Finethir legte den Kopf schief, als Eliza sich zurück zu den Stadttoren wandte. Der Widder beobachtete fassungslos, wie die feline Kreatur sich zu einem Nickerchen niederließ und hüpfte in seinem wütendsten Hüpfstil auf den Burschen zu. Catalina und Aelar verharrten zunächst unentschlossen.
"Heee! Hee! Nicht schlafen! Heee-ee!" Finethir schloss zu Kite auf. "Die Zeit drängt! Man wird noch finsteräähre Krigäääh nach mir schickään! Auf, du fellige Schlafsä-äämmel!" Der Bock stieß dem im duftenden Gras ausgestreckten Tabaxi mit der warmen Nase in die Flanke. Kite, der seine Arme hinterm Kopf verschränkt hatte, öffnete ein Auge und schloss es dann wieder. Unbeeindruckt.
Der Widder querte die Wiese erneut und versuchte es nun bei Catalina und Aelar, der an einem Apfelbaum lehnte und den Kopf hängen ließ. "Heee! Was für Abenteurer seid ihr eigentlich? Steht nur blöde herum! Wisst ihr nicht, was hier auf dem Spiel stääht?" Unwirsch stieß der Bock Aelar an und riss den Mann für einen Moment aus seinen Gedanken. "Wenigstens du, Fräulein Hochwohlgeboren, erkennst doch den Äärnst der Lage?" Finethir blickte Catalina eindringlich an.
Währenddessen hatte Eliza bereits mit einer der Wachen am Tor gesprochen. Die Stadtmenschen schienen zwar vorsichtig, aber grundlegend freundlich gegenüber den Reisenden. "Das war ja ein Ding! Ihr habt das Monster einfach umgehaun. Meine Kumpel glauben mir das nie! Ich bin Frederick und das da drüben ist Karl. Wir bewachen dieses Tor. Zum Glück habt ihr nicht direkt darunter gekämpft!" Der Jüngling mit der etwas großgeratenen Uniform kicherte aufgeregt. Voller Bewunderung berichtete er Eliza von seinem Dienst als Stadtwache und erzählte ihr bereitwillig alles, was er über Noke wusste. Allerdings war er erst vor kurzem in der Stadt angekommen und sein Wissen war spärlich. Es gab wohl auf einer Lichtung im Wald einen großen Zaubererturm. Früher war der Weg dorthin frei gewesen und man konnte für ein paar Münzen kleine Gefälligkeiten tauschen. Seit der Turm einen neuen Meister hatte, war der Zugang allerdings versperrt. Gefährliche Tiere trieben sich dort herum. Besser in der Stadt bleiben und die ausgebauten Wege nicht verlassen. Eliza bedankte sich für den Hinweis und verließ den jungen Soldaten, dessen Ohren sich bei ihrer Freundlichkeit hochrot verfärbten.
Maeve flog unterdessen über den Marktplatz und machte die letzten Grüppchen aus, die noch zusammenstanden. Als Eliza den Weg durch die Stände erneut betrat, lösten sich auch diese auf. Das Wechselbalg zeigte sich interessiert an den Waren und kam leicht genug ins Gespräch. So erfuhr sie vom Schuster, dass es früher einmal einen Zauberer gegeben hatte...Leuchthell...nein...Strahlhell, ja genau. Ein hochnäsiger Elf, der neben barer Münze auch Lob und Anerkennung bedurfte und dafür gegen unwillkommene Plagen vorging. Er erinnerte sich daran, dass sein Großvater ihm von einer großen Nagerplage berichtet hatte, die jener Strahlhell für die Stadt beseitigen konnte und sich danach hier angesiedelt hatte. Der Zauberer hatte die Ratten wohl ...nun ja ... weggezaubert. Heute litten die Städter nicht mehr unter den Viechern - nur auffällig viele Silberfische fanden sich in den Ritzen und Nischen, den Laden und Schränken. Aber keine Ratten!
Von der hübschen jungen Kräuterfrau ließ sich Eliza nicht nur zu einem leckeren Schnittlauch-Topfenbrötchen einladen, sondern auch berichten, dass sie Noke noch von früher kannte, als sie als Kinder über den Wochenmarkt gerannt waren und mit Murmeln gespielt hatten. Der kleine Bub hatte sich abseits der anderen aufgehalten und seine Nase eher in Bücher gesteckt. Noke war ein scheuer, kränklicher Junge gewesen mit wenig Geschick beim Spiel und noch schlechterer Ausdauer. Das letzte, was die schlanke Rothaarige von ihm gehört hatte war, dass er den verrückten Zauberer im Wald aufsuchen wollte um sich bei ihm als Lehrjunge vorzustellen. Die Stelle hatte er wohl bekommen, aber vor zwei Jahren hatten die Nachrichten vom Turm aufgehört und auch die Geschäfte mit dem Zauberer. Der alte Elf und der junge Bücherwurm waren wahrscheinlich von einem der Ungetüme verspeist worden, die nun in der Gegend um den hohen Turm wohnten. Selbst war sie dort nie gewesen, auch niemand, den sie kannte. Herr Hopps vielleicht, der Jäger, doch auch den hatte man seit einiger Zeit nicht mehr in der Stadt angetroffen.
Die Geschichten wiederholten sich und die Informationen wurden nicht konkreter. Nach einer Stunde mit den verschiedenen Stadtbewohnern, durchschritt Eliza das Tor erneut und sah sich nach ihren Gefährten um.