Die Gruppe war wieder beisammen, ließen das grausame Schlachtfeld hinter sich, auf dem der Mann gestorben war, der ihnen vielleicht das Leben gerettet hatte. Die Wandelnden kamen ihnen nur langsam hinterher, aber sie kamen, und so beeilten sich die Überlebenden, so schnell wie möglich zum Kloster zu kommen.
Der Rauch wurde dichter, je weiter sie kamen, er kratzte in ihren Kehlen und ließ ihre Augen tränen. Nach einigen Dutzend Metern erwartete sie erneut ein grausiger Anblick: Ein Blutspur zog sich über die Straße, von einer Seite zur anderen. Die Quelle war der Körper eines jungen Mannes - dessen Oberkörper auf der linken Seite der Straße lag, die Beine aber auf der rechten. Cederons Frau hielt ihrem Sohn, wieder einmal, die Augen zu, und auch die Schwestern konnten den Anblick nur mit Mühe ertragen. Ryffa hielt sich an Omrahs Hand fest, so fest, dass es ihm fast weh tat.
Schließlich nahm die Straße ein Ende, sie bogen ab in die nächste Seitengasse, nicht aber, ohne einen Blick zurück zu werfen. Eine ganze Meute der Toten hatte ihre Spur aufgenommen, folgte ihnen beharrlich - waren es Dutzende, oder sogar Hunderte? Sie brauchten einen Schutzraum, und das so bald wie möglich...
Sie ließen auch die nächste Gasse hinter sich, und schließlich war es soweit: Hinter der nächsten Biegung lag das Kloster, das Ziel ihrer Flucht...
Sie sahen vor sich die Kreuzung, die sie wieder auf die große Straße führte, die sie bislang vermieden hatten. Zur Rechten lag das Kloster,, ein prächtiger Bau aus strahlendem weißen Stein: Ein Hauptgebäude, kreisrund mit einem Durchmesser von gut dreißig Metern, mit fünf umgebenden Türmen, jeder davon zwanzig Meter hoch und seinerseits mit einem Durchmesser von sechs Metern. Auf der Spitze jedes Turms war ein Symbol Elendras zu erkennen: Eine Sonne, ein symbolisierter Stern, ein Auge, eine Flamme und eine Form aus drei länglichen Symbolen, die Lichtstrahlen darstellen sollten.
Der Tempelkomplex mit seinen Gärten, teils Kräutergärten, teils offensichtlich zur Entspannung angelegt, war von einer rund eineinhalb Meter hohen weißen Mauer umgeben - nicht genug, um eine denkende Person draußen zu halten, aber einige der Untoten standen vor dem Hindernis und wussten nicht, wie sie es überwinden sollten. Immer wieder liefen sie dagegen, als hofften sie, die Mauer irgendwann durchbrechen zu können.
Der Tempel selbst schien intakt, obwohl einige der Bäume und eine hintere Tür, die in einen der Türme führte, brannte - so viel konnten die Flüchtlinge aus ihrer Position erkennen. Im Garten selbst stand eine Gruppe von Personen in weißen und goldenen Gewändern - die klassischen Farben der Elendra-Diener -, und umringten etwas oder jemanden. Aus ihrer Mitte war ein Leuchten zu sehen. Führten die Priester ein Ritual durch? Waren sie schon dabei, die untote Plage zu bekämpfen?
Wie auch immer: Sie hatten ihr Ziel erreicht, und der Tempel stand noch!