"Der Schrecken!" rief sie laut aus, und sie schien sichtlich erfreut zu sein - wohl nicht über diesen selbst. "Er treibt schon einige Monate sein Unwesen hier in der Gegend, doch bisher hat niemand unsere Hilfegesuche erhört. Anfangs waren es nur Geschichten von unheimlichem Heulen im Salzsumpf, bis irgendwann erste Schafe in der Gegend gerissen wurden. Auch da dachten wir zunächst nur an normale Wölfe, doch als wir schließlich die Überreste einer Kuh fanden, war klar, dass kein Wolf eine solche Größe besitzen konnte, um solche Bissspuren hinterlassen zu haben.
Und dann fing es an, Menschen anzugreifen. Einzelne Reisende, zum Glück niemand hier aus der Siedlung, denn alle wurden vorsichtiger und niemand traute sich mehr nachts alleine nach draußen. Mindestens zwei Opfer gab es, von denen ich weiß, und seitdem meiden alle, die noch richtig im Kopf sind, den Sumpf als solches, und den weiteren Umkreis bei Nacht. Denn bisher wurde das Biest nur nachts gehört, und gesehen hat es außer seinen Opfern noch niemand, von dem ich wüsste.
Seit drei Wochen allerdings schien es verschwunden zu sein - kein nächtliches Heulen mehr, auch wenn niemand so wahnsinnig war, nachzusehen. Aber letzte Nacht, da war es wieder da, das Heulen. Das Blut ist in meinen Adern gefroren, als ich es gehört habe. Die Straße wird kaum noch bereist, weil sich herumgesprochen hat, dass hier ein Schrecken haust, und wir haben kaum noch Besucher. Geht das so weiter, werden wir das Gasthaus aufgeben müssen, und in die Stadt gehen, um uns ein neues Leben aufzubauen - oder am besten gleich ins Ausland. Die Bauern teilen das gleiche Schicksal; viele haben einen Großteil ihrer Tiere verloren. Nachts auf der Weide lassen kann man sie nicht mehr, und direkt an unserem Weiler gibt es zu wenig Weideland."
Die beiden Besucher merkten der Frau an, dass sie froh war, sich ihre Sorgen endlich einmal von der Seele zu reden. Vor allem sahen sie die Hoffnung in ihren Augen, dass Erich und Friedrich womöglich dafür sorgen könnten, ihre schlimmsten Befürchtungen doch nicht wahr werden zu lassen.
"Wenn Ihr es schafft, den Schrecken zu besiegen, sollt Ihr bis an Euer Lebensende freie Kost und ein Lager in meinem Gasthaus haben. Mehr kann ich Euch leider nicht anbieten, aber Ihr könntet Euch der ewigen Dankbarkeit aller Dorfbewohner sicher sein!"