Eine nette Begrüßung - Runde 4
Nachdem einer der Sklaven umgefallen und eingeschlafen war, eilte sein Freund zu ihm herüber und rüttelte ihn wach. Die beiden Kobolde flüsterten einander einen Moment etwas zu und dann verschwand einer der beiden in Richtung des nördlichen Ganges. Angsterfüllt floh er von diesem Schlachtfeld.
Schließlich trat eine weitere Gestalt in Erscheinung. Es war ein rotschuppiger Kobold, wie auch die anderen Reptilienartigen im Raum und doch unterschied ihn einiges von seinen Artverwandten. Er war größer, kräftiger und viel besser bewaffnet. In den Augen des Kobolds war Hass aber auch eine tiefe Intelligenz zu sehen.
Der Kobold - der vermutlich Draahzik hieß, wenn Shira und Wilbur die anderen Kobolde richtig verstanden hatte - trug ein glänzendes Kettenhemd über seinen roten Schuppen. Ein langer Umhang fiel ihm über die Schultern, bis auf seinen langen Schwanz, auf dem sich eine seltsame Vorrichtung befand. Wie bei einer Plattenrüstung, befanden sich verschnörkelte Stahlplatten auf seinem Schwanz, der schließlich in einem riesigen, grünleuchtenden Kristall endete. In seinen Händen hielt der Krieger eine kleine Ampulle und einen Holzschild, auf dem eine bronzene, zackige Krone abgebildet war.
Ohne weiter zu zögern, warf er die Ampulle zielgenau zwischen Bergi und Nasreddin, wo sie auf dem Boden zerbrach und einen blauleuchtenden Blitz freiließ. Für den Bruchteil einer Sekunde, wurde der Raum in dieses blaue Licht gehüllt und ließ ein böses Grinsen auf dem Gesicht Draahziks erscheinen. Shira, Gerion und sogar die beiden Koboldkrieger wurden voll von dem Licht erfasst. Sie bemerkten, wie ihre Muskeln nachgaben und sie ihre Waffen fallenließen. Eine Taubheit breitete sich in ihnen aus und sie waren unfähig, sich auch nur zu bewegen - geschweige denn, sich zu verteidigen.
Gerade als der Kobold-Sklave das Weite suchen wollte, sprang ihn der Kater noch einmal an, doch der Sprung war ein wenig zu kurz.
In diesem Moment kam ein neues Reptil in den Raum und schafte sich mit einem blauen Blitz sofort gehörigen Respekt. Soleb zuckte instinktiv zurück, doch die Viole zeigte bei ihm nicht die gewünschte Wirkung. Im Gegenteil, der Blitz machte den Kater noch aggresiver und so suchte er sich das nächste Ziel, welches nicht gerade in Richtung des Neuankömmling lag. Wütend sprang er dem Kobold in den Rücken und jagte diesem seine Zähne in den Hals.
Als Gerion den neuen Gegner sah, war es auch schon zu spät. Gerade ärgerte er sich noch, dass er den Kobold vor sich nicht mit seinen zwei Angriffen zur Strecke gebracht hatte, als er plötzlich spürte, dass sich sein Körper versteifte.
Wieder sauste der schwere Dornenkopf seines Flegels nach oben und holte erneut zu einem weiten Schwung aus; nur um einen Lidschlag darauf nach unten zu schmettern, direkt auf den Kopf des zu Boden gegangenen Koboldes zu. Aus dem Augenwinkel heraus sah Bergi plötzlich am Rande seines Visiers, wie der Waidmann von dem Zauber getroffen zu Boden ging.
"Gerion! Was-?!" Verwirrt riss er den Kopf herum und versuchte, sich auf seiner Höhe einen Überblick über den Kampfverlauf zu verschaffen. Er erblickte Nasreddin, dann den bewusstlosen Körper Shiras.
"Verdammt!!" brüllte er und stapfte instinktiv los; um sich breitbeinig mit seinem Schild vor die beiden ungeschützten Gefährten zu stellen. Er schickte ein stummes Stoßgebet an Torag und seinen Hammer, dass er auf den ebenfalls regungslosen Waldläufer Gerion ein Auge werfen möge...
Wilbur zuckt vor Schmerzen zusammen, als er von dem Kobold getroffen wird. Wieder zieht er sich einen Schritt zurück, dabei aktiviert er seine Selbstheilungskräfte. Teile seiner Wunden beginnen sich zu schließen. Dann wirft er seinem Gegner zornig eine weitere Bombe entgegen.
Als
Nasreddin den neuen Gegner sah war es bereits zu spät, ein greller Lichtblitz durchflutete den Raum als wäre
ein tobender Djinn eingekehrt. Der Geschichtenerzähler hob schützende die Arme vor seine Augen, auch wenn das taktisch kein guter Zug war, so war Nasreddin schließlich auch kein Krieger, er war
Geschichtenerzähler und der Sohn einer Händlerfamilie, selbst in seiner Zeit als Sklave hatte er kaum kämpfen müssen und nun war er nahezu überfordert.
Bei Cayden Cailean was ist dieses neue Unheil, das hier über uns hereinbricht,
die grausame Göttin des Schicksals und
die trügerische Göttin des Glücks haben es wieder auf uns abgesehen, doch dieser
störrische Vater der Zähigkeit hier wird sich und seine Gefährten nicht Kampflos den Launen dieser
tückischen Göttinen überlassen.
Diesmal zog
der Sohn der Wüste keine weiter Karte, den als er sah wie einige seiner Freunde in sich zusammen sackten, gab es im Herzen diese Sarenrae Anhängers keinen Zweifel was zu tun war. Ohne große umschweife packte er Shira bei den Armen und schleifte sie weg von den Kobolden.
Endlich schaffte es die Gruppe, der Bedrohung der Kobolde entgegen zu wirken. Soleb beförderte sich mit einem beherzten Sprung an den Hals eines der Kobolde und rammte seine Zähne schmerzhaft in die geschuppte Haut, die - obwohl sie viel dicker als normale Haut war - nachgab. Wilbur hatte den Kater vor Wut wohl nicht gesehen und schmiss eine Bombe nach seinem Gegner. Dieser konnte dem Fläschchen nicht ausweichen und ging regelrecht in Flammen auf. Schreiend und ein letztes Mal zuckend, ging er zu Boden. Wie ein Wunder war Soleb im richtigen Augenblick von dem Kobold abgesprungen und blieb unverschont.[1]
Der lachende Kobold vor Bergi wurde mit einem wütenden und wuchtigen Schlag in den Steinboden befördert und war augenblicklich nicht mehr fähig, die Situation besonders komisch zu finden. Auch er regte sich nicht mehr und der zerschmetterte Schädel des Reptils war Beweis genug, dass es tot war.
Der letzte verbliebende Kobold zögerte und zitterte heftig. Mit diesem Widerstand hatte er nicht gerechnet und ihm stand die Todesangst in den Augen geschrieben, als er fassungslos zwischen dem toten Kobold neben sich und Bergi - beziehungsweise seiner blutigen Waffe - hin und her blickte. Als sich dieser schließlich von ihm abwandte, ließ er den Speer fallen und rannte davon. Er warf keinen Blick zurück und lief einfach die Treppe hoch, die die Gruppe gekommen war. Nach oben. Wo vielleicht noch Jeva wartete.