• Drucken

Autor Thema: Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken  (Gelesen 40884 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Robin Brighthide

  • Moderator
  • Beiträge: 1037
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #615 am: 16.12.2010, 00:07:48 »
Nach und nach versanken die Gefährten, einer nach dem anderen, in den tiefen und Wohlverdienten Schlaf.

Nachdem die Stimme verklungen war, fand sich Skraching erneut in einer Vision wieder. Doch anders als zuvor sah er dieses mal nicht durch die Augen eines anderen, sondern schwebte viel mehr durch seinen Traum.
Er schwebte durch das Gewölbe welches sie zuvor erkundeten und wo sie all die schrecklichen Dinge entdeckt haben.
Doch scheinbar war er in einem Teil des Komplexes unterwegs den sie nicht ausgekundschaftet hatten. Er sah unter sich einen Raum, welcher mit Käfigen voll gestellt war. Käfige in denen jene Kreaturen gefangen waren die wohl einst Menschen waren und durch Magie entstellt wurden. Sie schabten und Bissen an den Gittern herum die sie gefangen hielten. Offensichtlich wollten sie sich befreien, doch das massive Eisen gab ihnen einfach nicht nach.

Eine ganze Zeit lang beobachtete der junge Nekromant die versuche der Bestien, bis eine verdächtige Gestalt den Raum betrat. Eine hagere gestallt in einer weißen Robe, deren Gesicht durch eine Kapuze verdeckt war. Die Person schritt durch den Raum, schaute kurz in jeden Käfig und stellte sich dann ins Zentrum des Raumes. Eine weile verharrte die Person dort und begann dann in einem ruhigen Tonfall zu sprechen. “Arme Kreaturen. Eingesperrt wie Vieh. Dabei ist euch größeres vorher bestimmt. Kommt rächt euch an euren Peinigern und fordert euer Geburtsrecht ein.“ Wie von alleine öffneten sich die Käfige und die Monster waren Frei. Sie stürzten sich ohne zu zögern auf den Fremden, doch als sie ihn erreicht war dieser verschwunden. So als habe er sich einfach in Luft aufgelöst.

Ein gleißender Blitz blendete Skraching für einen Augenblick. Als die flirrenden Muster, die das Licht auf seine Augen gezeichnet hatte, wieder verschwand, befand er sich an einem anderen Ort. Es war der Ort an dem sie gegen die Monster gekämpft hatten. Unter sich sah er die Leichen der Wesen und die zerfetzten Leichen ihrer Peiniger. Und er sah … seine Begleiter, sowie das Mädchen, welches von Galian getragen wurde.
Plötzlich und zu seiner eigenen Überraschung taumelte rücklings aus dem Altarraum ein junger Mann heraus. Er schien verwirrt und stammelte unverständliches Zeug. "Nein… kein Spielzeug für die Königin… Tarvos… bitte schneidet nicht in mein Fleisch!"

Der junge Nekromant brauchte eine Weile bis er verstand, dass es sich um ihn selbst handelte, den er dort beobachtete.
Mit einem mulmigen Gefühl schaute er sich den weiteren Verlauf an. Sah wie Galian und Joyce ihm zuredeten. Und auch wie er das Mädchen fragte ob sie für die Visionen verantwortlich wäre.

Bis hierhin konnte sich Skraching an alles erinnern. Ja genau so war es abgelaufen. Doch nun sah er etwas, dass sich nicht mit seinen Erinnerungen deckte. Damals dachte er das Mädchen hätte ihn auf seine Frage hin angesehen, aber das war hier nicht der Fall. Viel mehr schaute sie auf  eine Durchsichtige Gestalt die etwa einen schritt hinter ihm Stand.
Die Gestalt eines Mädchens, eines Mädchens das Skraching sehr gut kannte. Sein Herz schien wie wild zu schlagen und je länger er die Erscheinung ansah, desto schlimmer wurde es.
Dort hinter ihm stand niemand anderes als seine Schwester Emilia. Eben jene für die er alles getan hätte um ihr leben zu retten. Mit einem Lächeln schaute sie von Skraching zu dem Mädchen herüber und es schien ihm so als würde sie etwas zu ihr sagen. Doch drangen keine Worte bis zu ihm durch.

Gerne hätte er sich diese Szene noch länger angesehen, doch plötzlich wurde er erneut geblendet und tauchte wieder an einem anderen Ort auf.

