Ein nächtlicher Überfall
Runde 2
Die gefräßigen Ratten wirkten vom schnellen Ende ihres riesigen Artgenossen nicht sonderlich beeindruckt - im Gegenteil. Wenig beirrt von den Tritten, Bissen und Hieben, die Einzelne von ihnen erwischten, folgten sie Durbak auf dem Weg, den er sich durch sie hindurchbahnte, und versuchten, ihn zu erklimmen. Die Pflanzen hielten sie zwar ein wenig auf und schlangen sich wie todbringende Tentakeln und einige pelzige Leiber, der Großteil schaffte es allerdings, über Umwege über die Pflanzen zu klettern. Dennoch machten sie sich, da sie dabei auch vermehrt übereinandersteigen mussten, besonders angreifbar.
[1][2] Sie wuselten nun nicht nur an Vincent hoch, der mehr und mehr von ihren Bissen traktiert wurde, da sie versuchten, ihn beim lebendigen Leib zu fressen,
[3] sondern es gelang ihnen auch, Durbak zu erklimmen und Gleiches mit ihm zu probieren.
[4]Die vollkommen wahnsinnig wirkende Halblingsfrau machte allerdings keine Anstalten, ihren Ratten zu folgen. Mit sichtlicher Missbilligung sah sie, wie die meisten der Zirkusleute ihrem Pflanzenzauber entwischten.
„Rennt nur!“, rief sie ihnen hinterher und stampfte mit ihrem Stab auf den Boden.
„Rennt nur! … Euch hole ich mir, wenn ich mit dem restlichen Pack fertig bin!“ Währenddessen bereitete sie einen weiteren Zauber vor und fokussierte sich dabei auf Durbak, der im bisherigen Verlauf der Eskalation das größte Ärgernis für sie dargestellt hatte.
[5] Blaue Energieblitze begannen, zwischen ihren Fingern hin und her zu zucken. Donner zerriss die Luft, als sie die Blitze in Durbaks Richtung schleuderte.
[6]
Bruder Mond krümmte sich unter den, von den Rattenbissen verursachten Schmerzen leicht zusammen, aber es war ihm lieber, die Biester selbst zu beschäftigen, als ihnen Platz zu machen, so dass sie über Frauen und Kinder herfallen könnten.
„Regis. Tu was.“[7] Murmelte er unter Anspannung, während er einen weiteren brennenden Holzscheit in Richtung der irren Druidin schleuderte.
[8]Regis, welcher eine der Ratten zur Schulter heraufklettern sah, breitete seine Fledermausflügel aus und fauchte die Ratte scharf an, während er gefährlich die kleinen spitzen Fangzähne fletschte.
[9] Dann stieß er sich von Bruder Monds Schulter ab und begann jenen zu umflattern und die Ratten zu piesacken.
[10] Er versuchte sie einzeln am Rücken zu packen und zurück in die Tiefe zu stürzen, wo nur noch viel mehr Ratten warteten um ihren Weg über die Beine nach oben zu finden.
So sehr Regis auch versuchte, die Ratten zu verscheuchen: es waren einfach zu viele, um sie zu beeindrucken. Sie waren in solcher Überzahl, dass sie sich von einer Fledermaus nicht einschüchtern ließen.
[11] Er hatte Glück, dass er rechtzeitig in die Luft flatterte, bevor sich die Ratten auch auf ihn stürzen konnten. Sie hatten Bruder Mond schon komplett erklommen und es wurden immer mehr. Auch wenn Regis einzelne von ihnen herunterstieß, war das nur ein winziger Tropfen auf den heißen Stein. Unter der wachsenen Gewichtslast und den zunehmenden schmerzhaften Bissen von allen Seiten, war es Bruder Mond nicht leicht, vorausschauend genug zu zielen. Die Druidin sah den brennenden Holzscheit, den er auf sie zuschleuderte, kommen, und konnte ihm ausweichen.
