Als sie gerade vom Tempelplatz abgehen wollten, blieb Manus plötzlich stehen. "Ich werde zum Kloster zurückgehen.", stellte er fest. "Es tut mir leid, Freunde, aber ich muss zumindestens kurz nach den Brüdern sehen. So wie Du, Galumaw, nach den Kindern sehen musst. Daher denke ich, dass zumindestens Du meine Entscheidung nachvollziehen kannst. Ich werde heute abend zum Waisenhaus nachkommen oder bin ansonsten beim Kloster. Möge Illmater mit Euch sein. Macht es gut."
"Nun, da es so ist, wir möchten Euch mitteilen, dass sich auch unsere Wege hier trennen werden. Wir gehen zum Schloss. Bei einer Eroberung werden die Anwesen der Fürsten immer als erstes eingenommen und wir fürchten Schlimmes für unseren Vater. Sobald es Euch möglich ist, kommt doch zum Schloss Niewinter. Wir sehen uns."
Die restlichen Gefährten machten sich zum Waisenhaus auf. Galumaw ging voran, getrieben von grimmiger Entschlossenheit und Sorge um die Kinder seines Waisenhauses. Dank der guten Ortskenntnisse kamen sie schnell voran und erreichten die Weststadt ohne eine weitere Begegnung mit dem Feind. Sie folgten einem kleinen Gäschen, welches von tiefrotem Weinlaub beschattet wurde und blickten nun direkt auf das Waisenhaus.
Das Waisenhaus lag wie verlassen vor ihnen. Der Vorgarten war leer und die Schaukel wurde nur durch einen kühlen Wind bewegt. Hinter den Fenstern brannte kein Licht.
Unsicher kam Galumaw auf das Waisenhaus zu und entschloss sich schließlich, das Waisenhaus zu betreten. Doch die Vordertür war abgeschlossen, was sonst nie der Fall war. Galumaw betätigte den Klopfer, doch nichts rührte sich. Einige Augenblicke später aber öffnete sich die Tür des Seitenhauses und Brandis kam heraus. Er lief zügig auf Galumaw zu und klopfte ihm, nach kurzem Zögern, auf die Schulter (er hatte so etwas noch nie getan).
"Keine Sorge, die Kidner sind in Sicherheit. Als die Stadtmauer gefallen war und die Lage verloren schien, bin ich sofort zum Waisenhaus geeilt und habe alles verriegelt und die Kinder in das Seitenhaus gesperrt. Wo Rosie ist, weiß ich allerdings nicht."
Die ersten Kinder schauten aus der Tür heraus und als sie Galumaw erkannt hatten, kamen sie schnell auf ihn zugerannt, "Galumaw, Galumaw!" rufend. Sie nahmen ihn in den Arm oder klammerten sich an sein Bein oder drängelten sich zur Seite ab. Ihre Angst löste sich in Freude.
Es war Brandis, der das Wiedersehen unterbrach, indem er den Finger hob und auf etwas zeigte, was die Straße hinunter lag. "Seht mal dort. Das ist nicht gut. Sie haben uns auch gesehen." Worauf er zeigte war eine Gruppe von einem runden Dutzend Orks, die von einem beeindruckenden Krieger in roter Rüstung und einem weiteren Ork angeführt wurden, wobei letzterer ohne viel Fantasie als Schamane oder Kleriker identifiziert werden konnte. Die Orks trugen neben schartigen Äxten auch die Hellebarden und Schilder der Stadtwache. Einige von ihnen trugen Pelze und Taschen, beutegut aus der Stadt. Sie kamen auf das Waisenhaus zu.