Dieses mal war es ein langer Gang. Sein Blick war auf eine Tür gerichtet die gerade in diesem Moment aufging.
Er sah Joyce, wie er Kyra die Tür aufhielt und auch wie die beiden gemeinsam den Gang entlang gingen. Sie schienen nervös zu wirken, denn sie drehten sich des Öfteren nach hinten um. Ganz so als ob sie befürchteten verfolgt zu werden.

Ein drittes Mal wurde Skraching geblendet und wieder war er an einem anderen Ort. Doch dies war keine Vision mehr. Er fand sich in dem einfachen Wohnraum wieder, geblendet von der Sonne die durch die offene Tür hinein schien.
« Letzte Änderung: 16.12.2010, 00:17:12 von Axyra »

Robin Brighthide

  • Moderator
  • Beiträge: 1037
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #616 am: 16.12.2010, 00:08:15 »
Selamin stand auf einer Gras bewachsenen Anhöhe. Die Sonne versank allmählich hinter einem anderen Hügel und tauchte das Land in ein rötliches Licht. Im Tal vor ihm erblickte der Priester eine Ansammlung von hölzernen Häusern, umgeben von weiten Feldern und Wiesen. Rauch stieg aus den Kaminen empor und in einiger Entfernung zu den Hütten konnte er einen Hirten ausmachen, der eine Herde Schafe auf eben diese zu führte.

Es war ein idyllisches Plätzchen und Selamin hätte sich die Szene gerne noch länger angesehen, aber plötzlich ertönte hinter ihm eine tiefe und raue Männerstimme.
“Bist du dir sicher dass das nötig ist? Noch können wir es aufhalten.“
Ohne zu zögern drehte sich Selamin zu der Stimme um und erblickte den Mann der ihn da eben angesprochen hatte.
Er war groß, muskulös und hatte wohl noch nicht einmal sein 30. Lebensjahr beendet. Sein langes braunes Haar flatterte in der leichten Brise umher. Eine Rüstung aus Fellen schützte den Mann und die gewaltige Axt auf seinem Rücken verriet wie gefährlich er im Kampfe war.

Neben dem Mann erblickte Selamin eine Frau, die im absoluten Kontrast zu ihm stand. Sie war klein und zierlich, mit kurzen, blonden Haar. In ihren grünen Kleid wirkte sieh zwar schlicht, aber doch auch irgendwie anziehend.
Beide schauten Selamin mit trauriger Miene an, etwas schien sie zu bedrücken.

Selamin merkte beim Anblick der beiden wie sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen und er leicht den Kopf schüttelte.
“Für Zweifel haben wir keine Zeit und auch wenn diese armen Bauern keine Schuld trifft, so sind sie leider wichtige Opfer für unsere Sache.“

Kurz schien es so als wolle nun auch die Frau ihre Bedenken äußern, doch ein lautes grollen unterbrach sie ehe sie überhaupt anfangen konnte. Das Grollen kam vom Himmel, war Ohrenbetäubend laut und lies auch den Boden vibrieren.
Mit Angst erfüllten Ausdruck starrten die beiden gen Himmel. Doch der Priester tat dies nicht. Sein herz schlug immer schneller. Doch nicht aus Furcht, sondern aus Erregung.
Plötzlich spürte er eine ungeheure Hitzewelle die ihn von hinten traf und er wusste dass es nun wahrhaftig begonnen hatte. Aber noch immer drehte er sich nicht um, er genoss es den beiden anderen zuzusehen. Genoss die Angst in ihren Augen. Genoss seine Triumph.
 
Wenige Augenblicke später war es vorbei. Das grollen wurde leiser und war schließlich ganz verschwunden.
Nun endlich drehte er sich um, um sein Werk zu betrachten.
Das eben noch idyllische Örtchen hatte sich in ein Flammenmeer verwandelt und die Einwohner rannten in wilder Panik quer über die Felder.

Ein lauter Knall riss Selamin schließlich aus seinem Traum.

