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Autor Thema: Kapitel III - Söhne des Gruumsh  (Gelesen 34250 mal)

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Vaêl

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #60 am: 31.08.2011, 13:54:01 »
Vaêl sitzt etwas abseits des Feuers und besieht sich seine Gefährten. Es war offenkundig, dass sie in ihrer derzeitigen Verfassung ihre Tarnung gefährden würden und seien die Dokumente auch noch so gut. Aber was tun? Er konnte seinen Gefährten noch so viel über Etikette und Status beibringen, verinnerlichen würden sie das nie. sie verstanden das Prinzip privilegierter Abstammung nicht.

Die meisten Adligen würden allein den Gedanken befremdlich finden, dass ihre Geburt ihnen nicht das Recht gab, andere als minderwertig zu betrachten. Sie sahen selbstverständlich auf alles andere herab. Und diese Hochnäsigkeit konnte und wollte Vaêl seinen Gefährten schlecht beibringen, weil sie gegen Bolmurs Verständnis von Ehre, Kalokins fröhlichen Charakter und Kâdirs generelle Abneigung gegen Menschen stieß.

Also was tun? Man müsste versuchen, diese Schwäche in eine Stärke umzuwandeln. Von immanenter Wichtigkeit für die Hackordnung der Adelsfamilien war es nämlich auch, dass bestimmte Familien nach irgendwelchen Kriterien als weniger wichtig angesehen wurden. Und ein Dorn im Auge fast aller Adligen war die Erhebung in den Adelsstand. Also die Hebung des Status aufgrund von Taten oder Geld.

In diesem Fall nachträglicher Verleihung des Ritterstands, würde man sowohl Bolmur als auch Kâdir nachsehen, dass sie ihrem Status in keinster Weise gerecht werden würden. Zweifelsohne würde man diesen Umstand sogar begrüßen und sie zur Zielscheibe von Spott und Hohn werden lassen, was der Tarnung dienen würde. Im Falle Kalokins, müsste man auf Geldadel setzen. Und generell allen ein Bad in Melvaunt zukommen lassen.

Mit seinen Gedanken einigermaßen zufrieden, bespricht er sich mit seinen Gefährten und teilt ihnen seine Änderungen des Planes mit. Am Ende seiner Ausführungen kommt er auf sein letztes Problem zu sprechen:

"Es ist also nicht schlimm, wenn ihr der Etikette nicht voll und ganz entspricht. Wenn ihr nur geadelt worden seid, erwartet man das sogar von euch. Was wir allerdings noch dringend brauchen, ist ein verbindendes Element. Der gleichen Familie können wir schlecht angehören, also brauchen wir eine gemeinsame Vorgeschichte, die unsere Erhebung rechtfertigt und am besten einen Gruppennamen. Irgendwelche Ideen?"

Kâdir Zinopolous

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #61 am: 31.08.2011, 21:32:14 »
"Zweite Division; Viertes Regiment; Siebtes Batallion der vereinigten Heerscharen der Mondseelande," knurrt Kâdir seinen halbherzigen Vorschlag, jedoch auch den einzigen, der ihm einfällt, ohne aufzublicken. Der Südländer sitzt in der Hocke vor dem Feuer und besieht sich seine Finger. Zittern seine dürren Hände etwa?

"Wir sind bisher nach Phlan gereist und haben ein paar Goblins und einem schlaflosen Grottenschrat das Maul gestopft. Haben währenddessen ein ganz schönes Aufsehen bei den Banden ausgelöst."

Plötzlich blickt Kâdir mit einem ehrzgeizigen und wilden Funkeln in den Augen hoch. Sein tiefgründiger Blick fixiert Vaêl, als ob ihm just eine Idee gekommen wäre.

"Was wenn... wir unser Ziel als Verfolgung und Eliminierung der Banden und kriminellen Organisaionen erklären? Ein Bund verschiedener Häuser im Interesse die örtliche Guerilla niederzuschlagen klingt in meinen Ohren nicht ganz an den Haaren herbeigezogen. Und als Kirsche auf der Sahne verkaufen wir unsere Gemeinschaft ebenfalls als geheim und verweigern die Auskunft - bis wir aussichtslos dastehen. Und dann - BAM!"

