Nur für Henry (Anzeigen)Aria sah Henry einen Moment nachdenklich an. "Du kennst ihn besser als ich. Aber verzeih mir, wenn ich trotzdem wachsam bleibe." Sie sah zur Tür. "Dann lass uns zurück zu den anderen gehen."
Trotz ihrer Worte bewegte sie sich nicht gleich, sondern schien noch etwas sagen zu wollen. "Trotz des Themas, ich fand es schön, einen Moment mit dir allein zu haben." Kaum hatte sie es ausgesprochen, wurde sie sichtlich rot im Gesicht, und eilte an Henry vorbei zur Tür, bevor dieser etwas darauf antworten konnte.
Die Tür öffnete sich wieder, und Aria kam herein.
"Entschuldigt die Unterbrechung." Sie ging zurück zu ihrem Platz und setzte sich, ohne jemanden anzusehen. Auch Henry kam wieder zur Tür herein, und ging zu seinem vorherigen Platz. Dann war es doch Aria, die sich wieder an die Gruppe wandte.
"Dann ist es wohl jetzt Zeit für eine Entscheidung? Ich werde mich raushalten, dies hier ist eure Sache - aber wofür auch immer ihr euch entscheidet, ich begleite euch, solange ihr mich dabei haben wollt."Arias Worten folgte eine weitere, kurze Diskussion, die schließlich zu einer endgültigen Entscheidung führte: Sie würden den Drachen in Asemna kontaktieren, dabei als Geschichtsforscher auftreten, und bei einer Einladung des Drachen versuchen, durch Arias Kontakte einen Platz in einem nach Asemna reisenden Zeppelin zu ergattern - sofern ihre Annahmen in dieser Hinsicht stimmten. Da es sicherlich etwas dauern würde, bis alles organisiert war, würden sie in der Zwischenzeit dem ursprünglichen Plan nachgehen und versuchen, so vie, wie möglich über das verschwundene Mädchen herauszufinden.
Dabei gab es zwei Dinge zu beachten: Henrys Treffen mit dem Gelehrten in der Bibliothek, und sie mussten noch einen genauen Weg vereinbaren, wie sie eigentlich das verschwundene Mädchen suchen wollten. Der offensichtlichste Weg, den wiederum Aria in den Raum warf, war, dass Jurij sein "Doppelleben" nutzte: Wenn er als Obayifo auftrat, hätte er Zugang zu der Organisation der
Wölfe, und könnte vielleicht Obayifos persönliche Notizen oder ähnliches einsehen. Aria riet dabei davon ab, dass Jurij alleine ging.
Gefährlich würde der Versuch ohnehin werden, und es war unklar, wie die Wölfe auf weitere "Gäste" reagieren würden. Aber nach allem, was Jurij wusste, hatte Obayifo eine hohe Position inne, und würde vermutlich kaum hinterfragt werden. Wenn es aber zu einer Enttarnung kommen sollte, dann wäre es gut, wenn Jurij nicht alleine wäre.
[1]Doch das größte Problem würde zunächst sein, die Wölfe überhaupt zu finden. Die beste Chance hätten sie vermutlich, wenn Jurij noch einmal zu Ferrigan ging und ihn um Unterstützung bat. Er würde mit Boldon Kontakt aufnehmen können, der ihnen dann hoffentlich verriet, wo die Wölfe eines ihrer Verstecke hatten, und wie Jurij dort hereinkam.
Somit stand der Plan - nur wenn sie bei Ferrigan nicht weiter kämen, müssten sie noch einmal diskutieren. Also verabschiedeten sie sich von Arias Bekanntschaft, der ihnen sein Haus zur Verfügung gestellt hatte, und machten sich auf den Rückweg zum Tempeldörfle. Dort angekommen, verabschiedete sich auch Aria, um alles Nötige zu organisieren. Im
Portal wollten sie sich wiedertreffen.
Jurij führte die Gruppe zum Gebäude der Gerichtswache, wo sie - bis auf Jurij - in einen Warteraum geführt wurden. Jurij erhielt - zum Glück - schnell einen Termin bei Ferrigan. Der Inspektor schien wenig begeistert, nickte aber.
"Das muss Boldon entscheiden, auch wenn ich es für eine schlechte Idee halte, wenn ihr dort hingeht." Jurij hatte ihm keine Details erzählt, dennoch kam der Inspektor seiner Bitte nach und schrieb einen entsprechenden Brief. Zehn Minuten später, die Jurij im Warteraum bei seinen Gefährten verbrachte, erhielten sie einen Antwortbrief.
Harry hatte die Zeit genutzt, eine Landkarte zu studieren, die in dem Raum an der Wand hing, und sich draußen auf dem Gang mit der einen oder anderen Gerichtswache zu unterhalten. Rillfarsell beschäftigte sich mit dem Singen eines kleinen Liedes, Henry wandte sich seinen Gebeten zu, und Kara dachte über ihr früheres Leben nach, und wie sehr die letzten Ereignisse sie verändert hatten.
Schließlich kam ein junger Mann der Wache mit einem versiegelten Brief zu ihnen. Jurij öffnete ihn. Der Brief zeigte eine Karte vom Tempelviertel, in der eines der Gebäude markiert war.
[2]Der Brief enthielt zudem einen Zettel mit einem einzigen Satz darauf: "Die Nacht gehört den Göttern." - vermutlich ein Code, den Jurij brauchen würde, um hereingelassen zu werden.
Damit waren sie soweit: Sie waren bereit, den Unterschlupf der gefährlichsten kriminellen Organisation der Stadt aufzusuchen. Ihnen blieb nicht viel Zeit: Den Rückweg zur Bibliothek eingerechnet, hatten sie noch eine gute halbe Stunde Zeit für ihre Aktion.
Auf einmal wurde Harry schwindelig. Benommen stolperte er zu einem der kargen Holzstühle, die an der Wand standen, und setzte sich hin...