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« am: 20.04.2015, 19:40:53 »
Wieder wurde sich Elrynor bewusst, dass er trotz des Misstrauens, des Hasses oder ganz einfach der Abneigung, die ihm entgegen gebracht wurde, noch immer einiges mit den Bewohnern dieser Stadt gemein hatte. In seiner Situation, war diese Erkenntnis aber leider nur ein schwacher Trost. Wenn die Fluchtaktion schief laufen würde, würde nicht nur er selbst, sondern auch seine ganze Familie hingerichtet werden.
Rowan war zwar seiner Meinung aber anscheinend hatte der Blutumhang Angst, dass der Kargi sich mit ihm verbünden würde. Tatsächlich wäre Elrynor dieser Idee nicht wirklich abgeneigt - wenn sein Vater nicht schon für die Flucht gesorgt hätte. Denn auch wenn er Kargis verachtete, konnten sie für seine Zwecke missbraucht werden. Ihm war sein Leben deutlich lieber als die wenigen Minuten, die er sich für die Flucht an dieses Tier halten müsste. Auf wen würde man wohl als Erstes die Bögen richten? Einen Volksfeind oder einen Verräter und Magier?
Zum Glück musste Elrynor nicht auf diese Möglichkeit zurückgreifen. "Nur ein paar Stunden und dann bin ich diesen stinkenden Haufen wieder los."
So beobachtete er gespannt - was blieb ihm auch anderes übrig - wie der Kargi verlegt wurde. Das dabei der Blutumhang Befehle ausführen musste und seine Worte und Bedenken in den Wind geschlagen wurden, gefiel Elrynor, auch wenn er so eine Möglichkeit vermutlich anstelle der Wache voll ausgekostet und noch einen draufgelegt hätte. Vielleicht ergab sich ja auf der Flucht noch eine Möglichkeit, dem Blutumhang zu zeigen, was Elrynor von diesem Arschkriecher des Fürsten hielt.
Er rutschte noch weiter in die Ecke, als der Kargi in eine Zelle gebracht wurde und erwidert seinen Blick. Auch die Aufforderung, nicht zu Nahe zu kommen, beruhte auf Gegenseitigkeit und der Hexer ar froh, dass er diesem Monster nicht näher kommen musste. Auch wenn er nicht wirklich Angst vor dem Krieger hatte, so erkannte er, dass der Kargi trotz seiner Verletzungen durchaus in der Lage sein würde, ihn in zwei Stücke zu reißen und das flößte ihm zumindest Respekt und Vorsicht ein. Es war nicht mehr als eine wilde, tierische Kraft aber auf diesem kleinen Raum, würde das reichen.
Elrynor beobachtete seinen neuen Zellennachbarn genau. Die Verletzungen, die wahrscheinlich von Folter stammten, hatte der Kargi sich garantiert verdient. Er fragte sich noch nicht einmal, was der Grund für die Gefangenschaft und Folter war - so sehr er den Fürsten auch für das hasste, was er ihm angetan hatte, so war er doch immer ein Unterstützer seiner Abschottungspolitik gewesen und dazu gehörte auch, dass diese Tiere auch so behandelt wurden, wie sie es verdient hatten. Er hatte kein Mitleid mit ihm.
Den Blick schließlich von dem Kargi lösend, richtete sich Elrynor dem neuen Gefangenen zu, der in die gerade freigewordene Zelle gebracht wurde. Er richtete sich auf und stellte sich an die Zelle, um etwas genauer erkennen zu können, wer dort in die Zelle gebracht und vom Medicus behandelt wurde.