Aufgeregt war Kâdir aufgesprungen, während er sich in Rage redete und wild das Fuchteln begann.

"Setzen wir uns unsere Lüge vor, und alle werden uns glauben und unsere Verstohlenheit ist erklärt. Ist das nichts, Helsang? Na, was sagt ihr, ist das nichts?"

Vaêl

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #62 am: 01.09.2011, 19:01:43 »
Vaêl lächelt, als Kâdir in Begeisterungsstürmen ausbricht, hebt dann aber beschwichtigend die Hände.

"Ihr sprecht mir aus dem Herzen, Herr Zinopolous. Auch mein Ziel ist es, die Ketten der Tyrannei zu sprengen, welche die Mondseeregion gefangen halten und ich freue mich, euch auf meiner Seite zu wissen. Wir sind Kettenbrecher, Befreier der Mondseeregion, Beschützer der Wehrlosen und Kämpfer gegen jegliches Unrecht. Und ich werde nicht eher ruhen, als dass die Mondseeregion Frieden findet. Wisset allerdings, dass das Böse der Mondseeregion in vielerlei Gestalt in Erscheinung tritt.

Neben der Vorherrschaft der dunklen Götter Tyrannos, Cyric und Loviatar, die es hier sogar wagen, ihre verdorbenen Tempel offen zu errichten, der beständigen Bedrohung durch die Zhentilfeste und die Zentarim, sowie den von Macht besessenen und mit eiserner Faust regierenden Oligarchen, findet sich das Böse vor allem in den simpelsten Strukturen. Sklaverei wird in dieser Gegend nicht nur stillschweigend toleriert, sondern offen geduldet. Völker, wie das der Elfen, in einigen Städten brutalst unterdrückt. Und es ist nicht nur die besitzende Oberschicht, die sich auf Kosten der Unterschicht verlustiert. Das Prinzip dahinter gilt grundlegend für alle Bewohner der Mondseeregion. Wer hier schwach ist, stirbt. Also nutzen alle jeden noch so kleinen Vorteil, um sich über alle zu erheben. Wenn ein Straßenkind einem anderen Straßenkind einen Tritt in die Magengrube verpasst und ihm sein Brot klaut, überlebt es. Darin besteht die Wurzel allen Übels. Und genau aus diesem Grund müssen wir genau dort ansetzen.

So sehr es mich mit Wut erfüllt, zu viert haben wir keine Möglichkeit, den Banden und kriminellen Organisationen der Mondseeregion entgegen zu treten. Nehmt als Beispiels dafür nur die Präsenz der Harfner, die nur im Verborgenen operieren und sehr subtil auf die Geschicke der Mondseeregion einwirken, weil sie sich sonst zu sehr in Gefahr bringen würden. Oder Wachkommandant Serkow, der unseren Mut bewunderte, sich selbst aber in sicherer Deckung hält, wenn es darum geht, die gesamte Mondseeregion zu befrieden. Was denkt ihr, werden die Adligen Melvaunts tun, wenn wir uns offen zu unserem Anliegen bekennen. Jene, die unsere Ideale teilen, werden uns im Verborgenen zustimmen. Alle anderen ihre Kräfte darauf aufwenden, uns zu vernichten. Wer sagt euch, dass die Diebesbande nicht von einem Adligen geführt wird? Wir sind also vorerst dazu gezwungen, gleichsam im Verborgenen zu operieren. Ein Name für unsere Gruppe dient zunächst nur dazu, uns als kämpferischen Verbund zu charakterisieren. Zu mehr als Schwerter des Westens oder wie diese ziellosen Söldnergruppen auch heißen, reicht unser Einfluss noch nicht.

