der Morgrave ist, aber er geht davon aus, da er sich vorstellen könnte, dass sie sich von daher kennen. Auf alle Fälle würde er, wenn es ihm möglich ist, Joanne bei dem Abschluss ihres Studiums unterstützen, auf welche Weise auch immer.

Nun liegt er da und versucht vergebens Schlaf zu finden. Immer wieder wirft er sich in seinem Bett umher, und wenn er mal kurz eingeschlafen ist, wacht er schweißgebadet wieder auf. Die ganzen Geschehnisse erinnern ihn so stark an seine eigene Vergangenheit, dass er zu aufgewühlt ist, um sich zu entspannen. Die Parallelen des heutigen Tages zum Tod seiner Eltern scheinen ihm zu groß zu sein, als dass es sich um einen Zufall handeln könnte.
Was ist, wenn alles geplant war? Ein geplanter Überfall? Wenn jemand auch hinter mir her ist? Und Mekare? Ist sie überhaupt noch am Leben? Was hat sie bloß vor?
Dies sind die Gedanken, die ihm immer wieder durch den Kopf schießen. Panikattacken lassen sein Herz rasen und Angstschweiß bildet sich in Strömen an seinem Körper.
Sein Amulett ruht wie ein tonnenschwerer Stein auf seiner Brust und droht ihm die Luft zu nehmen.
Frische Luft! Ich brauche frische Luft! Der Professor springt mit einem Satz aus dem Bett und begibt sich aus seiner Kajüte. Wie ein Geist wandelt er durch die Gägnge und Korridoren des Schiffs, unwissend, wo er eigentlich hin will. Monatelang webte er sich die Vorstellung zurecht, wie es wäre, Sharn zu verlassen und nach Karrnath zu reisen, um herauszufinden, was damals geschah, und herauszufinden, wo seine Schwester ist. Nun war er hier, aber anstatt einer inneren Befreiung fühlte er sich leerer als je zuvor. Denn er realisiert, dass auch wenn er etwas herausfinden würde, es dennoch nichts zurückgängig machen würde, und auch die Beziehung zu seiner Schwester ist wohl für immer zerstört. Es wird nicht mehr so werden wie damals in Korth!
Gleichzeitig zerschlägt sich die gesamte Angst, die er bis eben noch verspürte, denn Sarelo gewinnt auch seine Rationalität wieder. Viele Jahre, gar Jahrzehnte sind seit dem tragischen Luftschiffabsturz vergangen, und niemand kann heute mehr eine Verbindung zwischen Professor Darlan und seinen Eltern herstellen. Zu viele Jahre ist es her, zu viel hat sich in seinem Leben verändert.

Unbewusst ist Sarelo wieder an die Reling gewandert und schaut hinaus zur eisigen See. Auf Deck wurden bereits einige Särge aufgebaut, die die Leichen der Opfer beinhalten. Wie viele Töchter und Söhne haben heute wohl ihre Eltern an die Fluten verloren...
Der Professor greift sich langsam an den Hals und zieht sein Amulett hervor. Plötzlich reißt er es sich vom Leib und betrachtet es ein letztes Mal. Es ist das Amulett, das er an dem Abend, als er seine Eltern das letzte Mal sah, gegen den Willen seines Vaters noch aus seinem Zimmer geholt hatte. Er und Mekare trugen es beide, falls sie es nicht längst schon abgelegt hatte. Sie mussten aus Korth flüchten, er und Mekare flogen nach Arcanix, seine Eltern woanders hin. Doch ihr Schiff stürzte aus ungeklärten Gründen in die kalte See vor Karrnath, wo sie beide starben. Diese Geschehnisse laufen in Sarelos Kopf wieder und wieder ab. Es ist genug!
Er streckt die Hand aus und lässt es langsam hinabgleiten in den Ozean, dahin, wo auch seine eigene Vergangenheit ruht. Er ist nach Karrnath gekommen, um endlich seine Vergangenheit zu bewältigen. Der erste Schritt ist getan. Er geht wieder hinab in seine Kajüte und legt sich hin, und er kann frei durchatmen, denn es lastet kein Druck auf ihm. Binnen Sekunden ist er eingeschlafen...

Am nächsten Morgen wacht Sarelo durch die ersten Sonnenstrahlen auf und fühlt sich erholt wie schon lange nicht mehr. Er begibt sich an seinen Schreibtisch, um nochmals seine Arbeit von gestern Nacht durchzugehen, und widmet sich intensiv seinem Zauberbuch, um sich die Zauber für den heutigen Tag einzuprägen. Im Gegensatz zu gestern ist er jedoch bedächtiger bei der Auswahl. Wie es scheint, muss man immer auf ein kleines Kämpfchen vorbereitet sein im hohen Norden. Nachdem er sich eingekleidet hat, beschließt er hinauf an Deck zu gehen, um zu sehen, wie es den anderen Passagieren, insbesondere Talen und Joanne, ergeht.
Auch nach den Erkenntnissen von Gestern nacht bleibt Sarelos Ziel das gleiche wie zuvor. Er wird einige Zeit in Karrnath verbringen. Er wird, wenn möglich, seine Schwester versuchen zu finden. Und er wird Hinweisen nachgehen. Aber der Grund, warum er es tut, ist ein anderer. Er will mit der Vergangenheit abschließen, und nicht mehr versuchen, etwas gut zu machen.