Robin Brighthide

  • Moderator
  • Beiträge: 1037
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #617 am: 16.12.2010, 00:08:39 »
Kaum war sie dem Schloss ihres Schattens entkommen, fand sich Kyra in einem anderen Schloss wieder.
Sie hatte alles bei sich was sie für eine lange Reise brauchen würde. Sie stand an der Ecke eines langen, dunklen Korridors und wartete. Wartete auf … eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie wollte aufschreien. Doch im letzten Moment konnte sie es noch unterdrücken. Zornig schaute sie den alten Mann an der sich da an sie heran geschlichen hatte.

Der recht kleine, aber stämmige Mann, hatte ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen und beobachtete, mit seinen grünen Augen, Kyras Reaktion genau. Es war so als hätte er seinen spaß daran sie so zu erschrecken.
“Eure Ho…“ Fing er schließlich an, wurde aber von Kyras Hand sofort am Weitersprechen gehindert und sie ermahnte ihn umgehend. “Bis wir bei meinem Onkel sind, wirst du mich gefälligst so ansprechen wie es für die einfachen Bürger normal ist. … Also ist der weg frei?“

Eine Weile herrschte Ruhe, doch dann griff der Mann vorsichtig nach ihren Arm, befreite so seinen Mund und Antwortete ihr. “Euer wu… Verzeihung … Dein wundermittel hat ganze Arbeit geleistet. Nicht eine einzige Wache ist jetzt nicht im Reich der Träume.“

Zufrieden über den Bericht nickte Kyra dem Mann nur kurz zu und kurze Zeit später waren die beiden, eiligen Schrittes unterwegs durch die Korridore.
Hier und da sah die Zauberin schlafende Wachen auf dem Boden liegen.
Aber weder sie noch ihr Begleiter ließen sich von diesen beeindrucken und setzten ihren Weg fort ohne sich weiter um sie zu kümmern.

Schließlich erreichten die beiden eine scheinbare Sackgasse, doch nach kurzem abtasten der Wand, fand ihr Begleiter das wonach er gesucht hatte. Er drückte einen der Steine weiter ins Gemäuer hinein und mit einem schleifenden Geräusch öffnete sich vor ihnen ein neuer Weg.

Ein letztes mal schaute Kyra in den Korridor zurück und folgte dann den Mann in die Dunkelheit des geheimen Ganges.

Es war in diesem Moment als Kyra die Augen aufschlug und sich in dem einfachen Schlafraum wieder fand. Ihr Rücken spürte deutlich die mindere Qualität der Matratze und so brauchte sie nicht lange um richtig wach zu werden.

Robin Brighthide

  • Moderator
  • Beiträge: 1037
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #618 am: 16.12.2010, 00:08:57 »
Während seine Gefährten mittlerweile allesamt dem Schlaf anheimgefallen waren, begann Galian sich dem "Buch des Fleisches" zu widmen. Falls der Assassine im Rahmen der Geschehnisse des vergangenen Tages nun mit der Beschreibung grausamer Rituale gerechnet haben sollte, wurde er sofort eines Besseren belehrt. Der Foliant beschäftigte sich vor allem mit Theorien zur magischen Stärkung des Körpers.
Wenngleich Galian sich nicht immer jeden Sachverhalt selbst erklären konnte, so war das Buch für ihn verständlich genug, als das es sein Interesse die ganze Nacht über fesseln konnte. Und so geschah es, dass der Meuchelmörder, ganz entgegen seiner Art, die Welt um sich herum größten Teils ausblendete und in seiner Lektüre versank. Er bemerkte weder das laute Schnarchen Maduuns, noch dass der Hausherr den Raum verließ.   

Mit den ersten Strahlen der Morgensonne las er die letzte Seite und schlug mit einem dermaßen lauten Krachen den Buchdeckel, dass der Assassine vor Schreck fast vom Stuhl fiel. Erst einen Augenblick später wurde ihm bewusst, dass das Krachen nicht von seinem Buch, sondern von der Tür erzeugt wurde. Und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er aus dem Augenwinkel gesehen hatte, wie Maduuns Gestalt durch die Tür verschwunden war.

Skraching

  • Beiträge: 501
    • Profil anzeigen
    • Legend of Kythos-Runde
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #619 am: 16.12.2010, 00:37:15 »
Als Skraching die Augen aufschlug, zog er sich instinktiv zurück. Er starrte das Mädchen an, und schlang die Arme um seine Beine.

Seltsame, erschreckende Träume hatte er nun schon längere Zeit. Der erste Traum, an den er sich nur noch vage erinnerte, passte in das Schema der Träume, die ihn heimsuchten, seit er die Rituale durchgeführt hatte.

