Mit fassungslosen Augen betrachtet Kerith die Todesverachtung welche die beiden Blood Angels an den Tag legen. "Verdammt! Was denkt ihr euch nur bei solchen Taten?" schreit der Astartes in die Voxverbindung. In sauberem Wasser hätten die Astartes sicherlich mit ihrer Multilunge überleben können, so müssen sie aber auf ihre außerordentliche Physis vertrauen um nicht zu ertrinken. "Zieht euch in die Tunnel zurück, Syndalla und ich werden versuchen an anderer Stelle zueuch zu stoßen." öffnet er ein weiteres Mal den Funkkanal, seine Stimme hat dabei schon wieder den typisch sachlichen Tonfall angenommen. Anschließend wendet der Astartes sich an Syndalla: "Wir werden uns zurück ziehen und Schutz suchen, mit etwas Glück verfolgen sie uns und nicht die anderen." Dabei schaut der Raven Guard in die nähere Umgebung, um vielleicht ein nicht gänzlich verfallenes Gebäude mit Dach oder etwas anderes Schutz bietendes zu finden. In Anwesenheit des großen Tyraniden waren die Horden sehr viel koordinierter und gefählicher als einfache Bestien. Sobald er etwas ausgemacht hat fängt der Astartes an zu laufen, seinem verletzten Bein dabei nur wenig Beachtung schenkend.
Kerith kann zumindest sehen, dass es entlang der Mauer kleinere Befestigung gibt, die wohl in Fall einer Belagerung als Schutz dienen würden. Der nächste davon ist jedoch fünfzig Meter entfernt und der einzig andere Weg führt tiefer in die Stadt hinein. Der Raven Guard sprintet also los und sofort schießen Schmerzen durch sein Knie und er kommt weniger schnell voran als gehofft. Der Typ des Xenos ist ihn jedoch völlig unbekannt, während er auf den sicheren Unterschlupf zu rennt.
Rote Nebel trüben Gabriels Sicht, als er in die Tyraniden kracht gerade als Aguares in die Tiefe stürzt. Erneut reißen die langen Klauen des Feindes tiefe Wunden und sein blutrot verhangenes Sichtfeld schrumpft noch weiter zusammen, während er den eigenen mächtigen Doppelschlag seiner Herzen wie dumpfen Donner in seinem Schädel pochen hört. Die Tyraniden schwärmen über seinen Körper, gierig nach den weiteren "Nahrungsquellen" auf der Mauer, chitinbeschuppte Leiber deren Klauen weitere Kratzer auf seiner Rüstung hinterlassen. Das Kettenschwert scheint auf einmal unendlich schwer in seiner Hand zu wiegen, als ein schwerer Treffer seinen Arm teilweise betäubt und die Servos der geschundenen Rüstung ihren Diens versagen.
Alles um Gabriel herum scheint sich für einige Augenblicke auf ein Zeitlupentempo zu verlangsamen, als er den Kopf neigt und sieht wie seine letzte funktionierende in die Tiefe fällt, seinem Waffenbruder folgend. Das dumpfe Pochern in seinem Kopf nimmt langsam ab und wird ersetzt durch ein anhaltendes Rauschen und alles was der Blood Angel sieht scheint tief in blutroten und schwarzen Tönen getränkt. Das Rauschen in seinem Kopf erscheint ihm wie das Rauschen mächtiiger Schwingen. Gewaltige engelsgleiche Schwingen umhüllen seinen gefallenen Bruder auf seinem Sturz in die Tiefe, weiße Schwanenflügel durch die ein schmutziger roter Pulsschlag fährt, hässlich schmutzige Linien hinterlassend. Das Schwert, das der fallenden Gestalt in die Tiefe folgt glitzert wie pures Gold.
"Sanguinius"
Rotes Blut rinnt unter Gabriels Helm hervor und tropft über die nachtschwarze Rüstung hinab, roter Nebel trübt seine Gedanken und Wahrnehmung... dann mit einem Male beschleunigen sich die Dinge wieder auf ihr normales Tempo. Tyraniden schwärmen noch immer über ihn auf ihrem Weg nach oben, das Rauschen von großen Schwanenflügeln ist der Flügelschlag eines schrecklichen großen Feindes und das Schwert, das in den Fluten verschwindet, ist Gabriels eigene Waffe.