Er ist sehr froh, dass Joanne die Andacht hält, und lässt sie dies auch wissen.
Das Angebot der Alchemisten nimmt er dankend an und sucht sich hauptsächlich Heiltränke aus, die er in der vergangenen Nacht sehr zu schätzen gelernt hat.
Die Belohnung durch das Haus Lyrandar würde er am liebsten ausschlagen, jedoch gewinnt seine Wut auf Deniel keineswegs über sein rationales Denken. Auch wird er, sollte es noch zu einem ernsten Gespräch zwischen dem Professor und dem Kapitän kommen, dieses vermeiden, bis er die Belohnung sicher hat.
Die meiner Meinung nach nötigen Maßnahmen habe ich eh bereits eingeleitet... Bei diesem Gedanken fasst er an den Umschlag, den er in seiner Robe aufbewahrt.
Er wendet sich an Talen und Joanne. „Ich glaube, wir haben uns noch immer nicht förmlich vorgestellt. Professor Sarelo Darlan“, sagt er freundlich und reicht Talen die Hand. „Ging wohl etwas unter in dem ganzen Trubel. Ich schätze, ihr könnt die Ankunft ebenso wenig abwarten wie ich. Werdet Ihr in Narrath bleiben oder sogleich weiterziehen?“
„Meine Meinung zur Erkenntniszauberei? Ich sage euch, meine geehrten Studenten, nichts bringt die Wahrheit eher ans Licht als die Erkenntniszauberei, und nichts vermag sie ferner zu verbannen!“

Talen

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Verdammnisfahrt
« Antwort #183 am: 18.07.2008, 14:42:32 »
Talen hat nicht viel für diesen verlogenen Kapitän übrig, wenn er an die Reaktion des Mannes nach seinem Kommentar denkt.
“Beim Khyber auch. Wenn ich das gekonnt habe, müsste er es als erfahrener Schiffskapitän im Schlaf beherrschen. Dieser verdammte Schauspieler von einem Bastard. Aber ach egal...“
Talens Gedanken verfliegen schnell wieder, als er noch einige weitere Minuten in den Armen seiner Geliebten verbringt. Ihre Nähe spürt, ihren warmen Atmen und einfach die Berührungen ihrer Körper. Als sie sich beginnt zögerlich zu lösen, schaut Talen einen kurzen Moment protestierend nur um dann zu lächeln und der Auforderung nachzukommen. Er löst die Umarmung auch von seiner Seite aus und schaut zu dem Kapitän. Talen dankt ihm aber nicht, sondern starrt nur mit einem bösen Blick zu diesem durchtriebenen Schauspieler.
“Dieser Schauspieler und jeder hält den Mund. Beim Khyber ich sollte aufspringen und ihm eine verpassen, mitten in sein dreckiges Grinsen. Wenn ich dieses Selbstgefälligkeit sehe wird mir schlecht...ich sollte wirklich!“
Talen will wirklich schon aufspringen und dem Kapitän eine verpassen, als er plötzlich Joannes Hand an seiner spürt. Er wirft einen verliebten Blick zu ihr und nickt bei ihrer stummen Bitte.
“Ach egal, ich habe sie und es ist schon zu viel passiert. Ich sollte mich nicht von diesem Mann ärgern lassen. Hauptsache Joanne lebt und wir haben uns.“
Er folgt Joanne zu Sarelo und lässt ihre Worte zu dem Mann durchdringen. Aber auch Talen möchte dem Professor danken, denn das theoretische Wissen fehlt dem Lebemann einfach. Er klopft deshalb den Professor auf die Schulter und lächelt.
„Danke für eure Hilfe, ich hätte nie das theoretische Wissen gehabt, welches ihr besitzt. Dafür sollte ich euch danken. Vielleicht hätte ich doch öfters eine eurer Vorlesungen besuchen sollen, anderseits wäre ich dann vielleicht nicht dazu in der Lage gewesen. Wer weiß, aber ich danke euch Professor und wünsche euch eine geruhsame Nacht.“
So verabschiedet auch er sich von dem Mann und geht Hand in Hand mit Joanne auf das Hauptdeck. Eigentlich würde der junge Cyre die Chance nutzen etwas in der Menge zu baden, aber er hat heute einfach zu viel erlebt und möchte nur mit Joanne allein sein. Deshalb lächelt er nur entschuldigend und flüstert in der Menge.
„Dankt den göttlichen Neun und haltet an eurem Glauben fest, aber vergesst niemals wer an diesem Tag seine Pflicht vernachlässigt hat.“
Ein kurzer Blick schweift nach oben zum Steuerrad, während er sich weiter den Weg bahnt. Die Belohnung schlägt er natürlich nicht aus, sondern bedankt sich mit einem Lächeln. Außerdem will er endlich mit Joanne allein sein, nur mit ihr und dieses unsägliche Nacht und ihre Schrecke in ihrem Armen vergessen, wenigstens für einige kurze Stunden.

