Abrupt blieb der fremde Elf stehen, gab ein langgezogenes gähnen von sich und drehte sich dann etwas in Selamins Richtung.
“Glaub was du willst, aber er hatte nie eine Wahl.“ Gab er kryptisch von sich und und wandte sich dann wieder von dem Priester ab. Allerdings setzte er sich dann nicht sogleich wieder in Bewegung, sondern wartete damit bis Joyce in seinen Karren verfrachtet wurde und die Gefährten allesamt abmarschbereit waren.
Von da an Wortlos, führte der unbekannte die Gruppe weiter durch den Saphierhain in Richtung des Gebirges. Und schon bald begann das Gelände immer steiler anzusteigen, was sehr an den Kräften eines jeden zu zehren begann – mit Ausnahme des Elfen.
Erst als irgendwann eine Steilwand vor den Reisenden aufragte blieb ihr Führer kurz stehen und starrte gebannt auf die schier unüberwindbare Mauer aus natürlichen Gestein.
Sofort fürchteten die Gefährten in eine Sackgasse oder einen Hinterhalt geführt worden zu sein, doch dann schien die Luft vor ihnen zu vibrieren und veränderte den Steilhang, so dass vor ihnen ein Weg erschien der sich den Fels hinauf zu schlängelte und in einem dunklen Höhleneingang endete.
Ohne ein Wort zu verlieren, oder den Gefährten die Zeit zu lassen aus dem staunen heraus zu kommen, führte er sie den neu erschienen Weg entlang, hinauf zum Höhleneingang.
Die sich im Nachhinein als ein langer, leicht abschüssiger Tunnel entpuppte und in einem gewaltigen, bewaldeten Areal endete.
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Es war nur wenige Tage nachdem die junge Frau ihre Heimat in Richtung Osten verlassen hatte als sie in das kleine Dorf mit dem Namen "Korisia“ erreichte. Es war eine glückliche Fügung für die Reisende, denn schon bald sollten die letzten Strahlen der Sonne hinter dem Horizont verschwinden und so konnte sie die Nacht im örtlichen Gasthaus, welches den einladenden Namen „Zum glücklichen Eber“ trug, einkehren.
Doch schnell merkte Sie dass außer dem Namen nichts Einladendes an diesem Gasthaus war. Die Tische waren durch die eingetrockneten Bierrückstände ihrer Vorgänger ganz klebrig, der Boden war so dreckig dass man sich fragen musste ob hier jemals sauber gemacht wurde und zu alledem stank es bitterlich durch den Rauch der unzähligen Pfeifen der anderen Gäste.
Und wäre das Erscheinungsbild nicht schon aussagekräftig genug gewesen, hätte sich Raika womöglich über den Fraß beschwert den der Wirt als „wohlschmeckendes Festmahl“ verkaufte...
Aber auch wenn all diese Umstände nicht gerade zu ihrer Laune beitrugen, so war es immer noch besser, als die kalte Tarikische Nacht unter freien Himmel zu verbringen.
Gerade hatte sich die Kriegerin mit den örtlichen Gegebenheiten halbwegs arrangiert und sich mit ihrem Krug billigen Biers in einer dunkleren Ecke gemütlich gemacht, da setzte sich ein älterer Mann unaufgefordert und ohne überhaupt zu fragen zu ihr an den Tisch.
Nach seiner Kleidung und seinem Akzent zu schließen war er ein reisender aus einem der Länder jenseits des Wolkengebirges und seinem Körperbau nach war er entweder ein Händler oder Gelehrter. Als sie seines Ringes jedoch gewahr wurde – welcher das Symbol Aerons und darunter eine Feder eingraviert hatte - hielt sie es auch für möglich dass es sich bei dem alten Mann um einen Priester handeln konnte.
Aber wer auch immer er war kümmerte die junge Frau recht wenig, wollte sie doch eigentlich nach einem anstrengenden Tag auf Wanderschaft nur etwas Ruhe haben.
Doch daraus wurde nichts. Der Fremde begann sofort einen Monolog über die Schönheit Tariks und Aeron, dem allmächtigen zu halten. Es schien nicht so als wollte er in nächster Zeit mit seiner Erzählungen aufhören und lies Raika auch keine Gelegenheit ihn irgendwie zu unterbrechen.
Nach einigen Minuten begann sich sein Gesprächsverhalten allerdings zu ändern. Er stellte der Kriegerin viele kleinere Fragen zu alltäglichen Themen und zu ihrem Glauben. Doch wartete er nie eine Antwort ab. Es war so als kannte er sie bereits und musste sie deshalb nicht aus ihrem Munde hören.
Fragen und Zweifel schlichen sich in Raikas Gedanken. War dieser Mann ein Gedankenleser, oder war er nur ein Scharlatan der genug Glück hatte und bisher nur alles richtig erraten hatte? Was auch immer der Fall war, die junge Kriegerin hatte bald schon keine Lust mehr auf die Spielchen des alten und versuchte diesen zu ignorieren.
Aber in diesem Moment lehnte er sich etwas über den Tisch vor und erzählte ihr etwas dass ihr Interesse weckte.
“Wenn du nach Ruhm strebst, dann gehe nach Arturia … zum Saphirhain. Dort wird sich dir die Gelegenheit offenbaren dein Ziel zu erreichen.“…
Ja, Raika hatte in den letzten Tagen oft an die Begegnung mit dem alten Mann zurückgedacht, auch wenn sie nun schon viele wochen her war. Noch immer wusste sie nicht so recht warum sie dem wirren Rat des alten Mannes glauben geschenkt hatte. Warum sie die lange Reise durch den Tiefenpass, Eklemata, Wolkenheim und Arturia bestritten hatte. Warum sie nun in dieser merkwürdigen Waldhütte inmitten des Berges zu Gast war.
Nach der Prüfung in dieser Traumwelt – In der sie eine mächtige Bestie, einen sogenannten Minotaurus, bezwungen hatte – wurde sie von diesem Wortkargen Elfen hier her geführt. Er sagte ihr dass sein Meister bald mit ihr sprechen wollte, wenn dieser die Zeit dazu findet und dass sie es sich in der Zwischenzeit in der Hütte bequem machen konnte.
Aber das war nun drei Tage her und auch wenn dieser Ort an sich interessant war und ihr regelmäßig gute Mahlzeiten vorgesetzt wurden, so zehrte das Warten doch stark an ihren Nerven.
Die ganze Zeit über sah sie außer dem Elfen kein anderes lebendes Wesen, doch an diesem dritten Tage sollte sich das plötzlich ändern.
Um die Mittagszeit herum trug der Elf ein kleines Mädchen von etwa neun oder zehn Jahren in die Hütte des Meisters – Die der einzige Ort war zu dem Raika der Zutritt verwehrt wurde. Es war nicht schwer für Raika zu erkennen dass es dem Kind schlecht ging und die Hilfe eines Priesters oder Heilkundigen bedurfte.
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Zielstrebig führte der schweigsame Elf die Gruppe zum Zentrum des Waldes, wo an einem kleinen Teich gelegen zwei Holzhütten standen. Die Hütten waren nicht sonderlich groß, oder wirkten besonders Edel, aber doch hatten sie einen gewissen Charme.
Vor einer der Hütten saß eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren. Sie wirkte gelangweilt, doch als sie die Neuankömmlinge bemerkte schien ihr Interesse geweckt.
Unterdes blieb der Elf nun endlich stehen und meinte nur knapp an die Gruppe gewandt
“Ich werde euch ankündigen gehen. Wartet hier.“ Und verschwand in die andere Hütte.