Und sein Bruder ist nur sein Bruder.
Mit kreischenden Düsen stürzt Gabriel in die Tiefe um ihm beizustehen. Der Fluch seines Ordens wird ihn heute nicht holen.
Gabriel taucht derweil mit voller Wucht in die Tiefen ein und nutzt den zusätzlichen Schub, um schnell nach unten zu kommen auf der Suche nach seinem treuen Kettenschwert. Das Wasser ist jedoch voller Chemikalien und Abwasser, weswegen er kaum etwas sehen kann.
Aguares Trancezustand erstirbt in dem Moment, wo das kalte Wasser am Halsbereich in die schwere Servorüstung fließt. Durch den unglücklichen Aufprall und den heftigen zeitgleichen Riss aus seinem Geisteszustand, war der Astartes wie gelähmt, so dass er bereits auf den von Leichen gepflasterten Boden gesunken war. Nach anfänglicher Orientierungslosigkeit in der rot verfärbten Brühe, fanden seine Hände den Grund und trotz des mehr als trüben Wassers wurde er sich wieder bewusst, welchen Weg er schwimmen müsste, wollte er lebend die Oberfläche erreichen.
Aber schon nach den ersten Armbewegungen registriert der Scriptor, dass 4 Meter eine verdammt weite Strecke sein können, wenn einen die Rüstung nach unten zieht. Da er den Helm beim Sturz nicht mehr nutzbringend aufsetzen konnte, bemüht er sich nun diesen wieder zurecht zu rücken, zu versiegeln und dann zu entscheiden, ob er nicht einfach am Grund entlang laufen soll. Leider springen die Sensoren nicht sogleich an und der Astartes ist sich nicht sicher, ob die automatische Beatmung noch rechtzeitig einsetzen wird. Aber selbst wenn er darauf verzichten müsste, würde seine perfekte Lunge ihn noch lange mit sauerstoffhaltiger Luft versorgen können. Da bemerkt er die schattenhaften Umrisse des Abflussrohres rechts neben sich, nur wenige Meter entfernt. Immer wieder schlagen die zerfetzten Körper getöteter oder sterbender Xenos auf dem Wasser auf und sinken zu Aguares hernieder, aber auch etwas längliches, mit metallenem Schimmer, durchbricht die Meeresoberfläche und Aguares vermutet das Kettenschwert eines seiner Brüder.
Das schlimmste befürchtend eilt er dem langsam in die Tiefe gleitenden Gegenstand entgegen und streckt seine Hände danach aus.
Aguares hingegen merkt nur wie die schwere Rüstung ihn immer weiter nach unten zieht und er noch lange nicht auf dem Grund angekommen ist. Da er viel schwerer ist, ziehen die Leichen der Xenos rechts und link an ihm vorbei, während seine Muli-Lunge ihr bestes tut den wenigen Sauerstoff von den giftigen Stoffen zu trennen.
Syndalla folgt ihm sofort und die erschöpfte Frau, scheint ungeahnte Kraftreserven zu haben, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass ein Callidus-Assassine ist. Sie überholt trotz der Erschöpfung Kerith und hält die Klinge kampfbereit vor sich, während sie sich ebenfalls dem Unterschlupf nähert.
Die Xenos an der Mauer klettern weiter nach oben. Doch diesmal viel ruhiger, beherrschter und koordinierte. Sie wirken nicht mehr wie ein Schwarm wildgewordener Tiere, sondern wie koordinierte Kletterer, die völlig synchron die Wand erklimmen.
Der riesige schlangenhafte Xenos nähert sich dem Mauerabschnitt im Sturzflug und stößt einen lauten Schrei aus, welcher direkt auf Syndalla und Kerith gerichtet ist. Der Schrei ist jedoch um ein vielfaches Stärker und sie können regelrecht sehen wie die Schallwellen auf sie zu rasen, die Luft verzerren und kleinere Brocken der kaputten Mauer pulverisieren. Zu ihrem Glück rast die Schallwelle knapp an ihnen vorbei. Die Gargoylenschwärme hingegen trennen sich. Einer folgt dem großen Tyraniden und bleibt vor der Mauer stehen, um ihre lebendigen Waffen auf Kerith und Syndalla zu richten, während den Rest gen Wasser rast, um die beiden Blood Angels zu verfolgen.