Während ihre zwei Brüder einige Kilometer entfernt durch die Dunkelheit irrten, hatten Yzwaz, Scarlett und Meladro ihr Ziel klar vor Augen. Dunkelheit legte sich mehr und mehr über die leicht hüglige Ebene und in einer Erdkuhle hielten die drei an, um ihre Pferde - und auch den Gnom - zurückzulassen. Dieser würde auf die Tiere aufpassen, in der Hoffnung, dass Scarlett und Melandro mehr entdeckten. Die beiden begaben sich also vorsichtig in Richtung des Rauches, der jetzt am schwarzen Himmel nicht mehr wirklich zu sehen war, aber glücklicherweise gab es dort wo es Feuer gab, auch Licht und das konnte selbst Scarlett sehen, auch wenn sie im Dunkeln Mühe hatte etwas zu entdecken. Aber die beiden sahen doch, dass der Rauch aus einem Kamin aufstieg, denn auf einem kleinen Hügel konnten sie schemenhaft die Umrisse eines größeren Gebäudes, vermutlich eines Gehöftes entdecken.
Um Gewissheit zu erlangen, sandte Scarlett ihre Eule aus, die mit schnellen Flügelschlägen näher heranglitt und mit ihren Augen sah Scarlett, was sie dort vor sich hatten. Tatsächlich waren es drei Gebäude, ein Hauptgebäude, ein kleine Nebengebäude, das kaum mehr war als eine Hütte aber auch steinerne Mauern hatte und eine hölzerne Scheune. Wie in diesen Breiten nicht unüblich waren die einzelnen Gebäude zusätzlich durch eine hölzerne Palisade verbunden, sodass zwischen ihnen ein gesichterter Innenhof entstand, in dem es sogar einen eigenen Brunnen gab. Aus dem Schornstein des Hauptgebäudes im Norden stieg der Rauch auf und aus einigen Fenstern fiel ein schwacher Lichtschein in den Innenhof, der durch einen niedrigen Zaun in einen nördlichen und einen südlichen Bereiche getrennt wurde.
Die Scheune hatte zwei Türen, eine die nach draußen führte und ein in den nördlichen Innenhof, wo sich auch der kleinere der zwei Steinbauten befand. Dieser besaß ebenfalls einen kleinen Schornstein, aber es brannte in diesem Kamin wohl gerade kein Feuer. Das Hauptgebäude hatte ebenfalls eine Tür auf jeden der beiden Innenhöfe und außerdem auch einen Eingang von draußen. Im südlichen Innenhof gab es eine große Veranda, auf der eine Laterne brannte. Im Schatten dieses Lichts saß im Halbschlaf ein junger Mann auf einem hölzernen Stuhl, dessen Aufgabe es wohl war, den Eingang zu bewachen. Dieser Pflicht kam er aber mehr schlecht als recht nach, denn ihm wäre wohl kaum jemand aufgefallen außerhalb der Palisaden, die so oder so nur schwer zu überblicken waren von der Veranda aus. Aber immerhin stand neben seinem Stuhl eine einfache Axt an die Wand gelehnt, die er also, so nötig, griffbereit hatte.
Doch dies war nicht der einzige Wächter dieses wehrhaften Gehöftes, denn auf dem nur schwach geneigten Dach der Scheune saß ein zweiter Mann, gelkeidet in dunkels braun, sodass er dem Blick von Scarletts Vertrautem beinahe entgangen wäre. Dieser Mann hatte krauses dunkles Haar und trug einen Bart, was ihn wirklich als Wächter auszeichnete waren jedoch der Köcher, der um seine Schultern geschlungen war und der Bogen, den er in der Hand hielt. Als Bubo über das Gehöft flog, blickte er auf und sah zu dem Tier, machte sich aber offenbar nichts daraus, denn seine Pfeile blieben im Köcher und die Sehne des Bogens ungespannt.
Dennoch vorsichtig geworden landete Bubo für einen Augenblick auf dem Fensterbrett des kleinen Steinbaus und spähte durch die Scheibe. Auf der anderen Seite befand sich eine einfach ausgestattete Küche, in der auch mehrere Kisten, Fässer und Regale standen, die aller Arten von Essen bereit hielten. In einer der Ecke wartete ein Kamin und eine Kochstelle, in der noch schwach de Kohle eines Kochfeuers glomm. Einige Stunden zuvor war hier gewiss noch Essen zubereitet worden, auch wenn die Küche jetzt verlassen war.
In der Scheune hingegen gab es mehr zu sehen, denn anders als man bei einem Gehöfft erwartet hätte, gab es hier keine Tiere und auch keine Futtervorräte. Stattdessen konnte Scarlett durch die Augen ihrer Vertrauten drei Wagen sehen und zahlreiche Kisten, die verteilt in der Scheune standen.