Aber dieser letzte Traum, bei dem er sich an jedes Detail erinnerte... das Mädchen musste ihm diese Vision geschickt haben.

Emilia...

War das ein Trick? Seine Schwester war tot. Tot...

Er schüttelte sich, und kauerte sich noch mehr zusammen. Tief atmete er ein, um die Tränen zu vertreiben, die sich in seine Augen drängen wollten. Nein, das konnte nicht stimmen. Der erste Traum musste sich mit den Visionen, die das Mädchen ihm geschickt hatte, überlagert haben.

Sie war tot...

Er schluckte hart. Kurz sah er zu seinen Gefährten, die entweder noch schliefen, oder ihm in diesem Moment keine Aufmerksamkeit schenkten. Behutsam zog er seinen Ärmel zurück, um nach den schwarzen Flecken zu sehen. Ob sie schlimmer geworden waren? Er wusste, ab wann die Krankheit ansteckend wurde. Wenn es schlimmer geworden war, musste er sich bald wieder von der Gruppe trennen.

Er zwang sich, auf seinen Arm zu sehen. Und hielt den Atem an.

Da war nichts.

Einige Sekunden starrte er auf seine Haut, zog dann rasch den Ärmel noch ein Stück weiter hoch, und sog überrascht die Luft ein.

Er hatte die Krankheit besiegt. Wieder.

In dem Moment schlug die Tür zu. Überrascht sah er auf, und blickte zu Galian, der am ehesten den Eindruck machte, als hätte er etwas mitbekommen. "Wer war das?"
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

Joyce Winther

  • Beiträge: 717
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #620 am: 16.12.2010, 00:48:08 »
Gut ausgeruht erwachte Joyce nach dieser erholsamen Nachtruhe. Nur die Matratze war ein wenig hart, doch das machte nichts da er nun sowieso aufstehen würde. Gähnend blickte er zum Fenster, durch das die Sonne hereinschien und fand es schwer diesen Tag nicht zu mögen. Nachdem er seinen Frack kurz entstaubt hatte zog er ihn an, strich ihn glatt, schlüpfte in seine Schuhe und war damit ausgehfertig.
Was würde er als erstes tun? Federnden Schrittes begab sich der Händler ins Erdgeschoss, wo Galian und Skraching sich schon unterhielten.
"Guten Morgen." sagte er blendend gelaunt. Kurz sah er sich um, fand zu seiner Enttäuschung dass noch kein Frühstück auf dem Tisch stand und ging richtung Tür. Das wichtigste war heute dass er zur Klingenden Münze ging und seine Rechnung bezahlte. Wenn er ohne Erklärung fortblieb konnte es sein dass man seinen Karren pfändete.
Ich bin ̶s̶̶a̶̶i̶̶l̶̶o̶̶r̶̶ ̶̶m̶̶o̶̶o̶̶n̶ Joyce Winther, und im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen!

Skraching

  • Beiträge: 501
    • Profil anzeigen
    • Legend of Kythos-Runde
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #621 am: 16.12.2010, 00:55:07 »
Als Joyce geradewegs auf die Tür zuging, starrte Skraching ihn mit einem gewissen Maß an Fassungslosigkeit an. Der Betrüger hatte sicher seine Stärken, aber manchmal erschien er ihm fast... idiotisch.

"Joyce, wenn ihr unbedingt von Pfeilen und Schwertern durchbohrt werden wollt, dann sucht euch doch bitte ein Fenster, um das Haus zu verlassen. Dann bekommt nicht gleich jeder mit, wo man nach uns anderen suchen muss."

Erst nachdem er die Worte gesprochen hatte, fiel ihm auf, wie patzig das geklungen hatte. Er musste sich wohl eingestehen, dass er sich gerade emotional nicht unter Kontrolle hatte. Aber dass er es sich selbst eingestand, hieß nicht, dass er es auch den anderen gegenüber tun musste. Trotzig blickte er Joyce an, und wandte sich dann wieder Galian zu.
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