Als sie sich endlich durch die Leute gekämpft haben ist sein Ziel nicht mehr fern. Bald würden sie den Abend, welcher so unsanft unterbrochen wurde, vorsetzen. Nach einer aufreibenden Nacht voller Gefahren, Aufregung und Bangen würde er endlich etwas Ruhe finden oder besser gesagt auch nicht, wie Talen hoffte. Denn endlich würden sie sich ihren Gefühlen vollständig hingeben, die lange Einsamkeit vergessen und nur füreinander existieren. Nur füreinander da sein. Talen kann nicht Anderes als bei dem Gedanken an das Bevorstehende, etwas zu erröteten, während er mit Joanne in Richtung des Unterdecks schreitet. Bei ihrer Frage erwidert er das Lächeln immer noch errötet.
„Wie könnte ich solange ich bei dir sein kann.“
Dann schaut er etwas verlegen und setzt fort.
„Außerdem will ich im Moment gar nicht wissen wie meine Kabine aussieht, sondern nur bei dir sein.“
Er drückt ihre Hand ebenso etwas fester, während in seinen Augen etwas Begierde auffunkelt. Gemeinsam mit Joanne steigt er unter Deck, doch auch wenn das Chaos dort immer noch allgegenwärtig ist, so verdirbt es, dank der Nähe von Joanne, nicht seine Laune. Trotzdem senkt er etwas betrübt den Blick und murmelt leise.
„Möge euch der Raffer nicht erwischen.“
So erreicht er mit Joanne ihr Quartiert und betritt es ohne Umschweife. Er schließt vorsichtig die Tür hinter sich, während Joanne das Tintenfass wieder aufrichtet. Die Ordnung des Zimmers steht im krassen Gegensatz zu seinem Eigenen, doch in diesem Fall ist es nur vom Vorteil. Gerade will er etwas sagen, doch da begegnet seine Lippen schon Joannes Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss. Ohne auch nur darüber nachzudenken, was er sagen wollte, drückt er seinen Körper etwas fester an ihren, während seine Zunge einen kleinen Tanz vollführt.
Zu seinem Unglück zuckt Joanne dann unter Schmerzen zusammen, er schaut trotz ihrer Worte entschuldigend und besorgt. Doch bei ihren geheimnisvollen, koketten Worten lächelt er und wird etwas rot.
„Natürlich werde ich dir helfen. Zum Glück kenne ich mich mit Wunden aus.“
Er zwinkert kurz und entledigt sich schon einmal seiner Jacke, welche er einfach in den Raum wirft, während Joanne sich ihrer Sutane entledigt. Kurz darauf tritt er errötet an Joanne heran und hilft ihr dabei auch ihre restliche Oberbekleidung zu entledigen. Seine Händen fahren dabei immer wieder sanft über ihren Körper, streicheln ihn und verwöhnen ihn liebevoll. Selbst seine Lippen berühren ihren wundervollen Körper, während des anregenden Ausziehens ihrer Kleider. Seine Lust wallt dadurch immer weiter auf und er zieht Joanne wieder einmal in Richtung des Bettes, auch wenn er darauf achtet keine ihrer wunden Stellen dabei zu berühren. Bei ihren Worten muss er lächeln und antwortet kokett.
„Ich habe heute drei Elementar beherrscht, ich werde schon das richtige Maß auch für dich finde meine Liebste.“ Er küsst ihr zärtlich den Hals, während er sie weiter in Richtung des Bettes zehrt. Gern lässt er sich aus seiner Kleidern helfen, erzittert unter der immer weiter aufwallenden Lust und berührt ihre zarte Haut und küsst sogar ihre wunden Stellen ehe sie Beide liebkosend im Bett landen.
Endlich sind sie vereint. Vereint in einer sinnlichen Umarmung der Lust, in einem der höchsten Ausdrücke ihrer Liebe. Haut an Haut, Lippen an Lippen und Herz an Herz. Den heißen Atmen seiner Liebsten spürende, ihre gemeinsame Wärme der Herz, das wallen des Blutes und das Zittern der Lust. Vereint in der Erleichterung überlebt zu haben und eingesponnen in einem Netz aus Lust, Begierde und Liebe gibt sich der Cyrer ganz Joanne hin.
Doch am meisten ist Talen über die Energie, die Wendigkeit und die Leidenschaft verwundert, welche die junge Studentin ihm trotz der schweren Verletzungen und des anstrengenden Tages entgegenzubringen vermag. Aber auch Talen lässt sich nicht lange bitten, sondern nutzt all sein Geschick, seine Leidenschaft und seine wallende Lust, um Joanne eine unvergessliche Nacht zu bescheren. Jede Faser seiner Körpers ist gespannt, während er Joanne liebkost, sie mit jeder Berührung der Ekstase näher bringen möchte. Da er keinerlei Verletzungen hat, geht er etwas weniger vorsichtig vor und versucht mit jeder Bewegung, egal wie anstrengend sie für seinen Körper auch sein mag, ihr ein weiteres Gefühl der Lust und Ekstase zu verursachen, dem Höhepunkt entgegenstrebend. Immer wieder liebkos er ihren Körper mit seinem Lippen, seinen flinken Fingern und vereinigt ihre Zungen in einem zügellosen, sinnlichen Geflecht aus Lust und Erregung bis sich ihrer Körper vereinen, um den höchsten Augenblick der Lust zu teilen.
„Ich liebe dich auch so sehr, nur dich meine liebster Engel.“ Erwidert er ebenso heißer nachdem höchsten Augenblick der Lust, welcher sie gemeinsam in den Syberis getragen hat, zum Gipfel der Lust. Erschöpft, aber mit einem seligen Lächeln, schläft er immer noch in fester Umarmung mir ihr gemeinsam ein, gleitet liebestrunken in eine Traumwelt, welche niemals so wunderschön sein kann wie die Realität.

Irgendwann erwacht Talen, spät nach Joanne, immer noch liebestrunken durch die gestrige Nacht. Seine Wangen färben sich sofort wieder rot, als er sich den gestrigen Abend und vor allem die aufregenden Nacht noch einmal durch den Kopf gehen lässt. Denn die ganzen schlimme Ereignisse verblassen etwas vor dem intensiven Gefühl der Liebe, welche er erfahren dürfte, mit ihr gemeinsam ausleben konnte. Immer noch etwas müde dreht er langsam den Kopf, um Joanne wieder völlig gesund und gesäubert zu erblicken. Ein liebliches Lächeln huscht über seine Lippen, als die Augen über ihren Körper wandern und sich noch einmal den gestrigen Tag verdeutlichen.
„Wer hätte gedacht, dass ich mal eine Frau kennen lerne, welche nachdem Aufwachen noch wunderschöner ist, als am Abend davor.“
Er lächelt kokett und schwingt such aus dem Bett. Sein Blick fliegt immer noch etwas verwirrt und berauscht durch die Nacht durch das Zimmer. Er steht langsam und immer noch entkleidet auf. Allerdings bittet er kurz Joanne um ein Handtuch und reinigt sich selbst wenigstens oberflächlich mit dem Restwasser von dem Schmutz. Kurz darauf kleidet auch er sich an und kann immer noch nicht seine Lippen, seine Hände von ihrem Körper lassen. Immer wieder kommt es deshalb zu kleineren Zwischenfällen, welche ihm ebenso erzittern und wohlig beben lassen. Doch sobald er fertig ist, würden sie sich wieder der grauen Welt draußen stellen müssen, eine graue Welt, welche in Joannes Nähe gar nicht mehr so dunkel ist.