Ansonsten stimme ich eurem Vorgehen allerdings voll und ganz zu. Wir müssen uns bei diesem Ball so gut wie möglich integrieren und dabei selbst profillos erscheinen. Unserer Tarnung entsprechend, stammen wir aus Cormyr, kennen uns also im Gewirr der verschiedenen Machtgruppen nicht aus, wovon unsere Gesprächspartner ausgehen werden. Hier müssen wir ansetzen. Wir sind laut unserer Tarnung ohne Kenntnis und ohne Interesse, allerdings wiederum durch unsere Tarnung interessant für die Machtgruppen Melvaunts. Wir werden also zweifelsohne im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Wenn man euch zur Hierarchie der Familien, zu den aufsteigenden und fallenden Geschlechtern befragt, also von euch wissen will, wer welche Schwäche hat, ist es kein Fehler, seine Unwissenheit offen zuzugeben und seinerseits nachzufragen, wer dies denn sein könnte. Achtet auf die Formulierungen und die Zwischentöne. Wenn jemand als gefährlich ausgegeben wird, kann das mehr als einen Grund haben. Und nicht jeder dunkle Magier trägt eine rote Robe.

Lasst euch allerdings auf nichts ein, wenn ihr nicht sicher seid, dass ihr der Situation Herr werdet. Und das gilt nicht nur für Kämpfe, Bolmur. Wenn ich das Fest richtig einschätze, wird es Alkohol und weit schlimmere Substanzen in rauen Mengen geben. Ebenso Frauen, die ihre Reize bewusst einsetzen, um zu bekommen, was sie wollen. Bei einem formellen Ball müssen wir zudem eigentlich davon ausgehen, dass wir zum Tanz gefordert werden. Einen solchen abzulehnen ist sehr unhöflich, denkt euch also eine gute Ausrede aus, wenn ihr nicht tanzen wollt. Ach, und Kalo, keine Magie, wenn sie nicht zum Selbstschutz oder unserem Anliegen dient. Wenn man dich dabei erwischt, wird alles komplizierter."
[1]

 1. Vaêl +400 EP
« Letzte Änderung: 01.09.2011, 19:58:05 von Ultan »

Jon Faust

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #63 am: 03.09.2011, 10:54:43 »
Bolmur wirf Vaêl ein breites Grinsen zu.

"Glaubt ihr wirklich, dass es irgendeine Substanz, oder wie ihr es auch nennen mögt, gibt, die mich in die Knie zwingen kann. Ich könnte das ja schon fast als Herausforderung sehen."

Ach und ich wollte noch fragen wie es mit den Vorbereitungen aussieht. Darf ich dort mit voller Rüstung und griffbereitem Schwert auftauchen oder benötige ich andere Kleidung? Außerdem war nie die Rede vom Tanzen, doch wenn ihr wollt kann ich gerne einen rituellen Tanz aus meinem Stamm vorführen, dazu bräuchte ich nur noch das Blut eines Schwarzlöwen."


Anscheinend ist Bolmur trotz näherndem Ball guter Laune und zum Schwerzen aufgelegt, zumindest hofft seine Gruppe, dass er es nicht ernst meint.
« Letzte Änderung: 03.09.2011, 11:01:02 von Bolmur »

Ultan

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #64 am: 03.09.2011, 11:55:24 »
Vaêl seufzt und beschließt es vorerst dabei bewenden zu lassen.
Am nächsten Tag bricht die Gruppe schon früh auf um den Weg fortzusetzen. Von Zeit zu Zeit führen ausgedehnte Strecken der Handelsstraße dicht an der Küste vorbei, so dass der Blick auf die Mondsee frei wird. Die See ist unruhig in dieser Jahreszeit, hohe, gischtbekrönte Wellen schlagen krachend auf das Ufer.

