Als Curt und Lei auch bei dem Lager ankamen, konnten sie sehen, dass Olgerkhan und Mara gerade irgend etwas besprachen, jedoch ihr Gespräch sofort wieder beendeten, als sie der beiden ansichtig wurden. So ganz schienen sie ihnen wohl doch noch nicht zu trauen. Während Olgerkhan sich mit einem letzten mürrischen Blick auf Curt in das Zelt zurückzog. Mara hingegen schien sich schon auf den "Geschichtenabend" mit dem Barden zu freuen und entzündete ihnen beiden ein gemütliches Feuer und beschaffte eine große warme Decke gegen die nächtliche Kälte.
"Setzt euch zu mir." lud sie Curt ein, als das Feuer schon fröhlich brannte und sie sich bereits unter die Decke verkrochen hatte. Sobald auch er es sich gemütlich gemacht hatte, begann die alte Mönchin zu erzählen: "Ich weiß zwar nicht alles ganz genau, weil ich ja auch nicht von Anfang an dabei gewesen bin, aber wie man sich erzählt, hat Meister Loewenthal das Kloster nicht nur wegen der angenehmen Nachbarschaft gerade hier aufgebaut. Es heißt, dass er gerade hier auf Reisen gewesen ist, um einen wertvollen magischen Gegenstand in einem weit entfernten Tempel abzuliefern, und dort, wo jetzt nur noch die Ruinen des Klosters sind, stand vorher ein riesiger Baum. Unter diesem Baum hatte er eines Nachts Schutz gesucht, weil es schneite und stürmte wie noch nie zuvor. So groß war der Baum, dass Elyrion eine Höhle zwischen seinen Wurzeln finden konnte, in der er nicht nur vor dem Schnee, sondern auch vor dem Sturm geschützt war.
Mitten in der Nacht wurde er aber rauh geweckt, als eine Gruppe Banditen trotz des Sturmes direkt vor seiner Höhle standen. Sie waren ihm wohl gefolgt nehme ich an, weil sie erfahren hatten, dass er den Schatz bei sich trägt. Elyrion war damals klar, dass er ihnen den Schatz nicht aushändigen durfte und dass, selbst wenn er es getan hätte, sie ihn sofort töten würden und so machte er sich zum Kampf bereit, als plötzlich ein gewaltiger Blitz ein den Baum einschlug." Mara verdeutlichte die Szene, indem sie mit der linken Faust in die rechte Hand schlug.
"Aller Wahrscheinlichkeit zum trotz wurde Elyrion dabei nicht verletzt, sondern verlor nur das Bewusstsein. Als er aber wieder zu sich kam, sah er, dass der Baum umgestürzt war und dabei die Banditen allesamt erschlagen hatte. Es ist nicht verwunderlich, dass er das als ein Wunder anerkannte und als ein Zeichen. Also dankte er dem Baum, lieferte den Schatz aus und kam wieder zurück zu genau dieser Stelle. Dort nutzte er das Holz des Baumes, um sein Kloster zu bauen. Stück für Stück wuchs es heran und Gläubige, die von diesem Zeichen erfahren hatten, kamen hierher, um ihm dabei zu helfen und seine Schüler zu werden. Als der Bau fertiggestellt war, war das Holz des Baumes immer noch nicht aufgebraucht, so groß war er."
Mara machte eine kleine Pause und goß sich einen Becher Tee aus einer Metallkanne in ein, die sie an das Feuer gestellt hatte, um sich auch von innen zu wärmen. Sie bot auch Curt etwas an und erzählte dann weiter. "Das Stück des Baumes, das noch übrig war, war das Kernstück. Elyrion entschied sich kurzerhand, eine Statue von Yondalla daraus zu schnitzen, um seinen Dank für die Rettung seines Lebens auszudrücken." Die Mönchin nahm einen Schluck ihres Tees und blickte eine Zeit lang ins Feuer. "Diese Statue ist der Grund, warum wir hier sind. Als ich hörte, dass das Kloster nicht mehr steht, musste ich wissen, ob sie noch hier ist. Es heißt, dass sie immer bei Unwetter beginnt zu weinen und die Tränen, die sie weint, seinen heiliges Wasser, mit dem man Wunden und Krankheiten heilen kann."
Sie schaute ernst zu Curt hinüber, wie um festzustellen, ob er ihr glaubte oder nicht. "Wir wollen, dass diese Statue nicht in die falschen Hände gerät. Und außerdem", ihre Züge wurden wieder etwas weicher, "würde ich die Statue gerne haben, selbst wenn sie nicht diese wundersamen Kräfte hätte. Als... Erinnerung."