Auch an diesem Morgen trägt er dieselben Sachen wie am Abend zuvor, da er keine Zeit und Lust hatte in seinem Zimmer nach einer Alternative zu durchsuchen. Sowieso möchte er im Moment nur bei Joanne sein und sich nicht mit dem Chaos plagen. Er umfasst immer noch lächelnd Joannes Hand auf dem Weg zum Oberdeck. Allerdings überkommt ihn sofort das schlechte Gewissen als er noch einmal die vielen Leichen sieht und daran denkt, dass es ihn so viel besser getroffen hat. Beschämt senkt er den Blick und das Lächeln verschwindet von seinem Gesicht.
Er spricht ebenso bei jedem Sarg ein kleines Gebet, doch bei den Worten des Kapitäns würde er am liebsten den Mann wieder in das Gesicht springen. Dieses Scheinheiligkeit lasst ihn fast schon wieder sein gute Laune endgültig vergessen. Doch als er auf das Buch zu sprechen kommt, sieht Talen seine große Chance auf ein klein wenig Rache, selbst wenn dieses Verhalten sehr kindisch ist. Aber das ist Talen egal. Er holt das Buch hervor und lächelt.
„Das hier? Kein Problem.“
Mit einem Schwung wirft er es dem Mann entgegen, zieht allerdings mit voller Absicht so, dass der Kapitän sich strecken und bewegen muss, wenn er es fangen möchte. Dabei ruft Talen noch erfreut und sichtlich seinen Spaß habend.
„Fangt Kapitän!“
“Hoffentlich muss du dich jetzt mal anstrengen. Sowie wir es mussten, um dein verdammtes Schiff und deinen scheinheiligen Arsch zu retten. Hoffentlich.“
Dann wendet er sich allerdings dem Professor zu. Er erwidert den Händedruck.
„Freut mich euch kennen zu lernen Professor Sarelo Darlan, ich glaube ich war schon einmal in einer eurer Vorlesungen. Mein Name ist Talen Voss. Nichts besonderes und keine Titel, Nennt mich einfach Talen.“
Dann beendet er den Händegriff und schaut mit einem verliebten Blick zu Joanne.
„Ich werde da sein wo Joanne ist und so viel ich weiß, ist das im Moment in Narrath und ihr?“
Er schaut fragend zu dem Mann.
An welchen Gott ich glaube? Glaub mir, bei meiner Tätigkeit braucht man jeden Gott den man bekommen kann.
Ordnung ist das halbe Leben, ich lebe in der anderen Hälfte.

Prof. Sarelo Darlan

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Verdammnisfahrt
« Antwort #184 am: 19.07.2008, 19:01:59 »
"Nun denn, Talen, Ihr scheint bemerkenswertes Talent zu haben. Ihr beide. Vielleicht ergibt sich in Narrath ja die ein oder andere Möglichkeit, gemeinsam zu dinieren und ein schönes Glas Wein oder ein kühles Bier zu genießen. Dabei könnten wir auch über die Möglichkeit sprechen, wie wir in Zukunft an der Universität zusammen arbeiten könnten. Natürlich nur, sofern das von Eurer Seite erwünscht ist. Ich hätte dazu bereits die ein oder andere Idee, aber wie gesagt, das können wir ja in einer etwas ruhigeren Athmosphäre bereden...", schlägt der Professor den beiden Studenten vor. "Was mich angeht, ich werde auch einige Zeit in Narrath verweilen. Ich habe in der Gegend einige...Dinge verschiedener Art zu erledigen." Bei den letzten Worten gerät Sarelo zunächst ins Stocken, spricht dann aber mutig weiter. "Nun ja. Wir werden sehen was uns alle in Narrath erwartet. Falls ihr euch in der Stadt etwas auskennt, bin ich für Empfehlungen, was die Unterkunft angeht, sehr dankbar."
„Meine Meinung zur Erkenntniszauberei? Ich sage euch, meine geehrten Studenten, nichts bringt die Wahrheit eher ans Licht als die Erkenntniszauberei, und nichts vermag sie ferner zu verbannen!“

Joanne Montreveaux

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Verdammnisfahrt
« Antwort #185 am: 19.07.2008, 21:31:10 »
Als Talen mit einem gemein gezielten Wurf Rache am arroganten Kapitän nimmt, muss Joanne ehrlich amüsiert schmunzeln, was sie jedoch vor möglichen Umstehenden verbirgt, indem sie zur Seite schaut und den Kopf neigt.
Sarelo begrüßt die edle Dame mit höflicher Verneigung und einem freundlichen Blick. Es fällt ihr ein wenig schwer, sich den Elfen vorzustellen, wie er vor einem Auditoium einen Vortrag hält - einen so weltoffenen und sympathischen Dozenten wie ihn, glaubt die Theologin noch nie angetroffen zu haben.
Da sie sich dem Professor gegenüber bereits am Vorabend vorgestellt hat, wartet die Aundairerin ab, bevor auch Talen soweit ist, und entgegnet Sarelo: "Ich gehe von höchstens drei Tagen aufenthalt aus, je nachdem, wie die Rückreisegelegenheiten ausfallen - und ob wir in der Stadt unerwartet etwas von Interesse antreffen." Den Brief, das eigentliche Ziel ihrer Reise, erwähnt sie nicht - es soll die Angelegenheit der Familie bleiben, die Joanne hofft, schnell und ohne weitere Komplikationen hinter sich zu bringen. "Ich für meinen Teil bin noch nie zuvor in Narrath gewesen, kann Euch daher leider nichts anraten, Herr Professor. Du, Talen?," dreht sie den Kopf zu ihrem Liebsten um und muss für einen Moment die Augen schließen, vor Verzückung ob des stattlichen Anblicks, der sich ihr wieder bietet. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass du sogar in dieser abgelegenen Ecke schonmal dein Unwesen getrieben hast," verziehen sich die Lippen der Studentin zu einem warmen Lächeln.
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Talen

