Pochender Herzschlag. Erst ganz langsam, dann immer zunehmend schneller. Schmerz zuckte durch ihren ganzen Körper und Panik breitete sich in Kyras Gedanken aus. Die Gitterstäbe. Die Person dahinter. Sie war in dem Schattenschloss und die Herrin des selben, Eris, stand vor ihr. Noch schlimmer, sie war hier eingesperrt! Zaghaft überprüfte sie ihre Fesseln. Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Wie war sie hier herein gelangt? Hatte sie die Kontrolle über sich verloren? Nein, das war nicht möglich, das letzte, an das sie sich erinnern konnte war, dass sie in dem Steinkreis gestanden hatte. Angestrengt dachte sie über ihre Gefühle zu dem Zeitpunkt nach. Eigentlich hatte sie sich ganz normal gefühlt, vielleicht ein bisschen ängstlich, aber nicht zu sehr! Nicht so sehr, dass sie sich hier gefangen wieder finden würde! Mit vor Wut bebender Stimme schrie sie die Gestalt vor sich, die ihr auf so erstaunliche Weise ähnelte, förmlich an "Wie hast du das gemacht? Wie konntest du mich hier her befördern?“ Wieder zerrte sie an ihren Fesseln, wollte näher an die Gitterstäbe gehen. "Lass mich hier sofort raus! Du hast keine Macht über mich! DU kannst mich hier nicht gefangen halten! Dies ist dein Gefängnis, Vater hat dich hier auf alle Ewigkeit verbannt!“ Trotz ihrer Wut sagte ihr eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie in diesem Moment zu gerne verdrängt hätte, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach...
Zur selben Zeit, an einem beinahe identischen Ort...
Die schattenhafte Gestalt, die Kyra auf so erstaunliche Weise ähnelte, lag nackt in einer kleinen Kuhle in einem großen Haufen Gold, während die weitere schattenhafte männliche Gestalt, die auf ihr lag und im Aussehen fließend zwischen dem von Selamin, Joyce und Galian hin und her wechselte, immer wieder heftig in sie eindrang. Stöhnend krümmte sie sich auf, als sie endlich ihren Höhepunkt erreichte. Der Diener, der spürte dass ihre Lust zumindest vorerst befriedigt war, begann sich aufzulösen - er wurde hier nicht mehr gebraucht.
Von der Anstrengung immer noch leicht erschöpft, stieg Eris von dem kleinen Berg und ging einen kleinen Gang entlang, der sie in ihr persönliches Bad brachte. Vorbei an diversen Brokatwandteppichen und den unterschiedlichsten etwa menschenhohen Statuen aus Elfenbein ging es über feinste Marmorfliesen in einen riesigen Raum, in dem ohne Probleme ein paar hundert Personen Platz hätten und dessen Mitte von einem großen Schwimmbecken eingenommen wurde. An der rechten Seite befand sich ein auf einem teuren Mahagoni-Tisch ein bereits angerichtetes Festmahl. Einem plötzlichen Heißhunger folgend, griff sich Eris ein Spanferkel mit beiden Händen und begann es zu verschlingen. Dem Bratensaft, der sich über ihren Körper verteilte, schenkte sie ebenso wenig Beachtung wie den einzelnen Fleischstücken, die den Boden des Raumes zu übersäen begangen. Nachdem sie geendet und die übrig gebliebenen Knochen achtlos in eine Ecke geworfen hatte, lies sie sich genüsslich in das mit warmen Wasser gefüllte Becken gleiten.
Gerade als sie sich zu langweilen begann, bemerkte sie eine Veränderung. Ganz leicht und subtil. Kaum wahrnehmbar, aber die Schranken, die sie hier festhielten, ließen in ihrer Kraft nach.
„Interessant. Mal sehen was da vor sich geht.“
Auf eine Handbewegung hin bildete sich in der Luft vor ihr eine schwarze Kugel in die sie gespannt schaute.
„Wirklich interessant...mal sehen wie ich das für mich nutzen kann...“