Joyce Winther

  • Beiträge: 717
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #622 am: 16.12.2010, 01:21:51 »
Mit schon halb heruntergedrücktem Türknauf hielt Joyce inne. Was war in Skraching gefahren? Hatte er schlecht geschlafen? Er drehte sich um und sah den Jungen mit erhobener Augenbraue an. "Seid unbesorgt, ich bin nur ein unbescholtener Händler auf dem Weg zu seinem Gasthaus. Zudem ist es wenig wahrscheinlich dass es in Weißfels mehrere von eurer Sorte gibt, die ihren Opfern vor der Haustür auflauern und sofort losballern sobald jemand rauskommt."
Verschmitzt lächelnd drückte er die Klinke ganz runter und strich um die Tür, die sich mit einem sanften Geräusch hinter ihm schloss. Joyce genoss die warmen Sonnenstrahlen die ihn anlachten, während er geradewegs den Weg zur Münze einschlug.
Ich bin ̶s̶̶a̶̶i̶̶l̶̶o̶̶r̶̶ ̶̶m̶̶o̶̶o̶̶n̶ Joyce Winther, und im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen!

Kyra

  • Beiträge: 377
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #623 am: 16.12.2010, 01:29:01 »
Mit einem Gähnen brachte sich Kyra in eine aufrechte Sitzposition und streckte ihre Arme. Die Nacht war nicht ganz so erholend gewesen, wie sie eigentlich gehofft hatte. Zuerst war da dieser ewig lange Kampf mit Eris gewesen, länger und härter als seit langer Zeit. Sie musste eindeutig mehr trainieren, beinahe wäre sie unter dem Druck zusammen gebrochen und hätte Nyx Angebot angenommen... und dann war da noch dieser Traum...oder war es eine Vision gewesen? ESie war sich sicher, dass sie noch nie in diesem Schloss gewesen ist, weder in dieser Welt, noch in der der Schatten. Und wer war dieser Mann gewesen? Auch wenn er ein recht alltägliches Gesicht hatte, war sie sich sicher ihm noch nie begegnet zu sein. Und was hatte es mit den schlafenden Wachen aufsich? Fragen über Fragen und eigentlich war sie immernoch müde und ihr Rücken schmerzte. Langsam erhob sie sich, kleidete sich an und begab sich kurz in den Waschraum auf der anderen Seite des Ganges um sich ihr Gesicht kurz abzuwaschen und so auch den letzten Rest Müdigkeit zu vertreiben. Danach begab sie sich nach unten und begrüßte die Anwesenden mit einem recht verschlafenen "Guten Morgen." und setzte sich neben Galian an den Tisch. Gerade war die Tür zugegangen und Kyra fragte sich, wer in dieser Situation das Haus verlassen würde? Vielleicht dieser Gehilfe, von ihren "Gefährten" fehlten zwar auch einige, aber diese konnten genauso noch am schlafen sein.  " Diese Matratze bringt mich um, mein Rücken ist vollkommen verspannt. Galian würdet ihr mir den Gefallen tun mir meinen Rücken zu massieren?" Mit einem bittenden, aufreizenden Blick schaute sie ihn an und begann ihr Kleid ein Stück über ihre Schultern gleiten zu lassen um ihren Rücken freizulegen und hielt es dann mit den Händen fest, damit es nicht noch weiter rutschte.
"A wise man can see more from the bottom of a well, than a fool from the top of a mountain."

Skraching

  • Beiträge: 501
    • Profil anzeigen
    • Legend of Kythos-Runde
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #624 am: 16.12.2010, 01:33:31 »
Nun tatsächlich fassungslos, blickte Skraching dem angeblichen Händler hinterher. Das konnte er doch nicht allen Ernstes machen! Offensichtlich hatte Joyce noch nicht im Ansatz begriffen, in was für einer Situation sie steckten.

Skraching schüttelte den Kopf, sah dann zu Kyra und lächelte ihr kurz zu. "Guten Morgen."
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