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Verdammnisfahrt
« Antwort #186 am: 20.07.2008, 01:33:20 »
Talen nickt zustimmend und erfreut bei den Worten von Sarelo.
„Ja das klingt wie eine sehr gute Idee. Ich bin sicher es wird sich eine Gelegenheit ergeben. Vor allem wenn wir sowieso alle dort ankommen und noch keine Unterkunft haben.“
Antwortet er dem Professor und lauscht den Worten von Joanne, welche ihm endlich Aufschluss über die Dauer des Aufenthaltes geben. Er scheint damit recht zufrieden zu sein, vor allem mit ihrer Andeutung, falls es etwas von Interesse gibt. Doch bei ihren letzten Worten, dreht er seinen Kopf zur Seite und erwidert das warme Lächeln. Dabei gleitet seine Augen wieder etwas lüstern über den Körper der jungen Studentin. Als er sich aber erinnert, dass Sarelo noch da ist, schaut er wieder zu diesem und beantwortet die Frage.
„Nun ich kann euch zwar sagen wie lange wir noch brauchen, wo Narrath liegt und wie wir diesen Ort am Besten erreichen, aber dort war ich noch nie. Die Stadt war bisher uninteressant und während des Krieges für meinen Vater nie...“
Plötzlich verstummt Talen für einen kurzen Moment, es schein fast als würde nachdenklich werden. Eine gewisse Trauer liegt in der Stimme, doch dann gewinnt er sein Lächeln wieder.
„Vergesst es einfach. Nein ich war noch nie dort und vielleicht ist auch besser so. Denn so gibt es mehr Neues zu entdecken.“
Er zwinkert Joanne zu und meint diese Worte aufrichtig, da er Langeweile und Routine zu tiefst verabscheut.
An welchen Gott ich glaube? Glaub mir, bei meiner Tätigkeit braucht man jeden Gott den man bekommen kann.
Ordnung ist das halbe Leben, ich lebe in der anderen Hälfte.

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« Antwort #187 am: 20.07.2008, 01:45:46 »
Der Kapitän streckt sich in der Tat und fängt das Buch mit einer geschickten Geste auf. Talen´s Racheaktion ist nicht unbemerkt geblieben: Mehrere Augenpaare, hauptsächlich von Besatzungsmitgliedern aber auch von den wenigen Passagieren, welche nach der Katastrophe zum ersten Mal die Morgenluft genießen, ruhen auf den Helden und dem Lyrandarkapitän.
Es ist nur der Bruchteil einer Sekunde, doch in den Augen des Lyrandar´s blitzt die Wut und Hass auf. Es wirkt wie ein Versprechen, ein Versprechen das es Konsequenzen haben wird.
Der Kapitän lacht laut und freundschaftlich auf, sein Gesicht eine Maske der guten Laune. Ein Teil der Farbe ist aus seinen halbelfischen Zügen gewichen.
Der Kapitän durchblättert noch kurz das Buch und als zwei Handschuhe zwischen den Seiten auftauchen, nickt er.
"Und nun... ...kommen wir zum Dank an unsere Retter!"
Viele der Anwesenden beobachten das Schauspiel mit einem Lächeln. Offenbar ist ihnen die Spannung zwischen Kapitän und Helden entgangen. Dennoch erntet Talen auch einige entrüstete Blicke, während andere dem jungen Cyraner grinsend zunicken.
Der Kapitän zieht 3 Briefe aus seiner Manteltasche. Das Siegel von Kundarak prangt auf jedem der drei Umschläge.
"Nehmt diese Gabe mit meinem Segen. Ihr habt sie euch verdient!"
Der Lyrandar verabschiedet sich etwas zu abrupt von den Helden und scheint Vorbereitungen für die Andacht zu treffen. Es treffen indessen immer mehr Passagiere auf Deck ein, um der Messe zur Verabschiedung der Verstorbenen zu gedenken.
Als Joanne, Talen und Sarelo in ein Gespräch vertieft sind, werden sie von einem Seemann unterbrochen, der darauf hinweist, dass Joanne in wenigen Minuten die Andacht einleiten solle.

Joanne Montreveaux

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« Antwort #188 am: 20.07.2008, 03:21:13 »
So sehr die Schauspielerei des Kapitäns sie auch anwidert, will Joanne den Rest der Fahrt nicht unnötig verkomplizieren. Deswegen bedankt sie sich höflich für die Belohnung und vollführt einen förmlichen Knicks, wie die Etikette es gebietet - allerdings grinst sie dabei nicht aufgesetzt, im Gegensatz zu Deniel.
Talens Versprecher, den er schnell verdrängen will, lässt die Edelfrau die Brauen zusammenrücken und ihrem Geliebten sorgen- und verständnisvoll in die Augen blicken. Wenn er nicht darüber reden mag, zwingt die Studentin ihn auch nicht dazu.

Langsam nähert sich die Stunde der Andacht, und sobald sie daran erinnert wird, nimmt die Theologin ihren eher verwegen als kontemplativ ausschauenden Hut ab und hält ihn dem jungen Cyrer hin. "Bitte, halte ihn für mich, solange ich meine Pflicht tue," bittet sie und ergreift kurz Talens Hand, um ihm tief in die Augen zu sehen, bevor sie zum Achterdeck geht. Sie selbst beginnt keinen Kuss von sich aus, sondern überlässt es ihrem Liebsten, wenn er stürmisch sein möchte.