Am darauffolgenden Tag finden die Gefährten einen leeren Planwagen neben der Straße. Eine Achse des Gefährts ist gebrochen und sowohl Ladung, als auch Besitzer sind nirgendwo zu sehen. Kâdir muss nicht lange suchen um die Spuren auf dem gefrorenen Boden zu identifizieren: Orks.
Unglücklicherweise sind die Spuren älter als einen Zehntag, sodass eine Verfolgung kaum noch Sinn machen würde. Vaêl spricht ein Gebet für die Seelen der unglücklichen Reisenden, dann beschließt die Gruppe weiter zu reiten.

Es ist der fünfte Tag nach dem Aufbruch aus Phlan, an dem die Mauern Melvaunt aus der grauen Landschaft auftauchen.
Die Stadt liegt direkt an der Küste und duckt sich hinter mächtige Stadtmauern. Dicker schwarzer Rauch, ausgestoßen von hunderten von Schornsteinen hängt über der Stadt wie unheilvolle Gewitterwolken. Die Stadt selbst scheint alle Farben zu schlucken, der Ruß in der Luft hat über die Jahre alles strumpf und grau werden lassen. Selbst die Segel der im Hafen vor Anker liegenden Schiffe sind schmutzig grau.



Die gedrückte, fast melancholische Stimmung wird jäh zerrissen, als ihr euch der Stadt nähert.
Schon von weitem könnt ihr den metallischen Klang der Schmieden hören, das Rufen der Hafenarbeiter und die Schreie der Händler.
Vor dem Stadttor hat sich ein regelrechter Menschenauflauf gebildet und bewaffnete Männer, einheitlich gerüstet und in einen schwarzen Mantel gehüllt, versuchen die Leute in einer geordnete Reihe aufzustellen. Dabei scheinen sie wenig Geduld und keinerlei Skrupel vor Handgreiflichkeiten zu haben.
« Letzte Änderung: 03.09.2011, 11:56:00 von Ultan »

Vaêl

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #65 am: 03.09.2011, 12:30:00 »
Vaêl hält seinen schneeweißen Schimmel am Rand der Straße an und wendet sich an seine Gefährten.

"Melvaunt, die Stadt der Schwerter. Eine Handelsstadt und ein Paradies für Schmiede. Nahezu jedwedes Rohmaterial der Mondseeregion wir hierher gebracht und verarbeitet. Wer die Erzlieferungen und die Schmieden kontrolliert, beherrscht Melvaunt und damit einen der wichtigsten Versorgungswege für Waffen im gesamten Gebiet rund um die innere See. Das Leben dieser Stadt wird vom Handel bestimmt, der zumeist auf dem dem offenen Markt im Stadtzentrum abgewickelt wird. Irgendwo und für den richtigen Preis kann man hier alles erwerben. Ich würde mich nicht wundern, wenn es hier nicht sogar eine Enklave der Thayer Magier gäbe. Von den zahllosen Schwarzmärkten in den Hintergassen gar nicht erst zu reden.  Nicht wenige Reisende fanden sich nach einer durchzechten Nacht auf einem Sklavenschiff wieder. Wie gesagt, diese Stadt trägt ihren zweifelhaften Ruf nicht umsonst. In den Straßen lauert ständig Gefahr und wir können uns auch nicht auf den Schutz der Stadtwache verlassen, da die intrigierenden Adligen, die über diese Stadt herrschen, keine Probleme damit haben, auch zweifelhafte Methoden zu benutzen, um ihre Ziele zu erreichen, was die Wache zu einer bestechlichen Söldnerbande verkommen ließ. Kleine Scharmützel auf offener Straße zwischen Raufbolden der einzelnen Interessengruppen sind an der Tagesordnung. Die Nähe der Zentilfeste und die beständige Rivalität zu Mulmaster tun ihr übriges. Ich kann mich also nur wiederholen. Seid wachsam, traut niemanden und verlasst euch nicht auf fremde Hilfe.[1]

Überlasst die Torwächter mir. Auch wenn wir unserem Status durch unser Äußeres nicht gerecht werden, sollten unsere Papiere genügen. Ich werde mich auch nach einem unserer Tarnung entsprechendem Gasthaus erkundigen. Dann brauchen wir einen Schneider und ein Badehaus. Den Rest der Zeit bis zum Ball besprechen, sobald wir einen sicheren Unterschlupf haben. Und vergesst nicht, sobald wir die Tore erreicht haben, sind wir Abgesandte Cormyrs hohen Ranges."