Mephala Egadir

  • Beiträge: 763
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #625 am: 16.12.2010, 02:24:02 »
Tatsächlich hatte Galian gehofft, dass es in dem Buch um grausame Rituale ging. Er hatte mehr darüber lernen wollen, was es mit dem Mädchen und den merkwürdigen Kreaturen auf sich hatte, hasste er es doch, kein Wort von Selamins und Skrachings Gefasel zu verstehen. Er wollte nicht gleich mitreden können, aber zumindest ein gewisses Verständnis für die Materie schien ihm notwendig.
Doch die Enttäuschung wich jäh, als Galian zum ersten Mal begriff, was Magie bedeutete. Bisher hatte er es schlicht als etwas verstanden auf das sich Feiglinge verließen, die keine Klinge zu führen wussten, doch das Buch zeigte ihm zahlreiche Möglichkeiten, die ihm selbst helfen könnten stärker zu werden, ohne dass er dazu seine Waffen aus der Hand legen musste.
Man konnte den Körper eines Menschen durch Magie zu ungeahnten Leistungen befähigen. Galian malte sich immer wieder aus, wie er verschiedene im Text diskutierte Zauber für seine eigene Arbeit nutzen konnte und sah sich schon unsichtbar durch Wände gehen und in nie dagewesener Leichtigkeit seine Ziele niederstrecken. Immer interessierte widmete er sich dem Buch und verschlang Seite um Seite.

Ob er solche Zauber erlernen können würde? Während er die letzte Seite des Buches laß träumte er ein wenig vor sich hin und dachte an die ganzen Bücher, die sie mitgenommen hatten. Wenn er sie alle lesen würde, musste doch irgendetwas dabei herauskommen... Galian schloss das Buch und erstarrte bei dem unerwartet lauten Geräusch das dieser produzierte.

Erst langsam sickerte das was seine Augen gesehen hatten in sein Gehirn. Eine Gestalt war an ihm vorbei zur Tür geschritten.
"Ruicks Lakai? Nein, es war ein Hühne gewesen. Maduun!"
Schockstarr und mit geweiteten Augen blickte Galian geradeaus, unfähig eine Entscheidung zu treffen "Es ist schon morgen... Ich habe ihn nicht bemerkt... was habe ich getan?" Die Gedanken flogen nur so durch Galians Kopf und türmten sich allmählich zu Vorwürfen auf.

Er hatte den anderen versichert Wache zu halten und darüber hinaus hatte er mit Absicht wach bleiben wollen, denn seinen Gefährten noch immer nicht genug, um sich in ihrer Gegenwart schlafen zu legen. Er hatte aber nicht gewacht, sondern sich von den Träumen eines dummen Jungen gefangen nehmen lassen. Wenn der grobschlächtige Hühne an ihm vorbei gelaufen war ohne seine Aufmerksamkeit zu erregen, dann hätte es jeder geschafft.

Galian fühlte sich furchtbar elend, fast als hätte er dem Tod ins Antlitz blicken müssen. und in gewisser Weise, war es genau so. Aus Furcht vor einem hinterhalt wollte er vorbereitet und wach sein, und doch hätte man ihn mit Leichtigkeit ausschalten können.
Was war bloß mit ihm los? Er musste sich zusammen reißen...

Skraching sagte etwas und nur langsam drangen seine Worte zu Galian heran. "Maduun" antwortete der Assassine reflexhaft und ohne wirkliche Kraft in seiner Stimme. Noch immer war fühlte er sich gelähmt, als hätte ihn jemand bei etwas ertappt.

Auch Joyce konnte Galian nicht am Gehen hindern. Aber der Wahnsinn dieser Tat schaffte es immerhin Galian endlich wachzurütteln. Kurz überlegte er, ob er Joyce hinterherlaufen könnte um ihn einzuholen, entschied sich aber dagegen, da es zu auffällig wäre, wenn man sie sehen sollte.

Er bemerkte wie auf einmal Kyra neben ihm saß und erschrak beinahe erneut. Er spürte nun den Schlafmangel in seinen Gliedern, die sich dadurch auf eine merkwürdige Art unvertraut anfühlten.

Kyra sprach ihn an und doch dieses mal war Galians Geist schon wieder etwas aktiver und er konnte ihr vernünftig antworten, wenn gleich die Frage ihn doch etwas verwirrte.

"Ihr schlaft auf einer Matraze und bekommt davon Rückenschmerzen?" fragte er mit einem ungläubigen Unterton zuckte aber mit den Schultern "Wie ihr meint. Setzt Euch verkehrt herum auf den Stuhl." Er selbst rückt an die junge Frau heran und begann zunächst etwas mechanisch aber dann mit fachkundigen Handgriffen Kyras Hals und Schultern zu massieren. Er kannte sich mit dem Menschlichen Körper aus und wusste wie man ein verspanntes Genick lockern konnte, allerdings wusste er auch wie man es zerbrach wie einen trockenen Zweig.