Oben am Achterdeck, wie auf einem Podium, hebt Joanne die Hände gen Syberis und wartet ab, bis die Menge auf Deck sich beruhigt hat und die Aufmerksamkeit ihr widmet.
"Treue Vassalen," beginnt sie mit klarer, klangvoller Stimme. Bei diesem ganz offiziellen Anlass kann die Gelehrte sich nicht erlauben, 'alternative Theologien' zu predigen, und ist für jedermann nicht mehr und nicht weniger, als eine Dienerin der Neun. "Wir, die wir dank dem Segen der Glücksmaid den heutigen Morgen erleben dürfen, die wir dem drohenden Untergang entronnen sind, haben uns hier versammelt, um jener zu gedenken, die in dieser schicksalhaften Nacht von uns gegangen sind. Einer Nacht, die uns allen im Gedächtnis bleiben wird, bis wir selbst die Lider für immer schließen.
Manch einer mag vielleicht fragen, warum die Neun sich unser erbarmt haben, nicht aber deren, die nun hier aufgebahrt sind oder in den Tiefen der See ihre letzte Ruhestätte gefunden haben? Niemand vermag es mit Sicherheit zu beantworten. War es ihr unabwendbares Schicksal gewesen? Ihr mangelnder Glaube? Gar eine List der Sechs?
Die Götter allein wissen dies, sehen und begreifen all die verworrenen Geschicke von uns, Sterblichen. Ihre Gnade und Güte ist jedoch für uns alle fühlbar, sie ist allgegenärtig und unbestreitbar. Uns, jedem von uns," deutet sie mit schweifender Hand auf die Meute, "ward eine zweite Chance gewährt. Wollen wir der heiligen Heerschar zuerst dafür einen persönlichen Dank aussprechen." Die Aundairerin sinkt auf ein Knie, faltet die Hände vor sich und senkt den Kopf. "Wollen wir gemeinsam beten," fordert sie auf, und frommes Gemurmel füllt daraufhin die kühle Seeluft über der Lyrian.
Als die Götterdienerin sich wieder erhebt, geduldet sie sich die paar Augenblicke, bis es auch alle der Anwesenden getan haben, und setzt die Predigt fort: "So wie wir uns unserer Leben auf Eberron erfreuen dürfen, wollen wir auch den heute nacht Verstorbenen die Freuden ihrer vergangenen Leben gönnen. Ein jeder von ihnen hat mit Gewissheit den Göttern und seinen Mitmenschen zum Gefallen gewirkt. Niemandes Leben ist umsonst gewesen. Nun, da ihre Seelen Eberron verlassen haben, steht ihnen nur ein einziger, letzter Pfad bevor.
Mögen die gütigen Neun sie vor den Klauen des Raffers der Seelen bewahren, sie sicher geleiten in die Grauen Felder, wo sie ihre ewige Ruhe und ewiges Vergessen finden. Mögen die Verstorbenen gesegnet sein, auf dass nichts und niemand ihre Gebeine oder ihre Seelen stört.
Lasset uns beten, für den Frieden jener, denen wir heute nicht mehr ins Angesicht blicken können! Lasset uns ganz besonders an Sir Aerin d'Cannith und seinen getreuen Freund Bollwerk denken, die ihre Leben gegeben haben, damit die Gefahr gebannt werden konnte!"
Wieder geht Joanne auf ein Knie und veranlasst die Zuhörer, sich ebenfalls zum Gebet zu neigen oder zu knien. Segnungen und Klagen hallen über dem Deck, das nun zur Trauerhalle wurde.
"Amen!," richtet sich die adlige Theologin erneut auf, und steigt nun auf das Hauptdeck herunter, um an jedem einzelnen Sarg vorbeizugehen und eine persönliche Segnung zu sprechen. Mit einer Hand beschreibt sie über dem Kopfende eines jeden Sarges in der Luft das Zeichen der Heerschar. An die aufgebahrten Aerin und Bollwerk tritt sie als letztes heran und verbleibt auch länger dort.
"Diesen Seelen gebührt mein ewiger Dank, nicht nur für mein Leben, sondern auch für das des Mannes, den ich über alles liebe," flüstert sie mit geneigtem Kopf, "oh ihr wohlwollenden Neun, gebt ganz besonders Acht auf die beiden."

Die Andacht ist beendet, und die junge Lady kehrt zu Talen und Sarelo zurück. Sie schaut ernst drein, aber als sie den Hut aus den Händen ihres Liebsten nehmen will, schleicht sich wieder ein Lächeln auf ihre Züge. "Du lebst, meine Liebe, dafür bin ich allen Göttern dankbar!"
As is the world, so are the Gods. As are the Gods, so is the world.

Prof. Sarelo Darlan

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Verdammnisfahrt
« Antwort #189 am: 20.07.2008, 11:27:50 »
Freudig vernimmt Sarelo die Worte von Talen und Joanne, dass er zumindet die erste Zeit seines Aufenthaltes in Narrath nicht alleine verbringt.
Den Gebärdes des Kapitäns tritt er ebenso unbeeindruckt wie gelassen gegenüber. Sarelo hat schon seine ganz eigenen Konsequenzen aus dem Verhalten Deniels gezogen, aber bis er diese in die Tat umsetzen kann, muss er sich noch in Gedult üben und abwarten, bis sie festen Boden unter den Füßen haben.
Ich muss vorher unbedingt noch mit Talen und Joanne über den Artikel reden. Vielleicht wollen sie eine solche Maßnahme nicht...Das habe ich zu respektieren.
Als Deniel ihnen die Belohnung überreicht, lächelt Sarelo zufrieden. "Ich danke Eurem Haus dafür", sagt er ihm mit festem Blick ins Gesicht. Insgeheim lächelt er jedoch nicht wegen der Belohnung, sondern in der Hoffnung, dass der Kapitän im Nachhinein noch einiges an Ärger widerfahren wird. Dieser Gedanke schafft ihm eine Art niederträchtige, aber befriedigende Genugtuung. Die Motivation hinter diesem Gefühl ist hauptsächlich daraus begründet, dass er es für absolut notwendig hält, etwas gegen Deniel zu unternehmen. Andererseits kann er sich einer Art perönlichen Schadenfreude auch nicht verwehren. Genug jetzt...Bewahre lieber deine Fassung, das ist eh alles Zukunftsmusik...