[12]
Kylie stürmte weiter voran, um einen Blick auf ihre Widersacherin zu erhaschen
[13]. Von ihrer Position aus konnte sie die irre Halblingsdame gut sehen, daher entschloss sie sich, ihr ebenfalls einen Zauber entgegenzuschleudern. Ein Kältestrahl schoss von ihrem ausgestreckten Arm aus in Richtung ihres Feindes
[14]Kylies Eiszauber traf die Druidin, hinterließ allerdings nur einen kristallinen, weißen Fleck auf ihrer Rüstung aus gehärteten Tierhäuten, ohne ihr selbst Erfrierungen zuzufügen.
[15]
Lyra hatte genug. Die Druidin, hat gerade noch Durbak mit den blauen Energie Blitzen getroffen gehabt, da legte Lyra bereits einen weiteren Pfeil an.
Zerstörung oder Heilung? Nethys ich verstehe dein Dilemma. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie dann doch an ihr Heiliges Symbol griff. Während das Wasser an ihr zerrte sprach sie ein Gebet an Nethys: “Zerstörung ist ebenso Teil des Lebens wie die Heilung. Ich bat dich vorhin um deine Gunst in der Heilung, nun bitte ich dich um die Kraft diese Druidin zu vernichten.” Mit diesen Worten, begann der Bogen von Lyra in rot glühenden Runen zu leuchten
[16]. Die Runen in einer Sprache geschrieben, die über das Verständnis der Sterblichen hinwegging, breitete sich auch auf den angelegten Pfeil aus. Sie zielte auf die Druidin, doch der Wasserstrom um sie herum verzog den Angriff
[17] Verdammt Nethys wir müssen hier etwas ausrichten, dachte sich Lyra, als sie einen weiteren Pfeil anlegte.
Lavenia sah sich in dem chaotischen Schlachtfeld um und wusste nicht recht, was zu tun war. Beiläufig bemerkte sie, wie Mordaine einfach ihren Jungen zurückließ. So eine Ziege! Dummerweise konnte sie selbst wenig tun. Hierzubleiben gefiel ihr auch nicht. Was brauchte die Magerin nur so lange?! Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen und flog über das lebendig gewordene Gras. Mit etwas Mühe erreichte sie die Plane des dritten Wagens und kletterte das letzte Stückchen hoch, um sich eine Übersicht zu verschaffen.
[18]Nadeshja indes hatte sich in Position gebracht und konnte die Druidin sehen. Nervös biss sie sich in den Daumen und blickte sich um. Was konnte sie tun...Gegen die Banditen damals im Feenwald war sie zwar kreativ vorgegangen, aber gerade war ihr Kopf wie leergefegt. Doch irgendetwas musste sie tun und wenn sie diese bösartige Vettel nur ablenkte! Kraft ihrer Gedanken hob sie einen größeren Kiesel vom Boden auf und bewegte dabei ihre rechte Hand, als würde sie nach oben greifen. Danach stieß sie ihre Handfläche vorwärts und beförderte den Stein genau in Richtung der Druidin...Genau auf ihren Kopf zu!
[19] Im letzten Moment riss die Druidin ihren Stab hoch, um Nadeshjas Stein abzulenken. Klackend prallte das Geschoss vom Stab ab.
[20]
Zonk war sich für einen kurzen Augenblick nicht sicher was er machen sollte. Die große Ratte hatten sie erfolgreich niederstrecken können. Jetzt war noch der Ratten-Schwarm und die Druidin übrig. Der Ratten-Schwarm schien seinen Freunden ganz schöne Probleme zu machen und drohte sie wohl zu überrennen und einfach zu erdrücken. Doch dann machte die Druidin einen entscheidenden Fehler, ... sie griff Durbak mit einem magischen Blitz an. Das konnte Zonk nicht einfach so hin nehmen. Niemand würde jemals ungestraft Durbak so feige von hinten mit Magie angreifen.
Zonk zog seine Sichel
[21], um sich danach dann an die Seite der Druidin zu bewegen
[22], nur um ihr dann sofort seine Sichel in die Seite zu rammen.