 1. Legendenkunde: 19
« Letzte Änderung: 03.09.2011, 12:30:29 von Vaêl »

Ultan

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #66 am: 03.09.2011, 14:07:42 »
Sobald ihr in die Nähe des Menschenauflaufs vor dem Tor kommt, nähert sich euch ein Mann in einem schwarzen Mantel. Auf dem dunklen Waffenrock des Menschen ist ein Emblem zu sehen, dass ein nach unten zeigendes Schwert vor einem Anker abbildet, dass Wappen Melvaunts.

"Ihr da, in die Reihe. Ihr werdet warten bis ihr dran seid, wie alle anderen. Versucht bloß nicht an mir vorbeizuschleichen."

Der Mann hat kurzgeschorenes, schwarzes Haar und eine hässliche Narbe auf der Wange. Im Vergleich mit der disziplinierten und pflichtbewussten Stadtwache Phlans wirkt dieser Mann hier wie ein Schläger in Uniform.
Eine bäuerlich gekleidete Frau zuckt zusammen, als der Wächter an ihr vorbei geht um sich vor euch aufzubauen.
« Letzte Änderung: 03.09.2011, 19:42:42 von Ultan »

Vaêl

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #67 am: 03.09.2011, 14:49:18 »
Vaêl reicht dem Wachmann noch vom Pferd aus ihre Dokumente.

"Wir sind Gesandte aus Cormyr und werden von den Stadtfürsten erwartet."

Ultan

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #68 am: 03.09.2011, 19:28:12 »
Der Mann reißt die Augen auf und verbeugt sich hastig und tief.

"Verzeiht, Herr! Ich... habe euch nicht erkannt. Ihr dürft selbstverständlich passieren! Reitet einfach vor zum Tor, man wird sich dort um die Pferde kümmern. Ich informiere sofort den Hauptmann, dass ihr angekommen seid!"

Der Wächter macht kehrt und hastet zurück zum Tor.

Vaêl

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #69 am: 03.09.2011, 20:15:16 »
Vaêl trabt gemächlich zum Tor und schaut dabei dem Wachmann hinterher. Er zweifelt zum ersten Mal daran, dass ein rechtliches Ordnungssystem als Prinzip einer allgemeinen Gerechtigkeit dienen kann. Sicherlich schufen derartige Strukturen Stabilität und Verlässlichkeit, aber zu welchem Preis? Dieser Soldat schien nur gelernt zu haben, jedwede Kreatur nach zwei Kategorien zu bemessen: Personen mit Macht, denen er sich zu unterwerfen hat und Personen ohne, auf denen er herum trampeln kann.

Doch nur kurz darauf schüttelt der Kleriker kaum merklich den Kopf. Nicht die strukturierende Ordnung war der Fehler, sondern der Inhalt dergleichen. Es fehlte an guten Gesetzen. Nach einer Leitlinie, die es auch diesem Wächter unmöglich machen würde, sich in seinen Handlungen gegen andere zu verfehlen. Einer, die derart klar gestaltet wäre, dass er gar nicht anders könnte, als die Rechtschaffenheit des Guten als die einzig richtige Handlungsweise zu erkennen.

Dieser Gedanke klingt richtig, doch der Zweifel nagt an Vaêl, dass eine derartige Konzeption die Menschen ebenso in Ketten legen würde.

Ultan

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #70 am: 04.09.2011, 16:03:05 »
Die Menge weicht eingeschüchtert zurück, als die Gruppe durch das Tor reitet. Ein kleiner Junge deutet neugierig mit dem Finger auf euch, doch seine Mutter schlägt ihm sofort auf die Hand und zieht das Kinde zurück in die Menge.

