Fushou ist erleichtert bei den Worten des Vanara. Mittlerweile hatte er einen ordentlichen Stapel aus kleinen Ästen und einigen trockenen Zweigen in den Armen. Er begibt sich zu dem Gestrüp hinter welchem die Lichtung liegt und legt das Feuerholz kurz ab. Geschwind und mit geübten Griffen biegt er die Zweige des Busches an einer verheißungsvollen Stelle zur Seite und klemmt sie unter etwas dickere Stämme desselben, so dass nach wenigen Augenblicken ein kleiner Spalt entsteht, durch welchen die Gefährten hindurch passen.
'Für das Pferd werde ich es woanders probieren müssen', denkt er bei sich während er das Holz aufhebt.
Ohne ein Wort, still beobachtend, folgt Enko der Wespe auf die Lichtung. Aufgrund natürlichen Felsbodens wächst hier kein Baum und kein hohes Gras, ein leichter Moosbewuchs verspricht jedoch eine nicht unangenehme Nacht auf dem sonst so kalten Felsboden. In der Mitte der kleinen, etwa 10 Fuß breiten und 15 Fuß langen Lichtung, ist eine alte Feuerstelle zu erkennen. Zielstrebig schichtet die Wespe einen Teil des Holzes zu einem Zelt auf und legt den Rest um die Feuerstelle herum. Etwas trockenes, weißliches schwammartiges wird unter dem Zelt aus Hölzern positioniert und mit trockener Rinde umhüllt. Dann holt er ein kleines Steinchen rötlicher Färbung hervor und schlägt zwei mal kurz mit dem Rücken eines Dolches auf diesen - sofort entzünden die Funken des Feuersteins den Zunder, der zu glühen beginnt und seinerseits die trockene Rinde entzündet. Binnen weniger Sekunden lodert ein kleines Feuer, welches dank der hervoragend gewählten Äste auch bei noch niedriger Temperatur kaum Rauch erzeugt.
"Isuwarusan, bitte lege in ein zwei Minuten noch ein paar Scheite nach.", reißt Fushou den Mönch aus seinen Gedanken. Ohne Gepäck, nur mit seinem Bogen, dem großen No-Dachi und einem Köcher über dem braunen Mantel begibt sich die Wespe wieder nach draußen. Die anderen waren gerade im Begriff, auch einzutreten. "Entschuldigt Bayushisan, würdet ihr mir euer Pferd anvertrauen? Ich werde hinter euch das Loch wieder verschließen und unsere Spuren verwischen um dann von der anderen Seite mit eurem Pferd auf die Lichtung zu treten. Dort steht eine Weide, deren Äste ich zur Seite biegen kann." Nach einer kurzen Pause fährt Fushou fort. "Der Boden dort ist weicher, weshalb ich die Spuren nicht so gut verwischen kann. Falls dort jemand herkommt, wird er nur einen einsamen Reiter erkennen, nicht eine Gruppe mit einem Vanara und einem Nezumi." Fushou deutet auf die kahlen Füße der beiden Gefährten um seinen Worten nachdruck zu verleihen.
Ein wenig unwohl scheint Isamu schon dabei, sein Pferd dem noch recht fremden Tsuruchi zu geben, aber trotzdem willigt er ein.
Nachdem Fushou die Äste des Busches wieder in die natürliche Position gebracht hat schaut er sich um. Als er sich sicher ist, dass niemand ihn beobachtet, verschwindet er mit dem Pferd in Richtung der toten Krähen. Auf dem Weg schneidet er von einem Nadelbaum einen Zweig ab und schüttelt diesen noch am Baum, damit die losen Nadeln herausfallen. Bei den Krähen angekommen lässt er das Pferd an einem Baum und verwischt mit dem Zweig so gut es geht die Spuren zu der Lichtung. Dann geht er mit dem Pferd in einem großen Bogen von hinten auf die Lichtung zu. Diesmal verwischt er die Spuren nicht, versucht aber durch die Wahl geeigneter Böden möglichst wenige Spuren zu hinterlassen.
'Wenn uns jemand suchen sollte, ist es wichtig im eine Spur zu bieten welcher er folgen kann. Wo nichts zu finden ist, aber eigentlich etwas zu finden sein sollte, wird ein Verfolger nie aufgeben. hatte Yoshimitsu ihn gelehrt. Sorge dafür, dass der Verfolger sieht wonach er sucht und du bist im Vorteil. Genau das hatte Fushou nun gemacht. Auch die Spur mit dem Pferd war nicht einfach zu erkennen und doch wäre sie einfacher zu erkennen, als die direkte Spur zum Lager. Fushou glaubte nicht, dass es überhaupt nötig war die Spuren zu verwischen. Aber es war immer gut einen Vorteil zu haben und Vorsicht war immer besser als Nachsicht. Außerdem waren Gewohnheiten das A und O eines jeden Samurai - seine Überlegenheit beruhte darauf. Doch - dass würde Fushou noch lernen - Gewohnheiten konnten auch eine Schwäche sein....
Nach fast zwanzig Minuten tritt Fushou mit dem Pferd an der Leine an eine Weide im Norden der Lichtung. Die Gefährten saßen am Feuer und plauderten, während sie etwas von Bayushi Rios Proviant aßen. Um sie zu testen tritt Fushou auf einen Ast, so dass ein leises knacken zu hören ist. Keiner reagiert. Langsam schüttelt Fushou den Kopf, schiebt einen großen Zweig zur Seite und tritt mit dem Pferd an der Leine auf die Lichtung. 'Wenn ich gewollt hätte, wären sie nun alle tot. Ich hoffe, das derjenige, der die Krähen auf den Nezumi gehetzt hat, nicht über geeignete Kopfgeldjäger verfügt.'
Fushou legt dem Pferd von Isamu die Flache Hand auf die Nüstern und flüsternd beruhigende Worte, wie er es bei Saki von der Reiterei einmal gesehen hat. Doch er muss die falschen Worte erwicht haben, denn das Pferd schnaubt kurz auf und schnappt nach Fushous Hand, der sie gerade noch wegziehen kann. In diesem Moment sieht die Wespe schwer enttäuscht aus. Hätte das Pferd nun gewiehert, wäre sein ganzes Tun wohlmöglich unnötig gewesen. Jeder Verfolger wüsste etwas wäre nicht in Ordnung. Und peinlich ist es ihm auch noch.[1]