[23][24]Zonk erwischte eine Lücke in der bröckelnden Deckung der Druidin, die sich inzwischen immer mehr Gegenwehr konfrontiert war. Die Klinge seiner Sichel schlitzte sich durch die nackte Haut unterhalb ihres Brustschutzes, die nahezu einlud, attackiert zu werden. Es traf sie nicht unvorbereitet, aber dennoch kam die Abwehrbewegung der Halblingsfrau - wieder ein Schlag mit ihrem Stab - zu spät.
[25] Ein Schrei des Schmerzes entfuhr ihr, doch sie biss schnell die Zähne zusammen, und ließ ihren Zorn in den Ton fließen.
Zusammen schafften sie es, der riesigen Ratte ein Ende zu bereiten. Durbak zog seinen Kriegshammer aus dem Kadaver und nickte Lambert zu, der zwar schwer getroffen worden war aber dennoch weiterkämpfen wollte. Kaum war das riesige Vieh bekämpft, überrannten ihn schon die kleineren Artgenossen. Ob es Magie war oder sie ihn einfach nicht mochten, sie folgten ihm auf Schritt und Tritt. Egal wie oft er sie wegstieß oder anderweitig entfernte, es kamen immer mehr. Sie überrumpelten ihn und kletterten an ihm hoch. Genug war genug. Mit einem Wutschrei ließ er seinen Hammer durch die Menge an Ratten wüten und zerschmetterte ein Tier nach dem anderen. Irgendwann ließen sie schließlich von ihm ab.
[26]Leider war er so mit den vielen Ratten beschäftigt, dass er die Halbling nicht beachtete. Diese nutzte den Moment, um ihm einen Zauber entgegenzuwerfen. Blaue Blitze zuckten durch die Luft und wurden wie von Durbaks Rüstung angezogen. Er schrie vor Schmerzen auf, als die Blitze seine Haut verbrannten und sich dank der Rüstung überall verteilten. Krampfend umgriff Durbak seine Waffe und biss die Zähne zusammen. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen aber so einfach ließ er sich nicht umbringen. Es wäre ja gelacht, wenn ihn so eine Hexe ans Ende brachte. Ein Bhazdum-Zwerg wurde nicht so schnell in die Knie gezwungen. Vor allem nicht durch hinterhältige Magie. Er schüttelte seinen Kopf, wie um die Blitze loszuwerden und folgte Zonk in den Kampf.
Nicht nur der Goblin versuchte die Druidin aufzuhalten. Durbak konnte magische Geschosse erkennen und sogar einen Stein, der auf die Halbling zuflog. Trotz der Schmerzen kämpfte er weiter und lief auf seinen Gegner zu.
[27] Zusammen mit Zonk nahm er die Frau in die Zange. In dem Moment, in dem sie sich noch auf den Goblin konzentrierte, nutzte Durbak die Situation aus, um ihr einen ordentlichen Schlag mit dem Hammer zu verpassen. Sie würde für das zahlen, was sie dem Zirkus angetan hatte. Endlich hatte er die gefunden, die für all die Schmerzen und das Leid verantwortlich war und er würde persönlich dafür sorgen, dass sie dafür zahlte.
[28] "Für das, was zu dem Zirkus angetan hast, wirst du zahlen!"Durbak ließ seinen Kriegshammer mit schierer Wut auf sein Ziel niederfahren und erwischte die Druidin so stark, dass sie einen Ausfallschritt machen musste, um nicht von den Beinen gefegt zu werden.
[29] Dennoch wirkte sie, sobald sie nach Luft japste, nur entschlossener als zuvor.
Noab wollte Bruder Mond zur Hilfe kommen, da dieser gerade bei lebendigem Leib aufgefressen wurde. Jedoch schlangen sich die magischen Grashalme mit einem Mal so eng um seine Füße und Unterschenkel, dass er sich erst einmal mit diesem neuen Hindernis befassen musste.