Hinter dem Tor sind ein gutes Dutzend Uniformierter damit beschäftigt die Menge durch das Tor zu schleusen. Dabei werden die Karren und Gespänne der Bauern anscheinend penibel durchsucht, was der Grund dafür sein dürfte das es derart schleppend vorran geht.
Zwei Stallburschen eilen auf euch zu um euch die Pferde abzunehmen und kurz darauf steht ihr inmitten der durch das Tor ströhmenden Händler und Bauern, während sich vor euch die Stadt Melvaunt auftut.

Die Straßen der Stadt sind dreckig und vielerorts verwinkelt, doch äußerst belebt. Überall sind Leute zu sehen und der Lärm tausender Menschen dringt von überall auf euch ein. Darüber liegt das beständige Dröhnen der Schmiedehämmer, das aus jedem Winkel der Stadt zu euch herüberschallt. Vielerorts sieht man wie Dekoration für das bevorstehende Mondfest angebracht wird, silberne Girlanden schmücken die breiteren Straßen, Karren vollbeladen mit verschiedensten Handelsgütern werden an euch vorbeigeschoben und an einigen Ecken hat man Feuerschalen entzündet um die sich kleine Grüppchen gebildet haben.

Während die Gruppe noch das aufgeregte Treiben auf sich wirken lässt, tritt ein Wächter an sie heran und salutiert zackig.

"Diese Umschläge wurden für die Herren aus Cormyr im Wachhaus hinterlegt. Ich stelle sie hiermit zu."

Der junge Mann wirkt äußerst nervös und fingert mit zittrigen Händen drei Umschläge aus seinem Mantel. Sobald er sie Vaêl übergeben hat, macht er kehrt und eilt zurück zum Tor.
Neugierig untersucht der Kleriker die Umschläge. Alle Drei sind versiegelt, doch auf jedem der Siegel prangt ein anderes Wappen. Achselzuckend beschließt Vaêl einen der Umschläge zu öffnen und findet darin ein einzelnes Blatt Papier, auf dem in geschwungener Schrift eine kurze Nachricht niedergeschrieben steht.

Seid gegrüßt, Helden aus Cormyr,

Ihr ehrt uns mit eurem Besuch in unserer schönen Stadt.
Haus Leiyraghon würde es sehr schätzen euch für die Zeit
eures Aufenthalts seine Gastfreundschaft anzubieten.

Ihr findet unser ehrwürdiges Haus im Südwesten der Stadt.

gezeichnet im Auftrag von Lord Dorniy Leiyraghon

Die anderen beiden Umschläge enthalten im Prinzip diesselbe Botschaft, doch wurden sie im Auftrag von Lord Vanth Bruil und Lord Woarsten Nanther verschickt.
« Letzte Änderung: 04.09.2011, 16:03:54 von Ultan »

Vaêl

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« Antwort #71 am: 04.09.2011, 16:21:23 »
Vaêl verschließt die Umschläge wieder und steckt sie ein, bevor er einen Wachmann zu sich ruft, um sich zu erkundigen, welche Unterkunft ihnen von den Stadtherren zugewiesen wurde[1] und ob es möglich ist, eine Kutsche dorthin zu bekommen.

 1. Da das wahrscheinlich nicht der Fall ist, hilft Vaêl dem Wächter falls notwendig, in dem sich der Kleriker nach einem ihrem Stand entsprechenden Gasthaus erkundigt.