Der Professor ist sichtlich ergriffen von der Predigt, die Joanne hält, wobei er wieder beeinflusst ist vom Tode seiner Eltern. Er hat Mühe, Tränen zurückzuhalten, was ihm nur gelingt weil  er es gewohnt ist in der Öffentlichkeit die Fassung zu bewahren.
Traurig fällt ihm auf, dass für seine Eltern und alle anderen Passagiere damals seines Wissens nach nie so eine Andacht gehalten wurde. Als Joanne schließlich wieder zu ihnen kommt, nickt er ihr zunächst lächelnd und voller Anerkennung zu. Dann fasst er sich Mut und beugt sich zu ihr vor, um ihr etwas ins Ohr zu sagen. "Könntet Ihr bitte auch einen Segen Richtung Norden sprechen? In die See?"
„Meine Meinung zur Erkenntniszauberei? Ich sage euch, meine geehrten Studenten, nichts bringt die Wahrheit eher ans Licht als die Erkenntniszauberei, und nichts vermag sie ferner zu verbannen!“

Talen

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Verdammnisfahrt
« Antwort #190 am: 20.07.2008, 14:11:55 »
Talen beobachtet gespannt aus dem Augenwinkel wie der Kapitän leider doch noch das Buch fängt, aber wenigstens musste er sich zum ersten Mal wahrscheinlich in seinem Leben anstrengen. Ein leichtes Lächeln huscht über sein Gesicht, doch dann erwidert er den kurzen von Hass und Wut erfüllten Blick. Talen aber erwidert ihn nur mit Mitleid und Spott in den Augen, doch dann schwindet auch dieser Blick wieder. Gespannt beobachtet er das Theater des Lyranders, wobei sein Blick auch über die Passagiere schweift.
“Anscheinend habe ich etwas Wirkung erzielt. Gute wie schlechte, aber wenn kümmert es. Ich mache was ich für richtig halten und nicht was die Etikette verlangt.“
Als er die Belohnung sieht, denkt er fast darüber nach es nicht anzunehmen, aber dann überwiegt seiner praktischer Nutzen und ein kleiner Gedanke.
“Wenn ich es bekomme, haben sie es weniger.“
Er nimmt den Umschlag flapsig entgegen und nickt nur ohne ein Wort. Er macht aus seiner Apathie gegen den Mann keinen großen Hehl, immerhin müssen sie sich nicht mehr lange ertragen.
Talen bemerkt allerdings erst beim Abwenden von dem Mann Joannes sorgen- und verständnisvollen Blick. Der junge Cyre kann nicht als beschämt zu Boden zu schauen, während seine Gedanken kreisen.
“Soll ich es einfach vor ihr verheimlichen? Meine Angst, dass mein Vater wahrscheinlich schon lange tot ist so fürchte ich? Wir uns im Streit getrennt haben, dass wir krimineller Abschaum der übelsten Sorte waren. Zumindest mein Vater und ich gezwungenermaßen. Möchte ich überhaupt darüber reden? Aber möchte ich es ihr verschweigen? Die Vergangenheit ist tot, aber wichtig oder doch unbedeutend?“
Doch da Joanne nicht weiter nachbohrt und der Seemann dazu tritt, lässt Talen es vorerst bleiben und ein atmet ungewollt, erleichtert aus, dankbar über die Ablenkung.

Als Joanne ihren Hut hin hält, nimmt Talen diesen entgegen und nickt einfach nur zustimmend. Den Blick erwidernd und ihre Hand ebenso fest ergreifend, beugt sich Talen noch einmal vor ehe seine Liebste zur Andacht verschwindet und er für quälende Minuten allein ist. Doch anstatt behutsam vorzugehen, drückt er der jungen Theologin einen stürmischen Kuss auf die Lippen und neckt ihre Zunge etwas mit Seiner ehe er wieder ablässt. Er flüstert dabei zärtlich in ihr Ohr.
„Jetzt zeig diesem Kapitän wie man wirklich um die Toten trauert und nicht dieses Possenspiel betreibt. Ich bin sicher du wirst es toll machen, so toll eine Andacht für die Toten sein kann.“ Gibt er am Ende etwas betrübt und entschuldigend klingend zu.
Dann lässt er sie gehen und verfolgt die Predigt.

Talen verfolgt die ergreifende Predigt und kommt, obwohl er nicht direkt beim Hauptdeck ist, den Aufforderungen der beiden Gebete nach. Ergriffen, wenn auch nicht um Tränen ringend lässt er sich beim ersten Mal auf die Knie nieder und betet.
“Ich danke euch ihr göttlichen Neun, ihr dunklen Sechs, ihr Götter, Prinzipen und Drachen, ob groß oder klein. Ich danke euch für eure schützende Hand, euren Segen und eure Entscheidung mich und vor allem Joanne am Leben zu lassen. Ich danke euch allen dafür und werde auch weiterhin ein treuer Diener der Götter sein.“
Dann erhebt er sich langsam wieder. Eine einzelne Träne bedeckt sein rechtes Augen und er wischt sie unsanft fort, während er weiterhin den Worten seiner Liebsten lauscht.
Auch bei der zweiten Aufforderung kommt der Mann ungeachtet der Umstände nach. Er sackt auf die Knie und betet nur für sich allein, abseits der Menge und mit keinen gesprochenen Wort.
“Geleitet die Seelen all jener, welche ihr Leben lassen mussten sicher nach Dolurrh. Lasst sie nicht in die Klauen des Raffers geraten und süßes Vergessen auf der Ebene des Todes finden. Haltet eure schützende Hand, oh ihr göttlichen Neun, besonders über Aerin d´Cannith und sollte Bollwerk eine Seele besitzen, auch über ihn. Ich bitte euch darum ihr göttlichen Neun, geleitet sie sicheren Weges.“
Er bezieht keine andere Gottheit mit ein, da ihre Ansichten zum Tod sicher nicht den Verstorbenen recht gewesen wäre. Langsam erhebt er sich und betrachtet das Deck, welches einer Totenhalle gleicht.  Sein Blick verliert jede Trauer, denn Talen hat abgeschlossen. Wie er so oft im Leben abgeschlossen hat.
“Man kommt nicht weiter, wenn man in Trauer versinkt. Man muss abschließen. Der Tod meiner Mutter, der Verlust der Heimat, der Verlust meines Vaters. Was nützt es zu klagen, wenn es so viel zu entdecken gibt. Stillstand ist die schlimmste Form des Todes.“
Immer noch mit dem Hut in der Hand, wartet er gegen die Reling gelehnt auf Joanne. Keine Spur von Trauer überzieht sein Gesicht, aber ein Lächeln als Joanne endlich zurückkehrt.
„Eine sehr angemessene und rührend Rede, Joanne. Ich bin beeindruckt über dein Geschick und deinen festen Glauben.“ Gibt er ehrlich klingend zu, auch wenn von der Rührung nichts mehr übrig ist.
Er überreicht ihr den Hut und zieht sie dabei noch einmal heran, um seine Bewunderung und sein Lob Ausdruck in einem weiteren, stürmischen und leidenschaftlichen Kuss finden zu lassen.
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Ordnung ist das halbe Leben, ich lebe in der anderen Hälfte.