Galian bemerkte, dass die Massur ihm selbst auch gut tat, er beruhigte sich und auch die Vorwürfe bauten sich langsam ab. Er war sich sicher, dass er sofort reagiert hätte, wenn eine wirkliche Gefahr gedroht hätte. Er konnte sich bisher immer auf seine Sinne verlassen und wusste, dass sie nicht angeschlagen waren, weil er im Inneren gewusst hatte, dass Maduun ihn nicht bedrohte.
Den zweifelsohne ansprechenden weiblichen Reizen, die Kyras Nacken und Schultern ihm boten widmete Galian kaum einen Gedanken. Er hing immer noch dem merkwürdig ambivalenten Gedanken nach, dass er gerade den Hals einer jungen Frau massierte, was er soweit er sich erinnern konnte, noch nie getan hatte, allerdings konnte er nicht mehr zählen wieviele solcher Zarten Hälse er schon ohne zu zögern herumgerissen hatte. Er legte beide Handflächen an die Seiten von Kyras Hals, fixierte ihren Kopf mit den Daumen und begann diesen behutsam hin und her zu wenden um die Nackenmuskeln zu dehnen. Abrupt stoppte er als er Kyra gerade nach links sehen lies: "Habt Ihr gar keine Angst vor mir?". Er fuhr nach einem Moment mit der Massage fort. In seiner Stimme lag keine Bedrohlichkeit, es war eine ernsthafte Frage, merkwürdig aber dennoch ernsthaft.
« Letzte Änderung: 16.12.2010, 15:15:05 von Galian »

Kyra

  • Beiträge: 377
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #626 am: 16.12.2010, 13:58:10 »
Ein leises Stöhnen entfuhr Kyra als Galian fachkundig ihren Nacken und ihre Schultern massierte. Man konnte sagen was man wollte, Galian wusste was er da tat. Bei Galians Frage musste Kyra lächeln, Galian war nicht so gemein, wie er nach außen hin vorgab. Mit dieser Frage wollte er sie daran erinnern, dass er der große böse Junge ist und hier das Kommando hat. In genauso ernstem, sachlichen Ton wie Galian, völlig ohne Spott antwortete sie " Warum sollte ich Angst vor euch haben? Ihr habt im Moment keinen Grund mir etwas anzutun. Ich stecke ja nun genauso in dieser Sache drin wie der Rest von uns und wie ihr gestern bereits erwähntet, sollten wir so lange wie möglich eine Gruppe bleiben, da dadurch unsere Chancen steigen und ich glaube durchaus, dass ihr nicht so dumm seid, eure eigenen Überlebenschancen ohne Grund stark zu verringern. Außerdem glaub ich auch nicht, dass ihr bereits so Herz- und Gewissenlos seid einer wehrlosen Frau etwas anzutun, die sich freiwillig in eure Gewalt begibt. Darüber hinaus sehe ich, wie ihr euch um das Kind sorgt und außerdem würde euch der Rest nicht so einfach gehen lassen, wenn ihr mir was antun würdet. Also warum sollte ich euch fürchten?" Gerade hatte Galian einen besonders verspannten Muskel erwischt und Kyra entfuhr erneut ein Stöhnen. In einem verführerischen Ton fuhr sie fort "Ach und übrigens, ihr seid ein begnadeter Masseur, kennt ihr euch mit allen Körperregionen so gut aus?"
"A wise man can see more from the bottom of a well, than a fool from the top of a mountain."

Mephala Egadir

  • Beiträge: 763
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #627 am: 16.12.2010, 14:57:17 »
Galian lachte amüsiert bei Kyras Einschätzung seiner Person: "Ich hatte eigentlich gedacht, dass Ihr mich schon besser einschätzen könnt. Aber ihr habt in gewisser Hinsicht recht, ich bin weder Herz- noch Gewissenlos. Es wäre herzlos die Frau nicht mit einer schnellen Methode ohne großes Leid zu töten und es wäre gewissenlos nicht Ihr Schwäche und Ihr Vertrauen auszunutzen."