Ultan

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #72 am: 04.09.2011, 18:33:16 »
Der von Vaêl herbeizitierte Wachmann wirkt zuerst ein wenig ratlos. Offenbar hat man keine weiteren Informationen bei der Wache hinterlassen, sondern lediglich aufgetragen die Umschläge zuzustellen.
Allerdings versichert er hastig, dass man im "Schwebenden Kämpe", dem vornehmsten Gasthof der Stadt mit Sicherheit einige Zimmer für sie bereitgestellt hat. Hastig eilt der Mann davon und schon wenig später trifft die verlangte Kutsche ein, die die Gruppe zur Herberge bringt.
Der "Schwebende Kämpe" ist ein Herrenhaus von beachtlicher Größe, dass auf einem ummauerten Grundstück am südlichen Rande der Stadt liegt. Obwohl man anscheinend nicht damit gerechnet hat, dass die Abenteurer aus Cormyr im Kämpe unterkommen, hat man dennoch erstaunlich schnell vier Zimmer hergerichtet. Jedes der riesigen Zimmer ist mit einem Kamin und sogar einer eigenen Badewanne aus Messing ausgestattet. Die Unterkünfte sind allesamt im vierten Stock des Hauses und während zwei der Zimmer einen atemberaubenden Blick über die Dächer Melvaunts bieten, blicken die anderen beiden über die Docks hinaus auf die stürmische Mondsee.
Außerdem scheint das Haus über ein eigene Therme samt Dampfbad zu verfügen und neben dem zweistöckigen Speisesaal stehen noch 3 weitere Salons zur Freizeitgestaltung zur Verfügung.

Der Kammerdiener wirft einen diskreten Blick auf die ramponierte Kleidung der Gruppe und empfiehlt ein schönes warmes Bad zu nehmen, während er sich darum kümmert eine etwas passendere Gewandung zukommen zu lassen.
Kâdir ist der Erste der feststellt, dass trotz des umfassenden und exquisiten Ausstattung und Bediehnung der Herberge nirgendwo eine Auflistung der Unterkunftskosten zu sehen ist. Als der Südländer ein vorbeieilendes Zimmermädchen darauf anspricht, lächelt diese nur schüchtern und macht einen Knicks.

An Helsang gewandt flüstert der Waldläufer: "Das Ganze gefällt mir ganz und gar nicht. Die Verschwendungssucht der herrschenden Schicht ist mir wohlbekannt, aber ich weiß ehrlich gesagt bei der Hälfte der Dinge in meinem Zimmer nicht wann ich sie jemals benutzen sollte. Dazu kommt das man anscheinend stillschweigend annimmt wir könnten uns diesen Prunk leisten. Ich denke nicht das wir uns auch nur eine Nacht in diesem fürchterlich aufgeblasenem Haus leisten können!"

Vaêl

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« Antwort #73 am: 04.09.2011, 20:37:02 »
Vaêl ist selbst über diese maßlose Zurschaustellung von Protz und Prunk verärgert, versucht aber, den Soldaten zu beschwichtigen.

"Mir geht es da nicht anders, Herr Zinopolous, aber ich fürchte, unsere Tarnung verlangt danach. Auch wenn es mich überrascht, dass man nicht mit unserer Anwesenheit gerechnet hat. Nun ja, die Zimmer werden schon keine tausend Goldmünzen pro Nacht kosten. Kommt, wir haben wichtigere Angelegenheiten zu besprechen".

Ultan

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Kapitel III - Söhne des Gruumsh
« Antwort #74 am: 07.09.2011, 13:47:42 »
Nachdem die Helden ein Bad genommen haben finden sie je einen Stapel frischer und obendrein sehr kostbar anmutender Kleidung vor ihren Zimmern vor. Die neue Gewandung besteht aus weiche Lederschuhe, einer wollenen Unterhose, Beinkleidern aus Leder, einem Leinenhemd, einer seidenen Tunika und einem langen und warmen Wollmantel mit pelzbesetztem Saum. Die einzelnen Kleidungsstücke sind von hervorragender Qualität und mit silbernen und goldenen Stickereien verziert, die fantastische Kreaturen der See und komplexe Wellenmuster darstellen.
Nachdem die Gruppe neu eingekleidet ist, tritt einer der Kammerdiener an euch heran und fragt mit einer tiefen Verbeugung, wie die Herren gedenken ihren Nachmittag zu verbringen und ob er die Kutsche vorbereiten soll. Er legt außerdem in jedes der Zimmer eine versiegelte Schriftrolle, die sich als förmliche Einladung zum Mondball herausstellt, der am darauffolgenden Tag abgehalten wird.

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