[30] Allerdings ließ sich Tollpatsch vom grünen Gestrüpp nicht stoppen. Mit einem langen Satz und gefletschten Zähnen stürzte er sich auf die Ansammlung von Ratten, die Bruder Mond bedeckten. Er sprang selbst an dem Gaukler hinauf und pflückte in kürzester Zeit mehrere Ratten, die er totbiss und ausspuckte. Andere konnten sich nicht an Vincents Kleidung festhalten, weil unter den Ratten Panik ausbrach und sie ungeordnet übereinanderzuklettern versuchten, um den spitzen Zähnen des Hunds auszuweichen. Sein wildes Geknurre trieb all diejenigen, die noch übrig waren in die Flucht. Sie verstreuten sich weitläufig und verschwanden unter den Zirkuswägen oder suchten ihr Heil in im Bach.
[31] Noab, der es unterdessen unter Mühen und mithilfe der Axt geschafft hatte, seine Füße zu befreien, erkannte, dass die Ratten kein Problem mehr darstellten und zog sich aus dem Gebiet, das mit verzaubertem Untergrund bedeckt war, zurück. Unterwegs trat er nach einer einzelnen Ratte, die seinen Weg kreuzte.
[32] Auch Sindaphax näherte sich dem Kampfgetümmel,
[33] hielt sich aber verschüchtert im Hintergrund.
„Meisterfrau da! Sindaphax finden Meisterfrau, oh Meister Zonk!“, informierte der Mephit überflüssigerweise. Er quiekte verschreckt auf, als die Druidin ihm einen bösen Blick zuwarf und ihm verächtlich entgegenzischte, und ging hinter Zonk in Deckung.
Doch zu ihrem Ziel wurde der Mephit nicht – die Druidin hatte andere Probleme, denn die Zwerge stürmten voran, um ihrem Bruder Durbak und ihrem engen Freund Zonk an vorderster Front beiseitezustehen. Lambert überstieg die getötete Riesenratte und war nach wenigen Schritten bei seinem Ziel angekommen. Mit Kraft schlug er den Knauf seines Clan-Dolches mitten ins Gesicht der Halblingsfrau, dem flinken Stoß mit der Klinge in Richtung ihrer Körpermitte konnte sie allerdings, so überrumpelt sie durch den ersten Treffer auch war, ausweichen.
[34] Aber auch die übrigen Zwerge bereiteten ihr Probleme. Durgin reihte sich auf der rechten Seite Durbaks in den Kampf ein, und schlug mit seiner zwergischen Kriegsaxt auf sie ein. Nur mit Mühe und Not konnte sie diesen Schlag abwehren.
[35] Vollkommen vergebens war dieser Angriff dennoch nicht, denn er gab Drolf Zeit, aus einem anderen Winkel einen Treffer zu landen. Drolf rannte im Bogen um das Gespann von Myrons Wagen herum, und sprang der Feindin mit einem zwergischen Kampfschrei entgegen. Die riesige Spitzhacke, ein Überbleibsel seines vorherigen Leben abseits des Zirkus, leistete ihm auch nun gute Dienste, als er sie auf die Druidin niederfahren ließ und ihr eine weitere schwere Wunde zufügte.
[36] Tahala, die gerade noch im Begriff gewesen war, außerhalb des Pflanzenbereichs ebenfalls zur Angreiferin zu rennen, hielt im Lauf inne und drängte sich stattdessen durch das unwegsame Gelände hindurch. Valana und Shalara hatten immer noch sichtlich Probleme, sich aus dem Unkraut zu befreien. Gerade eben gelang es Sharala, freizukommen, da wickelten sich die Ranken um Valanas Beine, die versucht hatte, zuvor ihre Schwester zu befreien. Panisch rissen die beiden an den Pflanzen, ohne die andere im Stich lassen zu wollen.
[37] Doch Tahala kam ihnen in diesem Moment auch nicht zur Hilfe. Sie stakste durch das Pflanzengewirr und nahm sich dem schreienden Hod an, der es zwar in diesem Moment selbst schaffte, sich aus den pflanzlichen Fesseln zu befreien,
[38] aber noch nicht in Sicherheit war. Die Shoanti gab dem jungen einen kräftigen Schubs und konnte sich mit dem Schwung ebenfalls aus der Gefahrenzone retten.
[39] Hod war völlig aufgelöst und überfordert mit der Situation, so griff Tahala seinen Kragen und zog ihn mit sich.