Er massierte sie weiter und überlegte dabei laut "Nun, mal sehen,... warum solltet Ihr mich fürchten... Ihr seid doch eine Adlige, woher wisst Ihr, dass mich Feinde Eurer Familie nicht auf Euch angesetzt haben und ich mich in diese Gruppe gemischt habe um an Euch heranzukommen? Vielleicht warte ich ja nur darauf, dass es eine gute Gelegenheit für mich gibt... Schauen wir mal... Joyce und Maduun sind weg und es sind nur ein schmächtiger Priester und ein zwei Halbwüchsige hier, um Euch zu retten." Galian sprach in einem eher belustigtem Ton, allerdings war sein Gedankenspiel keinesfalls ein Scherz gewesen, es hätte genau so sein können.
In einem eher versöhnlichen Tonfall sprach er weiter, während er sich Kyras Schultern widmete: "Keine Angst, ich habe in der Nacht nicht geschlafen und ich schlage nur zu, wenn ich alle Vorteile auf meiner Seite habe."

Der Assassine hatte nicht nur an dem Gespräch mit Kyra seinen Spaß, auch das Massieren gefiel ihm zusehends und Kyras Kompliment machte ihn - wenn er ehrlich war - ein wenig stolz. Der verführerische Klang in der Stimme der jungen Frau erinnerte ihn nun endlich doch daran,  aus was für einem Wesen er hier mit seinen Händen Laute der Verzückung hervorrief. Natürlich konnte es niemand im Raum sehen, aber Galian lies es zu, dass ein wissendes Grinsen über seine Züge huschte.

"Schön, dass es Euch gefällt. Offen gestanden habe ich so was vorher noch nie gemacht" Galian massierte gerade die Stelle zwischen Kyras Schulterblättern mit seinen Fingerspitzen "Mein Wissen über den Körper kommt durch meine Arbeit, aber das heißt nicht, dass ich es nicht in einem... erfreulicherem Sinne... verwenden kann." Unerwarteter Weise hatte sich auch in Galians Stimme eine gewisse Doppeldeutigkeit gemischt, aber er sah jedoch davon ab Taten oder weitere Worte folgen zu lassen.

Kyra

  • Beiträge: 377
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #628 am: 16.12.2010, 15:16:10 »
Bei Galians Antwort musste Kyra unwillkürlich lachen. " Die Art eurer Frage verrät mir, dass ihr nicht von "Feinden meiner Familie" geschickt wurdet. Eine Adlige bin ich mittlerweile nur noch dem Namen nach und meine Familie stellt wohl für keinen eine Gefahr mehr da, genauso wenig wie ich. Niemand hätte einen Grund mich töten zu wollen, niemand würde daraus irgendeinen Profit erzielen und noch dazu das ganze so kompliziert und umständlich einfädeln.  Wenn ihr sagt, es wäre gewissenlos nicht Ihr Schwäche und Ihr Vertrauen auszunutzen, warum habt ihr euch dann so um das Mädchen gesorgt? Auch sie ist schwach und vertraut euch, aber ihr habt alles getan um sie zu schützen, selbst gegen die in euren Augen bestehende Gefahr durch Selamin..." Typisch Männer. Müssen immer nach außen hin die Unnahbaren geben, wollen immer stark erscheinen.
"A wise man can see more from the bottom of a well, than a fool from the top of a mountain."

Skraching

  • Beiträge: 501
    • Profil anzeigen
    • Legend of Kythos-Runde
Kapitel 1: Ein leiser Hauch von Schrecken
« Antwort #629 am: 16.12.2010, 15:35:08 »
Amüsiert hörte Skraching dem Gespräch zwischen Galian und Kyra zu. Die junge Frau - ihn überkam noch immer ein Schaudern, wenn er sie sah, weil sie Emilia so sehr ähnelte - begriff scheinbar noch nicht wirklich, wer Galian war. Skraching mochte den Assassinen und vertraute ihm auch in gewissem Rahmen, aber ihm war auch klar, dass Galian jeden einzelnen in der Gruppe töten würde, wenn die Gründe dafür gut genug waren.

Auf der anderen Seite mochte das genau sein, was Galian brauchte. Der Assassine schien zwar durchaus zufrieden mit seinem Leben... aber war er glücklich? Wirklich, von Herzen glücklich? Vermutlich nicht.

Es mochte gut für ihn sein, wenn Kyra ihn zu ein wenig mehr Menschlichkeit zurück führte. Er selbst wusste, wie schwierig es sein konnte, sich nicht der Kälte hin zu geben...
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

  • Drucken