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« Antwort #191 am: 20.07.2008, 21:42:37 »
Dass die Anerkennung Joanne tief rührt, vermag die wohlerzogene Adelstochter noch hinter einem Schleier der Würde zu verbergen, doch als Talen sie an sich zieht und sie küsst, erlaubt die bewegte junge Frau ihren Wangen, sich rot zu färben. Zärtlich und nicht minder leidenschaftlich erwidert sie die Liebkosung und dankt ihrem Liebsten, und auch Sarelo, nachdem die Lippen der Liebenden sich voneinander gelöst haben.
"Ich danke euch. Es ist lediglich mein Glaube, der aus mir gesprochen hat. Die Toten hier brauchen ihre Ruhe, und die Lebenden - ihren Trost."
Die Edelfrau setzt den Hut wieder auf und vernimmt gleich darauf die geflüsterten Worte des Professors. Die Stirn leicht kraus legend, denkt sie einen Augenblick nach. "Selbstverständlich könnte und würde ich es tun, Herr Professor," stimmt sie zwar zu, möchte sich aber über den Grund, den sie nur ahnen kann, etwas mehr Klarheit verschaffen. "Für ein Schiff, das untergegangen ist?," fragt die Theologin vorsichtig.
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« Antwort #192 am: 22.07.2008, 12:45:42 »
„So ist es. Es ist zwar schon viele Jahre her, aber dennoch würde es mir etwas Trost bringen, wenn die Verstorbenen des Schiffes endlich ihren Segen bekommen würden, den sie seit so langer Zeit verdienen“, antwortet der Professor stockend auf die Frage. „Hier an diesem Ort zu sein bricht nie verheilte Narben stärker auf, als ich es mir vorzustellen gewagt hätte. Vielleicht helft Euer Segen dennoch, diese aufgebrochenen Narben nun endlich sauber verheilen zu lassen.“
Sarelo achtet bei dem Gespräch darauf, dass keiner der anderen Passagiere, außer Talen natürlich, zu nahe an ihnen steht. Dieses Gespräch ist nur für seine Mitstreiter aus der vorherigen nacht bestimmt, was man auch deutlich erkennen kann.
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Joanne Montreveaux

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« Antwort #193 am: 23.07.2008, 00:24:19 »
Sarlos Worte genügen der Theologin. Sie harkt nicht weiter nach, denn sie hat verstanden, was den Professor bedrückt, was die schreckliche Nacht in ihm heraufgewühlt hat. Im Innersten bewegt, nickt Joanne, schaut dem Elfen zustimmend und voller ehrlichen Mitgefühls in die Augen und dreht sich zur kalten See um.
Wieder beschreiben die zusammengerückten Fingerspitzen der Aundairerin das Symbol der Heerschar in der Luft, während sie leise - nur für Talen und Sarelo hörbare Worte spricht:
"Wen die Furie sich nahm, soll Frieden finden. Mögen die unbesungenen Seelen in den Tiefen, die vor Jahren in der rauen nördlichen See Eberron verlassen haben, gesegnet sein und in Würde ruhen. Amen."
Nachdenklich, beinahe in Kontemplation versunken, bleibt Joanne noch ein paar Minuten so stehen, dann dreht sie sich wieder um und rückt näher an Talen. Fragend schaut sie zum Morgrave-Dozenten und hofft, dass der Segensspruch in seinem Sinne gewesen ist.
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Prof. Sarelo Darlan

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« Antwort #194 am: 24.07.2008, 15:36:18 »
Dem Professor bleibt nichts anderes als Danke zu sagen. Ihm bleiben jedoch die Worte im Halse stecken, weswegen er das Wort lediglich mit seinen Lippen formt, als Joanne sich wieder zu ihm und Talen herumdreht. Danke.

Danach geht Sarelo wortlos wieder auf seine Kabine, um etwas Ruhe zu finden. Auch wenn er noch nicht lange wach ist, so ist er dennoch müde. Viel zum Nachdenken kommt er nicht, zum Glück, wie er findet. Nicht lange liegt er auf seinem Bett, bevor ihn die Dunkelheit hat und er in einen süßen Schlaf fällt. Er träumt von Korth, wie er es schon so oft getan hat, aber dieses Mal ist der Himmel blau, den er vom Institut der Zwölf aus betrachtet.

Als er wieder erwacht, liegt er noch eine ganze Weile auf seinem Bett. Er weiß noch gar nicht, was er in Narrath zuerst tun sollte. Das ganze Unterfangen kam ihm langsam übereilt und aussichtslos vor. Seine Schwester zu finden, die sich rein spekulativ irgendwo in der Nähe der Stadt aufhält, könnte eh schwer, wenn nicht sogar unmöglich werden. Wenn sie nicht will, dass ich sie finde, fie ich sie auch nicht...
Er denkt an die Universität, die er für die nächste Zeit hinter sich gelassen hat. Obwohl er derzeit nicht in seiner offiziellen Funktion als Professor unterwegs ist, könnte er dennoch Profit aus der ganzen Sache ziehen. Profit für die Universität, für sich, und für die beiden Studenten, sofern sie damit einverstanden sind. Sarelo beschließt, schon jetzt mit ihnen darüber zu reden. Er weiß zwar nicht, wielange die restliche Fahrt noch dauert, aber hier an Bord schien es ihm nur logisch, die restliche Zeit damit zu nutzen.
Er macht sich darum wieder auf den Weg an Deck, um Talen und Joanne zu suchen, die sich hoffentlich nicht den Rest der Zeit in ihrer Kabine verschanzen. Zuvor kontrolliert er noch, ob sein gesamtes Hab und Gut noch beisammen ist.
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