Master Bosco Matthew Jenkins
Der gespuckte Appeljack traf die nahe Maske des 'Meisters' völlig unerwartet. In einem Augenblick, nicht länger als ein Atemzug, gluckste dieser äußerst überrascht über die faulenden Augenhöhlen seiner grausamen Maske weg, direkt in den selbstgefälligen Blick des gewitzten, alten Boldes hinein. Und dann sprang der magische Funke über.
Von der Zunge Master Boscos entfacht, explodierte der klebrige, hochprozentige Alkohol in einer Stichflamme gleißenden Feuers und riss den Mann vor Schreck zur Seite. Kreischend johlte der 'Meister' unter der wahnsinnigen Hitze, während sein Handlanger von Panik überwältigt nach hinten stolperte. Mit gekrümmten Fingern versuchte er sich die brennende Maske vom Gesicht zu reißen und griff, vom diabolischen Abgesang Master Boscos begleitet, mit den bloßen Händen in die züngelnden Flammen. Der Geruch von angebranntem Fleisch drängte sich in den Raum.
Die Frauenstimme schrie aufgebracht:
"Steht nicht so herum!! Helft ihm!! Bei der Peitsche Ba'alzamons! So helft ihm doch!!"Doch bevor sich jemand einmischen konnte, brüllte der 'Meister' undefinierbar und warf das verbrannte Frauengesicht zur Seite. Master Bosco blickte in das Antlitz eines etwa fünfzig jährigen Mannes. Dunkles, tiefbraunes Haar fiel schüttern von den breiten, ausufernden Geheimratsecken ab. Seine von der Hitze teilweise aufgeplatzten Lippen wurden von einem kräftigen, nun lückenhaften Oberlippenbart überschattet, während sich seine Mundwinkel zu einem weiteren, wilden Schrei erhoben.
Boscos Sinne spielten ihm einen letzten, tückischen Streich. Wie in Zeitlupe beobachtete er, wie der Kerl mit dem kantigen, unverkennbaren Gesicht jene teuflische Knochensäge hob und auf Boscos ungeschützten, rechten Unterarm einhackte.
Eigenartigerweise spürte er keinerlei Schmerz. Nicht einmal, als sein eigenes Blut ihm die Sicht nahm.
Nur eine sanfte, sich gemächlich ausbreitende Taubheit... Die ihm schließlich das Bewusstsein raubte.
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Master Bosco riss die Augen auf. Blinzelnd erlangte er wieder die Kontrolle über seinen Sehnerv und erkannte schließlich die hellen Holzbalken über ihm. Sein Tastsinn kroch zurück in die zitternden Glieder... Und er spürte die sanfte Umarmung der wärmenden, weichen Decke auf seinem Körper. Von einem inneren Instinkt geleitet richtete er sich ruckartig auf - nur um erleichtert auf seine beiden, rosig farbenen Handflächen zu starren.
Wo war er nur gelandet?Er blickte sich um und musterte das einladende, von strahlendem, wärmespendendem Licht erfüllte Zimmer. Der Raum war nicht sonderlich groß. Eine schöne, beigefarbene Kommode stand ihm gegenüber und wurde von einem Stuhl davor begrenzt, auf dem fein säuberlich Boscos geschundene Rüstung auf geschlichtet lag. Er erkannte, dass er selbst in ein weiches, hellblaues Samthemd gekleidet war. Schöne Bilder von Bäumen, Pflanzen und Natur bevölkerten die weißen Wände. Ein flauschiger Teppich grenzte an das breite Bett, in dem er sich befand und führte einem Pfad gleich durch den Raum. Noch bevor er jedoch die offen stehende Türe genauer mustern konnte, fiel sein Blick auf das breite, kreisrunde Fenster oberhalb seines Ruheplatzes. Seine Augen blickten durch klares Glas hinaus, auf eine sich sanft im Wind des Sommermorgens wiegende Weide. Ein einzelner Baum thronte am Horizont auf einem Hügel und darüber strahlte das Schönste, was der alte Bold in seinem Leben jemals erblickt hatte.
Kaum begreiflich rieb er sich die Augen; strafte die Realität um ihn herum instinktiv Lügen... Doch selbst bei nochmaligem Hinsehen war sie dort oben, in all ihrer Pracht. Unverhüllt wachte sie über all dem Frieden auf dieser Welt und schenkte ihr die reinste Liebe, die ein Lebewesen sich je hätte wünschen können.
Was war nur passiert?Boscos Augen tränten. Es konnte nicht möglich sein! Seit über tausend Jahren war der Himmel von den Folgen des ewigen Krieges verdunkelt worden... Doch Master Bosco Matthew Jenkins fühlte all die Wärme auf seiner Haut, als die belebenden Strahlen seine Wangen streichelten. Er konnte es drehen und wenden wie er wollte...
...
Die Sonne war dort oben und er sah sie mit seinen eigenen Augen.