Als der frostige Strahl vor dem Muttertier auf dem Boden einschlug, quiekte es vor Schreck auf und machte einen Satz nach hinten. Auch die Jungtiere schreckten verunsichert zurück, da ihre Mutter sich so plötzlich bewegte. Die Schweine hatten die Anwesenheit der Neuankömmlinge zuvor ignoriert, obwohl sie sie sicherlich auf der anderen Seite des Wassergrabens bemerkt haben mochten - doch nun sah die Sache anders aus. Sobald sich die überrumpelte Mutter von der Überraschung erholt hatte, trampelte sie entschlossen und schnell einige Schritte zum Rand des Grabens voran, über den sie sich erst einmal nicht zu wagen schien, um einen Ansturm anzutäuschen, und schnaubte der Gruppe von dort aus drohend entgegen. Ihre Selbstsicherheit schwand jedoch schnell, als die Ansammlung sich vor ihr aufbaute und Lärm und Musik machte. So trat sie kurzerhand den Rückzug an und flüchtete im Trab, gefolgt von ihren zwei Sprösslingen, nach Süden.
„Puh!“, entfuhr es Wolf,
„ich glaube, der Graben hat uns vor Schlimmerem bewahrt.“ Doch auch wenn er erleichtert war, blickte er dem fortlaufendem Braten etwas sehnsüchtig hinterher. Dann sprang er in den trockenen Wassergraben und kletterte auf der anderen Seite wieder hinaus, um auf Tromtom zuzulaufen.
Der Gnom mit der schrillen Haarfarbe (was für Gnome dank ihrem Fey-Blut nicht unüblich war), brauchte allerdings keine Hilfe, um von seinem Apfelbaum herunterzukommen. Noch bevor irgendjemand in seiner Nähe angelangt, war er auch schon auf einen niedrigen Ast gestiegen und leichtfüßig heruntergesprungen.
„Danke!“, rief er seinen Rettern entgegen, für die er sich aber gerade weniger interessierte als für die Überbleibsel seines Erdbeerfelds. Verzweifelt watete er in entwurzelten und zertrampelten Pflanzen und versuchte, unter ihnen noch unbeschädigte ausfindig zu machen. Er wirkte den Tränen nahe. Es war offensichtlich, dass die Schweine eine gute Weile gewütet und Zeit gehabt hatten, den Acker ordentlich umzuwühlen. Doch auch wenn der kleine Gnom von Trauer um seine Erdbeeren erfüllt war, trat schon nach wenigen Sekunden Zorn in seine Mimik und er musste die Fäuste ballen.
„Wenn ich diese beiden verdammten Lindells in die Finger kriege, dann gibt's zwei Sätze heiße Ohren, das sag ich euch!“, schimpfte Tromtom vor sich hin, während er schon erste unrettbare Pflanzenüberreste aussortierte und an die Seite auf einen Haufen warf.
„Die sind hier schon vor einer ganzen Weile entlanggekommen und haben mich aus der Ferne ausgelacht, als ich mich gerade noch auf den Baum retten konnte. Und meint ihr, es hätte sie gekümmert, was aus mir oder meinen Erdbeeren wird? Nichts, aber auch gar nichts haben sie getan! Haben ihren Karren einfach weiter in die Stadt gezogen und noch nichtmal jemandem Bescheid gesagt, was?“ Wolf, der nun etwas unschlüssig danebenstand und wachsam die Gegend im Auge behielt, schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.
„Sieht nicht so aus. Die Lindell-Brüder haben uns nicht hierhergeführt. Ich glaube, ich habe sie im Augenwinkel auf der Hauptstraße gesehen, als ich vorhin mit Herrn Abber und Merlo zum Zirkus aufgebrochen bin.“ „Pah!“, schnaubte Tromtom verärgert.
Wolf versuchte, den Gnom noch etwas Nützliches zu entlocken:
„Wo sind die Schweine eigentlich hergekommen?“ „Ich denke, von dort vorn“, antwortete Tromtom und wies nach Süden.
„Dort habe ich gestern eine große Lücke im Zaun gefunden. Wirkt so als hätte sich dort wer dran zu schaffen gemacht und die Pfähle ausgegraben. Da haben sich wohl ein paar Bengel einen schlechten Scherz erlaubt. Wenn die Lindells nicht schon zu alt für so einen Unsinn wären, würd ich ja glatt sagen, dass die dahinterstecken! Ich bin noch nicht dazu gekommen, das zu reparieren. Aber wie hätte ich auch ahnen können, dass das so schnell nötig sein würde?“ Wolf blickte fragend zur Gruppe. Was die Zirkusmitglieder wohl von der Sache hielten?