Vigor sah Dok'Hae überrascht an. "Nicht von hier, hm? Sagen wir einfach, ein richtig übler Mensch. Böse, verdorben, gewissenlos. Ich muss ehrlich sagen, trotz der Vorteile, die es hätte, bin ich auch ein wenig erleichtert, wenn wir nicht mit diesen Leuten zusammenarbeiten. Ich denke allerdings, dass ich trotzdem dafür sorgen kann, dass sie uns zumindest nicht behelligen. Denn durch ihr Revier werden wir durch müssen."
Während Vigor sprach, verteilte Charol die weiteren Getränke, und lud die Neuankömmlinge ein, es sich gemütlicher zu machen. "Erstmal dazu, wie viele uns erwarten. Karak hat rund zwanzig Männer, die ihm bedingungslos folgen. Aber in der Untergrund-Behausung ist in der Regel nur ein kleiner Teil seiner Gruppe, die anderen vergnügen sich in der Stadt oder gehen ihren schmutzigen Geschäften nach. Wir sollten mit ungefähr fünf bis acht Mann rechnen, und natürlich mit Karak selbst."
Er machte eine Pause, und seine Miene wurde ernster, fast schon düster. "Der Weg zu Karaks Behausung ist allerdings an sich schon ein Problem. Die Tunnel gehören den Verbrechern von Handelsfest, und sie mögen keine Eindringlinge. Fallen und Wächter, die sich verstecken und nur darauf warten, jeden zu töten, der in ein Revier eindringt, das nicht ihm gehört. Wenn wir es schaffen, trotz der Ablehnung Alarics, oder jetzt vielmehr Shamuals, Eingang nutzen zu dürfen, dann haben wir gut fünfhundert Meter vor uns, die wir überwinden müssen. Auf der Strecke sollten wir von fünf bis zehn ernsthaften Gefahren ausgehen. Es gibt Strecken in den Tunneln, die weniger gefährlich sind, aber Karak ist ziemlich paranoid - und das vermutlich aus gutem Grund."
"Zu den Kämpfern auf eurer Seite möchte ich erst einmal etwas sagen", brachte sich dann auch Charol ein. "Meine beiden Neffen draußen habt ihr sicherlich kennengelernt. Die beiden werden euch begleiten. In Sachen roher Kampfkraft dürftet ihr damit gut ausgestattet sein. Allerdings müsst ihr das 'roh' recht wörtlich nehmen. Wenn es leise und unauffällig vorangehen soll, haltet sie aus dem Kampfgeschehen raus."
Vigor nickte. "Sie sind etwas grob, aber keinesfalls dumm. Sprecht mit ihnen ab, wann sie in einen Kampf eingreifen sollen und wann nicht, und sie werden sich dran halten."
Der junge Mann trank eine grüne Flüssigkeit aus einem Glas, das er neben der Liege stehen gehabt hatte, schloss einen Moment genießerisch die Augen, und sprach dann weiter. "Euch wird außerdem der Große Carnazzo begleiten. Ein Schausteller, aber ein besonderer. Ein Gnom, der die geheimen Künste der Magie beherrscht. Er ist ein Meister der Illusionen, und weiß solche nicht nur zu erschaffen, sondern auch zu durchschauen. Und ich weiß aus guter Quelle, dass Karak sein Revier auch mit Hilfe von Illusionsmagie abgesichert hat."
Isabelle lächelte, sie war mit den bisherigen Ankündigungen offenbar sehr zufrieden. "Was ist mit Joshua? Hast du ihn überzeugen können?"
Vigor schüttelte den Kopf. "War ihm zu heiß. Aber ich habe eine Alternative. Drexxor, ein Goblinkrieger, der eine befreundete Schaustellertruppe seit drei Jahren loyal begleitet. Ein Söldner, aber einer von den ehrenhaften. Und ein hervorragender Armbrust-Schütze, wenn ihr jemanden aus der Entfernung erledigen müsst."
Isabelle nickte, und sah nun zu Eretria und Mika. "Das klingt doch schon nach einer schlagkräftigen Gruppe. Ich habe auf dem Weg außerdem noch zwei Nachrichten bekommen, dass diejenigen von Karaks Männern, die in der Stadt unterwegs sind, beschäftigt werden, sobald wir uns auf den Weg machen. Das heißt, wir können sicher sein, dass nicht noch unerwartet Verstärkung für unsere Gegner auftaucht."